Platze nur vorzügliches leiſten wird. Der Ge⸗ ſangverein ſelbſt bringt einige neugeübte Männer⸗ chöre zum Vortrag. Schließlich ſei noch bemerkt, daß an jenem Abend hochfeines Speierer Bier aus der Brauerei zum Storchen zum Ausſchank kommt. — Heidelberg, 30. Juni. Der wichtigſte Abſatz der neuen Telegraphenordnung, die am 1. Juli in Kraft treten ſoll, iſt der dritte, welcher von den allgemeinen Erforderniſſen der zu befördernden Telegrammen handelt; in demſelben heißt es: „Die Urſchrift jedes zu befördernden Telegramms muß in ſolchen deutſchen oder lat iniſchen Buchſtaben, beziehungsweiſe in ſolchen Zeichen, welche ſich durch den Telegraphen wieder⸗ geben laſſen, leſerlich geſchrieben ſein. Einſchalt⸗ ungen, Randzuſätze, Streichungen oder Ueberſchreib⸗ ungen müſſen vom Aufgeber des Telegramms oder von ſeinem Beauftragten beſcheinigt werden. Der Abſender eines Privatelegramms iſt verpflichtet, auf Verlangen der Aufgabeanſtalt ſich über ſeine Perſönlichkeit auszuweiſen. Andrerſeits ſteht es ihm frei, in ſein Telegramm die Beglaubigung ſeiner Unterſchrift aufnehmen zu laſſen. Die einzelnen Theile eines Telegramms müſſen in folgender Ordnung aufgeführt werden: 1. Die beſonderen Angaben, 2. die Aufſchrift, 3. der Text und 4. die Unterſchrift. Die etwaigen beſonderen Angaben bezüglich der Beſtellung am Beſtimmungsorte, der bezahlten Antwort, der Empfangsanzeige, der Dringlichkeit der Vergleichung, der Nachſendung der Weiterbeförderung der offenen oder eigenhänd⸗ igen (nur an den Empfänger ſelbſt zu bewirkenden) Beſtellung des Telegramms ꝛc. müſſen vom Auf⸗ geber in der Urſchrift und zwar unmittelbar vor die Aufſchrift niedergeſchrieben werden. Für dieſe Vermerke ſind folgende Abkürzungen zugelaſſen (D) für „dringend“, (RP) für „Antwort bezahlt“, (RP) für „Antwort bezahlt & Wörter“, (RPD) für „dringende Anwort bezahlt“, (RPDN) für „dringende Antwort X Wörter“, (TC) für, Ver⸗ gleichung“, (PC) für „Telegramm mit telegraph⸗ iſcher Empfangsanzeige“, (POP) für „Telegramm mit Empfangsanzeige durch die Poſt“, (Fs) für „nachzuſenden“, (PR) für „Poſt eingeſchrieben“, (XP) für „Eilbote bezahlt“, (RXP) für „Antwort und Bote bezahlt“, (RO) für „offen zu beſtellen“, (MP) für „einhändig zu beſtellen“, (TR) für „telegraphenlagernd“, (PG) für „poſtlagernd“, (PGR) für „poſtlagernd eingeſchrieben“, (TMx) für x „Aufſchriften“. — Heidelberg, 30. Juni. Hilda Reich⸗ chard, die Frau des in Neuenheim wohnenden Taglöhnors Peter Reichard, eine hier bekannte ältere Blumenverkäuferin, fand geſtern ein gräßliches Ende. Als ſie nämlich am Abend in das Herd⸗ feuer, das nicht recht brennen wollte, Petroleum goß, explodirte die Petroleumkanne mit ſolcher Heftigkeit, daß ihre Kleider Feuer fingen. In kürzeſter Zeit war ſie ganz von Flammen einge⸗ hüllt. Ihre Kleider verbrannten, und ihr ganzer Körper wurde mit ſchweren Brandwunden bedeckt, die einen entſetzlichen Anblick boten. Noch bei Bewußtſein wurde die arme Frau, während ſie unter den ſchrecklichen Schmerzen öfters den Ruf ausſtieß „Schlagt mich todt!