Hanning ändige yoſſer it geübt, , ohnende Ae Erſcheint jede Vage Exped. d. K. —— Ladenburg. Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 5 nd Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. , 50 3 a Ladenburg. Nile , ee Samstag, den 8. Mai 1897. Berlin, 4. Mai. Der Kaiſer traf am Dienstag Vormittag in Stettin ein und begab ſich ſofort mittels Salondampfers „Nep⸗ tun“ nach der Werft des „Vulkan“ in Bredow, wo alsdann der Stapellauf des neuerbauten Doppelſchrauben⸗Schnelldampfers des „Vordd. Lloyd“, „Haiſer Wilhelm der Große“, in Gegenwart des Monarchen vor ſich ging. Den 5 acht N I CTaufact vollzog Frau Plato, die Gemahlin des Präſidenten des „Nordd. Lloyd“. Das Flasche neue Schiff iſt das bei Weitem größte Schiff 1. der Welt und wird nach ſeiner völligen Fertig⸗ „ „ ſtellung auch das ſchnellſte exiſtirende Schiff „ „ ſein. Nach beendigter Feier nahm der Kaiſer „ 1 4 das Frühſtück beim Oberpräſidenten v. Putt⸗ „ „ kamer ein, in der ſechsten Nachmittags ſtunde en K fand Parade der geſammten Garniſon vor dem erlauchten Monarchen ſtatt, der hierauf im Offtzierskaſino dinirte. Abend halb 9 Uhr reiſte der Kaiſer nach Berlin, reſp. Potsdam zurück. Bei der am 27. Mai ſtattfindenden Jubiläumsfeier der Hamburg ⸗Amerikaniſchen Packetfahrt⸗Actiengeſellſchaft wird ſich der Kaiſer durch ſeinen Bruder, den Prinzen Heinrich, vertreten laſſen. — Petersburg, 4. Mai. Nunmehr ſt die Frage des Beſuchs des Präſidenten Faure in Petersburg entſchieden und zwar in ver⸗ neinendem Sinne. Sraf Montebello, der errn Mais 9 Ant franzöſiſche Botſchafter, erhielt geſtern den . Auftrag, der ruſſiſchen Regierung zu notifizieren, — daß Präſident Faure in dieſem Jahre nicht nd größ mehr nach Rußland kommen werde. — Athen, 6. Mai. Smolenski hat die Türken bei Valeſtinos zurückgeworfen. Beide Teile haben ſtarke Verluſte erlitten. Der Angriff auf die griechiſchen Truppen erfolgte von zwei lag err ene. Punkten aus. Die Türken mußten jedoch wegen numeriſcher Schwäche abſtehen. Das Gros der Türken iſt in der Umgebung von Valeſtinos angekommen; es nimmt eine beob⸗ achtende Haltung vor den Griechen ein. Groſfes Brandunglück in Paris. — Paris, 4. Mai. In dem großen Bazar der jedes Jahr von Damen der Ariſto⸗ kratie in der Rue Jean Goujon zu Gunſten der Armen veranſtaltet wird, brach ein Feuer aus, das den Bazar vollſtändig zerſtörte. Es wurden 115 furchtbar verſtümmelte Leichen aufgefunden. Die Zahl der Verwundeten beträgt 200. Abends traf der Präſident der Republik im Induſtriepalaſt ein und beſichtigte die Leichen. —, Paris, 4. Mai. Gegen 5 Uhr ging im Saale, wo der Kinematograph gezeigt wurde, die Lampe des Apparats aus. Als ein Ange⸗ ſtellter die Lampe anzünden wollte, explodierte dieſelbe und da ringsum brennbare Stoffe ange⸗ häuft waren, griff das Feuer mit raſender Ge⸗ ſchwindigkeit um ſich. Der ganze Brand dauerte nur 13 Minuten! Etwa 1000 Leute, die in der Nähe der Eingangsthüre waren, konnten ſich ins Freie retten. Kurz vor dem Ausbruch des Brandes war der päpſtliche Nuntius fortgegangen, nachdem er den Bazar eingeſegnet hatte. — Die