zelnen fragen. Ganz ausgeſchloſſen aber iſt die Frage nach einer Abſchaffung der politi⸗ ſchen Polizei ſelbſt; dieſelbe bildet heutzutage ſozuſagen ein nothwendiges Uebel fuͤr den Staat, der letztere würde ohne eine ſolche Ein⸗ richtung ſich der Möglichkeit ausſetzen, eigene wichtige Intereſſen gefährdet zu ſehen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 5. Juni. Einer der bedeutendſten Bildhauer Badens, Hans Baur iſt in vergangener Nacht in Konſtanz geſtorben. In Konſtanz 1829 am 26. Februar geboren, erreichte er ein Alter von über 68 Jahren. 1851 bezog er die Kunſtakademie in München. Im Jahre 1856 erhielt er den Auftrag, zwei lebensgroße Statuen: St. Conradus und St. Pelagius, für den Dom zu Konſtanz in Sandſtein auszuführen. Eine Zeit lang hatte er in Karls⸗ ruhe ſeinen Wohnſitz genommen. Im Auftrage der Stadt Karlsruhe modellirte er 1857 einen Tafelaufſatz, welcher, in Silber gegoſſen, der Prinzeſſin Cäeilie von Baden als Geſchenk zu deren Verehelichung mit dem ruſſiſchen Großfürſten Michael überreicht wurde. Das Modell iſt ein Schmuckſtück der ſtädtiſchen Sammlungen in Karlsruhe. Für den Großherzog von Baden fertigte er dann einen zweiten, galvanoplaſtiſch ausgeführten Tafelaufſatz: Markgraf Ludwig von Baden die Häuptlinge des türkiſchen Heeres in der Schlacht bei Salankemen gefangen nehmend. Hierauf folgte eine Büſte des Erbprinzen Friedrich und eine Statue des Vater Rhein für die Kehler Rheinbrücke. Die Ausführungen von zwei weiteren Statuen: St. Bernhard, Markgraf von Baden, und Biſchof Gebhard, für den Dom zu Konſtanz nebſt einem Hochrelief, ſowie von zwei Koloſſal⸗ ſtatuen Herzog Berthold dem Bärtigen von Zähringen und Großherzog Leopold von Baden für die Rheinbrücke zu Konſtanz veranlaßten Baur nach Konſtanz zurückzukehren. In den Jahren 1864 bis 1865 beſuchte er Italien. In der Folge lieferte er für eine Villa bei Ulm zwei lebensgroße Statuen, eine Najade und einen Armor in Marmor, 1871 das lebensgroße Modell zu einer Victoriaſtatue, welche für das Krieger⸗ denkmal in Konſtanz in Bronce gegoſſen wurde, in den nächſten Jahren für das Friedrichsbad in Baden⸗Baden fünf Koloſſalſtatuen: Aesculap und Hygieia und mehrere Najaden, ſowie Karyatiden in Sandſtein. Für die evangeliſche Kirche zu Baden⸗Baden führte er die vier Evangeliſten aus, für die Jammſche Kirche zu Lahr die Apoſtel Johannes und Paulus. Im Jahre 188! errang Baur's Entwurf zum Denkmal des Komponiſten Konradin Kreutzer in Meßkirch den Sieg, ein Erfolg, der ihm den Auftrag zur Fertigung der Statue Johann Georgs I., Fürſten Hohenzollern⸗ Sigmaringen, für die Stadt Sigmaringen einbrachte. Hans Baur war eine echte Künſtlernatur, in ſeiner ſchöpferiſchen Thätigkeit empfand er die höchſte Lebensbefriedigung, welche Empfindung ihm bis zum letzten Athemzuge nicht verlaſſen hat. Noch vor Jahresfriſt ging er ſiegreich aus der Konkurenz um den Kaiſerbrunnen, den die Stadt Konſtanz errichtet, hervor. Die monumentale Arbeit wurde ihm von ſeiner Vaterſtadt übertragen, doch war es ihm nicht mehr vergönnt, ſie ganz zu vollenden; nachdem er die Arbeit zu drei Vierteln vollendet, ereilte ihn der Tod mitten in der Arbeit. Seine einzige Tochter iſt die Gattin des Profeſſors Elgar Weighardt in Ladenburg, der ſich kürzlich durch die „Mathematiſche Geographie“, ein Leidfaden für den Unterricht in der Obertertia der Mittelſchulen (Bühl 1896), in die pätagogiſche Welt eingeführt. — Neckargemünd, 7. Juni. In der hieſigen Bahn⸗Station ereignete ſich am erſten Pfingſtfeiertage ein größeres Eiſenbahnunglück. Zwei Wagen eines Güterzuges fuhren auf einen mit Paſſagieren beſetzten Lokalzug. Zehn Perſonen erlitten theils ſchwere, theils leichtere Verletzungen und wurden nach Heidelberg in das Akademiſche Krankenhaus verbracht. Die zwei Güterwagen ſind vollſtändig zertrümmert. Die Urſache des