0 letztere den Grafen Goluchowski in Audienz, welche im Caufe des Nachmittags dem Miniſter des Auswärtigen Srafen Murawiew, dem . Witte und ſämmtlichen Bot⸗ chaftern Beſuche abgeſtattet. Bald nach der Audienz Soluchowski's beim Saren fand in dem herrlich geſchmückten Nicolajewskiſaale ein großes Prunkmahl zu 225 Gedecken ſtatt. In der Mitte der hufeiſenförmigen Tafel hatten die beiden Kaiſer Platz genommen; im Ver⸗ laufe des Mahles toaſtete der Zar auf ſeinen kaiſerlichen Gaſt, was derſelbe durch einen Trinkſpruch auf erſteren erwiederte. Ueber den Inhalt dieſer Trinkſprüche liegt noch keine nähere Meldung vor; ſie ſcheinen wohl nur einen conventionellen Charakter gehabt zu haben. — (Orient). Die ſchwere Niederlage, welche die griechiſche Armee in Theſſalien durch das Heer Edhems Paſchas erlitten hat, äußert auf die Volksſtimmung in Athen ihre hochbe⸗ denklichen Rückwirkungen. Die Bevölkerung zeigt ſich ſehr erregt gegen die Regierung wie gegen die Dynaſtie ſelber; private Meldungen aus Athen laͤſſen den Sturz des Cabinets Dely⸗ annis und zugleich auch des Königthums als leicht möglich erſcheinen. Kepublikaniſche Agi⸗ tatoren ſchüren die herrſchende Erregung, Volks haufen haben bereits mehrere Waffenläden geplündert. König Seorg ſoll alle Derant⸗ wortlichkeit für den Kückzug der Armee ent⸗ ſchieden ablehnen. Der Oppoſitionsführer Kalli erklärte dem Könige, daß das Miniſterium Delyannis das Vertrauen der Nation nicht mehr beſitze. Neuerdings geht das Gerücht von der Bildung eines Coalitionsminiſteriums oder eines „Miniſteriums der Vertheidigung.“ Aus Epirus ſind in Conſtantinopel günſtige Nachrichten eingelaufen. Verſchiedenes. 8. Ladenburg, 30. April. Auf An⸗ ordnung des Evang. Ober⸗Kirchenrates wird am kommenden Sonntag im Gottesdienſte des ver⸗ ewigten Prinzen Wilhelm von Baden in Predigt und Gebet gedacht werden. Gewiß werden die Waffengefährten des Prinzen von 1870/71, und mit ihm alle die unſerm Fürſtenhauſe anhänglich und ergeben ſind, die Gelegenheit gerne benützen, durch Beſuch des Gottesdienſtes ihre Teilnahme zu bezeugen. N 8 5 J — Ladenburg, 30. April. Es dürfte für unſere Leſer von größtem Intereffe ſein, zu erfahren, daß auf der vom 1—3. Mai in der Turnhalle zu Offenburg ſtattfindenden Fachaus⸗ ſtellung der Inſtallerteure und Flaſchner Badens, eine der epochemachendſten Erfindung der Neuzeit, nämlich die Petroleumglühlichtlampe durch einen Fachmann den Beſuchern der Ausſtellung in ihrer Thätigkeit vorgeführt werden wird. Die Petroleum⸗ glühlichtlampe, welche von der Gasglühlicht Aktien Geſellſchaft zu Berlin, Jeruſalemerſtr. 17. in Vertrieb gebracht wurde, hat ſchon überall als Beleuchtungsmittel ihren Einzug gehalten, da der Brenner mit Leichtigkeit auf jede gewöhnliche Petroleumlampe, welche 14“ 16“, 18“ 20““ und mehr Gewinde hat, aufgeſetzt und jede Petroleumqualität dazu verwendet werden kann. — Der Brenner reſp. Glühkörper erzeugt ein intenſiv helles, weithinleuchtendes und dem Auge wohlthuendes Licht, das dazu angethan, jede andere Beleuchtung wie Gas, Gasglühlicht und Electrieität ete. über kurz oder lang in den Schatten zuſtellen. Der Verbrauch der Lampe iſt pro Stunde für 1 Pfennig Petroleum. Wir glauben, daß jeder, Fachmann wie Laie, beſonders aber auch die Hausfrau, deren Beſtreben es ja iſt, für gute und helle Beleuchtung in ihren Räumen zu ſorgen, der Vorführung der Petroleumglühlicht⸗ lampe, welche dem Ausſtellungscomite durch das Entgegenkommen der Meteor Ak. G. zu Berlin, als Fabrikanten, ermöglichſt worden iſt, beiwohnen wird, um die jedenfalls hervorragendſte Neuheit auf dem Beleuchtungsgebiete, zur eventl. Ein⸗ führung auch geſehen zu haben. — Mannheim, 30. April. Vergangene Nacht wurde in dem Waarengeſchäft von S. Fels auf den Planken dahier ein Einbruchsdiebſtahl verübt. Der bis jetzt noch unbekannte Thäter