die Lokomotive das Haltſignal gab, ſtürzte er ſich zwiſchen den Puffern auf das Geleiſe. Sämmtliche Wagen des Zuges, bis auf den Poſtwagen, gingen über ihn weg. Der Kopf wurde ihm vom Rumpfe getrennt, die Arme abgefahren und der Oberkörper zerquetſcht. Er hatte über 700 Mark in Gold bei ſich. — Mannheim, 3. Mai. Der Rhein⸗ Neckar⸗Militärgauverband des Badiſchen Militär⸗ vereinsverbandes umfaßt zur Zeit 21 Vereine des Amtsbezirks Mannheim, welche am 1. Januar 1897 zuſammen 4520 Mitglieder zählen, nämlich 4337 ordentliche, 116 außerordentliche und 67 Ehrenmitglieder. Im Jahre 1896 iſt neu hinzu⸗ getreten der Verein ehemaliger Badiſcher Leib⸗ dragoner Mannheim mit 215 Mitgliedern, darunter ein Ehrenmitglied, 14 außerordentliche Mitglieder; demnach entfällt auf das Wachsthum der alten Vereine, welche am 1. Januar 1896 zuſammen 4062 Mitglieder zählten, die Zahl von 243 Mann. Unter den ordentlichen Mitgliedern ſind 165 gewefene oder noch dem Beurlaubtenſtande ange⸗ hörige Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militär⸗ beamte. Das Vermögen der 21 Vereine betrug in Baar 25 309 Mk. 37 Pf., an Inventarwerth 18809 M., zuſammen 44117 M. 37 Pf., gegen das Vorjahr eine Zunahme von 3 878 M. 25 Pf. und 930 M., zuſammen 4808 Mk. 25 Pf. An Unterſtützungen für bedürftige und kranke Kame⸗ raden, oder für Wittwen und Waiſen wurden im Jahre 1896 6942 M. 58 Pf. ausbezahlt, darunter 1180 Spenden, welche den Vereinen oder dem Gauverbande von Wohlthätern aus Anlaß der Jubeltage geſchenkt wurden, in früheren Jahren ſeit Beſtehen der Vereine 45 725 Mk. 97 Pfg., zuſ. 52368 M. 55 Pf.; ferner an Sterbegeldern im Jahre 1896 3416 M., früher 16663 M. zuſ. 20078 M. Demnach haben die Vereine im letzten Jahre 10058 M. 58 Pf., früher 62 388 M. 97 Pf. zus. die anſtändige Summe von 72 447 M. 55 Pf. für wohlthätige Zwecke aufgebracht. — Mannheim, 3. Mai. Geländet wurde geſtern früh unterhalb des Neckarhafens die Leiche des am vergangenen Sonntag ertrunkenen Schiffers Kappes aus Eberbach. Die Leiche wurde nach dem Friedhof verbracht. — Baden, 3. Mai. Heute Morgen wurde auf der Bahnſtrecke beim Raſtatter Wald ein Soldat vom Zug überfahren. Der Bedauerns⸗ werthe wurde derartig ſchwer verletzt, daß er N — * * ofort eine Leiche war. g 0 — Frankfurt a. M., 2. Mai. Geſtern Abend wurde hier die fünfaktige romantiſche Oper „Der Pfeifer von Haardt“ von Ferdinand Langer, Text von Dr. Hermann Haas, erſtmals aufgeführt und zwar mit großem Erfolge. Der Beifall ſteigerte ſich von Akt zu Akt, und der anweſende Componiſt wurde wiederholt gerufen und durch Kranzſpenden ausgezeichnet. Die Aufführung war eine vorzügliche. — Herrenberg, 2. Mai. Geſtern Abend ereignete ſich bei der Ankunft des Stuttgarter Zuges ein ſchweres Unglück, indem 2 Frauen, welche mit einem kranken Kinde bei einem Arzte in Stuttgart geweſen waren, vor dem Halten des Zuges auf der hieſigen Station ausſteigen wollten und ſo unglücklich unter den Zug geriethen, daß eine Frau und das Kind ſofort getödtet wurden, während die andere Frau gleich nach ihrer Ver⸗ bringung in das Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen iſt. — Straßburg, 1. Mai. Der Hauptakt der Feier des 25jährigen Jubiläums der Uni⸗ verſität Straßburg im Lichthofe des Univerſitäts⸗ gebäudes nahm einen glänzenden Verlauf. Der Statthalter Fürſt Hohenlohe⸗Langenburg, der zur Beiſetzung des Prinzen Wilhelm von Baden nach Karlsruhe gereiſt war, wurde durch den Staats⸗ ſekretär v. Puttkamer vertreten. Sämmtliche obere Behörden und die Generalität waren bei der Feier zugegen. Nach einer Muſikaufführung überreichte Staatsſekretär v. Puttkamer als Vertreter des Statthalters im Namen des Kaiſers dem rector magnifleus Prof. Windelband eine prächtige goldene Amtskette und verlas eine kaiſerliche Urkunde, laut welcher zum Andenken an den erhabenen Stifter der Kaiſer Wilhelm Univerſität die Kette zum Zeichen huldvollſter Anerkennung dem jeweiligen Rektor als Amtskette verliehen und der Hochſchule der fernere Schutz und Beiſtand zugeſichert wird. Nachdem Profeſſor Windelband mit Worten des Dankes erwidert hatte, brachte Bürgermeiſter Back Namens der Stadt Straßburg deren Glückwünſche ſowie ein Ehrengeſchenk dar. Glückwünſche überbrachten ferner Prof. Schmoller⸗Berlin Namens der Profefforen, die früher an der Straßburger Hoch⸗ ſchule gewirkt haben, und Prof. Binger im Namen der früheren Studirenden. Darauf hielt der rector magnificus die Feſtrede, ſchilderte den Werdegang der Hochſchule und bezeichnete ſie als 5 die Morgengabe, vom deutſchen Reiche dem wieder; gewonnenen Elſaß⸗Lothringen dargebracht. Chor geſang ſchloß die Feier, an die ſich eine imposant J „ gn 20 Rundfahrt des Köſener S. O.-Ver bandes in mehr 5 als hundert Wagen anſchloß. Heute Abend finde 5 11 ein Feſtcommers ſtatt. — Schleswig, 2. Mai. In der pe gangenen Nacht brach auf Schloß Gottorp, den Stammſchloß des ruſſiſchen Kaiſerhauſes und dem Geburtsort des Königs von Dänemark, in einer leeren Turmſtube Feuer aus, das bei der Große und Höhe des Schloſſes eine große Gefahr f 193 20 die Kaſerne des 16. Huſarenregimentes bildete 1 5e Dank der einkretenden Windſtille gelang es indeſ Kir 5 das Feuer auf dem Turm zu beſchränken. 1905 — Weide⸗Eröff nung. Unſere landw. 1 Leſer machen wir darauf aufmerkſam, daß di 1 1 Eröffnung der Weide des landw. Bez.⸗ Verein lege, Mannheim am 15 Mai d. Js. erfolgt. Dr 1 10 die unausgeſetzte Fürſorge des Gryßherzogl, ien 10 Ministeriums des Innern iſt es möglich gewaren er e infolge einer erhöhten ſtaatl. Subvention d en ufa. bisherige Weidetaye um weitere M. 30 herabzuſete denen, den bezw. für manche Fohlen ganz zu erlaſſen. Mi verweiſen des Näheren auf die gegenwärtig i Druck befindlichen Weidebeſtimmungen. Der land Bez.