Eiſenbahnunglücks iſt in falſcher Weichenſtellung zu ſuchen. Der Materialſchaden iſt ein ziemlich bedeutender. — Berlin, 5. Juni. Die Wittwe des Generalpoſtmeiſters v. Stephan iſt, wie man weiß, einzig auf die geſetzliche Penſion von 1600 Mk. angewieſen, da der Chef des Reichspoſt⸗ und Telegraphenweſens ohne Privatvermögen war und von ſeinem den ſchicklichen Repräſentationsaufwand gerade deckenden Gehalt keine Rücklagen machen konnte. Von dem Plane, aus Reichsmitteln für die Hinterbliebenen eine Dotation zu bewilligen, iſt Abſtand genommen worden, um keinen Präcedenz⸗ fall zu ſchaffen. Man will vielmehr jetzt aus Privatmitteln der Wittwe die Sammlungen abkaufen, welche Stephan unabhängig von dem durch ihn geſchaffenen Poſtmuſeum, in ſeinem 9 Beſitz vereinigt hat und welche zahlreiche und ſeltene kulturgeſchichtlich merkwürdige Gegenſtände enthalten. Dieſe Hinterlaſſenſchaft ſoll für den Preis von 300,000 Mk. erworben und in einem Stephan⸗Muſeum untergebracht werden. — Neunkirchen, 5. Juni. Der aus Kaiſerslautern gebürtigte Bauunternehmer Mun⸗ dorf, der in Neunkirchen als Millionär gilt, hat ſich Mittwoch Nachmittag erſchoſſen. Urſache if die, daß er in Unterſuchung genommen wurde, weil er einen Mann mit Namen Kümmel um ſein Vermögen betrogen habe und dieſer irrſinnig wurde. Es ſoll ſich um 15,000 Mk. handeln, — Breslau, 4. Juni. Geſtern haben in Folge Abbaues der Gruben „Louiſenglück“ und „Abendſtern“ bei Rosdzin Erdſenkungen ſiatt⸗ gefunden. Die Chauſee zwiſchen Schoppinitz und Burowitz iſt geborſten. Die Waſſerleitung it geplatzt. Ueber dreißig Häuſer, die Riſſe bekamen, mußten in Folge polizeilicher Anordnung geräumt werden. Zweihundert Familien ſind obdachlos, — Die Bewohner des Dorfes Rosdzin wurden aus ihren Häuſern aufgeſchreckt. Der Boden ſchwankte, die Fenſterſcheiben klirrten. In panik⸗ artiger Flucht verließen die Bewohner die Häuſer, viele kampirten auf dem Markte. Die Riſſe ſind an manchen Stellen zwei Meter tief und einen Meter breit. TLaudwirtſchaftliches. Ein freundlicher Pfingſtgruß iſt es, den die neueſte Nummer des praktiſchen Ratgebers im Obſt⸗ und Gartenbau ihren Leſern bringt. Mit der Zeitſchrift iſt ein Verſuchsgarten verbunden in dem alle Roſenneuheiten gezogen werden. Die beiden Favoriten von 1896 nun werden jetzt im farbigen Bilde veröffentlicht. Es ſind das die engliſche Roſe Belle Siebrecht und die Rankroſe Crimson Rambler, die aus Japan ſtammt, Kein Geringerer als Katharina Klein hat die Roſen nach ihrer überſandten Originalen in Aquarell gemalt und in der Trowitzſch'ſchen Kunſt⸗ anſtalt ſind ſie nach dem Bitde Katharina Klein's vervielfältigt worden. Das Blatt iſt ſo künſtlerich durchgeführt, daß es beſonders für Roſenfreunde einen ſchönen Zimmerſchmuck abgiebt. Und das alles für vierteljährlich eine Mark — ſoviel koſtet das praktiſche Ratgeber⸗Abonnement. e Sohne auszuſöhnen. Wenn er in Erna's liebes Geſicht ſieht, kann er unmöglich unerbitterlich bleiben. Sie können ihm ſagen, daß ich das Vergangene aufrichtig bereue.“ „Armer Rudolph!“ ſagte Herr von Halden mit bebenden Lippen, während er den Brief wieder zuſammen faltete. „Er war allzu leichtgläubig zu arglos, zu großherzig! Welch' traurige Geſchichte! Melanie, wir müſſen recht liebevoll gegen dieſes arme vaterloſe Mädchen ſein!“ „Ich will ſie wie eine Schweſter lieben,“ erwiederte dieſe, während zugleich doch ihre Seele mit tiefem Weh wieder die bange Frage durchzukte: ob Erna ſie nicht für immer von dem Geliebten würde? Melanie ſaß allein im Salon und harrte in banger Erwartung ihres Verlobten. Wie das Schickſal über ihre Zukunft entſcheiden? Bange Zweifel und feſte Zuverſicht wechselten in ſchneller Folge miteinander ab, aber nichts von alledem, was in ihrem Innern vorging, verrieth ſich auf ihrem Antlitz, als Nölten eintrat und ſie ihm mit unruhiger Würde entgegenging. „Es that mir leid, liebſte Melanie,“ hob derſelbe an, „daß ich deine Gäſte heute morgen nicht begrüßen konnte; ich fürchtete jedoch, ich könnte ihnen verrathen, welche Zweifel welches Mißtrauen, ja, welche Entrüſtung ich über ihre Handlungsweiſe hege!