Elemente teils ſchon verzehrt, teils erſt erfaßt und trotz des energiſchen Eingreifens der aus 10 Gemeinden herbeigeeilten Feuerwehren hätte dem⸗ ſelben immer noch kein Halt geboten werden können, wenn nicht der Wind ſich gelegt hätte. Viele Familien konnten nur noch das Notwendigſte retten und mit ſtummer Trauer die einen, mit herzzerreißendem Jammer die andern, ſahen ſie in lodernden Flammen aufgehen, was ſie wenige Minuten vorher noch mit Stolz ihr eigen nennen konnten. Brandſtiftung wird vermutet. — Gemmingen, 17. Juli. Durch den letzten Hagelſchaden iſt unſer Ort beſonders ſchwer betroffen worden. Gemmingen machte am Tage nach der Kataſtrophe den Eindruck eines vom Feinde beſchoſſenen Dorfes. Fußhoch waren die Straßen mit Dachziegel⸗ und Fenſterſcherben beſäet. In der Kirche allein ſind auf der Weſt⸗ und Nordſeite über 1000 Scheiben zertrümmert; die Spitze des Blitzableiters wurde vom Blitze geſchmolzen und vom Sturm ſammt der Wetter⸗ fahne nach Oſten gebogen. An mehreren Stellen iſt der Blitzableiter zertrümmert. Am Thurm wurden auf der Wetterſeite die Schallladen erfaßt und auf der andern Seite ins Freie geſchleudert, die dem Wetter abgewendete Seite zeigt nur noch wenige Schifferplatten. Die Uhrzeiger der Turm⸗ uhr zeigten am andern Tag noch die Unglücks⸗ ſtunde. Auch das Schulhaus giebt traurige Kunde: „In den öden Fenſterhöhlen wohnt das Grauen, und des Himmels Wolken ſchauen hoch hinein.“ Der mächtigſte Baum im Schloßhofe wurde ent⸗ wurzelt und ſchlug im Fallen das Thor ſammt dem Poſten und noch einen Theil der Mauer in Stücke. Das Getreide, der Tabak und die Reben ſind vollſtändig vernichtet, das Dorf iſt alſo für dieſes Jahr ſeiner ſämmtlich Einnahme⸗ quellen theilweiſe auf lange Jahre hinans entblößt. Am deutlichſten erſieht man die Zerſtörung auf der Höhe, am Weg nach Hauſen. Die größten Bäume der Gemarkung liegen da entwurzelt oder wie mit Leichtigkeit abgeknickt oder abgedreht, einer am andern quer über die Straße; nur wenige Fremplare haben jene Nacht überdauert. Man ſchätzt den Schaden hier auf bereits eine Million Mk. Von der Dampfziegelei wurde ein vollſtändiges Dach etwa 60 Mtr. weit in's Feld geſetzt. Großen Schaden hat auch der nachfolgende Regen an den, der Ziegel beraubten Gebäuden angerichtet, ſo daß in vielen Häuſern die Decken eingeſtürzt ſind. Nicht nur die weniger Bemittelten fühlen die große Noth, indem ſie auf ein ganzes Jahr nichts zu eſſen haben, u. dazu noch Pachtgeld Steuern u. dgl. mehr zahlen ſollen, ſondern auch die größten Bauern u. Pächter, welche theilweiſe einen Schaden von 20 u. 30 Tauſend M. u. noch mehr zu verzeichnen haben. Es ſind ſchon reiche Gaben an Naturalien u. Geld zur Verteilung an die Schwerbetroffenen eingetroffen; doch es ge⸗ nügt noch lange nicht, um nur die größte Noth ein wenig zu lindern. Es ſind daher weitere Gaben von Menſchenfreunden, welche ein Verſtändniß für den harten Schlag haben, ein dringendes Bedürfniß, da der Mangel ſich von Woche zu Woche ſteigern wird. — Geinsheim, 19. Juli. Geſtern Mittag wurden wir von einem furchtbaren Hagel⸗ wetter heimgeſucht. Die Schloßen fielen ſo dicht und in einer Größe, wie ſich die älteſten Leute nicht erinnern können. Die Fluren ſind total vernichtet. Der Tabak, welcher prachtvoll ſtand, iſt zerſchlagen, die Körnerfrucht, welche in den nächſten 14 Tageu alle eingeheimſt geweſen wäre, liegt wie gedroſchen am Boden. Man kann ſich einen Begriff von der Maſſe der Hagelkörner, oder beſſer geſagt Eisſtücke, machen, wenn man heute früh die öden Felder beſichtigt und in den Furchen und Gräben noch maſſenhaft und dicht liegend ſolche vorſindet. Das Unwetter dauerte eine viertel Stunde. — Paris, 19. Juli. Geſtern Nachmittag entſtand in dem von Kindermädchen und Kindern gefüllten Luxemburgpark eine furchtbare Panik, als ein promenirender Mann vor einer Gruppe ſtehen blieb und auf ein Kind drei Revolver⸗ ſchüſſe abgab. Die anweſenden Mütter und Kindermädchen ergriffen mit den Kindern entſetzt die Flucht. Der Mann, der offenbar irrſinnig war, rief, den Revolver ſchwingend: „Tod dem Sultan!