dun 88 J0 0 ünktlich Ladenburg. Politiſches. — Karlsruhe, J. Mai. Das Begräb⸗ niß des Prinzen Wilhelm fand heute Vormittag unter der ungünſtigſten Witterung ſtatt. Um 9 Uhr begann der Trauergottesdienſt in der Schloßkirche, an dem ſämmtliche Mitglieder der großherzogl. Familie ſowie die erſchienenen fürſtlichen Perſonen beiwohnten. In dem Trauerzuge ſchritt dem Sarge zunächſt Prinz ax von Baden, der Erbprinz von Anhalt, dann kam der Großherzog und Prinz Friedrich Leopold von Preußen, der Großfürſt Nicolai von Kußland, die Herzöge von Leuchtenberg, und ihnen ſchloſſen ſich die übrigen fürſtlichen Perſonen und Vertreter der Höfe an. Eine vieltauſendköpfige Menge bildete Spalier. Der Trauerzug, den eine Abtheilung Leib⸗Dragoner und ein Bataillon Leib⸗Grenadiere eröffnete, erreichte um 12 Uhr das Mauſoleum, wo die Beiſetzung nach kurzer Andacht ſtattfand. Die fürſtlichen Damen hatten den Zug im Mauſo⸗ lleum erwartet. Sämmtliche Fürſtlichkeiten legten trotz des ſtrömenden Regens den Weg zu Fuß zurück. Um halb 1 Uhr war die Feier beendet; Hanonendonner verkündigte, daß ein edler Fürſt und ein Heerführer, der ſein Blut für das Vaterland vergoſſen, ſeine letzte Ruheſtätte gefunden. — Berlin, 1. Mai. Der Vaiſer iſt nach Beendigung ſeiner jüngſten Keiſetournse, auf der er zuletzt als Gaſt beim Grafen Görtz in Schlitz weilte, wieder im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffen. Doch wird der hohe Herr bereits in einigen Tagen von dem bevor⸗ zugten Sommerheim der kaiſerlichen Familie wieder aufbrechen, um in Gemeinſchaft mit der Haiſerin die angekündigte RNeiſe nach Urville und Wiesbaden anzutreten. Nach den bis⸗ I. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Kar! Molitor, Mittwoch, den 5. Mai Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor ———— ———— — 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 5 Ladenburg. herigen Dispoſitionen wird ſich die Haiſerin von Wies baden aus direct nach dem Neuen Palais zurückbegeben, während der Kaiſer einen Jagd, ausflug nach Schleſien zu unternehmen gedenkt. Der Regent Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin iſt in Berlin eingetroffen, um nach erfolgter Uebernahme der Kegentſchaft dem Kaiſer ſeine Aufwartung zu machen. In ſeiner Begleitung befindet ſich der Generalmajor u la suite Freiherr v. Maltzahn. — Der Uaiſer von Oeſterreich iſt mit dem Erzherzog Otto von ſeinem Gegenbeſuch am Petersburger Hofe wieder nach Wien zurück⸗ gekehrt. Die alſo wieder beendigte jüngſte Begegnung des Haiſers Franz Joſef mit dem Zaren Nicolaus hat ſich durch die Gleichzeitig keit der kriegeriſchen Vorgänge im Orient zu einem politiſchen hochbedeutſamen Ereigniſſe geſtaltet, welches weit über den Rahmen eines bloßen Höflichkeitsactes hinausreicht. Als her⸗ vorſtechendſtes Ergebniß der Peters burger Haiſerbegegnung kann man den Entſchluß beider Herrſcher bezeichnen, die freundſchaftlichen Be⸗ ziehungen zwiſchen ihren Keichen durch die orientaliſchen Wirren nicht trüben zu laſſen und eine ernſte Bedrohung der Ruhe Europas hintan zu halten. Schon die