e Faur die Redaktion e Politiſches. — Berlin, 8. April. Stephan iſt heute Nacht 12 ¼ Uhr ſanft ent⸗ „ihre 810 ſchlafen. Wie weiter gemeldet wird, war be⸗ l mit Ae reits im Laufe des geſtrigen Tages ein Rückgang 1 . der Kräfte eingetreten. Der Uräfteverfall M a machte gegen Abend rapide Fortſchritte. Die Aufnahme der Nahrung wurde verweigert. Alle Vorboten der nahenden Auflsöſung ſtellten ſich ein. In den Abendſtunden war der Uranke noch bei voller Beſinnung. Einige Morgen⸗ blätter widmen dem Verſtorbenen bereits längere Artikel, in denen ſeine Verdienſte hervorgehoben werden. Staatsſekretär v. Stephan iſt am 7. Januar 18351 zu Stolp in Pommern geboren. Dem Poſtfach widmete er ſich im Jahre 1848. Bereits 1856 wurde er als Geh. expedirender Sekretär in das Generalpoſtamt in Berlin berufen und hier 1858 zum Poſtrath, 1865 zum Geh. Poſtrath und Mitglied des General⸗ poſtamts ernannt. In dieſer Stellung bewirkte er den Abſchluß von Poſtverträgen mit faſt allen europäiſchen Staaten. Am 28. Januar 1867 ſchloß er den Vertrag ab, durch den das Turn und Taxis'ſche Poſtweſen unter die Ver⸗ waltung des Norddeutſchen Bundes kam. Am 1. Mai 1870 wurde er zum Generalpoſtdirektor ernannt, als welcher er die Feldpoſt organiſirte und ſeine reformatoriſche Thätigkeit auf dem Sebiete des Poſtweſens begann. Ihm ver⸗ danken wir die Schaffung eines einheitlichen Tarifs für Packete, die Poſtkarten und Poſt⸗ anweiſungen. Unſterbliche Verdienſte hat er als Begründer des Weltpoſtvereins, durch den der internationale Poſt⸗Verkehr ſämmtlicher Kulturvölker auf Grundlage einer allgemeinen und völkerrechtlichen Einigung geregelt wurde. Einen gewaltigen Aufſchwung gewann unter ert werden zer durch e Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. verantwortlich!: Karl! Molitor, 0 Staats ſekretär 5. verband der Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder de Naum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeig Druck und Verlag von Karl Molitor, 18 ren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. . Ladenburg. 1e Samstag, den 10. April 1897. ſeiner Leitung auch das Telegraphenweſen, indem er auch hier ſein Beſtreben darauf richtete, den Verkehr zu erleichtern. Außerdem hat er durch ſeine Einrichtungen dem deutſchen Keiche finanziell große Vortheile gebracht. Seit 1871 war er als kaiſerl. Generalpoſt⸗ direktor Mitglied des Bundesrathes, ſeit 1872 des preußiſchen Herrenhauſes; ſeit 1876 wirkte er als Generalpoſtmeiſter und Wirkl. Geh. Kath mit dem Titel Excellenz, ſeit 1879 als Staatsſekretär des Keichspoſtamts. Er war auch ſchriftſtelleriſch thätig. Im Jahre 1872 ernannte ihn die Univerſität Halle zum Ehren⸗ doktor. Mit hervorragender geiſtiger Begab⸗ ung und großer Energie des Willens, die ihm den Namen „Poſt⸗Bismarck“ eingetragen hat, Verſtorbene die gewinnendſte Ciebenswürdigkeit im perſönlichen Verkehr. Mit ihm iſt wiederum ein großer Mann aus einer großen Seit aus dem Leben geſchieden. Sein Name wird in der Geſchichte des Verkehrs ewig fortleben. — Berlin, 8. April. Der Kaiſer und die Haiſerin wohnten am Dienstag Vormittag 11 Uhr der Trauerfeier bei, welche