ion d. g. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 7 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. e dung Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor von 5 J Ladenburg. Politiſches. Karlsruhe, 28. April. Nach der bis letzt getroffenen Anordnung iſt beabſichtigt, die Leiche des Prinzen Wilhelm am Samſtag, den 1. Mai im Mauſoleum im Faſanengarten vorläufig und bis dahin beizuſetzen, bis die definitive Bei⸗ ſetzung in Salem erfolgen kann. Am Samſtag Bbrmittag wird ſich der Trauerzug mit der Leiche von der Schloßkirche aus, wo dieſelbe am Freitag ausgeſtellt werden ſoll, längs der Ketten des Schloßplatzes an den Wachhäuſern vorbei gegen die Hofkirche, von da am Theater entlang zum Palais des verewigten Prinzen und von da längs der Arkaden des Schloßplatzes zum Finanzmini⸗ ſterium bewegen, von wo der Eintritt zum Faſanengarten genommen wird. Längs dieſes Weges können Vereine ꝛc. und die übrige Be⸗ völkerung Aufſtellung nehmen. Die beabſichtigte Trauerdekoration des Marktplatzes unterbleibt daher, dagegen wird der Stadrath längs der 7 0 des Schloßplatzes Trauerflaggen aufſtellen laſſen. Karlsruhe, 28. April. Die Leiche des Prinzen Wilhelm von Baden wird vorläufig in dem neuerbauten im Faſanengarten gelegenen Mauſoleum, in dem die ſterbliche Hülle des Prinzen Ludwig ruht, beigeſetzt, um dann ſpäter, ſobald die nöthigen Vorbereitungen getroffen ſind, nach Salem überführt zu werden. Der Trauer⸗ zug wird ſich von der Schloßkirche aus, wo die Leiche aufgebahrt iſt, über den Schloßplatz zum Palais des verſtorbenen Prinzen und von da auf der ſüdlichen Seite des Schloßplatz entlang nach dem Eingang in den Faſanengarten in der Nähe des Finanzminiſteriums und dann nach dem Mauſoleum bewegen. Längs des Weges, den der Leichenzug nimmt, werden Vereine, Abordnungen, Militär u. ſ. w. Aufſtellung nehmen. Der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. „ Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. Samstag, den 1. Mai Schloßplatz wird eine würdige Trauerdekoration erhalten. Karlsruhe, 28. April. (Die Beiſetzung der Leiche des Prinzen Wilhelm v. Baden) erfolgt am 1. Mai. — Harls ruhe, 50. April. Der Kaiſer traf am Dienstag Nachmittag 5 Uhr, von Harlsruhe kommend, in Uronberg im Taunus ein, woſelbſt er von ſeiner Mutter, der Maiſerin Friedrich, und von ſeiner Schweſter, der PDrinzeſſin Friedrich Karl von 1 auf dem Bahnhofe empfangen wurde. Der hohe Herr begab ſich dann in Begleitung der beiden hoch⸗ fürſtlichen Damen zu Wagen nach Schloß Friedrichshof, dem Sommerſitze der Kaiſerin Friedrich, unterwegs von der Bevölkerung aufs Freudigſte begrüßt. Am nächſten Vormittag reiſte der Monarch nach Schlitz zu einem Jagd⸗ beſuch beim Grafen Görtz weiter. — Berlin, 30. April. Der Keichstag nahm am Dienstag ſeine nachöſterlichen Arbeiten zunächſt mit leider ſehr ſchwach beſetztem Hauſe auf. Vor Eintritt in die Tagesoröͤnung wid⸗ mete der Präſident Dr. v. Buol dem Andenken des verewigten Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg⸗Schwerin und des Staats⸗ ſekretärs Dr. v. Stephan einige ehrende