“, in's academiſche Krankenhaus verbracht, wo ſie heute Nacht ihren ſchauderhaften Verletzungen erlegen iſt. Dieſes bedauerliche Unglück iſt wieder eine ernſte Mahn⸗ ung mit dem gefährlichen Petroleum ja recht vorſichtig umzugehen. — Friedrichsfeld, 30. Juni. Geſtern Abend 48 Uhr ereignete ſich am oberen Bahn⸗ übergang nächſt der Stelle, an der die Bahnlinie nach Mannheim und Frankfurt ſich trennen, ein bedauernswerthes Unglück. Der 15jährige Sohn des Gemeinderaths Dehouſt von Friedrichsfeld machte mit einem jungen Pferde einen Spazierritt und kam gerade an den Uebergang, als Zug 85 die Stelle paſſirte. Das Pferd ſcheute, ſetzte über die Barrière und rannte direkt auf die Lokomotive zu. Hierbei wurde der junge Mann unter die Räder geſchleudert und förmlich entzwei geſchnitten, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Das Pferd wurde von den Rädern erfaßt und zermalmt. Der Zug wurde zum ſtehen gebracht und die einzelnen Leichentheile aus den Rädern entfernt. — Karlsruhe, 29. Inni. Geſtern erſtickten zwei Arbeiter des ſtädtiſchen Waſſer⸗ werkes, Dannenmeyer aus Daxlanden, der bereits 30 Jahre beim ſtädtiſchen Waſſerwerk beſchäftigt iſt, und Frank aus Durlach, beide verheirathet, welche in einen Waſſerleitungsſchacht geſtiegen waren, an den Gaſen, die ſich in Folge der großen Hitze in dem Schacht entwickelt hatten. — Berlin, 30. Juni. Heute Nach⸗ mittag brach in der Chauſſeeſtraße auf dem Grundſtücke einer Omnibus⸗Geſellſchaft Groß⸗ feuer aus, auf dem ſich Tauſende von Centnern Stroh, Getreide, Heu, Lumpen und Holz be⸗ fanden und Güter verſchiedener Art, Möbel⸗ wagen und zahlreiche Droſchken und Omnibuſſe untergebracht waren, das namentlich den Lager⸗ raum zerſtörte. Bis 6 Uhr Abends wurden Feuerwehrleute als leicht verletzt angegeben. d Feuerwehr mit Unterſtützung des Gardefflſilſer Regimentes und des erſten Gardefeldartillerſe Regimentes rettete die benachbarten Bauten Niemand wurde getödtet; 40 Pferde und 8 Wagen ſind verbrannt. — Hohenſyburg, 27. Juni. Auf de ſagenumwobenen Bura, dem ehemaligen Sitz Wittekinds, hatten ſich heute mehrere Tauſen Weſtfalen verſammelt, um den Fürſten Bismar zu ehren. Dieſe Zuſammenkünfte ſind von de Theilnehmern an der Fahrt der Weſtfalen na Friedrichsrub im Jahre 1894 eingerichtet worden An dem ſeiner Vollendung entgegengehende Kaiſerdenkmals brachte Landgerichtsrath Bäume aus Dortmund das Hoch auf den Kaiſer aus das jubelndes Echo fand. — Kaſſel, 28. Juni. Bei dem Brand eines Wohnhauſes in Kammerbach ſind zw Kinder, welche in Abweſenheit ihrer Eltern ei kleines Feuer machten, und ſich dann aus Ang verkrochen, in den Flammen umgekommen. — Konſtantinopel, 30. Juni. Heute fand im Hafen von Konſtantinopel zwiſchen einem engliſchen Dampfer und dem Hamburger Schiff „Reinbeck“ eine Colliſſton ſtatt. Letzteres ſan