der bei vielen im Rufe eines „Hexenbändigers“ ſteht. Nach allerlei Hokuspokus, den ihm dieſer vormachte, erhielt er den Beſcheid, daß am Tode ſeiner Kinder eine Hexe ſchuld und daß es diejenige Perſon ſei, die am nächſtfolgenden Morgen zuerſt bei ihm vorſpreche. Eine ältere Nachbarsfrau war die Unglückliche, die zur bezeichneten Stunde zu unſerem Hobelmann mit einem Anliegen kam. Kaum hatte die Ahnungsloſe die Schwelle über⸗ ſchritteu, ſtürzte dieſer auf ſie zu, würgte ſie an der Kehle und hieb wie ein Raſender auf ſein Opfer ein. Glücklicherweiſe gelang es der Frau, ihrem Peiniger zu entrinnen, ſo daß weiteres Unheil verhütet wurde. Der Vorfall iſt zur Anzeige gebracht, hat alſo ein gerichtliches Nachſpiel. Edingen, 6. Juli. Nach vierwöchent⸗ lichem Leiden verſchied letzten Samstag Abend Herr Hauptlehrer Schmitt dahier. Der Ent⸗ ſchlafene hat 18 Jahre in unermüdlicher, hin⸗ gebender Berufsthätigkeit, wie auch im Dienſte mannigfacher kommunaler Aufgaben, in hieſiger Gemeinde gewirkt. Wie ſchmerzlich der Tod des edlen Mannes und treuen Lehrers in weiten Kreiſen empfunden wird, bewies das Leichenbegängniß, das ſich zu einer ergreifenden Trauerkundgebung geſtaltete. Auch aus Doſſenheim, Daudenzell und Großeicholzheim, früheren Anſtellungsorten des Verblichenen, war eine Reihe von Bürgern erſchienen, um ihrem ehemaligen Lehrer das letzte Geleite zu geben und ihm am Rande des Grabes den Beweis zu liefern, daß ſeine Lebenswellen nicht ſpurlos zerronnen ſind. Die warme, das Lebensbild des Heimgegangenen mit aller Treue ſchildernde Grabrede des Geiſtlichen verſetzte die Trauerverſammlung in tiefe Bewegung. Zwei Geſangvereine Edingens, geleitet von Herrn Hauptlehrer Eitel, wie auch die zahlreich aus der Nähe und Ferne herbeigeeilten Amtsbrüder des Entſchlaffenen, ſangen Grablieder. Ein Sohn des Verſtorbenen, Pfarrvikar und zur Zeit Ein⸗ jährig⸗Freiwilliger in Heidelberg, gab am Grabe den Empfindungen der Hinterbliebenen bewegten Ausdruck. Schließlich wurden Kränze niedergelegt ſeitens der Lehrvereinigung des Bezirks Schwetz⸗ ingen, der Ortsſchulbehörde Edingen, der Kranken⸗ kaſſe und des Conſumvereins daſelbſt. Das Andenken des verdienſtvollen Lehrers und thätigen Mitbürgers wird in hieſiger Gemeinde lange lebendig bleiben. — Bruchſal, 7. Juli. Geſtern Abend wurde durch den um 8 Uhr von Karlsruhe — 1 kommenden Schnellzug, zwiſchen Durlach und Weingarten, ein 4—5 Jahre altes Kind eines Bahnwarts überfahren und gräßlich verſtümmelt als Leiche hinweggetragen. Wie man hört, wollte dasſelbe noch ſchnell über die Schienen ſpringen, ahnte jedoch die Gefahr nicht, und er⸗ litt dadurch einen ſo jähen Tod. — Bruchſal, 6. Juli. das Unwetter am 1. d. Mts. auf einzelnen Ge⸗ markungen hieſigen Bezirks angerichtet hat, iſt ſehr groß Nach vorläufiger Schätzung beträgt derſelbe in Unteröwisheim ca. 120140000 Mk., Oberöwisheim 15 bis 20000, Neuenbürg 35 — 