Wien, 20. April. Die „Wiener Abendpoſt“ begrüßt die Ankunft des deutſchen Kaiſers mit folgenden Worten: Der deutſche Kaiſer und König von Preußen folgt dem Zuge ſeines Herzens, wenn er die Reſidenz ſeines erlauchten Freundes und Bundes⸗ genoſſen durch ſeinen Beſuch auszeichnet, und dieſer neuerlich bethätigten Regung dankt es die Hauptſtadt des Reiches, wenn ſie in ihren Mauern den Verbündeten unſeres erhabenen Kaiſers wieder begrüßt. Sie thut es in ehrfurchtsvoller Huldigung und heißt den hohen Gaſt in freudiger Sympathie willkommen. Der Beſuch des deutſchen Kaiſers am Wiener Hofe iſt mehr als ein Act herkömmlicher Courtoiſie. Er beſigelt aufs Neue das innige Freundſchaftsverhältniß, welches zwiſchen den erhabenen Repräſentanten der beiden Centralmächte Mittel⸗Europas beſteht. Er bezeugt aber auch in entſchiedenſter, keinem Mißverſtändniß zugänglicher Art die unerſchütterliche Feſtigkeit des Friedens⸗ bundes welcher mehr als je ſeine Kraft und ſeinen Beruf, ein Hort der europäiſchen Ordnung, ein Bollwerk wider ihre Störer zu ſein, offenbart. Der Gedanke, welcher den Schöpfern dieſes Bünd⸗ niſſes vorſchwebte als ein hohes, weltbeglückendes Ziel, wirkt fort, verkörpert in den beiden Friedens⸗ fürſten, die jetzt einander begegnen. Zwei mächtige Patrone der Ruhe Europas bieten einander brüderlichen Gruß. Sie fühlen ſich eins im Bewußtſein ihrer geſchichtlichen Sendung. Und die Völker, denen die Vorſehung ſie zu Lenkern geſetzt, blicken zu ihnen auf voll liebenden Ver⸗ trauens und feſter, begeiſterter Zuverſicht. Sie wiſſen, daß über ihnen und ihrem Geſchicke zwei edle Häupter wachen.“ Athen, 22. April. Geſtern begannen die Panzerſchiffe „Spetſai“, „Baſilevs Georgios“ und „Miaulis“ das Bombardement Preveſa von außerhalb des Golfes von Arta. Die Forts Partokratoras und Hamidie wurden ſtark beſchädigt. Im Innern des Golfes ſetzten das Fort Aktium und die Kanonenboote das Feuer fort. — Auch heute fand ein Kampf bei Damaffi ſtatt. Die von Tyrnavos vorrückende griechiſche Brigade beſchoß Damaſſi. Die Türken beſetzten die Poſten Ligana und Karatſo, die Griechen den Hügel Slati. — Das Panzergeſchwader wird nach dem Bombardement von Platamona nach Katerina gehen. 6 Uhr Abends — Athen, 22. April. (Havas). Der Kronprinz verließ Lariſſa und begab ſich nach dem Schlachtfelde. Die Türken Fluchten heute wie es heißt, den Poſten Prophet Elias auf dem Wege nach Tyrnavos zu nehmen, wurden jedoch zurückgeſchlagen. ö Konſtantinopel, 21. April. Ein heute Mittag ausgegebenes Siegesbulletin meldet die Einnahme von Tyrnavos durch die Türken. Letztere machten achthundert Gefangene und eroberten ſechszehn Geſchütze. Dagegen wird von der anderen Seite beſtimmt verſichert, daß die griechiſche Armee einen großen Erfolg bei Minehis, dem ſtratekiſch bedeutſamſten Punkte der ganzen türkiſchen Operationslinie, erzielt und damit die Türken von jeder Rückzugslinie abgeſchnitten habe. Bei dem Mangel verläßlicher Nachrichten ſind ſowohl die griechiſchen wie die türkiſchen Siegesberichte mit der nothwendigen Reſerve auf⸗ zunehmen. Da die Militär⸗Attachés faſt aller Botſchaften heute nach dem Kriegsſchauplatz abgehen, werden den erſt in den nächſten Tagen ſichere Nachrichten zu erwarten ſein. Verſchiedenes. — Karls ruhe, 21. April. Dem Bürger⸗ ausſchuß iſt die Vorlage wegen Genehmigung der zwiſchen dem Stadtrat uud dem Miniſterium des Innern getroffenen Vereinbarungen bezüglich der Erbauung des Rheinhafens zugegangen. Die Geſammtkoſten des Hafens ſtellen ſich auf drei Millionen Mark, davon trägt die Stadt eine Million und zwei Millionen giebt der Staat als Zuſchuß. — In dem Tunnel bei Hattingen der Schwarzwaldbahn iſt eine ſogenannte Blähung entſtanden. Es müſſen 27 laufende Meter umgebaut werden, wodurch 34,000 M. Koſten entſtehen. Der Tunel war ſ. Zt. einer der ſchwierigſten Bauwerke der