zwiſchen den zwei Monarchen gewechſelten Trinkſprüche ließen dieſen Entſchluß erkennen, derſelbe hat aber inzwiſchen noch eine weitere Beleuchtung er⸗ fahren. Denn die beiden Haiſer haben von Deters burg aus durch ihre Miniſter Rumänien, Montenegro, Serbien und Bulgarien ihren Dank für die bisherige correcte Haltung dieſer Balkan⸗ ſtaaten gegenüber dem griechiſch⸗türkiſchen Urieg ausdrücken laſſen, ein ganz ungewöhnlicher, aber ſicherlich nur mit größter Genugthuung zu begrüßender Vorgang. Unterdeſſen hat die rumäniſche Regierung bereits ihren Dank für 5 dieſe ihr gewordene Anerkennung in Petersburg und Wien ausdrücken laſſen. — Orient). In Griechenland iſt infolge der griechiſchen Waffenniederlagen ein Mini⸗ ſterium Kalli, aus Mitgliedern der bisherigen Oppoſition beſtehend, an die Stelle des Cabinets Delyannis getreten, ob diefer Cabinetswechſel eine weſentliche Beſſerung in der kritiſchen Cage Griechenlands herbeiführen wird, bleibt aber ſehr abzuwarten. Einſtweilen ſetzen die Türken ihren Siegeszug fort, ſie haben nunmehr auch Trikkala eingenommen, auch die Beſetzung des wichtigen Hafenplatzes Volo durch die türkiſche Armee gilt als unmittelbar bevorſtehend. Einſtweilen ſind allerdings die Türken bei dem Eiſenbahnknotenpunkt Beleſino, den ſie drei Tage hinter einander heftig angegriffen hatten, zurückgeſchlagen worden. Dagegen iſt die in Türkiſch⸗Epprus eingedrungene griechiſche Heeresabtheilung jetzt zum Kückzuge genöthigt worden, wie Athener Depeſchen ſelber melden müſſen. Verſchiedenes. Weinheim, 1. Mai. Heute Nacht etwa 2 Uhr wurde in dem Uhrenladen des Uhr⸗ machers Philipp Dell hier eingebrochen und aus dem Auslagefenſter etwa 25 goldene und ſilberne Herren⸗ und Damenuhren, 36 Trauringe ſowie andere Gold⸗ und Silberwaaren im Geſammtwerth von ca. 1500 Mark entwendet. Ueber die Perſon des oder der Thäter fehlen bis jetzt nähere Anhaltspunkte. g a — Kehl, 30. April. Der Reiſende Maximilian Oſtmaier in München ließ ſich heute, der „Ldsztg.“ zu Folge, vom Schnellzug Appen⸗ weier⸗Kehl überfahren. Bei der Celluloſefabrik von Trick u. Cie. öffnete er die Coupethüre, lief auf dem Trittbrett am Wagen entlang, und als Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. . „Keinen Menſchen holſt Dul“ rief der General heftig. „Hier anfaſſen und hilf mir vor allem, das Geld an einen ſichern Ort bringen.“ „Das Feuer aber wird unterdeß um ſich greifen!“ faſſe doch mit an, Mädchen.“ HBildegard war jedoch ſchon die Treppe wieder hinunter geeilt, die wenigen Hausbewohner zu wecken. Als ſie mit dem Kutſcher und der Köchin zurück⸗ kehrte, fanden ſie jedoch die Thür verſchloſſen. 7 „Vater, um Gott, ſo öffne doch, daß mir das Feuer löſchen können!“ rief ſie und rüttelte an der morſchen Thür. g Ich erſticke, — o der Tod — Hildegard hilf mir! — Mein Geld! o mein Geld!