Mannſchaften auf Deck Paradeaufſtellung nahmen. Als ſich die dichten Rauchwolken verzogen hatten, wurde die „Hoherzollern“ vom inneren Hafen ſichtbar und ging gegenüber der Marineakademie vor Anker. Die Kaiſerin und der Kronprinz beachteten vom Balkon aus das Einlaufen der kaiſerlichen Yacht. Bald darauf verließ die Kaiſerin und der Kronprinz das Schloß und begaben ſich mittels einer Dampfpinaſſe an Bord der „Hohenzollern“. Tauſende von Menſchen ſtanden in der Waſſerallee und brachten der Kaiſerin und dem Kronprinzen begeiſterte Huldig⸗ ungen dar. Die Luftyacht „Lenſahn“ mit dem Erbgroßherzog von Oldenburg iſt hier eingetroffen. Kiel, 28. Juni. Um Uhr begann geſtern Abend das Feſtmahl an Bord der Hohenzollern. Die Tafel hatte 66 Gedecke. Außer dem Kaiſer⸗ paar nahmen der König der Belgier, der Erb⸗ Großherzog von Oldenburg, der Fürſt von Schaumburg⸗Lippe, der Reichskanzler Fürſt Hohenlohe, der engl. Botſchafter Lascella, die Admirale Knorr und Hollmann, Geheimrath Krupp und verſchiedene ortsanweſende Admirale und hervorragende Pacht⸗Elub⸗Mitglieder theil. Als der Kaiſer das Hoch auf die Königin von England ausbrachte, ſalutirten ſämmtliche Schiffe. Der König der Belgier toaſtete auf Kaiſer Wilhelm, welcher dankte und den König zum Admiral 4 la suite der Marine ernannte. Später hielten die Majeſtäten Cerele ab. Kiel, 28. Juni. Nachdem der Geſund⸗ heitszuſtand des Freih. v. Marſchall ſeine Er⸗ Erſetzung als Staatsſekretär des Auswärtigen nothwendig gemacht, iſt, ſicherem Vernehmen nach, der Botſchafter in Rom, v. Bülow, vom Kaiſer zunächſt ſtellvertretungsweiſe mit der Leitung des Auswärtigen Amtes betraut worden. Herr v. Bülow, der ſich hier zwei Tage aufge⸗ halten hat und vom Kaiſer wiederholt empfangen wurde, wird die Geſchäfte nach der Rückkehr des Kaiſers nach Berlin übernehmen. Bis dahin werden ſie wie bisher von dem Unterſtaats⸗ ſecretär im Ausw. Amt, Freiherrn v. Rotenhau, wargen ommen. Verſchiedenes. — Heidelberg, 28. Juni. Am 26. d. Monats verſchied dahier im Alter von 44 Jahren Herr Stadtrath W. Hoffmann. Der Genannte litt ſchon ſeit Monaten an hochgradiger Nervo⸗ ſität und anhaltender Schlaflosigkeit. Er war infolge dieſes Leidens derart überreizt, daß bei ihm ein Augenblick geiſtiger Umnachtung eintrat, in welchem er ſeinem Leben durch einen Schuß ein Ende machte. Sein Hinſcheiden wird in den weiteſten Kreiſen ſchmerzliches Bedauern und auf⸗ richtige Theilnahme hervorrufen. Hoffmann eines ſeiner eifrigſten und thätigſten Mitglieder. Namentlich in der Stadtbaukommiſfion hat er in fleißigſter und uneigennützigſter Weiſe gewirkt. Seit 1889 war er zugleich Mitglied des Kreis⸗ ausſchuſſes, in welchem er das wichtige Straßen⸗ Reſpiciat mit beſtem Erfolg verſah. Den Militär⸗ verein leitete er ſeit Hofpauers Tod mit großem Geſchick, und auch eine ganze Reihe anderer Vereine verliert in ihm eine tüchtige und bewährte Kraft. Möge dem Heimgegangenen die Erde leicht ſein! — Karlsruhe, 27. Juni. Das hier ſchon früher aufgetauchte Gerücht von einer bevor⸗ ſtehenden Verlobung des Prinzen Max von Baden mit einer Schweſter der Kaiſerin, tritt, wie die „Bad. Preſſe“ berichtet, wieder ſtärker auf. — Karlsruhe, 26. Juni. Für die Ent⸗ hüllung des Kaiſerdenkmals in hieſiger Stadt iſt Montag der 18. Oktober d. J., in Ausſicht genommen. — Die badiſche Gendarmerie die noch mit dem Zündnadelgewehr bewaffnet iſt, ſoll den neuen Kavalleriekarabiner erhalten; die moderne Bewaffnung hängt auch mit den event. militäriſchen Aufgaben des Corps zuſammen. Vor einigen Jahren wurde eine kleinere Anzahl von Gendarmen beritten gemacht, und dieſe Einrichtung hat ſich ſeither bewährt. Karlsruhe, 28. Juni. Die altkatholiſche deutſche Synode, deren Verhandlung nicht öffent⸗ lich waren, ſoll nach einer Meldung der „Frankf. Ztg.