K Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, len 0 Ladenburg. hi No. 60. ſrtult, — nülhg 5 Unſere Marine. 5 a An den Reichstag werden in ſeiner nächſten Seſſion Marineforderungen in nicht ganz un⸗ * beträchtlicher Höhe gelangen, zu deren Aus⸗ pin führung von Miquel einen vollſtändigen Finanz⸗ plan vorbereitet haben ſoll. Darnach ſteht für die Gegenwart und die nächſte Zukunft auf der öffentlichen Tagesordnung Deutſchlands in vor⸗ derſter Cinie die Marinefrage. Sie wurde ſchon im Keichstage discutirt, Miniſter ſind darüber geſtürzt und zwiſchen Parlaments- majorität und Regierung hat ſich ein Gegen⸗ ſatz aufgethan, der um ein Haar einen con⸗ flictartigen Charakter annehmen konnte. Aber — I i bei alledem iſt die Frage an ſich ungeklärt U geblieben und für die übergroße Mehrheit der ulbes Bevölkerung ſo dunkel wie zuvor. Es wird . wahrſcheinlich unwiderſprochen und ganz gewiß en unwiederlegt bleiben, wenn wir behaupten, daß, 5 abgeſehen von den Sachverſtändigen, ſowie bem itt an Sahl geringen Bruchtheile der Nation, der an den Küſten wohnt, unter zehntauſend 6. Deutſchen durchſchnittlich höchſtens einer aus⸗ — reichend über den Zuſtand und die Bedürfniſſe 1 unſerer Flotte und Alles, was damit zuſammen⸗ at hängt, unterrichtet iſt. Seit den Reichstags⸗ L 1 verhandlungen iſt nun in Deutſchland manches ern dn geſchehen, um die Bevölkerung über dieſe wichtige Frage aufzuklären. Zum mindeſten erkennt Mat man jetzt die Nothwendigkeit, die deutſche 5 Marine, ſoweit unſere materiellen Kräfte reichen, 1 zu pflegen und ſie ebenſo wenig wie das Land⸗ uke heer zu vernachläſſigen. Aber nach wie vor iſt den allermeiſten ein dunkles Käthſel, daß trotz des Aufwandes von Hunderten von Millionen unſere maritime Schutz- und Wehr⸗ kraft hinter derjenigen anderer Staaten dermaßen unverhältnißmäßig zurückgeblieben ſein ſoll, daß fag Mut — 10 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 reis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. N adenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. eee —Z— Mittwoch, den 28. Juli 1897 der annähernde Ausgleich nur durch Bewillig⸗ ung einer Viertelmilliarde zu Wege gebracht werden könne. Jede ehrliche zuverläſſige Auf⸗ klärung über dieſen letzteren Punkt muß ſonach mit Dank entgegengenommen werden. Wir glauben daß uns eine ſolche in ausgedehntem Maße und in populärer Form durch die eben erſchienene und vom Alldeutſchen Verbande verbreitete Broſchüre von Bruno Weper, Hapitän⸗Lieutenant a. D., über den „Nieder⸗ gang deutſcher und den Aufſchwung fremder Seemacht“ (München, J. Fr. Lehmann's Verlag) gegeben iſt. Wenn hier und da in den Ausführungen auch einige ſcharfe, un⸗ muthige Betrachtungen beſonders gegen den Keichstag eingeſtreut ſind, ſo gehen ſie doch im Ganzen nicht über ein würdiges Maß hinaus und können vor Allem den beſtimmten Daten und ſprechenden Siffern keinen Abbruch thun. Außerdem iſt der Verfaſſer einerſeits fach⸗ männiſch unterrichtet, anderſeits durch ſeine Außerdienſtſtellung unabhängig von der Kegier⸗ ung und