Saden burg. 1 chen Tie orientalische Frage und die seem z Kaiſermüchte. bed d. Aus Wien wird geſchrieben. — Die erſten Schüſſe ſind zwiſchen türkiſchen Truppen und griechiſchen Irregulären in Mace⸗ donien gewechſelt worden. Es ſcheint blutiger Ernſt zu werden! Dem Concert der Groß⸗ mächte iſt es nicht gelungen, des Aufſtandes auf Mreta Herr zu werden; noch weniger dürfte L. n es ihnen gelingen, den drohenden Krieg zwiſchen lier, der Türkei und Griechenland zu beſchwören. 14 5 Angeſichts der dräuenden Wetterwolken, eine, die finſterer denn je über der Balkanhalbinſel e U. ſpauz zuſammenballen, drängt ſich die bange Frage chen un auf, ob die im Orient aufſteigenden Kriegs⸗ und em flammen nicht auf den Occident hinüber greifen e der und den vor Jahrzenten ſchon prophezeiten iſen Weltkrieg entfeſſeln könnten. Das Concert der . Seil. Großmächte mit ſeiner „harmoniſchen Dis⸗ 1890, harmonie“ bietet den weſteuropäiſchen Völkern „ wenig Gewähr für eine Erhaltung des Friedens schaf 1 bei der gegenwärtigen politiſchen Conſtellation. 1 ae Namentlich iſt die Haltung Englands und Italiens eine ſo zweideutige, daß man nicht ohne Mißtrauen an die Ehrlichkeit dieſer beiden Großmächte glauben kann. So muß die Nachricht befremden, daß Delpannis einigen griechiſchen Abgeordneten egenüber erklärt habe, es ſeien 20000 für die griechiſche Armee beſtimmte Uniformen aus England eingetroffen. Auch wäre Griechenland mit Geld und Lebensmitteln für vier Monate verſorgt. Ferner wird gemeldet, daß England eine weitere Verſtärkung ſeiner Mittelmeerflotte plane und größere Truppenmaſſen nach Kreta zu dirigiren gedenke. England und Italien haben eine Hriegsflotte vor Kreta liegen, welche iſt und! uch. ſohfage rk. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. g Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unte f haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich:: Karl Molit 5 ruck und Verlag von Karl Molitor 175 4 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzei 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 5 Ladenburg. Famstag, den 17. April bedeutend größer iſt, als die Flotten der übrigen Großmächte zuſammen. Und in Griechenland ſcheint man England nicht als Feind zu be⸗ trachten, während Italien von der griechiſchen Regierung mit Mißtrauen beobachtet wird. Man befürchtet nämlich, daß Italien in Al⸗ banien Verwickelungen hervorzurufen bemüht ſei, um im geeigneten Momente dieſe türkiſche Provinz zu occupiren, wie ſ. Z. Oeſterreich, Bosnien und die Herzegowina. Ein ſolches Vorgehen käme dem griechiſchen Mönigreiche ſehr ungelegen. Begehrlich ſtreckt England ſeine Hand nach der inſurgirten Mittelmeerinſel aus, während Italien ſich für dieſe mißglückte Colonialpolitik in Afrika durch Erfolge ſeiner Orientpolitik ſchadlos zu halten ſucht. Gegenüber dem unehrlichen zum mindeſten zweideutigen Doppelſpiel Englands und Italiens bietet die Orientpolitik der drei Kaiſermächte ein Bild erfreulichſter Offenheit. Deutſchland ſcheint ſich ſeiner Aufgabe in der orientaliſchen 2 bewußt zu ſein, den Ereigniſſen freien auf zu laſſen und nur dann handelnd