Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 der Ladenburg. Ange No. 58. Mittwoch, den 21. Juli nd Umgegend. Druck und Verlag von Karl Molitor, 1 7 75 7 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. Politiſches. pes Berlin, 7. Juli. Der Vorſtand des IMer Bundes der Landwirthe, unterzeichnet v. Plötz, hat ſoeben an den Reichskanzler, an die preußi⸗ ſchen Miniſter und an die Staats ſecretäre des Mul. Aug, Innern und des Auswärtigen eine Eingabe elt U gerichtet, worin das ſofortige Einfuhrverbot Sorten e gegen ruſſiſches Brodgetreide zunächſt auf die 1 Dauer von ſechs Monaten verlangt wird. In rtſäctg der Begründung wird ausgeführt, daß Deutſch⸗ land rund 27 Mill. Doppelcentner importirt, h größan ze während es 110 Mill. Doppelcentner ſelber producirt. Wenn der Jahresbedarf per Hopf auf 180 Kilogramm angenommen wird, ſo ergebe ſich, daß bereits 15 Mill. Doppelcentner Koggen und Weizen mehr importirt werden, als zur Ernährung des Volkes nothwendig iet feuert unterbinden. Möglichkeit, für außerordentliche Zuſtände, wie ſie jetzt beſtehen, eine Ausnahmsmaßregel zu ſchaffen. Die Maßregel ſoll ſich ausſchließlich gegen Rußland und ſpäter gegen Amerika richten. Barmen, 16. Juli. Die „Barmer Stg.“ meldet aus Solingen: In ſeiner geſtrigen Rede beim Feſtmahl ſagte der Vicepräſident des königlichen Staatsminiſteriums, Finanz⸗ miniſter v. Miquel, unter anderem, unſer deutſches CTand ſei weder ein reiner Induſtrie⸗ ſtaat noch ein reiner Agrarſtaat. Wenn der Staat gedeihen ſolle, müſſen Induſtrie, Cand⸗ wirthſchaft und der ſolide Handel, der beide verbinden ſolle, da ſein. Dieſe großen Berufs⸗ ſtände ſeien auf einander angewieſen. Die Induſtrie in Deutſchland ſei ſo ſtark, daß der Export und der Wettbewerb nöthig ſeien. Aber auch der innere Abſatz müßte nicht ver⸗ geſſen ſein. Die Staatsverwaltung dürfe nun unmöglich einſeitige Intereſſen vertreten. Es ſei der alte Ruhm der Hohenzollern, ebenſo wie über den Parteien auch über den Inter⸗ eſſen zu ſtehen. Die Regierung müßte eine durchſchnittslinie feſthalten; alle Kräfte müßten ſich vereinigen. Die Bekämpfung der einzelnen Berufsſtände unter einander bedeute, es dahin zu bringen, daß der dritte lache. Gegenwärtig litten am meiſten die Candwirthſchaft und die Mittelklaſſen. Die Fürſorge für die einzelnen Berufsklaſſen dürfe nicht ſo weit gehen, die Lebenskräfte der anderen Berufsſtände zu Unſere Sukunft hänge aber auch von der Landwirthſchaft ab. Manche Ver⸗ ſtimmung, mancher Mißmuth und mancher Mangel an Vertrauen werde jetzt genährt. Die Alten aber, welche die traurigen Zuſtände vor 1870 erlebt hätten, wüßten, was die Wiedererrichtung des deutſchen Reiches gebracht habe. Es ſei erſt eine kurze Spanne Seit ſeit damals verfloſſen, aber hier hätte man am allerwenigſten Urſache, unzufrieden zu ſein. (Bravo) Der Miniſter toaſtete ſodann auf Kaiſer und Reich, auf Macht und Ehre, auf Wohlſtand und intellectuellen Fortſchritt im Keiche. Konſtantinopel, 18. Juli. In der geſtrigen Sitzung in Sachen der Friedensver⸗ handlungen