40000, Büchenau 4000, Untergrombach 20000 und Übſtadt 60000 Mk. Ettlingen, 7. Juli. Heute Mittag brach in der Papierfabrik der Gebrüder Buhl ein Brand aus, der das ganze Gebäude bis auf die Umfaſſungsmauern einäſcherte. Das Wohnhaus ſowie eine Werkmeiſterwohnung ſind vom Feuer verſchont geblieben. — Elberfeld, 6. Juli. Eine Feuers⸗ brunſt, einzig in ihrer Art, iſt heute Früh gegen 10 Uhr in dem großen Etabliſſement der Farben⸗ fabriken von Bayer u. Cie. ausgebrochen. Es waren die Magazine der Farbſtoffe in Brand gerathen und daraus entwickelte ſich ein Rieſen⸗ feuerwerk, wie es wohl noch keinem Fürſten zu Ehren veranſtaltet worden. Haushoch ſchlugen Flammenſäulen in allen nur erdenklichen blendend ſchönen Farben empor. Dazwiſchen praſſelten Tauſende von explodierenden Farbenbüchſen wie Raketen in die Luft. Die geſammtſtädtiſche Feuer⸗ wehr griff, obwohl erſt kurz zuvor in demſelben Etabliſſement bei einer ähnlichen Feuersbrunſt infolge der Entwickelung giftiger Gaſe vier Mann ihr Leben verloren und eben ſoviel Zeit ihres Lebens ſiech geworden ſind, das Element ſo erfolgreich an, das daſſelbe auf ſeinen Herd beſchränkt blieb. Der Schaden iſt jedoch ein un⸗ geheurer — mehrere Millionen incl. Arbeitsverluſt. Von den 3000 Arbeitern der Fabrik werden durch den Brand etwa 800 bis 1000 brodlos. Außerdem flogen die glühenden Farbſtoffe über das Häuſer⸗ meer der Stadt hin und ruinirten auf 3 Klm. im Umkreis alle Wäſcheſtücke u. ſ. w. Der Brand ſelbſt war in dem Verſandthauſe entſtanden, in dem zur Zeit große Vorräthe von Farbſtoffen lagerten, die für China, Japan und Hinterindien beſtimmt waren, zuſammen rund 400,000 Kilo⸗ gramm. Die Sendung lag faſt vollſtändig zur Der Schaden den Beförderung bereit, nur wenige B en mußten noch verlöthet werden. Da paſſirte dem damit beſchäftigten Klempner das Unglück, daß ihm einige Tropfen flüſſiges Blei vom Löthkolben in eine zu verlöthende Büchſe fielen, der darin enthaltene Far bſtoff, ungefähr 50 Kilogramm, fing Feuer und dies theilte ſich blitzſchnell ver⸗ ſchiedenen anderen Büchſen mit. Die in dem Raume befindlichen Arbeiter mußten ſich ſofort entfernen, fortwährende Detonationen verkündeten, daß immer neue Behälter explodirten und die Flammen immer weiter um ſich griffen. Wenige Minuten ſpäter ſtand ſchon das ganze Gebäude in hellen Flammen. — Berlin, 6. Juli. Das neue deutſche Militärgewehr, das in der Armee zur Einführung gelangen dürfte, erweiſt ſich, wie nach dem „B. G.⸗A.“ verlautet, von außerordentlicher Bedeutung durch ſeine fulminante Wirkung. Iſt leicht von Gewicht, und die Kugel vermag noch auf 800 Meter Entfernung in grader Flugbahn ſieben hintereinanderſtehende Mann in vollſtändiger Marſchausrüſtung zu durchbohren. Nachdem dieſer Höhepunkt in der Vollkommung der Feuerwaffe erreicht iſt, dürfte das Wort zur Wahrheit werden, daß durch die Ausbildung der Kriegswerkzeuge die Kriege ſelbſt verhindert