4. und 5. Juni dahier ſtatt. Dieſelbe wird am 4. Juni, Nachmittags 5 Uhr, mit einer Vor⸗ führung von Turnſpielen (auf dem Spielplatz an der neuen Brücke) durch Klaſſen der Großh. Oberrealſchule eingeleitet werden. Abends halb 9 Uhr findet im unteren Saale des Muſeums die Vorverſammlung ſtatt. Samſtag, den 5. Juni, Morgens 7 Uhr, beginnen in der ſtädtiſchen Turnhalle an der Grabengaſſe die turneriſchen Vorführungen, zuerſt von Seiten der Lehrerturn⸗ vereine Freiburg i. B., Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim u. a., ſodann durch einige Schulklaſſen des Gymnaſiums, der Oberrealſchule und der Volksſchule. Zu der auf Mittags 12 Uhr im großen Rathhausſaale anberaumten Haupt⸗ verſammlung ſind folgende Vorträge angemeldet: 1. „Ueber Keulenübungen“ von Gymnaſial⸗Turn⸗ lehrer C. W. Räuber aus Straßburg. 2. „Ueber die neueſten Erſcheinungen in der Turnlitteratur“ von Hauptlehrer A. Leonhardt aus Karlsruhe. 3. „Ueber Turnen mit Muſikbegleitung“ von Reallehrer Menges aus Heidelberg. 4. „Ueber Turnen in Hallen und die Staubgefahr“ von Reallehrer Otto Kabus aus Mannheim. Um 3 Uhr iſt gemeinſames Mittageſſen im Perkeo (Liederkranzlokal) und Abends 8 Uhr Bankett in der Turnhalle des Turnvereins. — Weinheim, 31. Mai. Die Gauner, welche vor einigen Wochen den Einbruch in dem Laden des Uhrmachers Dell verübten, wurden geſtern verhaftet. Es ſollen Italiener ſein. Die geraubten Uhren und Schmuckſachen wurden faſt alle noch vorgefunden. — Hamburg, 29. Mai. In 2 Sonder⸗ zügen trafen heute Mittag 12 Uhr gegen 200 Mitglieder des Bundesraths und des Reichstages, davon etwa 100 mit ihren Damen, zum Beſuch der allgemeinen Gartenbau⸗Ausſtellung ein. Die Beſichtigung der geſtern eröffneten Ausſtellung fand bis 2 Uhr Nachmittags und hierauf ein Feſteſſen in der Haupthalle ſowie ſpäter das von der Packetfahrt⸗Linie angebotene Abendeſſen auf dem Schnelldampfer Auguſta Victoria ſtatt. Die Rückfahrt erfolgte 8 Uhr Abends. — Ham burg, 29. Mai. Der Bugſier⸗ dampfer „Blücher“, welcher eine Geſellſchaft von Damen und Herren fuhr, kam der „Auguſta Viktoria“ zu nahe und wurde durch einen Schraubenſchlag ſo ſchwer beſchädigt, daß ein Leck entſtand und der Dampfer bei Neumühlen ſank. Die Panik unter den Paſſagieren war furchtbar, doch wurden alle durch Strandbote gerettet. — Newyork, 29. Mai. Nach einer Depeſche aus El Paſo del Norte iſt die Rio Grande aus den Ufern getreten. Gegen 50⁰ Häuſer ſind zerſtört und 3000 Familien ſind ihrer geſammten Habe beraubt. — Ehriſtiania, 31. Mal. Die Stadt Nanſoe iſt geſtern Nachmittag faſt gänzlich ein Raub der Flammen geworden. Wegen des ſtarken Windes konnte nichts gerettet werden. — Piſa, 30. Mai. Eine folgenſchwere Panik entſtand heute in der hieſigen Kathedrale während der feierlichen Enthüllung und Ausſtellung des nach vielen Jahren wieder öffentlich aus⸗ geſtellten Bildes, das unter dem Namen Madonna Sotto degli Organi in Piſa beſonders verehrt wird. Die feierliche Vorbereitung für die Cermonie, welche mehrere Tage dauern ſollte, hatte eine große Menſchenmenge herbeigelockt. Die Lokalbehörden, darunter der Bürgermeiſter, welcher dem zu den Schrein mit dem Bildniß gehörenden Schlüſſel hielt waren anweſend. Mehrere Biſchöfe und zahlreiche Pilger aus benachbarten Städten wurden erwartet. Kurze Zeit nach Beginn der Feier fiel eine Kerze herab und entzündete einen Dekorations⸗ gegenſtand der Kirche, indem die zahlreiche Menſchenmenge nach der nächſten Thür hindrängte. Die Feier wurde alsbald geſchloſſen, doch wurden bei dem Gedränge 9 Perſonen getödtet und 21 Verwundete in das Hoſpital geſchafft. Die andern Verwundeten konnten in ihre Wohnungen geführt werden. Die Kathedrale wurde ſofort geſchloſſen und die Feierlichkeit eingeſtellt. In der Stadt herrſcht Beunruhigung. Der größere Theil der Verwundeten und Todten beſteht aus Frauen. Alle gehören der