kleyer e e 5 5 5 2 71 5 . Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. einhen, i . en, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. * Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 8 7 N. 99 „ Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzei⸗ . haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. e e, 9 1755 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 5 Maste Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor Verlag von Karl Molitor, a * Ladenburg. f e Ladenburg. n . 80. Mittwoch, den 23. Juni 1897. J ddßdßdßddßßdßdßdbdTTßdTßßßfß.. eee ene eee ener dane e 3 —— Politiſches. Das Haiſerpaar wohnte am 18. Juni, em für Preußens Waffen ſo ruhmvollen Er⸗ nnerungstage der Entſcheidungsſchlacht von aterloo, der glanzvollen Enthüllungsfeier es Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denkmales in Köln bei nd nahm ſpäter an dem nachfolgenden Feſt⸗ mahl im Gärzenichſaal theil. Hierbei hielt der Haiſer eine markige Anſprache, in welcher er an die Beſuche, welche HKaiſer Wilhelm J. und Haiſer Friedrich III., letzterer als Uronprinz, der Hauptſtadt der Rheinprovinz abgeſtattet, t8bilde erinnerte. Der erlauchte Redner ſtattete weiter re und der Stadt Höln und ihrer Bürgerſchaft ſeinen wieſen tiefgefühlten Dank für die Errichtung des Steller Haiſer⸗Wilhelm⸗Denkmales ab und verſtcherte, 1 Briſß in den Bahnen ſeines Großvaters wandeln en Leit⸗ und den beſtehenden Frieden ſchirmen in jeder Weiſe die deutſchen Rechte vertreten und die deutſchen Abſatzgebiete erhalten zu wollen. — Auf der Keiſe von Potsdam nach Köln hatten lkerti⸗ die Majeſtäten in Bielefeld Station gemacht, um der alten Veſte Sparenberg einen Beſuch abzuſtatten. Daſelbſt nahm der Haiſer einen Ehrentrunk entgegen und hielt hierbei eben⸗ fflalls eine Anſprache. In derſelben feierte er — das Sedenken ſeines Vorfahren, des großen Kurfürſten, gab dann ſeiner Anerkennung des ſozialen Wirkens des Paſtors v. Bodelſchwingh en Ausdruck und betonte ſeinen Entſchluß, ſein W PDrogramm⸗Schutz der nationalen Arbeit und Zurückweiſung jeder Umſturzbeſtrebung durchzuführen. Der Monarch ſchloß mit einem Hoch auf die Stadt Bielefeld und auf den weſtfäliſchen Stamm. Die Majeſtäten wohnten am Freitag Abend noch der Flotten⸗ arade auf dem Khein bei und reiſten Nachts mpfehlt ttwe — Auch von den neueſten Miniſterciſenge⸗ rüchten gilt das bekannte geflügelte Wort, welches dem ehemaligen ſozialdemokratiſchen Keichstagsabgeordneten Sabor zugeſchrieben wird: „Es geht etwas vor, man weiß nur noch nicht, was!“ Allgemein gilt es in Hin⸗ blick auf das überraſchende Wiedereintreffen des Finanzminiſters Dr. v. Miquel in Berlin nach kaum erſt begonnener Kur in Wies baden als gewiß, daß wichtige Veränderungen in den höchſten Siellen des Keichs⸗ und des preußiſchen Staatsdienſtes bevorſtehen nur über den Ureis dieſer Neuerungen und den Seitpunkt ihres Eintrittes ſieht man ſich durchaus auf Com- binationen angewieſen. Die „Nordd. Allgm. Stg.