85 8 lichen Antheilnahme der Franzoſen an deut ſchem Unglück noch nicht ſehr viel gemerkt. Politiſches. Athen, 20. Mai. Im Auftrag des Miniſteriums hat Ralli dem Kronprinzen die Bedingungen des Waffenſtillſtands mitgeteilt, welcher in Arta abgeſchloſſen wurde. Die Grund⸗ bedingung iſt, Beſetzung der von beiden Gegnern vor dem Kriege in Epirus innegehabten Stellungen. Gleichzeitig erſuchte Ralli den Kronprinzen, dem Kommandanten der türkiſchen Truppen dieſe Be⸗ dingungen mitzuteilen und ihm zu erklären, daß er (der Kronprinz) die Feindſeligkeiten einſtellen und dieſelben nur im Falle eines Angriffs wieder aufnehmen werde und jede Verantwortung hiefür dem Kommandanten der Türken zuſchieben werde. Schließlich ſolle der Kronprinz die Kommandanten der ihm gegenüberſtehenden Truppen auffordern, die Feindſeligkeiten einzuſtellen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 21. Mai. Nach Mitteil⸗ ung der Direktion wird im inneren Verkehr der Main⸗Neckar⸗Bahn leinſchließlich des Verkehrs mit Mannheim Badiſche Bahn und den Groß⸗ herzoglich Heſſiſchen Nebenbahnen Eberſtadt⸗ Pfungſtadt, Bickenbach⸗Seeheim und Weinheim⸗ Führt i, O.), ſowie im direkten Verkehr mit allen anderen Bahnen (ausgenommen Belgien) die Gültigkeitsdauer der am 4. Juni l. J. und den folgenden Tagen gelöſten Rückfahrtkarten von ſonſt kürzerer Dauer bis einſchließlich den 10. Juni l. J. verlängert. Die Rückfahrt muß ſpäteſtens an dieſem Tage bis um 12 Uhr Mitter⸗ nacht einſchließlich angetreten ſein und darf nach Ablauf dieſes Tages nicht unterbrochen werden. Die gleiche Beſtimmung gilt auch für den Durch⸗ gangs verkehr. — Ladenburg, 21. Mai. Der Krieger⸗ verein Schriesheim begeht am kommenden Sonntag den 23. Mai das Feſt der Fahnenweihe. 35 Vereine werden ſich an dieſer Feier betheiligen. Am Vorabend findet ein Zapfenſtreich, Böller⸗ ſchießen und Konzert auf dem Feſtplatze ſtatt. Am Feſttage wird das Feſt durch Muſik und Böllerſchüſſe eingeleitet. Von 11 bis 1 Uhr iſt Empfang der auswärtigen Vereine und um 2 Uhr bewegt ſich der Feſtzug vom Kriegerdenkmal (Neue Anlage) durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Feſtplatze (Schulhof). Abends findet 0 188 5 in den Gaſthäuſern zur „Pfalz“, „deutſchen Hof“, „Hirſchen“ und „grünen Baum“ Feſtball ſtatt. Für den Montag iſt von Vormittags 10 bis 12 Konzert auf dem Feſtplatze und Mittags 2 Uhr Zug nach der Strahlenburg in Ausſicht genommen. Die Vorbereitungen zu dieſer Feier ſind in vollem Gange und iſt nur zu wünſchen, daß das Wetter ich hiezu günſtig geſtaltet. 