einzu⸗ greifen, wenn die deutſchen Intereſſen ernſtlich bedroht werden ſollten. Oeſterreich und Kuß⸗ land aber müſſen ihre Intereſſen im Oriente Schulter an Schulter wahrnehmen. Die orientaliſche Frage bildet nicht den mindeſten Grund zu einer Gegnerſchaft dieſer beiden Großmächte. Oeſterreich kann in ſeiner Orient⸗ politik gar nicht Siele verfolgen, die ſich mit ruſſiſchen Plänen kreuzen könnten. Deutlich zeigt die Occupation Bosniens und der Herze⸗ gowina, wohin Oeſterreich ſtrebt. Viel eher iſt die Möglichkeit eines Conflictes zwiſchen Oeſterreich und Italien wahrſcheinlich, ſobald Albanien in Frage kommt. Swiſchen Oeſterreich und Rußland beſteht mee in der orientaliſchen Frage ein vollſtändiges Einvernehmen, wie überhaupt zwiſchen den beiden Großmächten die beſten Beziehungen angebahnt worden ſind. Su dieſer erfreulichen Thatſache tritt noch die Reiſe des öſterreichiſchen Haiſers nach Petersburg, der vom Erzherzog Otto und, was die politiſche Bedeutung der Keiſe auf das Deutlichſte illuſtirt, von dem Miniſter des Auswärtigen, Grafen Goluchowski, begleitet ſein wird. Wir erinnern bei der Gelegenheit daran, da Graf Goluchowski und der ruſſiſche Miniſter des Auswärtigen, Graf Murawjew, von Paris her auf das Engſte befreundet ſind, ferner, daß Erzherzog Otto, der bei der Uränklichkeit des Erzherzogs Ferdinand d'Eſte doch als der präſumtive Thronfolger in Oeſterreich gilt, ſehr ruſſenfreundlich geſinnt iſt. Es iſt daher zu erwarten, daß die Kaiſerreiſe auf die politiſche Conſtellation beſtimmend einwirken und uns das mächtigſte Pfand des Friedens, das Drei⸗ kaiſerbündniß bringen werde. Noch ein bedeutungsvolles Moment iſt bei der Beurtheilung der politiſchen Cage zu berückſichtigen: die Keiſe des deutſchen Kaiſers nach Wien, der bekanntlich wenige Tage vor der Abreiſe des öſterreichiſchen Monarchen hier eintrifft. Die unerſchütterliche Feſtigkeit des deutſch⸗̊ôſterreichiſchen Bündniſſes wird auf das Neue bekräftigt, und dann ſteht es außer allem Sweifel, daß zwiſchen den beiden Herrſchern nicht nur ein Gedankenaustauſch über die all⸗ gemeine politiſche Cage, ſondern auch über die Petersburger Keiſe des Kaiſers Franz Joſef gepflogen werden wird. Wie wir noch aus beſter Quelle erfahren, ſoll Graf Goluchowski von Haiſer Wilhelm während deſſen Anweſenheit in Wien in beſonderer Audienz empfangen werden. Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. 15. Hildegard ſchlang die Arme um die Mutter. „Ich gehe nicht von Dir, Mama, ich verlaſſe Dich nicht“, flüſterte ſie. „Nein mein Kind, Du wirſt Benno folgen, er führt Dich wieder zurück in das volle reiche Leben. — Wenn du jetzt nicht mit ihm gehſt, dann glaube mir, kommt er niemals wieder. Geh, folge ihm, zögere nicht! Dein ganzes Lebensglück darfſt Du mir nicht opfern. In Bennos Augen leuchtete es auf bei dieſen Worten. Er breitete die Arme aus. Hildegard! Meine Geliebte! Nun haſt du es gehört, Deine Mutter ſelbſt heißt dich folgen,“ a Hildegard lehnte den Kopf an ſeine Bruſt. „Ich kann nicht bei allem Glück an Deiner Seite würde ich doch keine frohe Stunde haben, dieſe rührende Geſtalt, die meiner ſo ſehr bedarf, würde fortwährend wie ein ſtiller Vorwurf mir vor Augen ſtehen. O wende Dich nicht ſo finſter von mir, Benno, Geliebter! Sei barmherzig, verzeih' mir. Angſtvoll ſchaute ſie zu ihm auf; es lag ein ſo eigener kalter Ausdruck in ſeinen Blicken, als wäre aalle Liebe für ſie jäh erloſchen bei ihm. a „Du wirſt mich nicht vergeſſen, Benno! Du wirſt mir deine Liebe bewahren!