“ erklärt denn auch an hervorragender Stelle, daß es ſich bei den ſignaliſirten Perſonalveränderungen in den Keichs⸗ und preußiſchen Miniſterialämtern um bloße Muth⸗ maßungen handeln und daß bislang noch keine allerhöchſten Entſchließungen erfolgt ſeien. Als beſchloſſen gelten neuerdings das Aus ſcheiden des Staats ſecretairs des Keichsamtes des Innern und Vicepräſidenten des preußiſchen Staats miniſterums Dr. v. Bötticher und des Staats ſecretairs des Auswärtigen Freiherrn v. Marſchall aus der Kegierung, ſowie der Kücktritt des Miniſters des Innern, v. d. Kecke, als ebenſo ſicher wird die Ernennung des Finanzminiſters Dr. v. Miquel zum Vice⸗ präſidenten des Staats miniſteriums bezeichnet. Darüber jedoch, wer künftig das Staats⸗ ſecretariat des Innern und weiter den Poſten eines Stellvertreters des Reichskanzlers über⸗ nehmen wird, gehen die Meinungen noch aus⸗ einander, höchſt wahrſcheinlich fällt indeß letztere Stellvertretung ebenfalls Herrn v. Mi⸗ quel zu, der dem „Hambg. Correſp.“ zufolge ein förmliches politiſches Programm vor dem Haiſer entwickelt haben ſoll. Offenbar walten noch gewiſſe Schwierigkeiten bei der Cöſung der jetzt aufgetauchten Perſonalfragen inner⸗ halb der Keichs⸗ und der preußiſchen Ke⸗ gierung vor, und hierdurch würde ſich ein weiteres hinausziehen der endgiltigen Ent⸗ ſcheidung erklären. Unterdeſſen hat ſich wenigſtens der er⸗ wartete Wechſel in der Leitung des Keichs⸗ marineamts vollzogen, wie allgemein ver⸗ muthet wurde, iſt jetzt Contreadmiral Tirpitz zum Nachfolger des bislang beurlaubt ge⸗ weſenen Admirals Hollmann im Staatsſecre⸗ tariat des KReichsmarineamtes definitiv ernannt worden. Der neue Staats ſecretair hat jedoch alsbald einen zehnwöchigen Erholungsurlaub angetreten, während ſeiner Abweſenheit von Berlin wird der Contreadmiral Büchſel Herrn Tirpitz vertreten. Noch ein weiterer hoher Keichsbeamter iſt ſoeben aus ſeinem Amte und dem Reichsdienſte überhaupt ausgeſchieden, Dr. Bödiker der langjährige Präſident des Keichsverſicherungsamtes. Steigende Meinungs⸗ verſchiedenheiten mit anderen maßgebenden Perſönlichkeiten, ſpeziell mit dem Staats ſecretair v. Bötticher, haben Herrn Dr. Bödiker be⸗ wogen, ſeinen Abſchied zu nehmen; unver⸗ gänglich bleiben aber die Verdienſte, welche er ſich durch die Art und Weiſe ſeiner dreizehn⸗ jährigen Amtsführung auf ſozialpolitiſchem Gebiete erworben hat, es wird daher ſchwer fallen, für ihn einen geeigneten Nachfolger zu beſtellen. — Die Engländer inner⸗ und außerhalb Europas feiern augenblicklich das 60jährige Regierungsjubiläum der königin Victoria, welche Feſtlichkeiten ſpeziell in London an dieſem Dienſtag, als dem eigentlichen offiziellen Jubiläumstage, ihren höhepunkt erreichen 412 Uhr von Köln nach Schloß Brühl weiter. Wilde RNoſe. Novelle von Jenny Piorko ws ka. — 99 10 Das Entſetzen hatte das junge Mädchen ge⸗ ähmt; jetzt wich es, gewaltſam rieß ſie ſich von hm los, und hin mit flammenden Augen anſchauend, hrach es ſich voller Entrüſtung über ihre Lippen: „Verräter! So — ſo wagen Sie zu Melanies reundin zu reden? Sie wagen es, ein ehrliches ädchen mit falſchen Liebesbetheuerungen zu belei⸗ digen? Gehen Sie! Nie werde ich zu Ihnen reden noch Sie überhaupt ſehen!