⸗Verein unterhält mit einem nicht unbedeutende Koſtenaufwand die ca. 20 Morgen große Weſe . hie fta und hat ſeit einem Jahr die früher damit de bundene Rinderweide ganz aufgehoben, damit f die Fohlen freier bewegen können. Es iſt fel in guckt zu wünſchen, daß die Pferdebeſitzer ſich die Borte aun berif einer ſolchen Einrichtung nicht entgehen laſfen, bz un den bee 0, erden u. A Sggeden, mie 10 80 es du Aclezlch i ränie, 1 Labenz aden gah Alles Nähere durch die Direction. Kanea (Kreta), 3. Mai. Hier jo in Retymo, Kantia und Sitia ſind franzdſſſe Poſtbureaus eröffnet worden. In einer Unt redung mit den engliſchen und italienisch Admiralen erklärten die Führer der Aufſtändiſche ſie könnten nicht in Unterhandlung eintreten, e ihnen nicht die Einzelheiten der für Kreta beg ſichtigten Autonomie bekannt ſeien. — Der „Temp erhält aus Kanea ein Telegramm, demzufolge d die Hand. „Ich will verſuchen, ob ich ſchlafen kann,“ ſagte ſie und verließ dann das Zimmer, einen ſcheuen Blick auf den Todten werfend. Aber kein Schlaf wollte in dieſer Nacht in ihre armen überwachten Augen kommen. Es war zu viel der Aufregungen, die ſich da in einer kurzen Spanne Zeit ihres Daſeins zuſammengedrängt. — Geſtern um dieſe Stunde, war ihre ganze Seele von dem Gedanken an Benno hingenommen, mit Sehn⸗ ſucht hatte ſie an das ſtille Waldfelde gedacht, an die Ruhe, mit welcher ſie dort ihren traurigen Gedanken nachhängen konnte. — Es war ſo wenig, was ſie erſehnt, aber auch das wenige war ihr vom Schickſal nicht gegönnt; nicht einmal die Ruhe des Schmerzes. Wie Bergeslaſten thürmten ſich die Verpflich⸗ tungen, die der Tod ihres Vaters mit ſich brachte, vor ihr auf „Das viele Geld gehört nun ihnen,“ dieſe Worte des alten Friedrich tönten wie bitterer Hohn an ihr Ohr, Nun war ſie reich und frei, nun, wo alles Wünſchen und Hoffen für ſie aufge⸗ hört. — Was ſollte ihr das viele Geld? Nichts von alle dem, was ſie verloren, konnte ſie ſich damit zurückkaufen; weder die geliebten Todten noch die Liebe Bennos. Wenn alles Glück und Hoffen uns verläßt, kann man immer noch gut ſein und die Menſchen lieben, hatte Luiſe zu ihr geſagt. Dieſe einfachen Worte gaben Hildegard nach der 155 durchwachten Nacht wieder Halt und Troſt. — Als der Morgen anbrach, lag zwar eine geiſter⸗ hafte Bläſſe auf ihrem Geſicht, aber in ihren Augen da leuchtete ein Strahl jenes innern Friedens, den die Menſchenſeele nur erringt, wenn ſie ſich zu Gott wendet. Der alte Friedrich hatte die Nacht auch durch⸗ wacht, er hatte Todtenwache gehalten bei ſeinem Herrn. 1 5 7 e 1 5 Das Zimmer, in welchem der verſtorbene auf einem Strohlager lag, bot ein düſteres Bild der Verwüſtung, die Möbel waren theilweiſe verkohlt, an den Wänden hingen hie und da verbrannte Tapetenfetzen herab. Kalt und ſtarr lag der General neben ſeinen Schätzen. Friedrich hatte den Geldkaſten wieder verſchloſſen. „So, nun habe ich meine Pflicht gethan“, ſagte er, indem er ein Tuch über ſeine Leiche deckte. In wenigen Tagen wird man ihn nun in die Erde ſcharren. Thränen wird za wohl keiner um ihn weinen und der Paſtor wird gerade auch keine Lobrede an ſeinem Sarge halten. Wiſſen möchte ich nur, wie ſeiner armen Seele ju Muthe iſt, wenn ſie jetzt vor dem Richtſtuhl Gottes ſteht,“ Unter ſolchen Betrachtungen verließ der alte Mann das Zimmer, und ging in das Dorf hinuter, bei dem Prediger den Todesfall anzumelden. Zur Mittagsſtund da läuteten die Todten⸗ glocken und die Leute im Dorf erzählten ſich unter⸗ einander, daß der alte Herr geſtorben und Fräulein Hildegard nun ganz verteiſt ſei. Niemand hatte ein Wort der The ilnahme für den General, aber für Hildegard, die in dem Park einſam dem Läuter lauſchte, da hatte jeder von den einfachen Dorfbewohneun einen innigen Segenswunſch. Die Zeit der Erhebung des Preußenlandes war gekommen, überall flammte die Vaterlandsliebe hell empor und das ganze Volk erhob ſich ein⸗ müthig zum Kampf gegen den Erbfeind. In dem einen großen Gedanken, dem Vaterland jedes Opfer zu bringen, der Alle hinriß und begeiſterte, da verloren ſich die Sorgen und Kümmerniſſe der Einzelnen. Auch Hildegard lernte in dieſer großen Zeit all ihren Kummer ſchnell überwinden. Mit flammenden Augen las ſie die Erlaſſe des Königs! Admiräle geſtern eine Unterredung mit den don der Führern der Aufſtändiſchen hatten, wobei ſie ihnen vn un Thi vollſtändige Autonomie und die Ernennung eines br der Gouverneurs verſprochen hätten, ſowie daß dieſe chene Ernennung von einer nationalen Verſammlung Außtled genehmigt werden ſolle. Die Antwort der Auf; Welt ſtändiſchen lautete: Die Einverleibung in Griech f fh land oder den Tod!“ An: ln md dere an ſein Volk, und dann dach te ſie an Benno, der w rie dieſen Ruf mit freudigem Muth folgen würde. — i dere In Liebe und Treue durfte ſie nicht mehr an ihn ag alan denken, aber mit ihren [Gebeten konnte ſie ihn Nader in gegleiten nach dem Schlachtfelde. dining Das Geld, was ſie jetzt im überfluß beſuß, ig ug W opferte ſie mit vollen Händen dem Vaterlande. A3 an 1 Ueberall hin ſendte ſie reiche Spenden, und als 1 die erſten Schlachten geſchlagen, da begann ſie die Wen. düſtern Räume des alten Herrenhauſes zum Laßareth f herzurichten und die Verwundeten, die ein gütiges Geſchick dorthin geführt, erfreuten ſich der ſorgſamſten lug 5 Pflege. Die Töchter des Predigers und andere 15 0 Damen von benachbarten Gutsherrſchaften unter lu ge. ſtützten Hildegard eifrig in ihrem Thun, und daß r uhr ſo lange unbekannt in größter Verborgenheit gelebt, 3 war plötzlich der Mittelpunkt geworden, in welchen Wie jede Kraft dem Vaterlande dienſtbar gemacht wurde. in Wan Sie lebte in dieſer Thätikeit förmlich auf. Daz ln fn Bewußtſein, eine große Zeit mit zu verleben, und Wü das große Werk der Weltgeſchichte mit, wenn auch W e noch ſo geringen Kräften, zu unterſtützen, laßt bei Waun tiefer angelegten Naturen ihre eigenen Schickſale 1 5 den Hintergrund treten. In dem ſich ſelbſt ber Wadi geſſen, da liegr die Größe des Einzelnen, der ſeiner bein großen Zeit würd ig lebt. du Auch Luiſe war auf Hildegards Bitten jezt t öfter nach Waldfelde gekommen und hatte ut h v. praktiſcem Sinn und thätiger Hand überall mit Wee eingegriffen bei der Pflege der Verwundeten. Ganz ae dorthin zu ziehen, wie Erſtere es wünſchte, ' ich mochte ſie ſich jedoch nicht zu entſch ließen. Nut Ag mit Wiederſtreben hatte ſie als Vormünderin ihres n Sohnes die Erbſchaft für ihn angetreten und i l Amit Penſton aufgeſöſt. Der kleine Karl wurde don iht r M f trotz der Erbſchaft in der größten Einfachheit erzoge Fortſetzung folgt.