Worte. Der Nachtragsetat wurde nach unerheblicher Debatte, in welcher ſich lediglich der Sozial⸗ demokrat Bebel durchaus ablehnend gegenuber den Forderungen des Nachtragsetats verhielt, an die Budgetkommiſſion verwieſen. Hierauf erledigte das Haus debattelos verſchiedene Rechnungen und wandte ſich dann der Ueber⸗ ſicht über die Ausgaben und Einnahmen der Schutzgebiete in den letzten EStatsjahren zu. Abg. Bebel brachte hierbei den Prozeß Peters zur Sprache, von welcher Angelegenheit dann auch lediglich die Rede war. Bebel forderte e f 1897. ſtrafgerichtliche Verfolgung des Dr. Peters, indem er nachzuweiſen ſuchte, daß deſſen Amts⸗ vorgehen durch die vom kaiſerlichen Disciplinar⸗ hof ausgeſprochene Dienſtentlaſſung noch nicht genügend geſühnt ſeien. In dieſem Sinne äußerten ſich auch der Freiſinnige Lenzmann und der Centrumsabgeordnete Dr. Bachem, während der Abgeordnete Graf Arnim (Reichsp.) und Dr. Förſter (Antiſ.) namentlich gegen die Ausführungen Bebels zum Falle Peters pole⸗ miſirten und ſie als übertrieben hinſtellten. Kegierungsſeitig griffen Staats ſekretär Dr. Bötticher und Geh. Legationsrath Hallwig in ziemlich matter Weiſe in dieſe Discuſſion ein. Dieſelbe endete mit unveränderter Senehmigung der genannten Ueberſichten. Suletzt befaßte ſich der Reichstag noch mit der erſten Leſung des Relictengeſetzes (erhöhte Penſionen für Wittwen und Waiſen von Reichs beamten), doch trug die Debatte hierüber lediglich den Charakter einer Polemik zwiſchen den Abgeordneten v. Stumm und Stadthagen, in welche nur noch der Abgeordnete Graf Poſadowskp eingriff. Am Mittwoch trat das Haus in die allgemeine Berathung der Novelle zum Invaliditätsver⸗ ſicherungsgeſetz ein. — (Rußland). Die Kaiſerbegegnung von Petersburg lenkt namentlich im Hinblick auf die kriegeriſchen Wirren im Orient die Aufmerkſamkeit der politiſchen Kreiſe Europas in hohem Grade auf ſich. Nach beinahe zwei⸗ tägiger Eiſenbahnreiſe traf Uaiſer Franz Joſef, begleitet u. A. vom Erzherzog Otto und vom Miniſter Srafen Goluchowsky programmgemäß am Dienſtag Vormittag 10 Uhr in Petersburg ein. Auf dem Nicolaibahnhofe fand großer Empfang ſtatt; die Begrüßung zwiſchen dem öſterreichiſchen Herrſcher und dem Saren war äußerſt herzlich. Abends 6 Uhr empfing der Um Glanz und Ruhm. 9 Novolle von F. Sutan. 1 18. 5 55 5 Wie verſteinert blickte Luiſe auf dieſen Voll kindiſch ſtiliſirten, mit manchen Fehlern geſchriebenen a Brief. Als ſie ſich dann umwandte, um der armen „Hildegard einige tröſtende Worte zu ſagen, war L. Sa dieſe verſchwunden. Still, geräuſchlos, wie ein Schat⸗ een 5 5 75 15 1 Zimmer 1 1 0 10 reundliche Fremdenzimmer aufgeſucht, welches Luiſe — für ſie eingerichtet hatte. n 10 Dort hatte ſie ſo ſüß geträumt von einem Koh Wiederſehen mit Benno, dort war ihr die Lebens⸗ kohlen hoffnung von neuem erblüht. kohlen Jeden kommenden Tag hat ſie voll froher Er⸗ ritkohle wartung begrüßt und ſo feſt an Bennos Liebe und Treue geglaubt, an ein endliches Glück für ſie beide; dor Nah und nun ſollte ſie hier in dieſem trauten Raum . die bitterſte Stunde ihres Lebens durchkämpfen. 