zu dieſer Stunde für die verſtorbene Gemahlin des britiſchen Botſchafters am Berliner Hofe, für Lady Maria Las celles, in der engliſchen Botſchaftskapelle im Monbijoupark abgehalten wurde. Der KKaiſer hatte hierbei engliſche Admirals ⸗Uniform angelegt, während die Haiſerin in Trauerkleidung erſchienen war. An die Trauerfeier ſchloß ſich die Beiſetzung der Leiche auf dem neuen dorotheenſtädtiſchen Fnegtofe an; im Trauerzuge folgten die Hala⸗ utſchen des Haiſers und der Haiſerin unmittel⸗ bar hinter dem Leichenwagen. Im ſpäteren Verlaufe des genannten Tages nahm der Monarch u. A. eine Keihe mititairiſcher Meld⸗ ungen entgegen und entſprach Abends einer Ein⸗ ladung des italieniſchen Botſchafters Grafen Lanza zum Diner. — Förmlich im Galopp hat der Reichstag vor Beginn ſeiner Oſterferien noch das neue Handelsgeſetzbuch zur Verabſchiedung gebracht; am Montag und Dienstag wurde es in zweiter, am Mittwoch in dritter Leſung erledigt. Dabei wurden in der Montagsſitzung ſämmtliche zur Erörterung gelangten Paragraphen des Handels. geſetzbuches durchweg nach den Tommiſſtons⸗ beſchlüſſen genehmigt, und ebenſo gelangten die weiteren in der Dienstagsſitzung durchbe⸗ rathenen Beſtimmungen der Dorlage faſt unverändert zur Annahme auf Grund der Tommiſſions⸗Vorſchläge. Die Debatte von letzterem Tage zog ſich ebenſo einförmig hin, wie diejenige vom Vortage, die meiſten Para⸗ graphen paſſirten discuſſionslos die Spezial⸗ berathung. Eine längere Discuſſion entſpann ſich eigentlich nur über die von der Commiſſion geſtrichenen 88 359—545 aus dem Abſchnitte „Handelsgeſchäfte“, welche ſich auf die Ver⸗ tragsſtrafe und auf die Bürgſchaft beziehen. Kegierungsſeitig ſprachen die Bundesrathsbe⸗ vollmächtigten Geh. Rath Klügmann und Dr. Burghardt, aus dem Hauſe die Abgeordneten Lenzmann (freiſ. Volksp.), Freſe (fr. Vereinig.) und Baſſermann (nat. lib.) für Wiederherſtellung der geſtrichenen Beſtimmungen, während der Centrumsabgeordnete Roeren und der Keichs⸗ parteiler Gamp für die Commiſſionsbeſchlüſſe eintraten. Schließlich genehmigie das Haus die Wiederherſtellung der betreffenden Paragraphen. Von § 466 an wurden die noch exiſtrenden etwa 250 PDragraphen der Vorlage, ſowie die Beſtimmungen des Einführungs⸗Geſetzes im Sanzen und einſtimmig ohne jede weitere Debatte genehmigt. Am Mittwoch nahm der Keichstag das neue Handelsgeſetzbuch endgiltig an und vertagte ſich dann bis zum 27. April. Um Glanz und Ruhm. Novolle von F. Sutan. N 13. hlt 5 O warum raubte mir der jähe Schmerz nur „ Merle das Augenlicht, warum nicht das Leben! Warum — darf ich meinem Georg nicht folgen, dorthin zum ewigen Frieden!“ „Mutter“, ſagte Hildegard vorwurfsvoll, „bin ich Dir gar nichts mehr?“ „Du wirſt mich bald verlaſſen, Hildegard, dem Geliebten folgen, dann bin ich ganz allein. — — Allein mit ihm. — Iſt er noch hier, Hildegard?“ „Nein, Mutter, er iſt mit dem Doctor in das Nebenzimmer gegangen.“ „Allein mit ihm“, wiederholte die Generalin, „mit ihm, der dieſe dunklen Schatten über mein Leben gebreitet. Nein, nein, ich würde es nicht ertragen, der Gedanke iſt zu fürchterlich. — Du darfſt mich nicht verlaſſen, Hildegard. Es iſt vielleicht nur noch eine kurze Spanne Zeit, die ich auf Erden weile. Bleibe ſo lange bei mir, laß mich nicht allein mit ihm!