an die zentur Ovationen dargebracht. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Druck und Verlag von Karl Molitor, Anzeigen: Die einſpaltige C Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen . TvTTTTTadT ⁵˙ —ʃ—'ĩ r ]§»— ... ee, eee orpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. 5 Mittwoch, den 28. April 1897. Politiſches. — Karlsruhe, 24. April. Die vorüber⸗ gehende Anweſenheit des Haiſers Wilhelm in Karlsruhe hat dem Kaiſer Gelegenheit geboten u einer Friedenskundgebung, die nicht verfehlen wird, den beſten Eindruck hervorzurufen. Bon Dresden kommend, traf der Kaiſer um halb 10 Uhr hier ein. Auf ſeinen Wunſch unter⸗ blieb am Bahnhof ein offizieller Empfang. Su ſeinem Empfange hatten ſich eingefunden der Erbgroßherzog, die Großherzogin und die Erbgroßherzogin, die Prinzen Karl und Max on Baden, mehrere Generale, darunter der Hommandierende des 14. Armeekorps v. Bülow und der preußiſche Geſandte v. Eiſendecher. ie Begrüßung zwiſchen dem Haiſer und den Mitgliedern der großherzoglichen Familie war eine herzliche. Der Kaiſer ſieht ſehr wohl aus. Von der zahlreich die Straßen beſetzt haltenden Menge wurden dem Uaiſer enthuſtaſtiſche Vor dem Rathaus fand ein ofſtzieller Empfang ſtatt. Oberbürger⸗ meiſter Schnetzler hielt eine Begrüßungs anſprache die mit einem dreifachen hoch auf den Kaiſer ſchloß. In ſeiner Erwiederung knüpfte der Haiſer an die Säkularfeier an. Sie habe unter Mitwirkung ſeiner Kollegien, der deutſchen Fürſten und ins beſondere auch der Großherzog von Baden, deſſen Rat ihm ſtets wertvoll ſei, ſtattgefunden. In ihr habe ſich die Einheit und Größe des deutſchen Vaterlandes nach außen gezeigt. Was ſeine Beſtrebungen zur Erhaltung des Friedens betreffe, ſo glaube er mitteilen zu können, daß der Friede nicht nur unſerem Vaterlande, ſondern überhaupt der europäiſchen Welt erhalten bleiben wird. Die Erhaltung des Friedens ſei nur möglich auf der Grundlage einer ſtarken Armee und einer ſtarken Marine. Darin ſeien er und ſeine Kollegen, die Landes fürſten, vollſtändig einig, und er wünſche nur, daß ſeine Beſtrebungen dieſe Mittel zur Erhaltung des Friedens zu vervollkommnen, im Volke Unterſtützung finden möchten. Der Groß, herzog hatte wegen noch andauernder Schon⸗ ungsbedürftigkeit darauf verzichten müſſen, den Haiſer am Bahnhof zu empfangen. Im Schloß wurde der Haiſer vom Großherzog und der Erbprinzeſſin von Anhalt empfangen und herzlich bewillkommnet. Der Großherzog geleitete den Haiſer in ſeine Gemächer, woſelbſt die höchſten Herrſchaften noch einige Zeit ver⸗ weilten. Um 1 Uhr fand für die höchſten Herrſchaften Frühſtückstafel, für das Gefolge Marſchallstafel im Schloſſe ſtatt. Die Abreiſe des Haiſers zum Jagdſchloß Kaltenbronn er⸗ folgte um 2 Uhr. Ihn begleiteten der Erb⸗ großherzog und der kommandirende General v. Bülow. Das Gefolge begiebt ſich nach Herrenwies zur Auerhahnjagd. — Berlin, 25. April. Die jetzt vor⸗ liegenden Nachrichten laſſen keinen Sweifel mehr darüber beſtehen, daß die griechiſche Armee aus ſämmtlichen Poſttionen an der theſſaliſchen Hrenze zurückgedrängt iſt und ſich wegung befindet. Bei