“ für die Ehen der Geiſtlichen folgende Be⸗ ſchlüſſe gefaßt haben. „1. Die Eingehung einer Ehe iſt einem Geiſtlichen nur mit ſchriftlicher Er⸗ laubniß des Biſchofs, reſp. der Synodalrepräſen⸗ tanz geſtattet. 2. Dieſe Erlaubniß ſoll Geiſtlichen, welche in der altkatholiſchen Kirche geweiht ſind, regelmäßig nicht vor Ablauf von ſechs Jahren ſeit dem Empfang der Prieſterweihe, Geiſtlichen, welche aus anderen Diözeſen aufgenommen werden, regelmäßig nicht vor Ablauf von drei Jahren ſeit dem Tage der Aufnahme bezw. nicht vor Ab⸗ lauf von ſechs Jahren ſeit dem Empfang der gehörte dem Stadtrath ſeit 1888 an und war 5 5 2 5 5 i 1 Prieſterweihe ertheilt werden. Eine Ausnahme iſt nur aus beſonderen Gründen und mit Zu⸗ ſtimmung der Mehrheit ſämmtlicher Mitglieder der Sydonalrepräſentanz geſtattet. 3. Gegen die Verweigerung der Erlaubniß iſt Berufung an die nächſte Synode zuläſſig. — Sinsheim, 25. Juni. Demnächſt wird die elektriſche Beleuchtung dahier eingerichtet da nun genügend Aktionäre beiſammen find. Der Zinsfuß der hieſigen Sparkaſſe wurde auf 3 / % herabgeſetzt. — Neckargemünd, 27. Juni. Geſtern Abend gegen 6 Uhr ertrank beim ſog. Einſpitzen, am Einfluß der Elſenz in den Neckar, das 5jährige Knäbchen des Fuhrknechtes Scheid. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht aufgefunden werden, — Donaueſchingen, 27. Juni. Die durch die Blätter gehende Notiz über die Fürſten⸗ bergiſche Erbſchaftsſteuer kann, ſo wie ſie gefaßt iſt, nur irrig ſein. Wohl möglich, daß ein Per waltungsrechtsſtreit entſteht, aber es kann ſich nie um einen Steuerbetrag von 50 Millionen handeln Durch die Stammguteigenſchaft eines Theiles der Güter würde nur die der Steuer zugrunde liegende Anſchlagsſumme um etwa ein Siebentel von dem Werth dieſer Beſtandtheile vermindert. Die anzuſetzende Steuer beträgt 10 pet, des Geſammt⸗ anſchlags. Berechnet ſich die Erbmaſſe auf 50 Millionen, ſo könnte der Accisbetrag auf 5 Millionen anſteigen. Um aber 50 Millionen Acciſe zu ergeben, müßte der Vermögenswerth 1500 Millionen betragen, ohne Berückſichtigung eines Abzugs von 15 pCt. für etwaige Stamm⸗ gutstheile. Von einer ſolchen Ziffer kann wohl ernſtlich nicht die Rede ſein. — Berlin, 28. Juni. Das „Kl. Journal“ meldet aus Lemberg: In Folge einer großen Hochwaſſer Kataſtrophe iſt in vorletzter Nacht um 1 Uhr der Perſonenzug Lemberg⸗Kolomea zwiſchen Kolomea und Turka bei einem furchtbaren Wolkenbruch durch Unterwaſchung der Brücken⸗ pfeiler entgleiſt und von der Iruth⸗Brücke ins Waſſer geſtürzt. Fünf Wagons, darunter der Poſt⸗ und Gepäckwagen, liegen mit der Lokomotive im Waſſer; 10 Todte und 26 Schwerverlezte wurden feſtgeſtellt. Der Schaden wird auf eine halbe Million geſchätzt. Alle Brief⸗ und Werth⸗ ſendungen ſind verloren. Der Verkehr zwischen Kolomea und Satnislau iſt vorläufig eingeſtellt, Nudolph von Kortis nahm Beſitz vom Ver⸗ mögen ſeines Vater doch weigerte er ſich ſtandhaft, ſeinen Freunden Elgenhof zu nehmen. Das wäre mit vollem Recht ihr Eigenthum, erklärte er; doch folgte er gern Haldens Aufforderung, ſo lange ſein Gaſt zu bleiben, bis er ſelbſt ein paſſendes Heim gefunden habe. Als Baron Nölten erkannte, daß ihm keine Hoffnung blieb, ſeine vollends zertrümmerten Ver⸗ mögensverhältniſſe wiederherzuſtellen, begab er ſich ins Ausland, mit ſich nehmend, ſo viel er von dieſem Beſitzthum retten konnte. Erna geſtand ihrem Vater ihre Verlobung mit James Carew ſo gern Kortis dieſem ſeine Tochter anvertraute, empfing er dieſe Mittheilung doch mit einem ſchweren Seufzer, denn wenn Erna, ſeine geliebte wilde Roſe, ihn verließ, war ſein Haus wieder ſehr vereinſamt. * Es war am Sylveſterabend und Mitternacht vorüber. Den ganzen Tag über hatte es heftig geſchneit; gegen Abend aber klärte der Himmel ſich anf, und bei dem hellen Mondſchein glitzerte die ſchneebedeckte Erde, wie mit Tauſend und abertauſend Diamanten beſäth. Herr von Kortis, Erna und Carew waren heute Abend Halden's Gäſte; und jetzt, nach dem Abendſſen, ſtanden ſie am offenen Fenſter und lauſchten dem melodiſchen Klang der Glocken, wie dieſelben das neue Jahr einläuteten. 