mit der geſammten Mannſchaft, den Offtziere und Commandanten, die ihren Poſten nicht a ließen. Nur vier Mann konnten gerettet werden. — Bern, 30. Juni. Vom Pilatus ſtürzte das Fräulein Gronauer aus Luzern ab und blieb ſofort todt. — Paris, 30. Juni. Zwiſchen Charteres und Maintenon verurſachte ein Wirbelſturm große Verheerungen. Die Zuckerfabrik in Voves wurde zerſtört. In Sazeray ſind 20 Häuſer vernichtet worden. Die Ernte der ganzen Gegend iſt verloren. Eingeſandt. (Ein ſeltenes Naturereignis). Der Beſitzer des früheren Schmitt'ſchen Anweſens iſt im Beſitze einer Wundergaiſe. Dieſelbe iſt jetzt vier Monate alt und gibt entſprecheud Milch daſelbſt iſt von heute an Jungermilch per us L. zu M. 10 ½ L. zu 20 erhältlich. Wer den Wert der Jungermilch kennt wird vorſtehenden Preis gewiß nicht zu teuer finden. f „ 35 2 „Nun das war eine ſchlimme Erfahrung, mich hat es ja auch 'rumm genug getroffen, habe über hundert Mark durch den ſchlechten Kerl verloren begügtigte Meiſter Konrad Waldow. „Aber was hilfts Schwager? Man fängt von neuem an. Die Zeiten ſind ſchlecht, ſeit es die Maſchinen billiger und beſſer machen, haben wir Handwerksleute immer weniger zu thun. Wer weiß wie es zukünftig ausſehen wird. Nun ja da iſt es unſere Pflicht als Famielienväter ſchon jetzt wo wir noch jung und kräftig ſind an das Alter zu denken, — und dann die Kinder. Du haſt zwei und ich auch —“ Sein Schwager hatte ihm mit überlegenem Lächeln zugehört. Er hatte ſich inzwiſchen ſeinen Schoppen wieder füllen laßen. Der Wirt hatte auch Konrad fragend angeblickt, aber dieſer hatte abgewehrt. „Nein ich muß gleich nach Hauſe.“ „Nimm mirs nicht übel' Konrad aber Du biſt ein Eſel!“ ſagte Wilhelm nachdem er ſich durch geſtärkt einen tüchtigen Schluck aus dem Glaſe hatte. Was kommt denn bei der Sparerei heraus Gar nichts!“ Die paar Bettelgroſchen machen den Kohl auch nicht fett. Unſereins kann nur der große Putſch helfen und weils mit dem doch noch dauert höchſtens das Lotterieſpielen — ja da kanns mal einſchlagen. Mein Nachbaar der Bäckermeiſter Eisler, ohnehin ſchon Protz, der hat in der Sächſichen bare 10000 Thaler gewonnen. Das iſt 'n Wort!“ „Wenn die Nieten nicht wären!“ entgegnete Konrad lachend. Da aber ſitzen die Haken. Mit dem Sparen geht es nur langſam voran, das iſt freilich war und bei dem geringen Verdienſt kann man nicht viel zurücklegen. Aber es geht wenigſtens ſicher voran. Wüßte ich einen beſſern Weg ſo würde ich ihn gern einſchlagen. Aber da iſts wohl in alle Ewigkeit hinein gefehlt.“ 5 1 1 Dem unwillkürlich immer lauter geführten Geſpräch der beiden hatte vom Nebentiſche her ein einfach gekleideter, gut und freundlich ausſchauender Mann, der bis dahin eifrig mit dem Verzehren einer gar appetitlich knuſperig gebratenen Wurſt nebſt Sauerkraut beſchäftigt geweſen war mit ſtillem Lächeln gelauſcht. Jetzt ergriff er mit ſchnellem Entſchluß ſeinen Schoppen, ſtand auf und trat auf die beiden gänzlich in ihre Unterhaltung vertieften Männer zu. „Nichts für ungut ihr Herren!