Einwohnerſchaft von Piſa an. — Pfingſtfahrt nach Oberitalien. Am Samſtag, 5. Juni, geht über die Gotthard⸗ bahn ab Luzern ein Vergnügungs⸗Extrazug nach Bellinzona reſp. Chiaſſo, Locarno oder Luino und den oberitalieniſchen Seen zu ermäßigten Preiſen mit beliebiger Rückfahrt innerhalb zehn Tagen, zu welchem die bedeutenderen ſüddeutſchen und ſchweizeriſchen Eiſenbahnen Anſchluß⸗Retourbillets mit 14tägiger Gültigkeitsdauer ausgeben. Den Theilnehmern dieſes Zuges ſind außerdem Seitens der betreffenden Transportanſtalten große Preis⸗ ermäßigungen bis zu 50 Prozent auf den Dampf⸗ ſchiffen der oberitalieniſchen Seen und des Vier⸗ waldſtätterſees, ſowie auf der Eiſenbahn dez Monte⸗Salvatore und auf den beiden Rigibahnen zugeſtanden. Wer über Pfingſten ganz billig nach! Venedig fahren will, findet im Anſchluß an dieſen Extrazug in Chiaſſo Rückfahrtbillets nach Venedig zu den bedeutend ermäßigten Preiſen von nue Fr. 24. 1 für die 3., Fr. 36. 70 für die 2. und Fr. 51. 90 für die 1. Wagenklaſſe. Diese Billets berechtigen den Inhaber zugleich zum einmaligen freien Eintritt in die internationale Kunſtausſtellung. Die ganze Strecke Luzern⸗Venedig und zurück ſtellt ſich in dieſem Falle alſo auf nur Fr. 42. 76, reſp. Fr. 62. 50, was einer Preis⸗ reduktion von 50 pCt. gleichkommt. Ausführliche Proſpekte zu dieſer prächtigen Pfingſtfahrt verſendet gratis und franko das Internationale Reiſeburegn in Baſel, Theaterſtraße 23, auch liegen ſolche in den öffentlichen Verkehrsbureaur unentgeltlich auf, — Hebung des vaterländiſchey Obſtbaues. Der praktiſche Rathgeber im Obſt⸗ und Gartenbau ſetzte im vorigen Jahre einen Preis von 300 Mark aus für die beſte Löſung der Fragen: Welches ſind die Urſachen, daß Deutſchland ſeinen Bedarf an friſchem und gez trocknetem Obſte nicht ſelbſt erzeugt, ſondern zu einem großen Theile aus dem Auslande bezieht! Welches ſind die Mittel dieſem Uebelſtande abzu⸗ helfen? — Die Preisaufgabe erregt das Intexreſe der weiteſten Kreiſe; es gingen 76 meiſt ſehr umfangreiche Arbeiten ein. Unter den vielen ausgezeichneten Arbeiten ging die des Obergärt⸗ ners an der Kgl. Lehranſtalt für Obſt⸗, Wein, und Gartenbau in Geiſenheim, Mertens, mit dem 1. Preiſe hervor — einen zweiten Preis erkannten die Preisrichter der Arbeit des Herrn Kamp⸗ mann⸗Ibbenbüren in Weſtfalen zu. Um nun aber das in allen Arbeiten niedergelegte, ſo wertg⸗ volle Material nicht verloren gehen zu laſſen, übernahm es Herr Obergärtner Mertens im Auftrage der Verlagsbuchhandlung Trowitzſch u. Sohn in Frankfurt a. O., ſeine Arbeit mit den anderen zu einer neuen Arbeit zu verſchmelzen, Der praktiſche Rathgeber beginnt die Merten ſche Geſammtarbeit, die unter dem Titel „Vorſchläge zur Förderung des Obſtbaues“ als Brochüre k ſchienen iſt, auszugsweiſe zu veröffentlichen. Die Nummern, welche die Arbeit enthalten, werden auf Wunſch allen, die ſich für den vaterländiſchen Obſtbau intereſſiren, gern von der Verlagsbuch⸗ handlung umſonſt zugeſchickt. erbarmungsloſe! Wucherer, beſtechliche Beamte und ähnliche Creaturen, ſie alle fielen nun unter den Händen des geheimnißvollen Rächers. b Die gewaltige Erregung, welche die fortgeſetzten Blutthaten in ganz Meſſina hervorriefen, erfuhr durch den Umſtand noch eine Erhöhung, daß in keinem einzigen Falle der oder die Thäter ungeachtet der verzweifelſten Anſtrengung der Polizei und ihrer Spione entdeckt zu werden vermochten. Vielfach begann man daher zu glauben, daß eine ganze wohlorganieſirte Mörgerbande ihr unheimliches Weſen in der Stadt treibe, welche Meinung natürlich dazu beitrug, den herrſchenden allgemeinen Schrecken noch zu vergrößern. Seinen Gipfelpunkt erreichte derſelbe jedoch, als man eines Morgens in einer ſchmalen Seitengaſſe den Geheimſecretär und faſt allmächtigen Günſtling des damaligen Regenten von Sicilien, des Marcheſe di Tanuzzi, den Grafen Maravente ermordet auffand. Die