wurde trotz der letzten Erklärung Tewfik Paſchas von türkiſcher Seite verſucht, in Bezug auf die Grenzfrage Widerſtand zu leiſten, weshalb die Botſchafter energiſch eine ſchriftliche Erklärung über die Annahme der von den Mächten feſtgeſtellten Grenze verlangen. Die Botſchafter ſind über das heutige Warten⸗ laſſenund die von türkiſcher Seite beobachtete Haltung ſehr ungehalten. Konſtantinopel, 18. Juli. Ein tele⸗ graphiſches Ultimatum des Czoren ſoll die ſo⸗ fortige Röumung Theſſaliens fordern, da ſonſt Truppen die Grenze überſchreiten würden. Kußland ſcheint der Zuſtimmung der Mächte ſicher, ob auch derjenigen Englands wird be⸗ zweifelt. f e Verſchiedenes. — Aus dem Bezirk Villingen, 17. Juli. (Großfeuer.) In dem benachbarten Dorfe Münchenweiler brach heute mittag um 1 Uhr in einem Hauſe neben dem Gaſthaus zum Hirſch Feuer aus. Dasſelbe verbreitete ſich mit raſender Schnelligkeit über die Nachbar⸗ und diejenigen Häuſer, welche in öoſtlicher Richtung lagen, weil ein heftiger Weſtwind die Funken in großer Menge auch in die entlegeneren Häuſer trug. In weniger als zwei Stunden waren etwas über 20 Häuſer (meiſt Wohnhäuſer) von dem wütenden bei ſei. Die Vermehrung der Einfuhr ſei die Genn Folge der Sollermäßigung bei den Handels —— Verträgen und des Börſenſpieles. Die Cand⸗ tin wirthſchaft ſehe mit ſchwerer Beſorgniß in die mußten Zukunft. Sie müſſe mit der Gefahr rechnen, chinenbehn daß die diesjährige Ernte geradezu unverkauf⸗ lirdebehln lich wäre. Das ſei die Wirkung der Handels⸗ i verträge und die Nichtausführung des Börſen⸗ thratittahn geſetzes. Die Börſenhändler glauben nicht an r gech das eine wirklich ernſthafte Durchführung dieſes Geſetzes. Die Kegierung habe nur die Alter⸗ Theodor ug native, entweder ſofort energiſch zuzugreifen — — oder den wirthſchaftlichen Ruin von hundert⸗ olineum tauſend deutſchen Bauern ſich vollziehen zu laſſen. Der Artikel 5 des ruſſiſchen Handels⸗ Leer Falle vertrages rechtfertige das Einfuhrverbot; denn in Oll ge es heiße dort: „Vollſtändige Einfuhrverbote Bron ſind zuläſſig aus Kückſicht der Geſundheit, der HBeterinärpolizei und der öffentlichen Sicherheit U f kö eder aus anderen ſchwerwiegenden Gründen.“ etinctu. Dieſe zuletzt erwähnte Beſtimmung gebe die : bf. 2 2 10 Hilf Dir ſelbſt. 1 7 1 70 dann hilft Dir Gott! 64% Eine Erzählung für das Volk von Höcker. schiedenen! . Nachdruck verboten. und in 0 Fortſetzung. 7 2 7776 „Hm,“ machte Meiſter Konrad. „Das iſt „ e a ia ganz annehmbar. Aber wie nun, wenn ich Läschtesz, borher sterbe, ehe das Kapital fällig iſts“ feat, „Dann müſſen die Beiträge von Ihrer Frau 11 nin weiter gezahlt werden.“ iter M.! „Meiſter Konrad kraute ſich hinter den Ohren. „Wenn die nun aber nicht kann?“ Fragte er ſchüchtern. „Ja da iſt natürlich Tarif 1 e vortheilhafter und für einen umſichtigen Famielienvater auch empfehlenswerter,“ fiel der Agent lachend ein. Nach dieſem Tarife brauchen die Wochenbeiträge nur bis zu der Woche gezahlt zu werden, in welcher der Beitragszahler ſtirbt. Das Kapital wird ſeitens der Viktoria am Verfalltage pünktlich bezahlt, einerlei ob der Beitragszahler dann noch lebt oder bereits längſt geſtorben iſt.