Blätter ſind überfüllt mit Schilder ungen der Kataſtrophe, als der Brand ausbrach und die Menge in wahnſinniger Flucht auf die Straße hinausſtürzte. Damen wurden niederge⸗ treten und wanden ſich mit gräßlichem Hilfegeſchrei unter den Füßen der Flüchtenden. Die Ange⸗ ſtellten der dem Bazar gegenüber liegenden Roth⸗ ſchild'ſchen Stallungen konnten einige aus dem Gewühl hervorziehen. In den geöffneten Hof des Rothſchild'ſchen Stallgebäudes ſtürzten Perſonen denen die Kleider auf dem Leibe brannten. General Munier, von Flammen umgeben, warf ſich raſend vor Schmerz in einen mit Waſſer gefüllten Pferdetrog, brennende Damen wälzten ſich heulend auf dem Pflaſter des Hofes; ein Stallknecht beſpritzte einige mit der Gießkanne und rettete ihnen dadurch das Leben. Im Innern war die Panik deshalb ſo furchtbar, weil in wenigen Sekunden das aus Teerleinwand beſtehende Dach brannte und bald den Flüchtenden auf die Köpfe ſtürzte. Die Leichen waren derart ineinander geſchlungen, daß man mehrfach ihre Glieder brechen mußte, um ſie von einander loszumachen; zumeiſt iſt der obere Teil des Körpers verbrannt, der untere unverſehrt. Viele Uhren, Schmuckſachen Partemonnaies und Portefeuilles, darunter eines mit 50000 Fres., wurden auf der Unglücksſtätte gefunden. Perſonen, die ſich im Innern befanden erzählten, daß Herren wie toll auf die flüchtende Menge geſchlagen haben, um ſich Bahn zu brechen; Frauen hielten wie gelähmt an der Wand, wehrlos den Tod erwartend. Eine Ordensſchweſter erzählt, als ſie flüchtete, ſei ihr eine elegante Dame in den Weg getreten, habe ſie geküßt und mit den Armen umſchlungen mit den Rufen: wir werden zuſammen in den Himmel fahren. Nur mit größter Kraftanſtregung konnte ſich die Ordens⸗ ſchweſter von der Umſchlingung löſen. Die Braſilianerin Madame de Silva lief mitten durch die Flammen ins Freie, indem ſie ihre beiden Kinder mit ihren Kleidern zu ſchützen ſuchte, alle drei ſind gerettet, wenngleich die Mutter ſchwere Brandwunden erlitt. Zahlreiche heldenhafte Rett⸗ ungsthaten werden gemeldet. Ein Arbeiter drang mehrmals in die Brandſtätte ein trotz der Brand⸗ wunden, die er an der Hand erlitten hatte. Die gerichtliche Unterſuchung iſt eröffnet, um feſtzu⸗ ſtellen, wer für das Unglück verantwortlich iſt. Eine gerettete Kloſterfrau gab folgende Darſtellung von dem Ausbruch der Kataſtrophe: Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. 19. „Wenn er größer iſt, mag er ſelbſt die Ent⸗ ſcheidung treffen, ob die Erbſchaft, an welcher ſo viel Elend haftet, antreten will,“ ſagte ſie, als Hildegard ihr über dieſe übertriebene Einfachheit 7 80 machte. 5 13. Kapitel Es war ein ſonniger Octobertag, beide Damen wanderten im Park von Waldfelde auf und ab und Karl und ſeine Zukunft war einmal wieder Geſprächsthema. „Er ſcheint mir zum Herrſchen und Domi⸗ Geselschu miniren geboren,“ meinte Hildegard lächelnd, und * * blieb mit Luiſe an einem Raſenplatz ſtehen, wo s- c der junge Erbe von Waldfelde mit der Dorfjugend a Krieg ſpielte und als Höchſtkommandirender ſich 1 ganz gehörig in Reſpect zu ſetzen wußte. . Luiſe ſchaute