rmeiſtet g. iedrich qyy⸗ 6 . Ladenburg. Politiſches. — Berlin, 11. April. (Das Leichenbe⸗ gängniß des Staats ſekretärs v. Stephan). Heute mittag 12% Uhr begann die Trauer⸗ feier im Lichthofedes neuen Poſtmuſeums. Gegenüber dem Eingang erhob ſich von blumengeſchmückten Kandelabern umgeben der Katafalk, deſſen Stufen von den koſtbarſten Kränzen über und über bedeckt waren. Bier Poſtillone in Gala hielten Ehrenwache. Hinter dem Sarge ſtand ein Altar, umgeben von einem Lorbeerhaine. Uränze, Palmenarrange⸗ 1 ene Berg, L ments und Fahnen der dem Weltpoſt- Verein riedrih e“ angehörenden Staaten ſchmückten die beiden zat alt. Galerien. Unter den Kranzſpenden bemerkte des Tat. man außer denen der deutſchen Fürſten, der „2 Mm Behörden und vielen Städte, ſowie denen der 7 deutſchen Poſtämter auch mehrere in den Farben ledig, Nr fremder Staaten, ſo Schweden, Bulgarien und nat alt. Kumänien und Serbien, ferner ſolche der m, Nit: Berliner Kaufmannſchaft, des Vereins Berliner nn bi Klaufleute, der Elektricitätsgeſellſchaften und 11 Non: andere. Die Galerien und Kotunden füllten ſich mit einer erleſenen Trauergeſellſchaft. Man bemerkte den Erbprinzen von Hohenzollern, den Keichskanzler Fürſt zu Hohenlohe⸗Schillings⸗ fürſt, faſt ſämmtliche Miniſter, Staatsſekretäre, viele Mitglieder des Bundesrats, Hontreadmiral Büchſel, General Winterfeldt, den öſterreichiſchen, den amerikaniſchen und italieniſchen Botſchafter, den ſchwediſchen Geſandten, die Unterſtaats⸗ ſekretäre der Reichsämter und Miniſterien, das Präſidium des Reichstages und viele Abge⸗ ordnete, die geſammten höheren Beamten des Keichspoſtamts, den Oberbürgermeiſter Zelle und die Vertreter der Stadt mit ihren goldenen Hetten, die Spitzen der Berliner Hünſtler⸗ und Finanzwelt, zahlreiche Deputationen von Ver⸗ Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. s vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Dru e ee e eren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 2 ck und Verlag von Karl Molitor, e e — — Mittwoch, den 14. April einen, deutſchen Städten und beſonders auch von außerdeutſchen Poſtverwaltungen. Der Oberpoſtrat Uraetke führte die Familie des Verewigten an ihre Plätze. Gleich darauf legte der dienſtthuende Flügel⸗Adjutant des Haiſers noch einen koſtbaren Hranz am Sarge nieder. Kurz nach 12½ Uhr erſchien der Kaiſer in der Uniform des Kaiſer Alexander⸗ Garde⸗Grenadier⸗Regiments und die Kaiſerin in ſchwarzer Toilette, empfangen vom Unter⸗ ſtaatsſekretär Fiſcher. Die Majeſtäten ſprachen d v. Stephan ihr Beileid aus und nahmen arauf die Plätze neben dem Uatafalke ein. Nach einem Geſang ergriff Generalſuperinten⸗ dent Chryander das Wort zur Trauerrede. Nachdem ein Männerquartett den Choral: „Wenn ich einmal ſoll ſcheiden“ vorgetragen, wurde der Sarg unter den Ulängen eines Bläſerkorps zum Wagen getragen, während das Haiſerpaar ſich von den Leidtragenden verabſchiedete. Unterdeſſen hatte ſich der Zug in der Leipziger⸗ und Wilhelmſtraße geordnet und bewegte ſich, von einer unzähligen Menſchen⸗ menge erwartet, nach dem Dreifaltigkeitskirchhof in der Baruther