1855 plötzlich hob ein ſchwerer Seufzer Kortis ruſt. l „Finden ſie das Leben ſo ſchwer, daß ſie ſo ſchwer ſeufzen?“ fragte Melanie lächelnd. „Das nicht,“ entgegnete er, „das Scheiden des alten Jahres erinnert mich für den Augenblick Sie wiſſen nicht wie unſchätzbar mir jene Zeit erſcheint, nun ſie für immer hinter mir liegt!“ Erna, in einen warmen Shawl gehüllt, war mit ihrem Verlobten hinaus auf die vom Mond beſchienene Teraſſe getreten, während ihr Vater und Melanie ſich wieder in das Zimmer zurückge⸗ zogen hatten. Sie erwiederte nichts auf Kortis Worte, weil ſie nicht recht wußte, was ſie ſagen ſollte. Da hob jener nach kurzem Schweigen wieder an, während ſein Blick mit innigem Aus⸗ druck auf ſeinem Gegenüber ruhte: „Wie glücklich könnte ich jetzt ſein, wenn ich noch jung wäre! Ich würde Ihnen Herz und Seele zu Füßen legen, und der Rudolph von einſt hätte vielleicht hoffen dürfen, Ihre Liebe zu gewinnen!“ Da hob Melanie den Kopf und ſah ihm mit thränenfeuchten Augen voll ins Geſicht. „Warum wollen ſie die Gegenwart durch unnütze Gedanken an die Vergangenheit trüben?“ ſprach ſie. „Sie haben noch ein langes, glückliches Leben vor ſich; Sie ſind doch noch nicht alt!“ „Nicht alt wiederholte er. „Im Vergleich zu Ihnen liebſte Melanie bin ich alt.“ Ja, zählte ich noch 25 Jahre, ſo würde ich vor Ihnen nieder⸗ knien und ſagen: „Melanie, ich bete Dich an, ſei die Meine!“ Und was würden ſie dann wohl geantwortet haben?“ ſetzte er ſinnend hinzu. „Ich würde geſagt haben: Sie ſind mir zu jung, erwiederte ſie lächelnd. „Melanie!“ riefgkortis in ihr jetzt dunkel glühendes Geſicht ſchauend. Was wollen ſie damit ſagen? Wäre es möglich „Könnten Sie — könnten Sie mich wirklich lieben?“ Stumm lächelnd ſtreckte ſie ihm ihre Hand hin, und er zog ſie zärtlich in ſeine Arme. „Was aber wird Erna zu einer Stiefmutter ſagen ? fragte ſie nach einer Weile. r an meine geſchwundene Jugend. Ach Melanie „Sie vergöttert Dich und wird Dich ſtets lieb haben; im übrigen verläßt ſie binnen kurzem mein Haus als Carews Frau; er hat mir ſchon lange ihr Herz geraubt.“ „Nun dann muß ich wohl ja ſagen,“ lächelte Melanie, „vorausgeſetzt, daß Papa damit einber⸗ ſtanden iſt!“ 1 Das war ers, und ſo kam es, daß Melane durch ihren Gatten wieder in den Beſitz ihres früheren Vermögens gelangte. N Rudolph von Kortis brachte das angrenzende Gut, welches bis dahin Nölten gehört hatte, käuflich an ſich und überwies dasſelbe Carew und ſeiner jungen Frau zum Heim, während ihm ſelbſt in Melanies geliebtem Heim, im Schloß Elgenhof das reichſte Gülck erblühte, in deſſen Strahlenglanz auch Herr von Halden, der bei ihnen blieb ſich ſonnte. 195 So ward Erna in Wirklichkeit die Feenkönigin des Märchenſchloſſes, wie ſie einſt das ehemalige Stammhaus Nöltens gennant hatte. Und ſie war hier in ihrem Element. Sie erwieß ſich als die eutzückendſte Hausfrau, die ſich nur denken läßt, Als ihre Kinder bereits heranwuchſen, bewahrte ſie noch immer die Schönheit und jene unnachnahmliche Natürlichkeit, welche an ihr mehr denn alles ſonſt an ihre reizende Blumenſchweſter erinnerte und ihr darum auch deren Namen eingetragen hatte; wilde Roſe. f 1 Im Eifer. Meiſter Gum weggelaufenen Lehrling, der von ſeinem Vater zurückgebracht wird „Weshalb biſt Du denn eigentlich weggelaufen! —, Weil mich die Meiſterin geſchlagen hat! „So? Lauf ich fort?“ dische, n e ee in U Eupfe ſenerav. ih, Rega len für gigen und m u. A 69. * Lal Lin. üs niher Aus! nn ligen Preis Maxxz 0 8 Nun hörn Mucke