“ „O, das hätteſt Du gewiß nicht gethan,“ erwiederte Melanie. „Es iſt in der That keine Veranlaſſung vorhanden, ihnen zu mißtrauen.“ „Wie? Du kannſt doch unmöglich dieſer tollen Geſchichte der Frau Merling glauben?“ rief Nölten. „Ich bin ſogar feſt davon überzeugt, daß ſie würde auf völliger Wahrheit beruht,“ entgegnete Melanie. „Es bedarf allerdings ſehr ſtarker Beweiſe, bevor ich an die Geſchichte glaube,“ erklärte er. „Und doch, fürchte ich, wirſt Du Dich ſchließlich davon überzeugen laſſen,“ ſprach ſie. „Ich kann — ich will es nicht glauben!“ rief er ungeſtüm. Du wirſt dich doch wahrlich nicht zum Opfer eines ſolchen Betrugs machen laſſen?“ „Hier herrſcht kein Betrug,“ entgegnetete ſie ernſt. „Hier kann nicht einmal mehr von Zweifel die Rede ſein. Papa wird Dir mehrere Briefe zeigen, die Dich überzeugen werden.“ Herr von Halden's Eintritt unterbrach das Geſpräch, und man kam erſt wieder auf das Thema zurück, als Melanie nach dem Abendeſſen ihren Vater bat, Nölten die Briefe zu zeigen. Dieſer las ſie aufmerkſam durch. „Sind ſie ſicher,“ wandte er darauf ſich zu Herrn von Halden, „daß dies Rudolph von Kortis Handſchrift iſt? „Ganz ſicher iſt eine eigenthümliche, mir ſeit vielen Jahren bekaunte Handſchrift.“ „Und doch kann der Brief gefälſcht oder auch ein Kind unterſchoben worden ſein,“ bemerkte Nölten nach kurzem Nachdenken. „Um das eine bitte ich Sie! handeln ſie nicht zu ſchnell. Sie haben ja keine Eile; noch werden keine Forderungen an Sie geſtellt. Vor allem rathe ich Ihnen, zu ſehen ob ſie nichts Genaues über Rudolph von Kortis Leben und ſeinen Tod ausfindig machen können, obwohl, ſelbſt wenn dieſes Mädchen ſich als diejenige ſich erweiſen ſollte, welche zu ſein ſie vorgiebt, das Geſetz trotzdem Melanie das Ver⸗ mögen zuſprechen würde. Dieſe Erna von Kortis iſt zwei Tage zu ſpät angekommen; ſie kam nicht am dreizehnten ſondern am fünfzehnten“ Melanies Stirn furchte ſich leicht. . 5 5 „Dieſer Einwand,“ ſagte ſie, „mag dem Wortlaut noch geltend zu machen ſein; ob er aber ehrenhaft und gerecht, iſt eine zweite Sache. Unter ſolchen Bedingungen wäre ich außer Stande, das Vermögen zu behalten und mit anzuſehen, wie diejenige in Armuth lebt welche ſicher Herrn von Kortis Erbin geweſen wäre wenn derſelbe hätte ahnen können, daß ſein Sohn noch lebte „Das iſt eine übertriebene Gewiſſenhaftig⸗ keit!“ rief Nölten mit finſterer Stirn. „Du kannſt dieſer Erna ja eine ahnſehnliche Summe abtreten, — wie das ihr Großvater auch vermuthlich gethan haben würde, — und kannſt doch den Haupttheil des Vermögens für Dich behalten.“ „Melanie ſchwieg; ein heftiger Schmerz durchzuckte bei Nöltens Worten ihre Bruſt. War das der Mann, dem ſie im Geiſte alle edlen Eigen ſchaften zugeſchrieben hatte? „Inſofern ſtimmte ich ihnen bei, ergriff Herr von Halden nach längerem Schweigen das Wort, „daß es rathſam iſt, über Ernas Herkunft nähere Erkundigungen einzuziehen. Obwohl ich auch nicht den geringſten Zweifel in Wahrheiten ihrer Ausſa⸗ gen ſetze ſo bin ſch es meiner Tochter ſchuldig, in der Angelegenheit mit der größten Vorſicht zu handeln. Vorläufig wollen wir die Sache geheim halten. Morgen werde ich zur Stadt gehen um und die nöthigen Schritte einleiten, Näheres N meinen alten liebea Freund ausfindig machen.“ Ein ſchwerer Seufzer hob Melanies Bruſt. „Komm, meine Liebe,“ ſagte Nölten in zärk⸗ lichem Tone, „denken ſie jetzt nicht weiter an dieſe Fräulein Erna, oder wer ſie ſonſt ſein mag. Singe mir lieber etbas vor. Dein Geſang soll unſere erregten Gemüther beruhigen.“ 9 Fortſetzung folgt. ba jtzige ormall Lo uurchbro dadhoſet Her;