Schwarzwaldbahn. — Per Rad iſt eine ganze Familie, Vater und ſechs Kinder, Mädchen und Jungen, zu den Oſterfeiertagen von Straßburg nach Pforzheim geradelt und dort wohlbehalten angekommen. — Karlsruhe, 21. April. (Selbſtmord.) Geſtern abend erſchoß ſich der Sohn des Bürſten⸗ fabrikanten Vogel in der elterlichen Wohnung. Der Unglückliche war Einjähriger im Grenadier⸗ Regiment und ſollte morgen wegen ſchlechten Schießens nachzielen. — Pirmaſens, 20. April. Der Leder⸗ groß händler C. O. Hoffmann von hier iſt unter Hinterlaſſung großer Schulden flüchtig geworden. In einem hier aus Mannheim eingetroffeyen dre kündigt er Selbſtmord an. — Erbach i. O., 21. April. In de Nacht vom erſten auf den zweiten Ostertag ſpieltz ſich auf der Straße zwiſchen hier und Lauerba ein roher Akt ab. Ein Bäckerburſche aus Froſch⸗ hausen wurde von einer Anzahl Burſchen, worm ſich vermuthlich auch einige Soldaten befanden mit Fußtritten und Säbelhieben derart mißhande daß er bewußtlos liegen blieb. Den Ohnmächtigen fand man erſt gegen Morgen und verbrachte ihn in die Portierwohnung des gräfl. Schloſſes, Die Verletzungen ſind derart, daß am Aufkommen gezweifelt wird. — Emmerich, 20 April. Ungehengg Aufſehen erregt hier die wegen Unterſchlagung erfolgte Verhaftung des Redakteurs und Aue, notars Walther Derkſen. Als geſchädigt gilt namentlich ein Baron v. Lochner, deſſen Renten D. war. Die unterſchlagene Summe wird 150,000 Mk. angegeben. Ueber das Permg des Verhafteten iſt der Konkurs verhängt, de Verhaftete iſt ſeit dem Jahre 1888 Stadt⸗ Ve ordneter und ſeitheriger Redakteur der Niederh Ztg.“, einem wöchentlich dreimal erſcheinende Organ der Zentrumspartei. — Klauſenburg, 21. April. Von den bei der Ortſchaft Dank gelegenen Berge löste ih ein etwa 120 Morgen großes Stück des Abhang los und riß einen großen Theil des Ortes m ſich fort. Alles was in den Weg kam, Haug, Hürden, Menſchen und Thiere wurden unter den Erdmaſſen begraben. — Inſter burg, 22. April. Der Fleſſcher⸗ meiſter Krauß ermordete mit drei Knechten eineg Zigeuner aus Wut darüber, meil dieſer ſich bog ihm nicht einen falſchen Weg zeigen laſſen wollte, — Rom, 22. April. Heute Nachmitigg halb 3 Uhr wurde auf den König während de Fahrt nach dem Rennplatz von dem Arbeite Pietro Acciarito ein Attentatsverſuch mittel Dolchſtoßes gemacht. Der König blieb unperlehl und ſetzte die Fahrt nach dem Rennplatze for, wo er ſtürmiſch begrüßt wurde. Der Verhreche wurde verhaftet. Im Augenblick der Festnahme wurde der Attentäter von den anweſenden Perſoneg zu Boden geworfen und mit Fauſtſchlägen traklirt, Der Attentäter erklärte, durch Hunger zu der Tha gedrängt worden zu ſein. Er ſcheint den Anſchlag ſeit geſtern geplant zu haben, denn er äußerte, werde heute eine hohe Perſönlichkeit tödten Mädchenaugen hatten ihn angelacht, ihn bethört, ſo daß er darüber jene tiefen, ſeelenvollen, geliebten Augen Hildegards vergeſſen konnte. — Und nun war alle Reue zu ſpät. Lange ſaß Benno ſo, den Brief in den Händen, in tiefem Sinnen verloren. Er hörte nicht das leiſe rauſchen der Portiére, nicht den leichten Schritt ſeiner jungen Frau, welche ſoeben in eleganter Geſellſchaftstoilette durch das Zimmer ſchwebte. Betroffen blieb ſie einen Moment ſtehen, als ſie ihren Gemahl ſo in Nachdenken fand, dann trat ſie Geräuſchlos näher und beugte das blonde Köpfchen über die Schultern Bennos, ſie erblickte den Brief und ein gellender Schrei ſchalte durch die tiefe Stille. Benno fuhr empor und ſchaute in das erblaßte Antlitz ſeiner Frau, heiße Thränen ſtrömten aus ihren Augen. „O Benno,“ ſchluchzte ſie, „habe ich das um Dich verdient, ſolche Briefe empfängſt Du und ſcheinſt darüber alles zu vergeſſen, die Geſellſchaft heute Abend, und mich, Deine kleine Frau!“ Benno ſchaute ſie mit großen, fremden Augen an, ſein Geiſt hatte ſich ſo in Vergangenheit ver⸗ 98 daß er die Gegenwart darüber faſt vergeſſen hatte. „Was iſt das für ein Brief ? Wer hat ihn geſchrieben?