0 5 9 21. Mai. Am 19. Mai waren es 1800 Jahre, daß der römiſche Kaiſer Trajan Ladenburg zur Stadt erhob. — Heute früh wurde in der Nähe der Neckarhäuſer Fähre die Leiche der Ehefrau des Metzgers J. Vogel II. hier geländet. Die Unglückliche ſuchte und fand infolge von Schwermut den Tod. . — Schwabenheimer hof, 20. Mai. Der ſeit dem 17. d. M. vermißte 37jährige Jakob Defren aus Mutterſtadt, zuletzt Knecht auf dem Schwabenheimerhof, wurde geſtern früh auf dem Speicher ſeines Dienſtherrn todt aufgefunden. Die Todesurſache iſt nicht aufgeklärt. — Gerolſtein, 19. Mai. Geſtern abend 11.30 Uhr entgleiſte ein militäriſcher Sonderzug, beſtehend aus 32 Wagen mit Reſerviſten der Garniſon Metz auf der Eiſenbahnſtrecke zwiſchen Hillesheim und Gerolſtein. Es wurden 9 Reſer⸗ viſten und 1 Bremſer getötet und etwa 35 Reſerviſten und Eiſenbahnbeamte zum Teil ſchwer verletzt. Nach den bisherigen Erhebungen iſt als Urſache der Entgleiſung anzuſehen, daß der Zug auf der genannten Strecke zeriſſen und der hintere Teil desſelben auf den vorderen Teil aufgelaufen iſt. — Köln, 19. Mai. Das Unglück hat ſich zugetragen, als der Zug die ſtarke Kurve in Höhe des Gerolſteiner Schloßbrunnes auf Pellen zu paſſierte. Bei dem Anprall wurden 7 Wagen teils ganz, teils nur in einzelnen Abteilen zertrümmert, ſo daß die Wagen und deren Teile ſich quer über das Geleiſe ſtellten. Aus dem Chaos der zertrümmerten Wagen ertönten fürchterliche Schmerzensrufe. Die Unverſehrt⸗ gebliebenen ſprangen nach dem Unglücke, deſſen Schwere ſie noch nicht ahnten, aus den Abteilen, um ihren verunglückten Kameraden beizuſtehen. In den erſten Minuten war bei der Dunkelheit nichts zu machen und es dauerte auch dann noch geraume Zeit, bis aus Gerolſtein die durch Hilferufe aus dem Schlafe geſchreckten Bewohner zur Unglücksſtätte eilten. Die meiſten der Toten, von denen 11 noch gegen 12 Uhr heute Mittag 18 an der Unglücksſtelle lagen, ſchelnen erſt länge Zeit nach dem Unfalle geſtorben zu ſein. Daz Zugperſonal war gezwungen, um wenigſtens op ſchnell wie möglich Licht zu ſchaffen, die Trümmer eines Wagens, aus dem man die Todten und Verwundeten herausgeholt hatte, anzuzünden. Pe dieſer traurigen Beleuchtung erſt konnte man nach den Todten und Verwundeten ſuchen. Ein Arz aus Jünkerath, wo das Unglück zuerſt bekannt wurde, fuhr mit einer Maſchine zur Unglücksſtätte Bald trafen auch Aerzte aus Gerolſtein und de benachbarten Orten ein, welche nach Kräften Hilf leiſteten, während Geiſtliche aus Gerolſte mehreren der Sterbenden die Tröſtungen de Religion ſpendeten. ein Bremſer und zwei Reſerviſten aus eine Wagen in einen neben den Bahndamm befindlich Waſſertümpel geſchleudert und ſie ſind, da f ſchwerverletzt waren, ertrunken. Die am ſchwerſſe Verletzten wurden nach Gerolſtein ins Kranke haus geſchafft. Den ganzen Morgen über umſtander Hunderte die grauſige Unglücksſtätte, — Paris, 17. Mai. Einer der junger Leute, die ſich bei dem großen Brandunglück Hotel du Palais ſo tapfer benahmen und etw 150 Perſonen das Leben retteten, iſt ein Deutſche der aus Sachſenhauſen in Waldeck ſtammend Karl Wagner. Seine Eltern ſind einfache Land leute. Wagner iſt 28 Jahre alt und hat im Hotel du Palais gegenwärtig den Poſten eines Hausmeiſters ſinne. Einem Briefe Wagners a ſeine Eltern iſt zu entnehmen daß er mit anderen jungen Leuten das Rettungswerk durch das oft genannte Gitterfenſter in der Hinterwan des Hotels beſorgte. Wagner