thüring. Infantarieregiments Nr. 71 zu Erfurt. HKonſt antinopel, 22. Juli. Ein Irade, das die Regelegung der türkiſch⸗griechiſchen Grenzfrage ſanktionirt, iſt geſtern erſchienen. Verſchiedenes. — Mannheim, 21. Juli. Die Rhein⸗ iſche Hypothekenbank hat anläßlich des Hagel⸗ unglücks der Stadt Eppingen und den umliegenden Ortſchaften das ſchöne Anerbieten gemacht, ihnen einen unverzinslichen Credit von 100,000 Mk. auf 2 Jahre zu gewähren. Es gibt nämlich mittelvermögende Landwirthe, welche trotz der gegenwärtigen Nothlage eine ſchenkweiſe Unterſtütz⸗ ung an Geld ablehnen. Solche begrüßen freudig ein Anerbieten, wie es die Rhein. Hypothekenbank in freigebiger Weiſe geſtellt hat. Außerdem wird, ungeachtet der freiwilligen Spenden im ganzen Lande der große Schaden im Bezirke nur zu einem Bruchtheil gedeckt werden können und der Credit wird auch noch in anderer Weiſe in Anſpruch genommen werden müſſen. — Karlruhe, 20. Juli. Die Einnah⸗ men der badiſchen Staatsbahnen betrugen im abgelaufen Monat im ganzen 5,17 Millionen, davon im Perſonenverkehr 1,9 Millionen; dieſer Theil der Einnahmeerſcheint um deswillen beſonders hoch, weil er die Ziffern aus dem Pfingſtverkehr in ſich ſchließt, der 1896 in den Mai fiel. Die Geſammteinnahme im erſten Halbjahr beträgt 27,9 Millionen d. h. gegen die proviſoriſche Einnahme des Vorjahres mehr 1,9 Millionen und gegen die definitive Einnahme mehr 1,5 Millionnen. Das Bruttovermögen der ſämmtlichen Gemeinden des Landes betrug nach dem Jahresbericht des Miniſteriums des Innern für die Jahre 1889 bis 1896 am 1. Januar 1895 411,6 Millionen gegen 374,3 Millionnen im Jahre 1887, alſo mehr 37,3 Millionen Mark. Dem gegenüber ſteht eine Schuldenlaſt ſämmtlicher Gemeinden des Landes von 95,9 Millionen gegen 64,3 Milli⸗ onen im Jahre 1887, d. h. mehr 31,5 Millionen Mark. Das Reinvermögen ſämmtlicher Gemeinden des Landes bezifferte ſich am 1. Januar 1894 (für ſpäter beſteht noch keine Feſtſtellung) auf 315, 7 Millionen. was gegen 1887 eine Zunahme von 5,7 Millionen Mark bedeutet. — Rohrbach (A. Heidelberg), 21. Juli. Schon wieder hat die unvorſichtige Verwendung von Petroleum beim Feuermachen ein ſchweres Unglück herbeigeführt. Die Ehefrau des Kiefers Friedrich Bälz hier wollte geſtern Mittag dem ihr zu langſam brennenden Feuer mit Petroleum nachhelfen; allein die Petroleumflaſche explodierte, und ſofort ſtand ihre ganze Kleidung in hellen Flammen, ſo daß die arme Frau lebensgefährliche Brandwunden davontrug. Der raſch herbeige⸗ eilte Ehemann erſtickte das Feuer dadurch, daß er die Frau mit mehreren Bettſtücken bedeckte. Nach der erſten ärztlichen Hilfeleiſtung wurde das bedauernswerthe Opfer eigener Unvorſichtigkeit in das akademiſche Krankenhaus nach Heidelberg verbracht wo unter entſetzlichen Schmerzen der Tod eingetreten iſt. — Sinsheim, 21. Juli. Geſtern Nach⸗ mittag zwiſchen 5 und 6 Uhr entlud ſich über unſerer Stadt ein Gewitter, begleitet von hefti⸗ gem Sturm und wolkenbruchartigen Regen, welcher in förmlichen Bächen durch die Straßen fluthete, zugleich aber auch den längſt nach Waſſer lechzenden Fluren die gewünſchte Labung brachte. Die Feldgewächſe wurden von der Gewalt des ſturmgepeitſchten Regens zu Boden gelegt und in der Gemarkung eine Anzahl Obſtbäume abgebrochen oder entwurzelt. Diezum Glück nur ſpär⸗ lich gefallenen Schloßen haben wohl kaum Schaden angerichtet. Dagegen in Waldangelloch die Tabak⸗ felder durch Hagelſchlag total verwüſtet und auch die übrigen Beſtände in Feldern und Gärten mehr oder minder ſchwer beſchädigt worden ſein. — Freiburg i. B. Gleichzeitig mit dem vom 12.