Straße. Der vierſpännige Leichenwagen wurde von Poſtillonen geführt. Der Sarg verſchwand faſt unter Blumen. Drei weitere Wagen mit Bergen von Blumen und Kränzen ſchloſſen ſich an, denen die Galawagen S. M. des Kaiſers und der Haiſerin folgten. Seit dem frühen Morgen war der kleine Be⸗ gräbnisplatz geſperrt geweſen. Der Weg zur Gruft und dieſe ſelbſt waren mit Blumen und Tannenreiſig beſtreut. Ein Wald von Topf⸗ gewächſen bildete einen Halbkreis um die Grabſtelle. Um hälb 5 Uhr verkündeten die Klänge des Trauermarſches das Nahen des Zuges. Von Poſtboten wurde der Sarg zur Gruft getragen, gefolgt von den nächſten Leid⸗ tragenden und höheren Staatsbeamten. Nach einem kurzen Gebet wurde der Sarg hinabge⸗ ſenkt. Ein Choral ſchloß die Feier. — Schwerin, 11. April. Der Groß⸗ herzog von Mecklenburg⸗ Schwerin iſt geſtern Abend 8 Uhr 40 Min. in Cannes an Herzlähmung f geſtorben. [Der verſtorbene Großherzog Friedrich Franz III. iſt am 19. März 1851 als Sohn des Großherzogs Friedrich Franz II., der als Commandant des 13. Armeecorps am Kriege von 187% ruhmreichen Antheil nahm, geboren. Er folgte ſeinem Vater am 15. April 188g, mußte ſich aber wegen ſeines Bruſtleidens, dem er nun erlegen iſt, meiſt im Auslande aufhalten. Seit dem 24. Januar 1879 iſt er mit der ruſſiſchen Großfürſtin Anaſtaſia Michaelowna ver⸗ mählt, die ihm am 9. April 1882 den Erbgroß⸗ herzog Friedrich Franz und außerdem zwei Töchter gebar. Es wird zunächſt eine Vormundſchaft eintreten, die dem älteſten Agnaten, dem 1852 geborenen Bruder des Verſtorbenen, Herzog Paul Friedrich, zufällt]. f —Konſtantinopel, 10. April. Nach einer Meldung der Pforte telegraphierte der Oberkommandierende Edhem Paſcha, daß die griechiſchen Truppen geſtern unter Trompeten⸗ ſignalen zwei Stunden von Hrania die Grenze überſchritten, das Blockhaus Baltimo durch Geſchützfeuer zerſtörten und die Wohnhäuſer Venika, Hioti und Iſtruneja niedergebrannt haben. Die Pforte richtete infolge deſſen eine Sirkulardepeſche an die Botſchafter, in der ſie die Griechen als den angreifenden Theil be⸗ zeichnet und ihnen die Verantwortung dafür zuſchreibt, den Suſtand der Feindſeligkeiten herbeigeführt zu haben. Die Pforte erklärt, der Oberkommandierende Edhem Paſcha habe bereits früher Befehl erhalten, ſich ſtreng defenſiv zu verhalten, falls jedoch die regulären Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. 14. Und nun keine Ausrede mehr; Wie lange Zeit brauchſt Du zu Deinen Vorbereitungen?“ „Ich gehe nicht mit Dir, nie und nimmer, denn Georg wollte es nicht!“ „Iſt das dein letztes Wort?“ brauſte der General jetzt im hellen Zorn auf. „Einer kindiſchen Schwärmerei ſoll mein Wille weichen?