wurde mit de anderen Lebensrettern dem Präſidenten Faur vorgeſtellt, der, wie ſeine Umgebung, Wagne lebhaft beglückwünſchte, als man bei Feſtſtellun ſeiner Perſonalien erfuhr, daß er ein Deutſcher ſei. Wagner hat die ſilberne Rettungsmedgilhe erſter Klaſſe erhalten. — Paris, 20. Mai. Im Chateletthegt brach vorgeſtern während der Aufführung de Ausſtattungsſtückes „Michael Strogoff“ infelg des Rufes „Feuer“, den ein Betrunkener ausſſieß eine furchtbare Panik aus. Das Publikum ſtürz nach den Ausgängen. Den aufklärenden Wort des Regiſſeurs gelang es, die Ruhe wieder her zuſtellen, ſo daß die Vorſtellung zu Ende gef werden konnte. f richteten Rauch, von dem aus man Park und Gar⸗ ten überſehen konnte. Die Wände zierten ſeine Kupferſtiche und Aquarelle; auf den Bücherſchränken ſtanden Büſten und über dem Kamin hing ein herr⸗ lich Vandyk. An der einen Seite, nahe dem Fen⸗ ſter, ſtanden zwei Staffeleien. Hier pflegten Vater und Tochter gar manche Stunde miteinander zu leſen, zu ſchreiben und zu malen. Herr von Halden führte Melanie nach dem Sopha, nahm ſelbſt neben ihr Platz und hob ihre Hand noch in der ſeinen haltend, an: „Weißt Du Melanie, woher Dein Vermögen ſtammt?“ „Von meinem Großvater, wie ich immer ge⸗ hort habe,“ erwiederte ſie. „Das heißt, von Herrn Kortis, Deinem Pathen,“ berichtigte ihr Vater ſie. „Du pflegteſt ihn ſtets Großpapa zu nennen, doch war er über⸗ haupt nicht verwandt mit uns.“ „Iſt es etwa Fräulein von Korti's, die geſtern ei uns war, eine Verwandte von ihm?“ fragte Melanie überraſcht. „Sie iſt eine richtige Enkelin!“ antwortete hr Vater mit Nachdruck. 8 „Warum hinterließ er da nicht ihr ſein Ver⸗ mogen?“ : Um Dir dieſe Frage zu beantworten, muß ich Dir eine Geſchichte erzählen, und damit Du die Sache vollſtändig verſtehſt, mit meinem eigenen Leben beginnen. Meine Mutter ſtarb, als ſie mir das Daſein gab, und mein Vater überlebte ſie um aum zehn Jahre. Nach ſeinem Tode war ich mit einem ſehr geringen Einkommen der Fürſorge ſeines eſten treueſten Freundes, des Herrn von Korti's, berlaſſen. Derſelbe war Kaufmann, ſehr reich, gemein beliebt und hochgeachtet. Er nahm mich in ſein Haus, und er, ſowie ſeine Frau, waren wie Eltern zu mir. Sie hatten mehrere Kinder verloren nur eins, das jüngſte, war ihnen geblieben; dasſelbe war damals erſt wenige Monate alt, doch vom erſten Tage an, als ich den Knaben ſah, ward er mir lieb und iſt mir ſeitdem ſtets wie ein lieber jüngerer Bruder geweſen. Ich kam zur Schule, ſpäterauf die Univerſität. Schließlich nahm mein Wohlthäter, der nichts bei mir geſpart hatte, mich in ſein Geſchäft, in der Abſicht, mich ſpäter als Theilhaber desſelben zu machen. Als ich dann Deine Mutter heirathete, die ziemlich vermögend war, trat ich als Aſſdeie in Herrn von Korti's Firma ein. Rudolph hatte indeſſen die Schule ver⸗ laſſen und fing an, ſeinen Eltern große Sorge zu machen. Er hatte Jura ſtudirt, aber ſein zukünf⸗ tiger Beruf hatte wenig Geiz für ihn; er intereſſirte ſich nur für