“ 11 „Wenn ich nun aber ſchon nach wenigen Jahren ſterbe und erſt ein paar Mark eingezahlt habe 2“ fragte Konrad zweifelnd. „Das iſt ja ganz einerlei:, unterrichtete der Agent. „Die VViktora“ zahlt, wie bei der he ſtintt 1 b Sha Lebensverſicherung, auch hier das ganze Kapital am Verfalltage. Nur wenn der Todt des Beitrag⸗ zahlers im erſten Verſicherungsjahr erfolgt, gewährt ſie nur die vollen eingezahlten Beiträge zurück. Aber ſchon im zweiten Jahre wird das halbe Kapital gezahlt. Vom dritten Jahre aber giebt es keine Einſchränkung mehr. „Das iſt ja freilich eine große Wohlthat,“ geſtand der wackere Meiſter erfreut ein. „Mein Junge iſt jetzt ein Jahr, mein Mädel — na, Sie haben ja das Püppelchen vorhin geſehen, erſt geboren. Unſereiner macht ſich gern mit 25 Jahren ſelbſtändig, ein Mädel heirathet aber gern, wenn's 20 alt iſt. Was käme denn da heraus, wenn ich für jedes Kind 10 3 Wochenbeitrag anlegte?“ „Das wollen wir ſofort haben,“ ſagte der Agent und ſchaute in ſeiner Tabelle nach. „Die Höhe der verſicherten Summe, richtet ſich nach dem Alter des Beitragzahlers. Sie ſind 29 Jahre alſo in der Klaſſe, welche die meiſten Vorteile ver⸗ ſpricht. „Nach dem Tarife 1c würde auch ihr Sohn ſchon nach 20 Jahre ausbezahlt bekommen und zwar würde die Polize auf 80 / ausgeſtellt werden, in Wahrheit aber würden, wenn man die Dividende dazu rechnet, ungefähr 114 % heraus⸗ kommen. Würden Sie aber für jedes Kind 50 in der Woche daran wenden, ſo würde jedes der⸗ ſelben 570 % ausbezahlt bekommen. Da läßt ſich ganz gut für die Tochter ein Ausſteuer beſtreiten und der Sohn kann ebenſogut ein Geſchäft beginnen. Haben Sie aber, was wir nicht hoffen wollen, das Unglück, ein Kind früher durch den Tod zu verlieren ſo erhalten Sie das Kapital gewi ſſermaſen als Entſchädigung für all die Mühen und Koſten, die Sie an die früh zur Ruhe gegangene Menſchen⸗ knoſpe gewandt haben, ausgezahlt und haben dann für ſich einen hübſchen Spargroſchen.“ „Alſo rechnen wir mal aus!“ ſagte der Meiſter. „Wenn ich die Woche einen Thaler dran wende, dann würden die Kinder mit je 50 3 Wochenbeitrag mit je 400 „ verſichert ſein, aber vorausſichtlich ungefähr 570 % ausbezahlt bekommen. Da bliebe nun für mich 1 % und für meine Karline ebenſoviel. Da würden wir alſo Polizen über 1080 und 1130 /, fällig in 30 Jahren oder bei früherem Tode, ausgeſtellt erhalten. Wir würden aber nach dreißig Jahren etwa 1720 und 1770 / ausbezahlt erhalten.“ „Das ſtimmt durchaus.“ Da reichte Meiſter Konrad dem Lehrer über den Tiſch die Hand hin. „Ich danke dem lieben Gott, der Sie heute an unſern Tiſch geführt hat,“ ſagte er herzlich. „Wollen Sie ſo gut ſein und die Ausſtellung der Polizen beantragen?“ „So gefällt mir's!“ rief der Agent erfrezt. „Das iſt wie ein Mann geſprochen. Ihre Lieben werden Sie um dieſes Entſchluſſes Willen noch einmal ſegnen. Vielleicht bringt uns Vater Rölle Tinte und Feder. Dann können wie di