der oberſten Marineleitung. Wir dürfen daher unbefangen die erläuternden Mittheilungen und werthvollen Zuſammen⸗ ſtellungen entgegennehmen, welche, mit Hilfe von ſieben graphiſchen Ueberſichten die Stärke⸗ verhältniſſen der verſchiedenen größeren Flotten klar legen und beleuchten, auf welche Weiſe unſere vaterländiſche Seemacht nicht nur im Vergleich mit den fremden Marinen, ſondern ſogar abſolut ſeit einem Jahrzent in ihren Schiffsbeſtänden zurückgegangen iſt. Nach dem gegebenen Ueberblick über die Entwickelung der deutſchen Panzerflotte ſtand dieſelbe 1880 an dritter, 1890 an vierter 1897 an fünfter Stelle; 1890 wird Sie an ſechſter Stelle ſtehen, über⸗ holt ſelbſt von derjenigen Italiens, Rußlands und der Vereinigten Staaten. Dieſes Verhältniß geſtaltet ſich noch ſchlechter, wenn man über⸗ ſchaut, was die Nationen von 1880 bis Mai 1897 an Panzerſchlachtſchiffen und neuzeitigen Kreuzern bauten. Da iſt rückſichtlich der erſteren Deutſchland nicht allein von England und A ſondern auch von Italien und ußland überflügelt und ſteht mit den Ver⸗ einigten Staaten gleich; betreffs der Kreuzer aber rangirt es an achter Stelle, noch hinter Japan und Spanien. Eine Tafel veranſchaulicht die Berechnung der Panzerkreuzer und geſchützten Ureuzer — unter Suziehung deſſen, was vor 1880 vorhanden war — für die Jahre 1880, 85, 90, 95, 97 nebſt den im Bau befindlichen bis 98; demüthig ſchleicht ſich hier die deutſche Curve unter denen aller aufſtrebenden Nationen dahin, ſich nur über die Linie Oeſterreichs erhebend, deſſen Seehandel bekanntlich kaum ein Sechſtel des deutſchen erreicht. Natur⸗ gemäß müßte der der Handelsmarine zu gewährende Schutz ihren Größenverhältniſſen entſprechen; in der Suſammenſtellung der meiſten europäiſchen Handelsflotten übertrifft nur die engliſche unſere deutſche, und zwar um das ſiebenfache. Aber die zweitgrößte in ihrer Leiſtungsfähigkeit iſt doch die deutſche Kauffahr⸗ teiflotte, bedeutend größer als die franzöſiſche, ja größer als die franzöſiſche und ruſſiſche zuſammengenommen. Demgegenüber iſt der Verfall unſerer Kriegsflotte an Schiffsbeſtänden ſeit Mitte der 80er Jahre augenfällig. Heute hat das Keich für den auswärtigen Dienſt nur 2 Fahrzeuge mehr als der Norddeutſche Bund 1869. Ja, 1871 hatte Deutſchland genau ſo viel Schiffe an Kreuzern und Kanonenbooten wie 1897. Wir ſtehen heute zahlenmäßig um 1 Panzerſchiff beſſer als 1875; aber die damaligen Schiffe waren thatſächlich moderne Schlachtſchiffe, während von unſeren heutigen Hilf Dir ſelbſt, ann hilft Dir Gott! E. Eine Erzählung für das Volk von Höcker. J 5 7. ö PNachdruck verboten. en 10 Eine Weile wieder war's ſtill. Nur das c unabläſſige Pochen des Schuſterhammers und der iat regelmäßige Tiktakgang der Scharzwälderuhr unter⸗ 90 Null brachen die tiefe Ruhe in der kleinen, engen, nicht eben freundlichen Wohnung des biederen Meiſters. Aber plötzlich kamen von draußen her raſche, leichte Schritte, eine friſche Knabenſtimme ſang — tapp! tapp! da wurde auch ſchon die Thüre auf⸗ geriſſen und ein allerliebſter