Naturwiſſenſchaft und unternahm in⸗ deſſen weite Touren in die Umgegend, wobei er mit ganz eigentümlichen Subjekten Bekanntſchaft anknüpfte. Oft verließ er ohne ein Wort zu ſagen, das Elternhaus, und erſt aus irgend einem abgele⸗ genen Ort, von wo aus er jedes Mal wegen Mangel an Geld ſchreiben mußte, hörte man endlich wieder von ihm. Ich rieth nun ſeinem Vater, ihn ein paar Jahre lang ſeiner Lreblingsbeſchäfti⸗ gung folgen zu laſſen. Aber Herr von Korti's wollte davon nichts hören. Rudolph war ſein ein⸗ ziges Kind; er konnte und ſeine Mutter wollte ſich nicht von ihm trennen; und die Eltern beſtanden darauf, daß er ſeiner Wanderluſt entſagte. Aber alles Bitten, alle Drohungen waren umſonſt. Da eines Tages kam von dem armen Burſchen ein Brief, der die ganze Angelegenheit zu einer fatalen Kriſis brachte. Er geſtand ſeinen Eltern, daß er ſich in eine junge Schauſpielerin verliebt habe, und erbat ſich die Zuſtimmung, ſie heiraten zu dürfen; gleichzeitig verſprach er, wenn er ihre Einwilligung erhielt, ſein unſtätes Leben aufgeben und ſich ganz ſeinem Beruf widmen zu wollen. Die Antwort die ihm ward, lautete, er ſolle heimkehren, di Angelegenheit wolle beſprochen ſein. Inzwiſche zogen ſie Erkundigungen über die betreffende Schaun ſpielerin ein und brachten in Erfahrung, daß die ſelbe volle zehn Jahre älter war als Rudolph, fe doch hübſch und von gutem Ruf, dagegen ſtand ih Vater in ſchlechtem Renommèe. Darauf begin Herr von Korti's den großen Fehler, daß er, an ſtatt mit Rudolph offen über die Angelegenheit ö reden, einen Abgeſandten zu der Schauſpielert ſchickte, zu verſuchen, ob dieſelbe ſich nicht durg eine bedeutende Summe beſtimmen ließ, Rudolg freizugeben und das Land zu verlaſſen; gleichzeitt ließ er ihr mittheilen, daß, wenn Rudolph ſie ge rathete, ohne ſeine Einwilligung, die er niemal geben würde, er ſeinen Sohn vollſtändig enterbe Damit erreichte er, was er wollte. Der Bat der Schaufpielerin überredete ſeine Tochter, di zwanzigtauſend Thaler, die man ihr geboten halt anzunehmen und Deutſchland für immer mit ih zu verlaſſen. Sobald beide ſich nach Amerika ein geſchifft hatten, ſagte Korti's ſeinem Sohne, daß in ſeiner Liebe getäuſcht worden ſei, daß Thel. Orloff ihre Treue für eine Summe Geldes berkauf und ihn im Stich ge laſſen habe. Dieſe Mitthe⸗ lung traf Rudolph gleich einem Donnerſchlag, aber ſie machte ihn in ſeiner Liebe nicht wankend. Mi Heftigkeit antwortete er ſeinem Vater, daß er if getäuſcht habe; Thekla Orloff hätte ihn niemals aus freiem Willen verlaſſen; ſie könne nur di Liſt von ihm fort gelockt worden ſein; er werd eher ruhen, als bis er ſie wiedergefunden habe. Von jeuem Tage an hat Korti's ſeinen Sohn nich wiedergeſehen. Dieſer ſchiffte ſich nach Amerika ein, nachdem er einen zärtlichen Brief geſchrieben hatte und einen ebenſolchen an mich worin er mich dringend bat, Frau Korti's zu tröſten und zu beruhigen Fortſetzung folgt. Bei dem Anprall wurden Abubrrg,! txxx: hahe 1 b. 9 91 2 . lin e