“ Er wurde verhaftet. Er hieß Petro⸗ witſch Tamazaff und iſt ein Armenier. In ſeiner Taſche fand man lt. „Kl. J.“ ein Mani⸗ feſt für Griechenland. — Prag, 18. Juli. Heute Nachmittag iſt infolge falſcher Weichenſtellung bei Franzens⸗ bad der von Tirſchnitz kommende Zug der Buſch⸗ terader Bahn auf einen von Aſch nach Eger fahrenden Zug der bayeriſchen Staatsbahn auf⸗ gefahren. Sieben Perſonen ſind leicht verletzt. Zwei Lokomotiven und zwei Wagen ſind beſchädigt. — Stockholm, 17. Juli. (Andree's Ballonfahrt zum Nordpol.) Das „Afton Blad“ erhält von ſeinem Korreſpondenten aus Tromſoe 5 folgende Depeſche: Da die Windrichtung am Sonntag früh günſtig war ſo wurde der Beſchluß zur ſchleunigen Abfahrt gefaßt. Die Vorbereit⸗ ungen dauerten 3 ¼ Stunden; der Ballon wurde „Adler“ genannt. Der Aufſtieg erfolgte unter nicht endenwollenden Hurrahrufen und Glück wünſchen. Trotz des ſchwachen Windes ſtieg der Ballon ſchnell 200 Meter hoch, wurde aber wieder bis in die Nähe des Meeres herabgedrückt. Nach Auswerfen von Sand hob er ſich wieder und fuhr bei mittlerem Wind in nördlicher Richtung ab. Das Wetter iſt hell. Der „Adler“ war über eine Stunde ſichtbar und wurde mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von mindeſtens 35 Kilometer in der Stunde vorwärts getrieben. Die Richtung iſt Nord⸗Nordoſt. Der Abſchied war ergreifend, der Eindruck majeſtätiſch. Nach dem Aufſtieg herrſchte ſüdlicher Wind. Der Dampfer Svenskſund ver⸗ ließ die Inſel am Abend und hatte auf der ganzen Fahrt ſtarken Südweſtwind. — Stockholm, 17. Juli. Nach einer Privatdepeſche aus Tromſö herrſcht laut allen in der letzten Woche eingetroffenen Nachrichten Über Spitzbergen, Norwegen und den Eisregionen Südwind und Südweſtwind. Daraus vermuthen die Eismeerfahrer, daß Andree in der Richtung nach Oſtſibirien treibt. — (Vom Limes.) Man ſchreibt au Holzhauſen, R.⸗B. Wiesbaden: Bei den Grab, ungen am Limeskaſtell „Alteburg“ bei Holzhauſen an der Haide iſt vor einem der Thore ein großer Theil einer prächtigen Inſchrift gefunden worden, Sie beſteht aus vergoldeten Broneebuchſtaben, die in fünf Zeilen auf einer etwa drei Meter langen und 90 Ctm. hohen Kalkſteinplatte mit ſilbernen Stiften angeheftet ſind. So weit der Zuſammenhang ſich bis jetzt erkennen läßt, iſt es eine im Jahre 213 n. Ehr. errichtete Ehren⸗ inſchrift für den Kaiſer Caracalla, geſtiftet nach deſſen Sieg über die Alemannen. Das vorkrefflich erhaltene Kaſtell macht, nachdem die vier Thore faſt vollſtändig freigelegt wurden, bereits einen bedeutenden Eindruck. f — New⸗NYork, 19. Juli. Zahlreiche Bewohner der Pacific⸗Küſte reiſen nach der neu⸗ entdeckten Goldregion im Klondyka⸗Gebiet am oberen Ynkon. Es wurden dort Goldfelder von unermeßlichem Reichthum entdeckt. Geſtern langte in Seattle der Dampfer Portland mit 68 rück⸗ kehrenden Goldgräbern an, die etwa 1,500,000 Dollars in Goldſtaub mitbringen. ten prompt dil Anträge ſofort ausführen, damit⸗ Sie die Polize bald in Ihren Händen haben.“ Das war bald geſchehen, Meiſter Konrad hatte die ihm vorlegenden Fragen wahrheitsgetreu beantwortet und unterſchrieben. „Nun, wie ſteht es mit Ihnen, lieber Neiſter?