—15. September dahier ſtattfindenden Weinbaucongreß der deutſchen Weinbauer findet in der Kunſt⸗ und Feſthalle und den dazu gehörigen Anlagen eine umfangreiche Ausſtellung ſtatt, welche in zwei Hauptabtheilungen zerfällt. Die eine Abtheilung umfaßt badiſche Weine, deutſche Schaumweine und gebrannte Waſſer, die andere ſoll alle Geräthe und Bedarfsgegenſtände für Weinbau, Weinbehandlung und Kellerwirthſchaft enthalten. Die Anmeldungen ſind bis ſpäteſtens 5. Auguſt an den Vorſitzenden der Ausſtellungs⸗ commiſſion, Herrn Stadtrath Guſtav Hügeln in Freiburg, einzureichen, von welchem auch die Ausſtellungsbedingungen und Anmeldungen zu beziehen ſind. Der außerordentlich zahlreiche Beſuch, deſſen ſich die Congreſſe des deutſchen Weinbauvereins in den letzten Jahren ausnahms⸗ los zu erfreuen hatten, läßt auch auf einen ſtarken Beſuch des diesjährigen Congreſſes und der damit verbundenen Ausſtellung in der ſchönen Breisgau⸗ Stadt ſchließen. Es werden daher jetzt ſchon 7 alle Intereſſenten auf dieſe Veranſtaltungen auf, merkſam gemacht und dieſelben zu zahlreicher Be⸗ theiligung und Beſuch eingeladen. — Donaueſchingen, 20. Juli. Ge⸗ meinderechner Fritſche von Allmendshofen, Vater von 5 Kindern, wurde heute Nachmittag wäh⸗ rend eines Gewitters durch einen Blitzſtrahl ge⸗ tödted. — Köln, 21. Juli. Heute Vormittag wurde in der Nähe des Bonner Thores ein Liebespaar, der Mann mit durchſchoſſenem Schädel und das Mädchen durch eine Schußwunde tödtlich verletzt aufgefunden. Das Mädchen wurde alsbald ins Hoſpital gebracht. Der Mann ſoll angeblich die Braut zu tödten verſucht und dann ſich ſelbſt getödet haben. Etwa eine halbe Stunde von dem Thatort entfernt wurde eine weitere Leiche eines Mannes mit mehreren Schußwunden aufgefunden. Ob der Tod dieſes Mannes gleichfalls mit der beabſichtigten Ermordung des Mädchens zuſammen⸗ hängt, muß, ſo meldet die Fkf. Ztg.“, die ſofort behördlicherſeits angeordnete Unterſuchung ergeben, — Chreiſtiania, 22. Juli. Aus Stavanger wird von geſtern Mittag telegrapziert, bei, Soevde wurde heute eine Brieftaube gefangen die einen ſilbernen Ring am Fuß und folgenden Vermerk auf dem Flügel trug: „Nordpol 142, W. 47/20 Zürich, 22 Juli. Ein Hagel wetter hat nach den bisherigen Schätzungen in der Oſt⸗ ſchweiz einen Schaden von mehreren Millionen verurſacht. Im Züricher See ſank laut „Frk. Ztg.“ ein Laſtſchiff mit Beſatzung. Auch wurde in Goſſau, Kanton St. Gallen ein Fuhrmann mit ſeinen Pferden erſchlagen, der unter einer vom Turm zuſammengebrochene Scheune Schutz geſucht hatte. — Zürich, 22. Juli. Das Hagel wetter he⸗ gann hinter Horgen das aber nur wenig betroffen wurde. und zog ſich über Wädenswyl bis Burg⸗ halden hin. Beſonders ſchwer hat Au gelitten. Gras und Feldfrüchte ſind ge walzt, Weinſtöcke und Obſtbäume vollſtändig zerſchlagen. An der Bahnlinie ſieht man zahlreiche entwurzelte Bäume. In Au ſind auf der Wetterſeite des Stations⸗ gebäudes alle Fenſter und die Bahnuhr zertrümmert. Bei Horgen fuhr ein Schnellzug gegen einen quer über den Schienen liegenden Birnbaum. 20 e 7 * „ Zügen noch die Spuren kaum überſtandener Krank⸗ heit zu erblicken waren. „War eine harte Zeit gebe es ja zu. Wenn man ſo Wochen hindurch ſtill liegt, kann nichts ſchaffen, geht nichts ein — aber der liebe Gott lebt noch. Kaum habe ich wieder kraxeln können da kam auch ſchon der Auftrag mit den drei paar Stiefeln — nun, das waren acht Thaler Reinverdienſt. Vier Thaler gab ich Dir in die Wirtſchaft und vier dem Agenten für die letzten vier Wochen, wo ich keinen Beitrag habe Zahlen können — und nun denke ich, wird der liebe Gott ſchon weiter helfen. Gelt mein Puſſelchen?“ Dabei neigte er ſich zu dem zierlichen, inzwiſchen 6 Jahre alt gewordenen Mädchen, das auf niedri⸗ gem Schemel neben dem Vater ſaß und mit den kleinen Händen ſchon wacker an einem gewaltigen Strickſtrumpf herumhandierte. „Die wirds ihrem Vater auch einmal danken.“ ſetzte er hinzu und ein freundliches Lächeln erhellte ſeine bleichen Züge. „Gottlob, die Prämien ſind wieder bezahlt. Iſt doch eine wahre Wohlthat, wenn man ſich den Rücken gedeckt weiß, Mutter!