werden. — Dem „Krampf“ im Waſſer fallen jährlich viele Perſonen, darunter vorzügliche Schwimmer zum Opfer. Der bis zum letzten Augenblicke noch muntere Schwimmer macht plötz⸗ lich ungewöhnliche Bewegungen mit den Armen, ſinkt lautlos in die Tiefe und verſchwindet zum Schrecken der Badenden — der „Krampf“ hat ihn befallen! In Wirklichkeit aber iſt es nie⸗ mals Krampf in gewöhnlichem Sinne, der den Schwimmer befallen hat. Das ſchnelle Nach⸗ laſſen der Muskelkraft wird dadurch erzeugt, daß Schaum oder Waſſerſtaub in den Schlundkopf mit der Einathmung gelangt und in die Luft⸗ röhre eindringt, oder, wie es im Volksmunde heißt, in die „falſche Kehle“ geräth, wodurch eine faſt augenblickliche Stockung ſämmtlicher Athmungs⸗ organe eintritt. Kommt das Waſſer bei Beginn einer Athmung in die Luftröhre, wenn die Lungen ganz Luftleer ſind, ſo ſinkt der Körper ſofort. Wenn daher die Mitbadenden bemerken, daß Jemand beim Baden ungewöhnliche Be⸗ wegungen macht, ſo müſſen ſie ſofort Hilf leiſten, weil der Betreffende unter den beſchriebenen Umſtänden keinen Hilferuf ausſtoßen kann. „Nein, er hat nicht Recht, er geht vielmehr von ganz falſchen Vorausſetzungen aus!“ wiederſprach der Agent lebhaft. „Was Ihnen unmöglich erſcheint iſt im Grunde einfach genug. Die Viktoria“ kann ohne vorhergehende Unterſuchung verſichern, ohne daß die geſchäftliche Sicherheit darunter leidet, weil ſie ihren Berechnungen die Sterblichkeit zu Grunde legte, wie ſie nach amtlicher Feſtellung unter allen Bewohnern des Deutſchen Reiches, ſo wie ſie da ſind, herrſcht. jeder Gefahr von vornherein umſichtig begegnen zu können, hat die Viktoria“ für die einzelnen Verſicherungsarten, deren es eine ganze Menge giebt, Grenzſummen feſtgeſetzt, bis zu denen höchſtens verſichert werden kann. Ferner aber tritt eine Beſchränkung in der Auszahlung ein, wenn der Todt des Verſicherten in den erſten Verſicherungs⸗ jahren erfolgt.“ „Ah ſo!“ machte Wilhelm ſpöttiſch. „Hab' Dich nur nicht,“ widerſprach Schwager. „Das finde ich nur vernünftig.“ „Die leßtere Beſchränkung fällt übrigens weg, wenn ſich der Verſicherungsnehmer vor Abſchluß ärztlich unterſuchen läßt, oder wenn der Tod in Folge eines Unfalls eintritt.“ „Das läßt ſich hören,“ meinte Meiſter Konrad. „Aber iſt die Geſchichte nicht ſehr teuer?“ „Nicht doch!“ wiederſprach Streißgut. „Man kann ſich ſchon mit einem Wochenbeitrag von 10 Pf. verſichern laſſen!“ „Alle Wetter,“ meinte Konrad lachend, „da kann ja unſereiner auch unter die Kapitaliſten gehen.“ „Es wird auch danach ſein, was man dafür bekommt,“ witzelte Wilhelm. 115 f ſein Um aber nun auch f man mal „Jedenfalls mehr als nichts!