muß ſich abends in den Hof des Hauſes geſchlichen haben, von wo aus er ſich durch die hintere Thür, welche er erbrach, Eingang in die Parterrelokalitäten zu verſchaffen wußte. Der Dieb ſtahl Seidenſtoffe im Werthe von 3000 Mark. Es liegt die Ver⸗ muthung nahe, daß der Einbrecher mit den lokalen Verhältniſſen vertraut iſt. Die Polizei befindet ſich in eifriger Thätigkeit. — Karlsruhe, 28. April. Ein ſchwerer Eiſenbahnunfall ereignete ſich heute früh zwiſchen 7 und 8 Uhr auf der Strecke Karlsruhe⸗Mannheim der ſtrategiſchen Bahn. Das auf dieſer Linie fertiggeſtellte zweite Geleiſe ſollte Samſtag in Vertrieb genommen werden, weßhalß man heute früh die Probefahrt mit dem abwärts gehenden Güterzug vornehmen ließ. In der Nähe der Station Blaukenloch entgleiſte dieſer Zug und 14 Wagen wurden zertrümmert. In einem der beſchädigten Wagen hatte ſich der Bremſer Spech von Mannheim befunden, der ſchwer verletzt unter den Trümmern hervorgezogen wurde. Von übrigen Bedienungsperſonal erhielten einige leichte Kontuſionen. Der ſchwerverletzte Speck wurde, nachdem ihm zuvor ärztliche Hilfe zu Thei geworden war, mit dem nächſten Schnellzug, der deshalb in Blank nloch anhielt, nach Mannheim verbracht. Der Materialſchaden dürfte annähern 30,000 Mark betragen. Welche Umſtände de Unfall herbeigeführt haben, muß erſt die Unter, ſuchung feſtſtellen. — Baden⸗Baden, 27. April. Des hieſige praktiſche Arzt Dr. E. Schmidt, welche vor Kurzem in Piſa, wohin er ſich, Heilung ſuchend, begeben hatte, geſtorben iſt, hat dez Stadtgemeinde Baden zur Errichtung eine Kinderſpitals die Summe von 150 000 M. vermacht, — Amſterdam, 28. April. Aufſez erregt hier folgender Vorfall. Auf einer Fahrt welche die beiden Königinnen unternahmen, wurdeg angeblich von Anarchiſten auti⸗dynaſtiſche blätter in den Wagen geworfen. Die Thai wurden ſofort von der Volksmenge angegriße und arg mißhandelt. Es wurden mehrere Mig haftungen vorgenommen. 1 — 58 Mädchenhändler ſind in dez letzten Tagen in Polen von der Polizei verhaftet worden. Die Bande verkaufte die Mädchen ga Braſilien und Argentinien. Es gelang dez Polizei, in Warſchau, Radom und Lublin di den verdächtigen Perſonen umfangreiche Mes; ſchaften zu beſchlagnahmen, welche als Seuße ih die Verhaftungen dienten. — „Plüß⸗Staufer⸗Kitt“ heißt ein lang bewährtes Mittel, womit alles mögliche zufameh geleimt werden kann. Seit einiger Zeit iſt dieſer vortreffliche Kitt auch in Tuben erhalt was die praktiſche Brauchbarkeit weſentlich ehh Wir hatten mehrfach Gelegenheit, den Plüß⸗ Skanes Kitt“ ſelbſt zu prüfen und können ſolchen auz eigener Erfahrung beſtens empfehlen. kommenden „Wenn alles Glück und alles Hoffen uns verläßt, kann man immer noch gut ſein und die Menſchen lieben“, ſagte Luiſe einfach. Hildegard ſah ſie mit großen Augen an. „Gut ſein und die Menſchen lieben“, wiederholte ſie leiſe, — und auch dieſes Wort grub ſie unauslöſchlich ein in ihrem Innern. Wie ein leiſer Mahnruf tönte es an ihr 2260 auf ihrer traurigen Heimfahrt am nächſten ag. Es iſt ein eigen Ding um eine ſolche Fahrt durch eine frühlingsſchöne Welt mit todtwundem Herzen. All die Schönheit, das Blühen und Werden, ſie thut einem faſt weh, es iſt, als hätte man keinen Theil mehr an der ſchönen fröhlichen Welt. — Auch Hildegard, wie ſie ſo dahin fuhr, an Wald und Feld, an Sätden und Dörfern vorüber, erſchien ſie wie ein längſt von dieſer Welt abgeſchiedener Geiſt, den die Sehnſucht nach theuren geliebten Menſchen noch einmal dahin zurücktreiben, um dort die bittere Erfahrung zu machen, daß man ihn laͤngſt vergeſſen. Es war Nacht als Hildegard ihr ödes Heim erreicht hatte. Wie ein düſteres Geheimniß lag das alte Herrenhaus vor ihr; alle Fenſter waren dunkel, nur aus einem fiel ein matter Lichtſchein; dort war das Zimmer ihres Vaters. Der alte General mochte noch wach ſein und