dieſelbe 1 ö eiler. —— Ladenburg. u jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, No. 1 Druck und Verlag von Karl 6 Pfg., Reklamen 20 155 Samstag, den 26. Juni l rkſtätte Kleyer e Abonnemenlseinladung. Das 5. Quartal d. Bl. beginnt mit dem 1. Juli, und ladet zu Beſtellungen freundlichſt ein 1 Die Erpedition. u Welnbin, inen, Politiſches. e. Berlin, 24. Juni. Der Kaiſer traf uft. am Dienſtag Abend an Bord ſeiner Nacht N Masch „Hohenzollern“ vor Helgoland ein und ging alsbald an Land. Die Bevölkerung und das Curpublikum bereiteten dem Monarchen einen begeiſterten Empfang; das Souper nahm der hohe Herr beim Commandanten Capitain I 8. Sktubenrauch ein. — Die Kaiſerin iſt am u warz u. Dienſtag zum Beſuch bei ihren erlauchten Ver⸗ 15 5 wandten auf Schloß Grünholz bei Sckern⸗ Diplo⸗ förde eingetroffen. 0 — Der Reichstag trat am Dienſtag in Agen. die dritte Leſung der Handwerker⸗Vorlage ein, Leinen in deren Verlaufe am genannten Tage nur einige wenige Parapraphen zur Erledigung gelangten. Auch im Reichstage ging dieſe erſte Sitzung nach Pfingſten natürlich nicht ohne eine Berührung der inneren Criſis vor⸗ über. Abg. Eugen Richter ſpielte in der Generaldebatte über die Handwerker Vorlage deutlich genug hierauf an, kaltblütig bemerkte tag. KxR iſt. Conſervativerſeits wurde durch den Ab⸗ geordneten Jacobskötter Erklärung abgegeben, die Conſervativen hielten es für ihre patriotiſche Oflicht, der Vorlage zuzuſtimmen. In der Spezialdebatte wurden die 88 8a und 81 b (Aufgabe und Befugniſſe der Innungen) un⸗ verändert nach den Commiſſionsbeſchlüſſen ge⸗ nehmigt. Der Reichskanzler erſchien im Laufe der Sitzung im Hauſe, enthielt ſich aber eines Eingreifen in die Verhandlungen. — Die weitere Entwicklung der unſtreitig beſtehenden Regierungscriſis iſt noch immer in den Schleier der Ungewißhzit gehüllt, was be⸗ greiflicher Weiſe nur zur Vermehrung der hierüber umlaufenden Gerüchte beiträgt. Weder darüber, welche Mitglieder des Miniſteriums Hohenlohe zurücktreten werden, noch hinſicht⸗ lich der Neubeſetzung der etwa zur Erledigung kommenden Reſſorts in der Reichsregierung und in der preußiſchen Regierung, läßt ſich irgend etwas Beſtimmteres ſagen, auf die bloßen Gerüchte aber iſt natürlich nicht viel zu geben. Lediglich verzeichnet ſei die Zeitungs⸗ meldung, daß der von Rom nach Deutſchland abgereiſte deutſche Botſchafter beim italieniſchen Hofe, Herr v. Bülow die Vertretung des Staatsſecretairs des Auswärtigen v. Marſchall übernehmen ſolle. Noch immer auf ſich warten läßt die Ernennung der Nachfolger für den verſtorbenenen Staatsſecretair im Keichspoſt⸗ Hauſe und dem Süden Londons und zurück bildete offenbar den Höhepunkt der geſammtenn Jae überall ward hierbei die erlauchte. ubilarin von den die Straße erfüllenden Menſchenmaſſen mit begeiſtertem Jubel be⸗ grüßt. Unterbrochen ward die königliche Drozeſſion durch einen kurzen Sottesdienſt, der bei der St. Paul's Kathedrale im Freien abgehalten wurde. Abends erſtrahlte London in feſtlicher Beleuchtung von noch nie dage⸗ weſener Pracht. In Dublin wurden am Dienſtag von einer größeren Volksmenge mehrere feindſelige Demonſtrationen gegen England Reranſeale⸗ 3 Berlin, 22. Juni. Der verdienſtvolle Organiſator unſerer Keichsverſicherungsgeſetz⸗ gebung Dr. Bödiker verabſchiedet ſich mit einem an die Vorſtände der Berufsgenoſſen ſchafter gerichteten Schreiben, das mit folgen den Worten ſchließt: „Nur das einträchtige Suſammenwirken Aller hat es im Verein mit der verſtändnißvollen Hingabe der Staats- und Comunalbehörden ermöglicht, die Hoff⸗ nungen, welche bei der Einführung und immer weiteren Ausdehnung der Arbeitsverſicherungs Geſetze gehegt wurden, nicht zu Schanden werden zu laſſen. Sicherlich wird auch ferner der gleiche Geiſt alle Betheiligten beſeelen und die verſicherten Arbeiter, deren Vertreter an den verſchiedenſten Stellen und nicht zum geſuchl indeſſen Staats ſecretair Dr. v. Bötticher, daß amte, Dr. v. Stephan, und für den jüngſt zu- wenigſten im Keichs⸗Verſicherungsamt zur 7 er bis jetzt kein Abſchiedsgeſuch eingereicht rückgetretenen Präſidenten des Keichsver⸗ Cöſung der großen Aufgabe redlich beigetragen icker fung habe und daß überhaupt keine Miniſtercriſis ſicherungsamtes, Dr. Bödiker. haben, immer mehr davon überzeugen, daß a beſtehe, eine allerdings kühne Behauptung. — Die Condoner Jubiläumsfeſtlichkeiten unter dem Schutze von Haiſer und Keich zu Ailſon Im Uebrigen erklärten ſich in der Debatte der haben am Dienſtag ihren Abſchluß in wahr⸗ ihren Gunſten geſchieht, was irgend möglich brik. Antiſemit Vielhaben und bemerkenswerther haft glänzender Weiſe erfahren. Die an dieſem iſt, um ihre Lage zu beſſern und zu heben.