“ ſagte der Agent gelaſſen. „Lieber Herr, Hand auf's Herz, würden Sie freiwillig 10 Pfg. die Woche ſparen? Nein! Das thun nur ſehr wenige. Dieſe 10 Pf., welche die Viktoria“ von Ihnen beanſprucht, gingen Ihnen in Zukunft auch verloren. Die Viktoria“ unterzieht ſich der Mühe, dieſe wöchentlichen Nickel für ſie zu ſparen, und zu kapitaliſieren. Dabei ſind ſie durchaus nicht verpflichtet, um beim Beiſpiel zu bleiben, jede Woche ausgerechnet einen Nickel zu zahlen. Paßt es Ihnen einmal nicht, ſo können Sie ohne ſchlimme Folgen, auch ebenſogut ausſetzen, wie Sie, wenn Sie einmal gut bei Kaſſe ſind, auch gleich für verſchiedene Wochen im voraus bezahlen können. Nur dürfen Sie nicht über 4 Wochen im Rückſtand bleiben, was ja bei ſolch geringfügigem Betrage geradezu als Bummelei betrachtet werden muß.“ „Nun, es kann immer ſchon vorkommen, daß durch Krankheit oder durch ſonſt ein Vorkommniß ins' Hintertreffen kommt,“ wendete Konrad, der aufmerſam zugehört hatte ein. „Was dann? Dann iſt das Geld verloren, was?“ „Was denken Sie!“ wiederſprach der Lehrer. „Vier Wochen Friſt haben Sie zur Bezahlung jeder Wochenrate. Sterben Sie innerhalb dieſer Friſte, ſo wird die bedingungsgemäße Sterbeſumme gezahlt, als wenn die fälligen Beiträge entrichtet wären.“ „Wenn ich aber länger als 4 Wochen nicht zahlen kann?“ erkundigte ſich Meiſter Konrad. „Das kann nähmlich ohne böſen Willen vorkommen lieber Herr. Mir iſt mal ſo'n ſogenannter feiner durchgebrannt, der ſich bei mir vier paar feine Stiefeln hat machen laſſen, da habe ich mit meiner Karline kaum das Salz auf den Kartofeln gehabt, bis der Schaden wieder eingehungert“ war. Ja, lieber Herr, heutzutage iſt es nicht leicht, Hand⸗ werker zu ſein!“ „Das weiß die Viktoria“ wohl, darum hat ſie eine zweite Friſt von einem Jahr geſetzt, inner⸗ halb welcher die Verſicherung wieder erneuert werden kann.“ „Alles recht ſchön und gut!“ wendete Konrad nachdenklich von Neuem wieder ein. „Aber wer kann in die Zukunft ſehen? Man kann vielleicht Jahre hindurch gezahlt haben und dann plötzlich dauernd nimmer können. Soll man da ſein gutes Geld verlieren?“ „Das mutet Ihnen kein Menſch zu, am wenigſten die „Viktoria“, lieber Meiſter, widerſprach der Agent. „Sie brauchen nur die drei erſten Jahre Ihre Beiträge zu bezahlen. Können Sie dann nicht mehr weiter, dann wird Ihnen auf Antrag eine neue Polize ausgeſtellt, die völlig beitragsfrei iſt⸗ Natürlich kann dieſe nicht auf die urſprüngliche Summe lauten, an der Sie vielleicht dreißig Jahre haben zahlen wollen.“ „Das iſt ſelbſtredend!“ brummte Konrad „Aber was bekommt man denn da?“ „Das ſollen Sie ſofort hören. Angenommen, Sie hätten urſprünglich 30 Jahre lang Ihre Bei⸗ träge entrichten wollen. Dann wird die feſtgeſetzte Verſicherungsſumme in 30 gleiche Teile zerlegt. Haben Sie dann nur 3 Jahre bezahlt, ſo wird die neue Polize auf 3 dieſer Teile ausgeſtellt, bei fünf Jahren geleiſteter Zahlung auf fünf Teile und ſo fort. Haben Sie alſo urſprünglich, ſagen wir 120 Mark verſichert und können Sie nach zehn Jahren nicht mehr weiter, ſo wird Ihnen, da der dreißigſte Teil von 120 iſt, eine Polize fiber 10 mal 4 oder 40 Mark gutgeſchrieben.“