“ Aber ſeine Frau ſchüttelte heftig den Kopf und der kampfesmuthige Ausdruck in ihren Zügen verſtärkte ſich noch. „Nichts kann man leiſten, nichts bieten!“ keiſte ſie. Da wird jeder Pfennig umgedreht und immer heißt's „Frau, wir müſſen ſparen, denn am Sonnabend muß wieder der Thaler für die Volks⸗Verſicherung bereit liegen. Volle ſechs Jahre geht das nun ſchon. Meine Schweſter kann ſich putzen, für die hat Wilhelm immer 'nen Thaler übrig.“ „Wie ich Mienchen kenne, macht Sie ſich gar nichts daraus,“ wendete der gelaſſen weiter arbei⸗ tende Mann ein. „Frag aber den Schwager ein⸗ mal, was er für ſeine Familie urückgelegt hat da ſiehts anders aus.“ „Ach was die paar Groſchen, die Dir deine Verſicherung bringt, kann er alle Tage noch ver⸗ dienen!“ ſagte die Frau ſchnippiſch. „Iſt ja ein Unſinn — da ſoll man ſparen und ſparen. Du lieber Gott, das ſoll nun noch 24 Jahre ſo weiter gehen und dann kriegt man mit Ach und Krach ein paar hundert Mark heraus —“ „Beinahe 1800 % für Dich und für mich von unſern beiden Kindern gaaz zu geſchweigen!“ fiel Meiſter Waldow ein. Läßt's uns Gott er⸗ leben, ſo wird es uns auf unſere alten Tage noch einmal wohl thun.“ „Schnickſchack!“ ſagte die Frau nur noch un⸗ gebärdiger. Als ob unſereiner Ausſicht hätte, ſo alt zu werden! Da thut einem ſchon lang kein Zahn mehr weh — Schwager Wilhelm hat ganz Recht. Was man genoſſen hat, das nimmt einem Keiner mehr — ſo aber! Es iſt ein Kreuz; keinen Genuß kann man ſich gönnen! Gehen die andern Sonntags ſpacieren, dann —“ „Aber Karline ſei doch nicht ſo ungerecht gehen wir nicht etwa auch ſpacieren? Jeden Sonntag Nachmittag, wenn der liebe Gott uns gutes Wetter ſchickt.“ „Das iſt was Rechtes!“ höhnte die aufgebrachte weinende Frau. „In den Wald oder aufs Feld. Aber die andern, die machen luſtige Partien und amüſieren ſich. Aber wir haben natürlich kein Geld. Da heißt's immer ſparen und ſparen — o über die bertragte Verſicherung! Ich könnte dem Agenten die Augen auskratzen wenn er immer mit ſeinem freundlichen Geſicht kommt und den Thaler einſtreicht.“ „Mutter Du wirſt ſchon einmal anders da⸗ rüber denken! beſchwichtigte Meiſter Konrad, ohne ſich in ſeinem wackeren Arbeiten ſtören zu laſſen. „Wir ſi al kleine Leute. Wäre mir auch 7 lieber geweſen mein guter Vater hätte mir nn recht ordentlichen Geldſack hinterlaſſen können. Es geht nun aber mal nicht, was will man da machen? Die Kinder ſollen doch was lernen und man will doch was haben, wenn mann erſt alt wird. Darum heißt's ſparen und das thun wir ja!“ Er wendete ſich zu der eifrig ſtrickenden Kleinen, welche an derartige eheliche Auseinander⸗ ſetzungen ſchon gewohnt ſein mußte, da Sie kaum hinhörte. . 5 „Was, Gretel, iſt's nicht ſchön, wenn wir Sonntags ſpacie ren gehen? fragte er. „Gehſt nicht gern mit dem Vater?“ „Ach ja!“ jauchzte da die Kleine, ließ den Form Strickſtrumpf fallen und hängte ſich mit den aus⸗ An gebreiteten Armen an den Hals des Meiſters, daß 5 D dieſer nothgedrungen feiern mußte. „Iſt immer ſo ſchön im Wald. Weißt, Vaterle, wenn wir die ſchönen Blumen ſuchen — vorigen Sonntag erſt die ſchönen Steinpilze. Die haben aber arg gut geſchmeckt, als Mutter Supp davon gekocht hal.“ ö Gerührt lachte der bleiche Mann und küßte un 9e ſein Kind, das augenſcheinlich mit ganz beſonderer 1 mt Liebe an ihm hing. Wu br alt „Siehſt Frauchen,“ wendete er ſich mit gu mütigem Vorwurfan ſeine Lebensgefährtin. Braucht nicht immer gleich ins Wirtshaus gegangen zu ſein die Kinder haben doch Freud an einem ſolchen Spaciergang in Gottes freier Natur.“ Aber Frau Karline brummte nur etwas Unverſtändliches vor ſich hin. Sie begab ſich durch die offenſtehende Thür nach der Küche zurück. Bork ſtand Wäſche in einem Bottich eingeweicht und als nun die erzürnte Frau mit beiden Armen zugleich hineintauchte, da ſprühte bald der Seifenſchaum hoch anf. i 5