allen Habinetten zeigt ſich volle Geneigtheit, wie früher für die Er⸗ haltung ſo jetzt für die Wiederherſtellung des Friedens ſich zu bemühen. Naturgemäß müßte nach den gemachten Erfahrungen jedem der⸗ artigen Schritte die bindende Erklärung der griechiſchen Regierung vorhergehen, daß die wohlerwogenen Kathſchläge Europas diesmal Beachtung finden werden. — Wien, 24. April. Dem offiziellen Programm für den Aufenthalt des Uaiſers Franz Joſef in Kußland zufolge trifft derſelbe in einer theilweiſe ungeordneten Kückzugsbe⸗ am 26. April in Begleitung des Erzherzogs Otto in Warſchau und am 27. April in Petersburg ein. Kurz vor der Ankunft des kaiſerlichen Zuges wird ſich Kaiſer Nicolaus II. zur Begrüßung ſeines Gaſtes im Bahnhof einfinden. Auf der ganzen Strecke vom Bahn⸗ hof bis zum Winterpalaſt wird ein doppeltes Spalier von Gardetruppen aufgeſtellt ſein. Die beiden Monarchen begeben ſich vom Bahnhof in offener Equipage nach der Stadt. Der 27. April wird mit Beſuchen und Empfängen ausgefüllt, im Nikolausſaale des Winterpalais findet ein Galadiner ſtatt. Am 28. April, Vormittags, werden die Monarchen, Erzherzog Otto und die Großfürſtin einer großen Truppen⸗ revue auf dem Marsfelde beiwohnen, an welcher 50¾ Bataillone, 37 Eskadronen, 15 Sotnien Hoſaken und 38 Geſchütze theilnehmen werden. Sroßfürſt Wladimir wird die Parade kommandieren. Um 4 Uhr Nachmittags wird das diplomatiſche Corps empfangen werden. Am 29. April wird Kaiſer . Joſef die Denkmäler beſichtigen und hierauf an einem Saladejeuner in der öſterreichiſch - ungariſchen Botſchaft theilnehmen. Am ſelben Tage wird im Winterpalaſt ein Familiendiner ſtattfinden, worauf Seine Majeſtät, Erzherzog Otto und das Sefolge Petersburg verlaſſen werden. — Wien, 26. April. Hieſige informirte Hreiſe bezeichnen alle Gerüchte, nach denen es ſich bei der Haiſerreiſe nach, Petersburg um den Abſchluß eines Bündniſſes handle, als vollſtändig unbegründet. Dagegen könne es als feſtſtehend betrachtet werden, daß es in Petersburg zwiſchen beiden Uaiſern zu einer offenen und ehrlichen Auseinanderſetzung in der Angelegenheit der zukünftigen Stellung beider Mächte zur Orientfrage kommen werde und zwar dürften nicht nur principielle, ſondern Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. 17. Dort draußen auf dem Schlachtfelde, wenn die Donner der Geſchütze ihn umbrauſen, da wird er freier und leichter aufathmen, und im Kampf für's Vaterland ſein Unrecht gegen Hildegard ſühnen, und wenn er den Heldentodt ſterben ſollte, dann wird auch ſie ohne Groll an ihn zurück⸗ denken. Und Lina, ſeine Frau? Wie würde ſie ſolchen Schmerz, den erſten ihres Lebens ertragen? Sein Blick ſchweift hinüber zu ihr, die ernſten Ge⸗ ſpräche haben auf ihr ſtrahlendes Geſicht keinen Schat⸗ ten zu werfen vermocht; heiter plaudert ſie mit ihrem Tiſchnachbar über die oberflächlichſten Dinge und als ſpäter wieder der Tanz beginnt, da giebt ſie ſich mit voller Lebensluſt dem Vergnügen hin. Noch war ja der Krieg nicht erklärt, warum ſollte ſie jetzt ſchon ſich Sorgen und Gedanken darüber machen, dazu iſt Zeit genug, wenn er ſoweit