“ 5 e Weiſe auch der CTentrumsmann Metzner Cage ſtattgefundene faſt vierſtündige Fahrt der Sur Entlaſſung des verdienten Mannes wird i gegen die Handwerker⸗Vorlage, obwohl letzterer Königin Victoria im großen Prunkzug vom gemeldet: Von der General-Ordens-Commiſſion 10 ein eifriger Anhänger der Swangsinnungen Buckingham Palaſt bis nach dem Manſion⸗ wurde vorgeſchlagen, dem aus dem Dienſt arbel. 25 „Was hat das thörichte Kind in Sinn? Friedrich, ihm gedrungen. Es ward ihm immer beklommener, 1 5 f Novelle von Jenny Piorko ws ka. 11 ongen, U Goll Dieſe drückte einen herzhaften Kuß auf ihre Lippen, dann begab ſie ſich leichten Herzens die Treppe hinab zu ihrem Vater, um auch demſelben die frohe Kunde zu bringen, welche ſie in einen 1 voller Glück erhob. Welch trügeriſches . Sl 5 — Als 1 am nächſten Morgen in Erna's Zunmer trat, um zu ſehen, wie es ihr nach dem n Preislagl, geſtrigen Unfall erging, fand ſie das Zimmer leer. Flaſchen, Das junge Mädchen hatte das Haus bereits ver⸗ 8 b 1 laſſen. Noch ſaß ſie bei ihrem Vater beim Frühſtück 5 311 und wartete voll Unruhe auf Ernas Rückkehr, als der Diener eintrat und Herrn von Halden einen Brief reichte. 00 i 1 Dieſer öffnete das Schreiben. 0 Liqurut, i „Mein teurer, väterlicher Freund!“ lauteteten 0 die Zeilen. „Ich vermag es nicht über mich Jachſog Melanies ihres Beſitztums zu berauben. Sie werden mich niemals wiederſehen, ſtets ihrer Liebe gedenken. f doch werde ich — plpertig dition d. Erna von Kortis. wer brachte den Brief ? wandte er ſich zu ſeinem Diener. „Ein kleiner Junge,“ lautete die Antwort, „er iſt noch unten in der Küche., „So führen Sie ihn herauf zu mir, ich muß ihn ausfragen.“ In wenigen Minuten war der Auftrag ausgeführt. „Wo gab Dir die Dame dieſen Brief 2, fragte Melanies Vater den ſcheu gewordenen Knaben. „Auf dem Bahnhof, lautete die Antwort. „Weißt Du vielleicht wohin ſie fuhr? fragte Herr von Halden. „Ja, ſie reißte nach L. , ich ſtand gerade am Peron als der Zug abging.“ Das genügte Herrn von Halden einen Anhalt zu geben, in welcher Richtung Erna ſich begeben hatte, und ohne langes überlegen beſchloß er, ihr nachzureiſen. Nölten war inzwiſchen os, was er beginnen ſollte. Er hatte eine ſchreckliche Nacht verbracht. Keine Minute vermochte er die Augen vor der Viſon des bleichen Todtengeſichts zu ſchließen, das ihn im Geiſte zwiſchen den Waſſerlielien des Michi hervor anſtarrte. Noch e von Ernas Verſchwinden zu Herrn von Halden immer beängſtigender zu Muth; ſchließlich begab er ſich nach den Stallungen. . „Karl,“ fragte er ſeinen dort beſchäftigten Burſchen. „Sie trugen den Brief geſtern nach Elgenhof ?“ „Gewiß, Herr!“ „Ward ihnen dort keinen Auftrag an mich? „Nein, Herr. Die Jungfer ſagte, ſie wolle den Brief gleich an Fräulein von Halden geben; ſie ſei bei Fräulein von Kortis. Dieſelbe hätt das Unglück gehabt, in den großen Teich zu ſtürzen. Zum Glück konnte die junge Dam ſchwimmen, ſonſt wäre ſie ertrunken, denn de Teich iſt furchtbar tief.“ Nölten glaubte zu träumen. Erna gerettet, und Melanie las ſeinen Brief in Beiſein. Dann war er verloren. Erna ſeine ganze Grauſamkeit und Treuloſigkeit verrathen ſie würde erzählen, wie ſeine Leidenſchaft ſie in den Teich getrieben und wie er ſie ihrem traurigen Schickſal überlaſſen habe. Nie, niemals wiede konnte er Melanie ins Antlitz ſehen. 5 „Karl,“ befahl er nach kurzem Bedenken, „ich will mit dem Elf⸗ Uhr ⸗Zuge auf zwei bis drei Tage nach L., fahren. Sorgen ſie dafür, daß der Wagen zur rechten Zeit bereit iſt.“ 0 So kam es, daß er auf dem Bahnhof mi 5 zuſammentraf. Gern wäre er