“ Hildegard ſaß zu den Füßen ihrer Mutter, ein graues Dämmerlicht herrſchte in dem öden Zimmer. Draußen rauſchte der Regen hiernieder, durch dies Rauſchen aber tönte es an das Ohr des jungen Mädchens wie eine ferne, heißgeliebte Stimme, die ihren Namen rief voll heißer Sehnſucht. Ach, die Stimme mußte verklingen, ſie durfte ihr camel nicht folgen; ihr Leben war an das der blinden Mutter gekettet. „Ich bleibe bei Dir, Mama, nie werde ich Dich verlaſſen“, ſagte ſie, während heiße Thränen über ihre Wangen ſtrömten. Mit dieſen Worten, ſie ahnte es, ſprach ſie das Vernichtungsurteil über ihre Liebe. — Wenn Benno kam und ſie folgte ihm nicht, dann kam er ſchwerlich zum zweiten Mal. — Sie kannte ſeinen Stolz, und Bitten und Flehen war ſeine Sache eben nicht. 11. Kapitel. Zwei Monate ſind vergangen, ſeit man die irdiſche Hülle Georgs von Dahlberg in die Gruft geſenkt hat. Auf ſeinem Grabe blüht und duftet ein reicher Blumenflor und an jedem Abend da grüßen die letzten Sonnenſtrahlen, die ſich durch die dichtbelaubten Bäume des ſtillen Friedhofs brechen, die junge Wittwe am Grabe des heißgeliebten Mannes. Ob ſein Geiſt aus fernen Welten ſehnend herniederſchaut auf die liebliche Frau, oder ob die Erde und alles Gedenken daran für ihn in ewige Nacht verſunken, wer weiß es, wer kann es ſagen. Still und klaglos hat ſich die junge Wittwe in die neuen traurigen Verhältniſſe gefunden, und mit dem ihr eigenen practiſchen Sinn hat ſie ſich ſehr bald einen Wirkungskreis zu ſchaffen gewußt. Ihr Schickſal hatte allgemeine Theilnahme in der Stadt erregt und gern ſtand man ihr mit Rath und That zur Seite, als ſie nach einigen Wochen eine ſogenannte Vorſchule errichtete, in welcher ſie Kindern den erſten Unterricht ertheilte. Die erſten Familien der Stadt ſchickten ihre Kinder zu ihr, und außer dem für die damalige Zeit ſehr reichlichen Schulgeld, welches monatlich bezahlt wurde, wurde ihr auch noch manche freundliche Gabe an Lebens⸗ mitteln in's Haus geſandt, ihre Speiſekammer zu verſorgen. So geſtaltete ſich das Leben Luiſens bei ihren geringen Bedürfniſſen ſorgloſer und behaglicher, als ſie wohl anfangs gedacht. Dabei gedieh ihr kleiner Karl prächtig und war ihres einſamen Herzens ganze Wonne. Waren die Schulſtunden vorüber, ſo war es ihre ſüßeſte Erholung, mit dem Kinde einige Zeit zu vertändeln. So ſaß ſie auch heute, den jauchzenden Kleinen auf dem Schooße, in ihrem ſauberen freundlichen Stübchen. Die Kuderſchaar, welche ſie ſoeben verlaſſen, trippelte die ſtille Straße unten entlang. Ein ſchwerfälliger Reiſewagen, der jetzt über das holprige Pflaſter raſſelte, erregte das größte Intereſſe der kleinen Geſellſchaft; neugierig betrachteten ſie dieſe für die kleine Stadt ziemlich auffällige Er⸗ ſcheinung und kehrten dann ſämmtlich wieder um, dem Wagen das Geleit zu geben. Auch Luiſe war ſchon Kleinſtädterin genug, um auf das Wagengeraſſel zu lauſchen und vom Fenſter auf die Straße hinunter zu ſpähen. Die alte gelbe Kutſche kam ihr ſo wunderbar