75 So lange der Menſch noch hoffen kann, iſt rüchte er nicht ganz glück⸗ und freudenlos. Die Stunde 2 aber, die in ſeinem Innern alles Hoffen erlöſchen ˖ läßt, die macht ihn elend. In ſolcher Stunde, bſt da dünkt uns der milde Sonnenſtrahl wie bitterer fehlt Hohn, da wenden wir uns ſcheu hinweg von fröhli⸗ f. Jie chen Menſchenſtimmen, von Allem was ſchön und glücklich iſt — 5 Und in das kleine Gemach da fluthet die helle Frühlingsſ ne hinein, durch die geöffneten Fenſter ſchallten jauchzende Kinderſtimmen zu Hildegard herauf, und jetzt ſtimmten die Penſionärinnen ein Frühlingslied an. 1 faſt „War es denn Frühling, konnte es denn Früh⸗ ling ſein? Hildegard ſchaute mit trüben Blicken um ſich. Ja dort auf dem Fenſterbrett in dem kleinen rothen Glaſe ſtand ein Veilchenſtrauß, den hatte der kleine Karl heute früh der lieben Tante als Morgengruß gebracht. — Heute früh! Es war ihr, als wären die Stunden, die dazwiſchen lagen, zu langen Jahren geworden. Heute früh da hatte aus dem kleinen Toilettenſpiegel noch ein glückliches Menſchenantlitz ihr entgegengelacht, da hatte ſie den blauen ſonnigen Frühlingshimmel mit ſtrahlenden Blicken gegrüßt, wohl ſelbſt ein Liedchen leiſe vor ſich hingeſumt. Und nun war alle Hoffnung dahin. „Fort, nur fort!“ ſtöhnte ſie, die Welt war zu licht und ſonnig hier. Mit einem Gefühl der Erleichterung dachte ſie daran, daß ſie morgen um dieſe Stunde ſchon in Waldfelde ſein könnte. Dort war alles düſter und ſtill, keine fröhliche Menſchenſtimme würde in ihren Gram hinein klingen. Sie wird ganz allein ſein mit ihrem Lied. Mit faſt fieberhafter Haſt begann Hildegard ihre Sachen zu packen. Morgen in aller Frühe gedachte ſie die Heimreiſe anzutreten; und ſo öde dieſes Heim in Waldfelde auch war, jetzt empfand ſie es doch als eine Wohlthat, dieſe Zufluchtsſtätte noch zu haben. N 5 e 8 Wie tief ermattet ſank ſie, als ſie ihre wenigen Habſelikeiten zuſammengepackt, auf einem Stuhle nieder. So ſaß ſie lange Stunden, wie es ſo oft bei heftigen ſeliſchen Erſchütterungen der Fall iſt, ſich die geringſte Kleinigkeit ihrer Umgebung tief einprägend: Die verſchlungenen Arabesken der ein⸗ fachen Tapete des Zimmers, die bunten Cattun⸗ vorhänge am Fenſter, das rothe Glas mit den Veil⸗ chen darin, alle dieſe unbedeutenden Dinge ſtanden noch nach Jahren in fabelhafter Deutlichkeit vor ihren Blicken. Ebenſo vermochte ſie die Melodie des Frühlingsliedes, das die jungen Mädchen nebenan geſungen, nie zu vergeſſen. a Mit leiſen Schritten trat jetzt Luiſe in das Zimmer. „Du willſt fort?“ fragte ſie traurig, als ſie den gepackten Koffer erblickte. Hildegard wandte ihr das blaſſe vom Gram zerwühlte Antlitz zu. ö „Nie hätte ich gedacht, daß eine Stunde kommen könnte, wo ich mich nach Waldfelde zurückſehnen würde, als wäre es die einzige Zufluchtsſtätte meines zerſtörten Lebens“. Luiſe legte ſauft die Arme um ſie. „Ich kenne ſolche Stunden“, ſagte ſie, ich habe ſie durchgekämpft mit Gottes Hülfe.“ „Du warſt nicht ganz verlaſſen, Du hatteſt immer noch Dein Kind, aber ich — ich — vor meinem Vater graut mir! — Ich bin ganz ver⸗ A n i