tiefe Dolchwunde in ſeiner linken Seite ließ keinen Zweifel daran, daß man es hier abermals mit einer That der 5 geheimen Mördergeſellſchaft zu thun abe. Schluß folgt. Wilde Roſe. Novelle von Jenny Piorkows ka. 4 Der arme Papa hatte ja immer Unglück. Wenn er wirklich einmal etwas verdiente, konnte man ſicher ſein, daß er in der nächſten Zeit das Doppelte verlor. Ich weiß nicht, was ſchließ⸗ lich aus uns geworden wäre, wenn Mama nicht das Boardinghaus gehabt hätte; aber Papa meinte er könnte es gar nicht mit anſehen, wie die arme Mama ſich abmühen und arheiten müſſe; und er verließ uns wieder. Bald darauf ſchrieb er, daß er ein Stück Land gekauft habe und Ol daraus ziehe; das war ſein letzter Brief, ſeitdem hörten wir nichts mehr von ihm, bis Tom ſein Begleiter zu uns zurückkehrte und uns die traurige Kunde brachte. Indianer hätten ihn getötet.“ Erna ſchwieg Thränen traten ihr in die Augen. „Armes Kind!“ ſprach Herr von Halden, in⸗ dem er wie tröſtend ſeine Hand auf die ihre legte. „Da wurde meine arme Mama krank,“ fuhr ſie nach einer Pauſe fort. „Kummer und Sorge hatten ihr die lettzen Kräfte genommen. Unſer Boardinghaus wurde täglich leerer; wir hatten viele Schulden und kein Geld. Ich weiß nicht, was aus uns geworden wäre, wenn ſich nicht ein Freund, Mr. Vlunt, unſer angenommen hätte. Als Mama ihr Ende nahe fühlte, bat ſie ihn, ausfindig zu machen ob Frau Merling noch lebte; in Papas Sekretair liege ein an ſie gerichtetes Schreiben. Mr. Blunt brachte auch Frau Merlings Adreſſe bald in Erfahrung, aber noch ehe Mama den Brief an ſie abſchicken konnte, ward ſie ſo krank —“ Hier vermochte Erna vor Schluchzen nicht weiterzu⸗ reden, und Frau Merling, des Mädchens Hand zärtlich in die ihre nehmend, vollendete ſtatt ihres Schützlings: Die arme ſtarb, und Erna ſtand allein in San. Pranciheo. Mr. Blunt war unverheiratet und noch zu jung, um ſie in ſein Haus nehmen zu können; und da er auch nicht wußte, wem er ſie hätte anvertrauen können, faſte er den ſehr ver⸗ nünftigen Entſchluß, ſie mir zu ſchicken. Die beiden Briefe von Erna's Elteru ſandte er voraus; doch durch einen Zufall vergrößerte ſich die Poſt und ſie kamen erſt mit demſelben Dampfer der Erna nach Deutſchland brachte, ſo daß ich, in völliger Unkenntniß ihrer Ankunft, ſie nicht einmal erwarten und ſich die Arme allein zu mir finden 0 mußte, — Ich kann ihnen aber gar nicht ſagen, welch' eine Freude es mir war, daß der gu Rudolph nach einer ſolchen Reihe von Jahren noch ein ſo großes Vertrauen in mich geſetzt hatte, fein Kind unter meinen Schutz zu ſtellen. Ich habe ſeinen und auch den Brief ſeiner Frau mitgebracht, damit ſie beide leſen können. Sie werden daran erſehen, wie freundlich Rudolph ſich auch Ihr erinnerte,“ der Taſche, welches ſie Herrn von Halden reichte, „Der Schluß des Briefes veranlaßte mich, Erna zu dem Ball mitzubringen und Ihnen mit dem Kinde ihres einſtigen Freundes eine angenehme Ueberraſchung zu bereiten.“ 1 „Welch' unbewußte Ironie lag in dieſen Worten! 13 Herr von Halden bat, die Briefe einſtweilen behalten zu dürfen; aldann wandte er ſich wieder zu Erna und bat dieſelbe, ſie durchs Haus und i den Bilderſaal führen zu dürfen. Erna folgte ihm und betrachtete den in allen Räumen herrſchenden Geſchmack und Luxus mit größtem Intexeſſe Schließlich gelangten ſie in den Bilderſaal, und als ſie ſich einem Bilde näherten, mit welchem Hert von Halden das junge Mädchen auf die Probe ſtellen wollte, that dieſelbe plötzlich haſtig ein an Schritte vorwärts, blieb vor dem Porträt eines ſehr jungen Mannes mit feinen Zügen und einem unendlich gewinnenden Lächeln ſtehen und rief lebhaft: „ Papa! Papa! — Jugendjahren!“ „Allerdings! Rudolph Jahre. Das iſt Papa in ſeinen zählte damals actten Sollte er ſich ſo wenig verändert haben, daß Sie ihn ſogar auf dieſem Bilde wiedererkenn und ſie zog ein großes Couvert aus