“ wendete ſich der Agent nun an Wilhelm. Dieſer lachte nur und wehrte ab. „Ich werde mir es überlegen!“ ſagte er. „Da giebt es nichts zu überlegen!“ antwortete Agent eifrig. „Daß Sie verſichern, iſt einfach Ihre Pflicht und Schuldigkeit Ihrer Familie gegenüber. Es kann ſich nur fragen, wie hoch Sie die Verſicherung nehmen können. Da Sie aber Ihr Verhältniß ſicherlich genau kennen, ſo werden Sie überhaupt über dieſen Punkt füglich nicht im Zweifel ſein. „Iſt ja alles Blech!“ hohnlachte Wilhelm. „Ich bin nicht ſo dumm, wie der Konrad. Dem werden die Augen auch ſchon aufgehen. Ich ver⸗ diene mein Geld zu ſauer, als daß ich die Agenten und all die vielen Beamten ſo'ner Verſicherung mit durchfüttern helfen könnte. Die verdienen doch alle an den Verſicherungen. Den Kitt kennen wir. „Verdienen Sie etwas an den Stiefeln, die Sie machen, nichts?“ „Dumme Frage, da lebe ich doch davon. muß ich doch verdienen!“ Da Fortſetzung folgt. 1 „„ Gang durch die verhagelte Flur. Ich ſchritt auf einſam ſtillen Gang Den lieben Fluß, das Thal entlang Das ihr wie einen Gottesgarten, Ein Umſchirmt vom luft gem! Hügelwarten 5 In Laub und Duft und Blüten ſchaut; Wo frommer Fleiß mit tauſend Händen In Flur und Au und Weingeländen Sich Schwabens Paradies gebaut. Doch wehe wie entſchwaud die Pracht In einer wilden Sturmesnacht! 5 Wie ſchau' ich ſtatt der Segensfluren Ringsum des Unheils grauſe Spuren: Zerſtörung, Wut, Verheerung, Fall; Des Schreckens Bild mit jedem Schritte An Baum und Halm, an Haus und Hütte: Vernichtung, Jammer überall! 9 5 Wo iſt des Hügels Rebenkranz, n Der holden Gärten Duft und Glanz, Der Wipfel Pracht, des Laubes Hülle, Der Saaten gold'ne Segensfülle, Der Armen Troſt, der Reichen Stolz? Zum Himmel ſtarren Wüſteneien Und aſtlos dort in langen Reihen Der Bäume Stumpf, zerſplittert Holz! Und heiter aus dem blauen Zelt Beſtrahlt die Sonne rings die Welt. Hat denn der Himmel kein Erbarmen? Mir ſchmolz das Herz, dacht ich der Armen; Die Thrän' umflorte mir den Blick. O Menſchenkind, was willſt du hoffen! Im Himmel ſteht kein Aug' dir offen! Dort waltet blind nur das Geſchick! Du glaubſt, dir ſproſſe Baum und Flur, Dein Wohl ſei Entzweck der Natur; Du ſelbſt der Maßſtab aller Dinge, Der Herr der alle Kräfte zwinge! 5 Ja, wenn auf Erden etwas „dein“ Und pflanze baue allerwegen: 5 Bliud fährt mit wilden Donnerſchläge Das Schickſal jählings dir darein! 7 0 n O Wicht, o Wurm, o Erdenſohn! Natur ſpricht deinem Walten Hohn! Wenn ſie es duldet magſt du ſtehen; Und wenn ſie raſt im Sturm vergehen; Bei deinen Thränen bleibt ſie ſtumm: Heut tritt die Welt in Staub ſie nieder Und weckt zu neuem Glanz ſie wieder Und fragt nicht wem? und nicht warum? — So ſchritt ich auf des Zweifels Spur Beim Gang durch die verheerte Flur Und fühlte finſtern Grams Gedanken Mit kalter Fauſt mein Herz umranken: O Wahn des Glaubens, Wahn des Glücks! Da bot mir Halt, — dem Sinn, dem Fuße, Ein hoher Greis mit ſchlichtem Gruße, Er ſtand im Felde trüben Blicks — Und mähte, wie ich näher trat, Das kahle Stroh geknickter Saat, Und ſprach: — es quollen ihm die Zähren — „Dies taube Stroh ſtatt voller Aehren! „Herr, da verlernt man allen Spott! „Und dennoch ſprechen blinde Thoren; „Von Staub nur iſt der Menſch geboren; „Man ſieht es nun: es iſt kein Gott!“ Mich traf das Wort wie jäher Bligg. Da ſtund ich ſtumm wo blieb mein Wiß Die Senſe ſchwang mit Wucht der Alte; Uad wie ich ſtill von dannen wallte, Hört ich ihn beten dieſes Wort: „Die Erde iſt des Herrn, ihr Frommen, „Er hat's gegeben, er genommen; „Sein Name ſei gelobt hinfort!“ ii jttige umer⸗Tric armall