voll mütterlicheu Stolz auf den 10 hübſchen blühenden Jungen. „Wie er mich an Fhohle Georg erinnert, an Georg in ſeinen glücklichen 1 fl Tagen. O Hildegard manchmal düunkt es mich ein nene unverzeihliches Unrecht, daß ich überhaupt hier de kohle bin, die Luft hier athme, wo der Mann ſein acitholl⸗ Vater lebte, der ihm jede Uuterſtützung granſam verweigerte. Sie verſtummte plötzlich, auch die Kinder hielten inne im Spiel und Karl kam mit leuchtenden Augen auf die beiden Damen zugelaufen. „Mama, das war der Kannonendonner, man hört es ganz deutlich,“ rief er. „Es ſchien mir nämlich auch ſo,“ Luiſe. „Der Dokter ſprach heute ſchon von einer großen Schlacht, die in den nächſten Tagen ſtatt⸗ finden würde,“ meinte Hildegard. „Den jungen Freiwilligen, der es erlauſcht, vermochten wir kaum auf ſeinem Lager zu halten. Es iſt doch was Herrliches um zall die Begeiſterung, mit welcher dieſe jungen Leute ihr Leben todesmuthig dahin geben. Ich meine, Luife, in ſolcher Zeit da lernen auch wir Frauen größer denken, da lernt man auch verzeihen und vergeſſen!“ Luiſe erröthete flüchtig und reichte Hilde⸗ gard bewegt die Hand. „Ja, es iſt eine große Zeit, die da manches auslöſcht und tilgt in den kleinlichen Schuldbüchern der Menſchheit — Wie in ſtummer Andacht lauſchten beide Frauen dem fernen Schlachtgedonner, als ſpürten ſie den Flügelſchlag der Zeit in dieſen großen unvergeßlichen Stunden ihres Vaterlandes. „Erſt nach einigen Tagen kam die Kunde von der Völkerſchlacht bei Leipzig nach Waldfelde, und wieder nach einigen Tagen langten einige Ver⸗ wundete an, die ausführliche Berichte brachten von den Schlachten. Es gab viele Arbeit und Mühe, ſagte viel Noth und Elend in dem alten Herrenhauſe, aber auch viel Inbel, viel ob und Dank für die ſiegreichen Schlachten. — Hildegard war und Nacht um einen Kranken beſchäftigt, der in Folge eines Schuſſes durch den Fuß im heftigſten Wundfieber lag, Es war Benno, dem ſie mit leichter Hand die heiße Stirn kühlte und die Wunde verband. Bisweilen rief er in ſeinen Fiberphantaſien ihren Namen, als ahne er ihre Nähe, und ſprach oft von einer dunkeln Tannen⸗ hecke, wo er ſie zum letzten Mal geſehen und wo er wieder hinmüſſe, ihre Verzeihung zu erflehen und dann müſſe er auch den Brief beantworten, den Brief den Lina ihm entriſſen. — Der Doctor ſchüttelte den Kopf über das ungewöhnlich heftige Fieber. „Mann kann es unmöglich der Wunde allein zuſchreiben,“ meinte er, da ſind unbedingt ſeeliſche Erregungen Gemütsbewegungen mit im Spiel,“ Hildegard bedurfte ihrer ganzen Selbſtbe⸗ herrſchung, um ſich nicht zu verrathen und ruhig ihren Pſtichten nachzukommen. Manchmal aber doch kamen ihr Augenblicke, wo ihre Kräfte und Selbſtbeherrſchung nicht Stand halten wollten, und ſie Luiſens Hülfe in Anſpruch nehmen mußte. Das war in den jetzt häufiger wiederkehrenden fieber⸗ freien Stunden des Kranken, wenn die einſt ſo geliebten Augen Bennos ſie ſo fragend, verwundert anſahen, oder wenn er, wie es heute geſchehen, ihre Hand feſthielt und ſie fragte, ob denn alles nur ein bauger Traum geweſen, ob ſie wieder zuſammen