“ Haſtig wandte ſie ſich zum Gehen, und als ölten ſich ihr nachſtürtzte, um ſie zurückzuhalten loh ſie eilends auf dem nächſten ſchmalen Seiten⸗ fad davon; er aber halb von Sinnen verfolgte ſie. Mit jeder Sekunde kam er ihr näher; ſchon konnte er hren ſchnellen Athmenzug hören, als ein mächtiger Baumſtumpf am Wege ihn daran erinnerte daß venige Schritte vor Erna ein großer Teich lag, n dem er als Knabe ſo oft gefiſcht hatte, und mit auter Stimme rief er ihr zu: 18 halt Erna! Dicht vor Ihnen iſt ein Teich!“ Sie aber achtete in ihrer Angſt ſeines Zurufs icht; weiter rennend, ſtolperte ſie über ein paar Baumwurzeln, und — ein ſchriller Schrei, ein lufplätſchern im Teiche, und die Waſſer ſchloßen ich über de ilden R Nölten blieb wie angewurzelt ſtehen, als der furchtbare Ton an ſein Ohr ſchlug. Der Schreck hatte ihn förmlich betäubt. Der Teich war ſehr tief; ſchwimmen konnte er nicht; bevor er Hilfe herbeigeholt hatte, war ſie verloren, todt! Ein kalter Schauder durchlief bei dieſem Gedanken ſeine Glieder. Mit einem Gefühl ſeltſamen Wiederſtrebens wagte er ſelbſt nicht, ſich dem Rande des Teiches zu nähern. Er fürchtete, das liebliche Geſicht könnte wieder auftauchen und ihn mit gebrochenem Blick anſchauen, — ihn, der ſie getödet, nur ein Zufall hatte das Unglück herbeigeführt. Ein Zufall! N Wie eine böſe Verſuchung fuhr dieſem Mann, der vollſtändig ein Sklave ſeiner Leidenſchaften war, ein Gedanke durch den Kopf, und faſt gleich⸗ zeitig ſtürzte er auf dem gekommenen Weg zurück, — ein Kain, den ſeine Schuld in die Flucht treibt. In ſein Schloß zurückgekehrt, begab er ſich ſogleich in ſein Zimmer, von einer Angſt und Qual getrieben, welche Worte nicht beſchreiben. Unabläſſig ſchwebte ihm das bleiche, ſchöne Antlitz vor, wie dasſelbe ihn mit vorwurfsvollem Blick aus den dunkeln Waſſern anblickte. Stunden vergingen; endlich war ſein Entſchluß gefaßt. Er ſchrieb an Melanie. heit geſt b 0 Mit ſcheinbarer ihm eine große Enttäuſchung ſei, ſein väterliches Erbe nicht, wie es ſein heißer Wunſch geweſen war, von den darauf laſtenden Verpflichtungen frei machen zu können, aber er liebe Melanie und lege ihr deshalb ſein Herz zu Füßen. Er hoffe ſie durch ſeine Treue für die Entbehrungen zu belohnen, die ihrer als der Frau eines verhältnißmäßig armen Mannes warteten. Dafür würde ihnen beiden das befrie⸗ digende Gefühl zu Theil werden, der Ehre, Gerech⸗ tigkeit und Liebe alles zum Opfer gebracht zu haben. Dieſen Brief ſandte er noch Abends des traurig verhängnißvollen Tages nach Elgenhof. Und dann ſaß er, auf jeden Ton von außen her lauſchend, in einem Gemach, völlig unfähig nur noch einen klaren Gedanken zu faſſen, ſich eines Willens bewußt zu werden. Und ſtiller ward es im Hauſe und ganz ſtill, und es kam Niemand. Niemand, — es kam Niemand! Der Schweiß trat ihm eiſigkalt vor die Stirn. Warum kam Niemand? Was war geſchehen? Hatte man ſie, — wie ihm ſchauderte vor dem Wort! — hatte man ſie geſucht, gefunden, — oder war noch nichts, nichts enteckt worden? * 25 * Herr von Halden hatte Erna in ſein Zimm bitten laſſen, aber ſie war im ganzen Hauſe nicht zu finden. Der alte Diener meinte, ſie wäre mit