“ „Nenne es wie du willſt“, erwiederte Luiſe ruhig. „Wir Frauen folgen einmal ſtets unſerm erwartet, und auch ſie konnten ſich eines leiſen Triumphs nicht erwehren über dieſes Scheitern ſeiner Pläne. Wie ein finſterer, ruheloſer Geiſt ſchlich er ſeit der erfolgloſen Reiſe im Hauſe umher. Das Bild der jungen Mutter, mit dem ſchönen Knaben auf dem Arm, verfolgte ihn unaufhörlich. Er zermarterte ſein Hirn mit Plänen, die ihn zu ſeinem Ziele führen ſollten, und durch all dieſe Gedanken, da tönte wieder und wieder eine feſte ruhige Stimme: Ich gehe nicht mit Dir, nie und nimmer, denn Georg wollte es nicht und er mußte ſich ſagen, daß dieſe Stimme all ſeine Pläne zu nichte machte, daß es nicht in ſeiner Macht ſtand, den Willen eines Frauenherzens zu beugen, das dem Gedanken einer großen Liebe geweiht. — Von dem Zug der Begeiſterung, der wie ein erfriſchender Hauch in dieſer Zeit durch das von Napoleon J. geknechtete Deutſchland ging, der alle Herzen mit fortriß, um für die Befreiung des Vaterlandes Opfer zu bringen, ſchien nicht an das Ohr des alten Generals zu dringen. Verſchloſſen und verbittert verbrachte er ſeine Tage, nur dem einen Gedanken nachhängend, ſein Enkelkind zu ſich heran zu ziehen. Hildegard und die Generalin aber vernahmen die Kunde von der Erhebung des Vaterlandes. Die Briefe Bennos durchwehte der helle Klang jugendlicher 0 Herzen.“ 1897. Luiſe beſinne Dich! Beſinne Dich! Meinem 18 f 1 5 5 — Willen hat ſich bis jetzt noch jeder gefügt! auch 7ſt Deinen Starrſinn werde ich zu brechen wiſſen. 5 Jetzt gehe ich, denn des Bittens iſt genug von lag meiner Seite.“ Mit dröhnenden Schritten verließ der General 1 ue das Zimmer. um die Lippen der jungen Frau ichnahn“ aber ſpielte ein faſt triumphirendes Lächeln. le 1 9 „Du biſt gerächt, Georg“, flüſterte ſie, allein 1 N. l das Gedenken an Dich gab mir die Kraft, und 16h nicht anders zu handeln.“ 0 . 95 12. Kapitel. 0 . e Die Generalin und Hildegard waren nicht nlettfoff weiter erſtaunt, daß der General ohne Luiſe und ö 1 50 15 ihrem Sohn heimkehrte. Sie hatten es kaum anders ae Begeiſterung, kühnen Hoffens aber auch der Sehnſucht und Liebe. — 0 Mit wehem Herzen las Hildegard dieſe Briefe. Wie gerne wäre ſie ſeinem Ruf gefolgt, überall hin, aber wenn ſie in das blaſſe Antlitz ihrer blinden Mutter ſchaute, dann erſtarb alles Hoffen und Sehnen in ihrem Innern. Für ſie gab es nur die eine Miſſion jetzt, die theure Kranke zu pflegen, und ihre trüben Tage ſo viel in ihren ſchwachen Kräften ſtand zu erheitern, alle andern Wünſche mußten ſchweigen. Und nun hatte Benno geſchrieben, daß er nach Waldfelde kommen wolle, ſeine geliebte Braut heimzuführen. Vorbereitungen bedürfe es nicht, mit den reichen Mitteln, die ihm jetzt zu Gebote ſtänden, hätte er das neue Heim aufs Behaglichſte ausgeſtattet, es fehlte nichts darin, als die geliebte Frau. f Wie oft hatte Hildegard dieſen Brief ſchon geleſen, und den Kopf ſich zergrübelt, wie und was ſte ihm anworten ſollte. Auch heute ſaß ſie mit ſolchen Gedanken, den Brief in der Hand, in einem der düſterſten Winkel des verwilderten Parkes. Thräne auf Thräne fiel auf den Brief. Das höchſte Glück, nun war es ihr ſo nahe, und ſie wagte nicht die Hand danach auszuſtrecken wagte nicht der heiß geliebten Stimme zu folgen. „Ach, dürfte ich ſie wenigſtens nur einmal wieder hören, nur einmal eine lichte frohe Stunde haben,“ ſeufzte ſie, und drückte den Brief des Geliebten an die Lippen, dürfte ich ihm nur einmal wieder ſagen, wie tren und innig ich ihn liebe.“