iſt, reflectirte die junge Frau mit ihrer leichtherzigen Lebensphiloſophie. Benno hatte ſich von dem fröhlichen Treiben zurückgezogen, er ſtand in einem Nebenzimmer am Fenſter und blickte traurig hinans in die laue Frühlingsnacht. All ſeine Gedanken waren bei Hildegard. — In den ernſten Stunden des Lebens, wenn der Maan vor einer dunklen, ungewiſſen Zukunft ſteht, da iſt es eine Wohlthat für ihn, eine Frau zur Seite zu haben, die auf ſeine Gedanken einzugehen, in ſeiner Seele Tiefen zu leſen vermag. — Hildegard wäre dieſe Frau für ihn geweſen! Mit vernichtender Klarheit drängte ſich ihm in dieſer Stunde die bittere Erkenntnis auf, daß er, durch die Trennung von ihr, ſeines Lebens beſten Inhalt verloren. „Und Du haſt an ihn geſchrieben? ihn gebeten, hierher zu kommen?“ — Es war Luiſe, die ſo fragte, mit einem theilnehmenden Blick ſchaute ſie dabei in Hildegards blaſſes Antlitz, welche am ver⸗ gangenen Abend bei ihr angelangt war. — Die beiden Damen, die in ihrer Jugendblüthe einſt zu den anmuthigſten Erſcheinungen der Reſidenz zählten, bildeten jetzt einen auffallenden Contraſt. Luiſe war ſtärker und blühender geworden, ſeitdem wir ſie nicht geſehen haben. Sie hatte ſeit einem Jahr ein Mädchenpenſionat in C. errichtet, das thätige, bewegte Leben, was ſolch' ein Unter⸗ nehmen erforderte, erhielt ſie friſch und blühend. Die jungen Mädchen ihres Penſionats hingen mit inniger Verehrung an der ſchönen liebens⸗ würdigen Frau. Ihr tragiſches Schickſal, welches ſie ſich flüſternd erzählten, umwob ſie mit dem Nimbus der Romantik, was ja für ſolche jungen Menſchenleben einen ungemeinen Reiz hat. Der kleine Karl war ein bildhübſcher aber etwas verzogener Junge geworden, der Abgott der ganzen Mädchenſchaar. Er betrachtete die neue Tante in dieſem Augenblick mit ziemlich kritiſchen Blicken, und ſchien ſtille Vergleiche zwiſchen ihr und ſeiner Mama zu machen, die wohl ſchwerlich zu Hildegards Gunſten ausfielen. Dieſe ſchlanke, blaſſe Erſcheinung in dem fadenſcheinigen ſchwarzen Kleide vermochte durchaus nicht ſeine Bewunderug zu er⸗ regen. Auch Luiſe hatte das Alles nicht ohne Be⸗ ſorgniß gemuſtert. Wo war all' die holde Schön⸗ heit, die einſt in Hildegards Zügen geleuchtet? Ach die Zeit, der Kummer, ſie hatten dieſelbe gar zu unbarmherzig zerſtört. Nur in den dunklen Augen, da lag noch etwas wie Jugendglanz, und manchmal flog es wie ein roſiger Schimmer über die blaſſen Wangen Hildegards, bei dem Gedanken an das Wiederſehn mit Benno. — Nun, vielleicht wenn er nochmals kam, ſollte ja Alles, Alles anders ſein. „Das Glück verſchönt die Menſchen ja oft wunder⸗ bar,“ tröſtete ſich Luiſe, wenn ſie Hildegards bleiches gealtertes Antlitz ſah und begann eifrig mit Hildegard das Ereigniß von Bennos erhoffter Rückkehr zu beſprechen. „Zunächſt muß aber Deine Garderobe in den Stand geſetzt werden“, erklärte Luiſe jetzt ſehr ent⸗ ſchieden. Gerade in kleineren Städten wird auf ſchöne Kleider viel Werth gelegt und einige Beſuche müſſen wir nothwendig machen, das iſt nicht zu umgehen, da ich noch mancherlei Verpflichtungen habe. „Ich werde mich erſt wieder an die Menſchen