“ jammerte der General. Mit Hülfe des Kutſchers gelang es Hildegard die Thür gewalttam zu öffnen. Luſtig flackerten die Flammen wieder empor, als der Luftzug in das Zimmer drang, und beleuchteten mit unſtätem Licht den Gereral, der am Boden lag und mit beiden Armen die Geldkiſte umklammert hielt. Hilde⸗ gard beugte ſich über ihn, während der Kutſcher mit dem Mädchen die Flammen zu löſchen und zu er⸗ ſticken ſuchten. — Voll Grauen ſtarrte ſie in das Geſicht des Sterbenden. War das der Todeskampf, 2 — 2091 haare Geld. de deu Ruug ! gewinne ohne „Erſt wird das Geld in Sicherheit gebracht. So i dieſes unheimliche zucken in den ſtarren Zügen 2 Sie verſuchte ſeine Hände von dem Geldkaſten los⸗ zulöſen, doch ſie vermochte es nicht. Mit ſeinen letzten Kräften klammerte er ſich daran feſt, dabei einzelne Worte hervorſtoſend: „Sagte ſie es nicht einſt — Maria — mein Tod würde furchtbar ſein. — Ich war eingeſchlafen — ich träumte von ihr — das Licht war umgefallen — o mein Geld! mein Geld“ Noch einmal flammte es auf in den brechenden Angen; die Hände verſuchten in den Kaſten hinein⸗ zugreifen. Es gelang ihm nicht mehr, kraftlos glitten die Arme am Körper hinunter. „Wir müſſen ihn herunter tragen“, wandte ſich Hildegard an den Kutſcher. Die Köchin hatte das Zimmer, als das Feuer gelöſcht war, wieder voll Grauen und Entſetzen verlaſſen. „Vielleicht iſt noch Rettung möglich“, fuhr Hildegard fort, wenn ſie den Doktor holten.“ Der alte Friedrich ſchüttelte den Kopf. Den laſſen Sie nur beim Gelde einſchlafen, da iſt nichts mehr zu machen. Das iſt der Todeskampf, ich kenne das, habe ſchon manchen ſterben ſehen. Freilich ſo einer, der an keinen Gott geglaubt, dem ſein Geld Alles war, dem wird es ſchon ſchwerer wie auderen Menſchen. Er hatte Recht. Es war ein unſäglich ſchwerer, grauenvoller Todeskampf. Die Augen des Ster⸗ benden rollten wild von Einem zum Andern, dann hafteten ſie wieder auf dem Gelde. Die bleichen dürren Finger zuckten danach und taſteten an dem Geldkaſten herum. Hildegard vermochte dieſen Augenblick nicht länger zu ertragen. Mit abgewandtem Geſicht trat ſie an das offene Fenſter. Noch ſang der Sturm draußen ſein heulend Lied, die alten Bäume neigten ſich geſpenſtiſch zu einander, als wollten ſie ſich erzählen, was in dieſer Stunde dort oben vorging. — Dein Vater ſtirbt! Die alten Bäume riefen es hinauf zu Hildegard. — Dein Vater ſtirbt! — Sie wußte es ganz genau, Friedrich hat es geſagt: Es war der Todeskampf, und es gab keine Rettung mehr. Ihr Vater ſtarb und keine Thräne trat in ihre Augen, nicht Schmerz noch Trauer, nur namen loſes Grauen war es, was ſie empfand. „Gott ſei ſeiner armen Seele gnädig,“ flüſter.e ſie und ſchaute hinauf zum ſternenloſen Himmel. Ein letztes dumpfes Röcheln drang an ihr Ohr, und nun trat Friedrich zu ihr heran. — „Es iſt aus mit ihm,“ ſagte er leiſe. Hildegard zuckte zuſammen. Sie können ſich nun ſchlafnn legen, ich werde für Alles ſorgen,„ fuhr Friedrich fort. „Der liebe Gott wird Ihnen gewiß noch fröhlche Tage geben. Das viele Geld gehört ja nun Ihnen, in Sammet und Seide können Sie ſich dafür kleiden und vierſpännig fahren. Hildegard nickte träumeriſch, ſie empfand es als eine Wohlthat, in dieſer ſchauerlichen Stunde eine menſchliche Stimme zu hören, die gute tröſtende Worte für ſie hatte. Sie reichte Friedrich dankbar