ſein Geld 1 8 wie er das oft in ſtillen Nachtſtunden at. Wie leiſes Grauen beſchlich es Hildegard, als ſie nach dem Fenſter emporblickte. Ein verſchlafenes Dienſtmädchen, das durch das Rollen des Wagens wach geworden, öffnete jetzt die Hansthür. Hildegard befahl ihr ihren Koffer in das Haus zu tragen, dann zlohnte ſie den Kutſcher ab, der ſein Gefährt nach dem nahen Gaſthaus brachte, und trat nun in das Haus, ihr Zimmer aufzuſuchen. Sie athmete wie erleichtert auf, als ſie das Aſyl erreicht Draußen in den alten Bäumen des Parkes, nach welchem die Fenſter ihres Zimmers hinaus⸗ gingen, brauſte der Frühlingsſturm, dieſe wilden Himmel der Natur waren die einzigen, die ihr ein Willkommen zuriefen, ein ſchaurig wildes Will⸗ kommen. Wie die Bäume draußen ſich neigten, wie es in den dürren Aeſten knackte. Hildegard hatte das Fenſter geöffnet und ſchaute hinaus in die Sturmnacht. — Sang und klang das nicht da draußen wie von einer urewigen Kraft, die das Weltall belebt und erſchüttert, vor welche die Menſchen und ihr Geſchick in ein Nichts zerſtieben, — mag ihr Leben nun in Glück und Freude, mag es in Trauer und Kummer dahin⸗ fließen! Einſt kommt das Ende aller Dinge hier auf Erden kein Menſchenloos iſt ewig. — Für das einſame Mädchen, die da mit traurigem hoffnungsloſem Herzen dieſen Sturmliedern lauſchte, lag ein Troſt in ſolchen Gedanken. — Kein Menſchen⸗ loos iſt ewig, ſagte ſie ſich. Aber iſt die Erinner⸗ ung nicht ewig? fragte ſie ſich: und aus den Sturmesliedern heraus tönte eine weiche Stimme an ihr Ohr und ihr war es, als würde ſie von ſanfter Hand in das Paradies der erhabenen ſeligen Erinnerung geleitet. — Hier darfſt Du weilen bis in alle Ewigkeit, ſprach die tröſtende Stimme, ohne Reue darfſt du zurückdenken an die Vergangenheit. Daß Dein Leben ein freudloſes ohne Glück und Stern geweſen, das war nicht Deine Schuld. Nein, das war nicht ihre Schuld, das war in erſter Linie die Schuld deſſen, der da oben über ihr ſteht, der ſtumpf gewordene Greis, an deſſen Härte die geliebte Mutter und ihr armer Bruder zu Grunde gehen mußten, und an der auch ihre Jugend, ihr Lebens⸗ glück geſcheitert ... Das Licht in dem Zimmer ihres Baer warf einen matten Schein in den Park hinan Hildegards Blicke ruhten darauf, ſie ſah im Geiß den alten ganz dem Geize und der Geldſucht ei gebenen Mann da oben ſitzen, mit ſeinen dür Fingern in ſeinem Golde wühlend. Was für G danken mochten ihn dabei beſchäftigen? Dachte er az den Enkel, für den er alle dieſe Schätze zuſamſeg geſpart, der »einſt das alte, jetzt vergeſſene ii verfallene Geſchlecht wieder zu Glanz und Ehe bringen ſollte, oder waren all die ſtolzen Träuſß die einſt der Antrieb ſeines Handels geweſen längſ vergeſſen, dem Geiz und der Habſucht, die eig Herz und ſeinen Geiſt beherrſchten gewichen ?! Durch das brauſen des Windes glaub Hildegard jetzt plötzlich den dumpfen Schrei eit menſchlichen Stimme zu vernehmen. Sie öffiieg das Fenſter und blickte wie erſtarrt auf die Stelle, wo ſie ſoeben noch den matten Lichtſtreifen geſehen grelle rothe Lichter, wie von einem Feuerſcheiſ flammten dort auf, und nun wieder vernahm deutlich einen markerſchütternden Schrei voll Tode angſt. 9 „Der Vater,“ murmelte ſie von Angſt m Sorge getrieben eilte ſie hinaus, die Treppe hing nach des Generals Zimmer. Ein erſchültternde Anblick bot ſich dar. als ſie die Thür desſelbeg öfnete. In Rauch und Qualm, von Flammen u züngelt, erblickte ſie den General halb angekleidel, ſich mit übermenſchlicher Anſtrengung bemühen, die ſchwern Geldküſte aus dem Zimmer heraus bringen. Er achtete es uicht, daß die Flauz ſchon ſeine Kleider erfaßte „Mein Geld! enz Geld! ſtöhnte er verzweifnugsvoll. 1 „um Gott, Vater! Komm sier heraus!“ h Hildegard. „Ich will ſogleich Hülfe herbei ſchaffen Fortſetzung folgt. e kt! ſunlli Aab 1 f 10 afl fuß Fenn i 1 N