“ ſtammelte ſie dann „Wenn Du es für Deine Pflicht hälſt, hier zu bleiben, nun ſo will ich Dich nicht wankend machen in Deinem hohen Pflichtgefühl“, erwiederte Benno mit eiſiger Stimme. Ich kann gehen und ſogleich! Lebe wohl! Hildegard! Der Traum von einem glücklichen trauten Heim, von lieben Augen, die mich dort freundlich grüßen, er mag verwehen! Vielleicht iſt es beſſer ſo, der Soldat darf ſolchen Träumen nicht nachhängen, beſonders jetzt, wo überall ſich die Kriegswolken aufthürmen!“ Sein Kuß ſtreifte kühl und flüchtig ihre Stirn. Hildegard zuckte zuſammen, ſollte das der Abſchied ſein, vielleicht für alle Zeit? — Sie hörte, wie im wüſten Traum befangen, daß er ſich jetzt von ihrer Mutter empfahl, — dann ging er hoch aufgerichtet davon, nicht einmal das ſtolze Haupt zurückwendend. Mit einem Blick voll Verzweiflung ſchaute Hildegard ihm nach, und die ganze Wucht tiefſten Seelenſchmerzes erfaßte ſie. „Benno! Benno !“ rief ſie in herzzerreißendem Ton, und warf ſich, als er ihrem Ruf nicht Folge leiſtete, mit einem wehen Aufſchrei in die Arme ihrer Mutter. — Dieſer Schrei aber drang doch zu dem Herzen des ſtolzen gekränkten Mannes, ſein Fuß zögerte, weiter zu ſchreiten. Er wandte ſich um, ſein düſterer Blick ruhte noch einmal auf Hil⸗ degard, wie ſie dort in den Armen ihrer Mutter lehnte. Die alte Mutter ſtreifte mit den zitternden Fingern liebkoſend über den Scheitel des jungen Mädchens, indem ſie leiſe tröſtende Worte flüſterte. Es war ein wehmütiges Bild, die goldenen Sonnenſtrahlen zitterten darüber hin, und die dunkeln Tannen rauſchten ſo melancholiſch! unauslöſchlich grub es ſich ein in das Herz des jungen Officiers, aber den gekränkten Stolz Bennos vermochte es nicht zu beſänftigen. Wie mit tauſend Stimmen lockte es ihn fort aus dem düſtern Park; fort zu frohen Menſchen, wo helle Augen lachten, und roſige Lippen ihn grüßten. Hier war ja alles Leben erſtorben, aus den dunkeln feuchten Wegen wehte es ihn an wie Grabes⸗ luft, und dieſe beiden trauernden Frauengeſtalten glichen ſie nicht abgeſchiedenen Geiſtern die da keinen Teil mehr hatten an den Freuden des Lebens! a N Am Parkthon hielt Bennos Burſche die noch geſattelten Pferde. Er warf ſich darauf, und das feurige Roß trug ihn mit Windeseile davon. Und wie er ſo dahinritt in dem hellen Sonnen⸗ ſchein des Junitages tauchten zwei lachende Mädchen⸗ augen vor ihm auf, in welche er geſchaut auf dem Wege hierher wo er eine kurze Raſt gehalten, auf dem Gute der Eltern eines Freundes von ihm. Wie ein paar Sterne leuchteten dieſe Augen vor ihm her als wollten ſie ihm den Weg zeigen zum Glück, zur hellen Lebensfreude. Und als die laue Sommernacht angebrochen, da hielt ſein müde gehetztes Roß wieder vor dem