Burſche von vielleicht ſieben Jahren, das Mützchen keck auf dem vor⸗ quilleaden Löckchen, mit friſchen roten Backen und ein paar leuchtender Guckaugen, das Schulränzel auf dem Rücken, kam hereingeſtürmt. a „Hurrah, Vaterle, ich hab wieder ein Lob in der Schul gekriegt und der Lehrer hat gemeint ich wär der gſcheiſcht in der ganze Schul', und hät am beſten meine Aufgaben lernen. Hent haben wir eine Aufgab aufgekriegt, die iſt aber arg ſchwer, da mußt mir mithelfen, Vaterle. i Ein jähes Rot huſchte über die Wangen des bleichen Vaters. Zärtliche Liebe leuchtete beim Anblick des blonden Wildfangs in ſeinen Augen auf. Er ließ es willig geſchehen, daß der Knabe auf ihn zueilte, ſich ihm rittlings auf das Knie ſetzte und ſofort mit ſeinem Bart neckiſch zu ſpielen begann. „So, fleißig biſt geweſen in der Schule, das freut mich rechtfchaffen!“ ſagte der Meiſter und die Freude ſtand ihm auch im Geſicht geſchrieben. „Was hat dich denn der Lehrer gefragt, daß Du ein Lob gekriegt haſt?“ „Hoho, die Buben in der Schul ſind alle dumm!“ lachte das Bürſchchen nun. „Die haben all gar nichts gekonnt. Der Lehrer aber auch ſo geſpaßig gefragt.“ 1 „Nun, wie denn? 1 „Ja er hat gefragt, wieviel das wären, wenn man ſechs Birnen hätt' und thät noch ſieben Aepfel dazu bekommen. Wieviel Pflaumen man da hätt' ſo hat er gefragt — und die Buben ſind ſo dumm geweſen und haben geſagt, dann hätten ſie 13 Pflaumen. „So, was haſt denn Du geſagt?“ ſchmunzelte der Vater. „Sechs Birnen und ſieben Aepfel hätt' ich aber keine Pflaume, ſo hab ich geſagt! rief der der Knabe voll Stolz. Da hab ich ein Lob gekriegt und mich um einen hinanf ſetzen dürfen — und jetzt hab ich aber arg Hunger. Gelt, Mutlerle jetzt krieg ich einen Apfel?“ „Ja gelt wenns' eſſen heißt, dann kommſt — aber heut giebts nur trocken Brot, habe kein Geld. Bedank Dich bei deinem Vater dafür, der hat ja das ſchöne Geld übrig, um es andern Leuten nachzuwerfen!“ Bei dieſem ungerechten Vorwurf wurden die Wangen wieder dunkelror. Er erhob ſich und ging zu ſeiner Frau in die Küche. „Karline,“ ſagte er. „So was darfſt Du mir nicht zu leid thun, was ſollen denn die Kinder davon denken — gelt, Konrädle, Du weißt, daß es Mutter und Vater gut mit Dir meinen?“ „Du biſt lieb, Vaterle!“ ſagte der Knabe raſch und faßte zutraulich die Hand des Vaters und als deſſen Blick ihn traf, ſetzte er hinzu: „Und Mutter auch.“ „So iſt's ſchön und wart noch ich will Dir ein wenig Salz auf's Brot ſtreuen. Weißt doch, wie es im Sprichwort heißt: Salz und Brot macht die Wangen rot — ſo nun geh ſchön zu Deiner Schweſter!“ Er machte die Thür hinter dem Knaben zu und wendete ſich bittend an ſeine Frau. „Mach doch kein ſo ſchlimmes Geſicht, Karline,“ ſagte er ſanft. Weißt noch wie wir uns gehei⸗ rathet haben, iſt ja ſeitdem freilich der ſiebenjährige Krieg zwiſchen uns zu Ende gegangen, haha, — nun ja, da haben wirs uns gelobt, wir wollten zuſammenhalten, recht ſparſam ſein — und nun ich's bin, nun ſollſt Du's mir nicht ſchwer machen. Dank doch dem lieben Gott, daß er mich wieder