“ fragte Lina mit zornſprühenden Augen. „Daß dieſer Brief geſchrieben worden iſt, daran trägſt Du jedenfalls Schuld!“ erwiederte Benno ſcharf und vorwurfsvoll. f „Ich?“ rief Lina erſtaunt zugleich. „Ja, Du! Das Päckchen mit dem Ringe und meinem Brief an Hildegard muß nicht in ihre Hände gekommen ſein. Du haſt die Beſorgung damals jedenfalls vergeſſen. — Und nun ſchreibt Hildegard und zürnend an mich, in dem feſten Glauben an meine Liebe und Treue.“ Seine Stimme klang ſo traurig, ſo eigen bewegt, daß Lina ihn betroffen anſah. „Es iſt ſchon möglich, daß ich das Päckchen damals in den Berlobungstagen vergeſſen habe,“ meinte ſie dann, ihre Verlegenheit verbergend. „Aber das alles iſt ja doch kein ſo großes Unglück, darum brauchſt Du doch nicht ſo furchtbar verſtört auszu⸗ ſehen! Wenn ſie die Aenderung nun auch etwas ſpäter erfährt, was ſchadet das. — Gieb her den Brief ich werde ihn ſchon beantworten, geſchehene Dinge ſind nun einmal nicht zu ändern!“ „Du? Du willſt ihn beantwoten!“ frug Benno und ziemlich geringſchätzig blickte er auf ſeine Gattin. Er erinnerte ſich eines Briefes von ihr, des einzigen, den ſie ihm in ihrem kurzen Braut⸗ ſtand geſchrieben, und in welchem der Stil gar arg gemißhandelt worden war. Was ſollte Hildegard von ſeiner Wahl denken wenn ſie ein derartiges Schreiben von ſeiner Frau erhielt. Und Lina ſchrieb vielleicht gar herzlos. „Kind, das geht nicht, hier muß ich ſchon allein handeln,“ ſagte er ſehr entſchieden. Aber die junge Frau war ſolchen Widerſpruch nicht gewöhnt. „Ich bin kein dummes Kind!“ rief ſie und zornige Thränen traten ihr in die Augen. „Ich bin Deine Frau und werde den Brief beantworten. Du ſollſt und darfſt nicht Hildegard ſchreiben! Das leide ich nicht!“ Energiſch griffen ihre kleinen Hände nach dem Brief und bargen ihn in ihr Gewand. Mit einer reizend geſpielten kindlichen Geberde hing ſie ſich an ſeinen Arm. Und nun hinweg mit dieſem ernſten Antlitz, dieſen Wolken auf der Stirn. Unten ſteht der Wagen, es iſt hohe Zeit, daß wir auf dem Ball erſcheinen, die Polonaiſe werden wir ſo wie ſo ſchon verſäumt haben. Dort unter beg fröhlichen Menſchen wirſt Du ja wohl die alte Liebe vergeſſen.“ Mit einem Seufzer folgte Benno der ſchlauen Gebieterin. Vielleicht hatte ſie Recht, ihn aus ſeinem Grübeln empor zu reißen, Zerſtreuung oer wohl das beſte für ihn. Mochte denn Ling gc den Brief beantworten, er würde doch kaum wut den Mut dazu haben. Was ſchadet es ſchließhch auch wenn Hildegard es erfuhr was er für eie kindiſche kleine Frau hatte. Eine müde Gleich; gültigkeit, gegen die Welt, das Schickſal und die Menſchen war über ihn gekommen. Wie ein kein mender bewegte er ſich in der glänzenden Geſell ſchaft, während ſeine Gedanken weit davon abſchweif, ten, und immer wieder die rührende Geſtalt Hilde: gards neben all den hohen Frauengeſtalten, die de im Tanz an ihm vorüberſchwebten, bor ihm ai tauchte. Da plötzlich ſchlug ein Wort an ſein Oh das gab in ſeiner Seele die Spannkraft wiede, Man ſprach von Krieg, von einem Erlaß dez Königs an ſein Volk, von einem Bündniß wut Ru land, bis jetzt zwar hatten ſich all dieſe Gericht noch nicht beſtätigt, aber einer der auweſende höheren Offiziere hatte doch mit ziemlicher Beſtimm heit von den nahen Kriegsausſichten geſprochen, daz genügte, um in der animirten Stimmung dein Abendeſſen überall die hellen Flammen der Begeiſter⸗ ung emporſchlagen zu laſſen. Auch in Benno Augen, da flammte es auf, vergeſſen war die Be gangenheit, khün und muthig richtete er den Blick vorwärts in die Zukunft. Die Soldatenſeele erſpachs 3 Haßert an ire ene 25 Dull e uf b l . ur Tue neun gel. il Lehne Muchen, — rer ir e Br. —— alt, K Hanun. i ze Balg be K te ul Mag 5 W 1 e ti 1 16.8 fun uh buhr fußt Huf ent 10 06