“ ſagte er aufgeräumt. Aber ich habe nothgedrungen einen Teil der Unterhaltung mit anhöhren müſſen. Wenns geſtattet wird, ſetze ich mich ein wenig mit heran. Was gilts ich weiß ein gutes Mittel, das auch rechtſchaffene Handwerker, die mit Pfennig ſparen müſſen auf einen grünen Zweig bringt.“ Die beiden hatten zuerſt erſtaunt aufgeblickt mährend nun Waldow bereitwillig Platz machte und ein wenig zur Seite rückte, zwinkerte ſein Schwager mit den Augen ſpitzte den Mund wie wie zum Pfeifen und ſchaute den ſprechenden miß⸗ trauiſch von der Seite an. „Na, da wäre ich doch begierig!“ brummte er dann geringſchätzig. „Wer iſt denn der Herr der ſo ein gutes Mittel weiß?“ „Lehrer Streißgut,“ ſagte dieſer, zwiſchen am Tiſche niedergelaſſen hatte. Habe eine Fußwanderung gemacht, um deun Schulſtaub in Gottes herrlicher Natur etwas auszuathmen. Da hab' ich Hunger bekommen und bin ich Storchenſchnabel eingekehrt. Muß bald weiter, den ich will noch ein paar Stunden zu Fuß machen. Aber ich habe der in⸗ immer noch Zeit, um ein Viertelſtündchen zu plandern.“ „Na, ſchießen ſie nur los!“ brummte bringen und im Laufe Wilhelm wieder. Die Herren Lehrer klagen doch an Mangel an Ueberfluß. Wundert mich, daß ſie nicht zuerſt die eigenen Kollegen curieren, wenn Sie ſo'n propates Mittel wiſſen.“ Eines thun und das andere nicht laſſen, erwiederte Streißgut, ohne ſich durch den deutlich geringſchätzigen Ton des Andern empfindlich berrüht zu zeigen. Iſt ja freilich richtig wir leben in einer ſchlimmen Zeit, beſonders der kleine Mann hat unter ihren Härten zu leiden. Es will nicht zum Leben langen, geſchweige kommt man dazu, ſich einen Spaargroſchen zurückzulegen —“ Na, alſo fiel Naſſe überlegen ein. Was ſchwazen ſie denn da lang? Unſereiner muß Treffer in der Lotterie machen, das iſt der einzige Ausweg. Sonſt hilft nichts, gar nichts.“ „Ich meine doch,“ entgegnete der Lehrer mit feinem Lächeln. „Mit dem Lotterieſpiel ite eine eigene Sache, ruht oberdrein auch kein rechter Segen auf ſolch leicht erworbenem Gelde. Hat einer mal Glück ſo mag's ja mal zutreffen, daß er ſein Schäfchen in's Trockene bringt. Aber auf den einen Glücklichen kommen tauſend und mehr Spieler die es ihr Lebtag zu keinem Gezinſt der Jahre viele hundert Mark auf die Straße werfen, um nur imer wiederkherende Enttäuſchungen dafür einzuheimſen.“ „So meine ich auch!“ beſtätigte Konrad, der bis dahin ſchweigſam zugehört und ſich damit fade u flir 1150 den I um „ J b aa nid dit ain ſyrtier 72. ning, den —ů 1 l oſerei W der O nk le n gat und beruhte Aan in fh 0 dim. m ſönddiß * ee Na Fu Jurner ig Re faken f gen in e. begnügt hatte, den neuen Bekannten prüfend zu muſtern. Die Prüfung mußte befriedigend aus⸗ gefallen ſein, denn ſein Ton klang freundlich. „Aber was meint denn der Herr mit der Mittel 5 worin beſteht denn das?“ 5 5 Fortſetzung folgt 25