Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Ladenburg und Amgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, e 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. N Ladenburg. „ — Mittwoch, den 6. April . 1897. ſſen de Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Aten Ladenburg. 5 0 No. 28. 4 vernietn N N 7 e ibl Lin. Die Urſache des Rückganges der Flag Getreidepreiſe. r 10 Vor einigen Monaten hatte man in land⸗ nburg a, wirthſchaftlichen Kreiſen große und, wie man Exped. glaubte, auch begründete Hoffnungen auf ein —— Steigen der Getreidepreiſe, denn aus allen orgm Hornländern wurde beſtätigt, daß die Ernte von d des Jahres 1896 in Bezug auf die Güte und suchen Menge des Körnerertrages nicht unbedeutend r Prim hinter der Ernte des Jahres 1895 zurückge⸗ t uf 1 blieben ſei. Dazu kam ſpeziell für Deutſchland 1 d das Verbot des nur zu Speculations Zwecken 90 unternommenen Getreide⸗Terminhandels und a1 die dadurch verhinderte unmäßige Anhäufung ſchien. ale Bae pon Getreide auf dem Berliner Markte. Aber „ dieſe Hoffnungen haben ſich dennoch als ſrbrurt trüͤgeriſch erwieſen, denn auf allen Märkten ar. 4 haben in den letzten Tagen die Preiſe der Brotfrüchte einen Rückgang erfahren und die r Preiſe dürften, wenn kein Mißwachs eintritt aca 95 niedrig lange Seit bleiben. Die Saaten haben in allen Tändern gut überwintert, und da ſeither Zungerle das milde Wetter, von kleinen Fröſten in Ruß⸗ cao land und Oeſterreich abgeſehen, angehalten hat und reichliche Niederſchläge eingetroffen ichar) find, haben ſich die jungen Saaten in allen Cändern auf das Kräftigſte entwickelt und ſtehen . nun vielverſprechend da. In ganz Europa iſt derzeit der Stand der Winterſaaten ein aus⸗ gezeichnet günſtiger und auch in Amerika lauten n in Pu ug. Berichte befriedigend. Haben die Beſitzer uit on Getreide aus der letzten Ernte mit dem Ihn Ausgebote der Waare ſich nun früher ſehr — zurückhaltend benommen, weil ſie wegen der PSOI- letzten weniger günſtigen Ernte im Frühjahre ein Steigen der Getreidepreiſe hofften, ſo ſind IIe 1 in den letzten Tagen in Folge des günſtigen einigung aatenſtandes verkaufsluſtiger geworden, und eee ein vermehrtes Angebot hat ſich auf dem Weltmarkte eingeſtellt, während der Verbrauch theils wegen der früher vorgekauften Beſtände, theils wegen der unbefriedigenden Abſatzver⸗ hältniſſe im Mehlgeſchäfte die weiteren Ankäufe von Kohprodukt auf das geringſte Maaß ein⸗ geſchränkt hat. Das waren ausreichende Gründe für die Rückwärts bewegung der Terminpreiſe, denen aber auch die Preiſe der effektiven Waare bald Gefolge geleiſtet haben. Mtan hat bisher die Vorräthe aus der letzten Ernte ziemlich niedrig taxirt, weil dieſe Ernte doch erheblich unter dem Durchſchnitte geblieben iſt und un⸗ verweilt in den Verbrauch gebracht zu ſein Nun zeigt ſich aber, daß dieſe Vorräthe doch nicht ſo gering ſein können, da das Angebot ſchonbei den erſten günſtigen Anzeichen für die kommende Ernte in ſo auffälliger Weiſe zu⸗ genommen hat. Auch ſcheint die Annahme irrig zu ſein, daß mehrere Kornländer, wie 3. B. Rußland, Ungarn, Rumänien und Bul⸗ garien ihre Getreideernten ſchon ziemlich aus⸗ verkauft hätten, denn es ſind gerade in den letzten Wochen noch größere Mengen Weizen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien in Wien, Berlin und Paris angeboten worden, auch haben ſich die Zufuhren ruſſiſchen Getreides in den Oſtſeehäfen vermehrt. Die Berichte über einen ſchlechten Stand der Saaten im Gebiete der ſogenannten ſchwarzen Erde in Rußland ſchienen ſonach übertrieben geweſen zu ſein. Trotz dieſer Lage des Getreidemarktes iſt im Hinblick auf die möglichen Wechſelfälle der künftigen Ernte immerhin Dorſicht bei dem Getreideverkauf am Platze. Politiſches. London, 4. April. In einer Rede in Routhport ſagte der Parlamentsunterſekretär des der türkiſchen Truppen. Aeußern Curzon bei Beſprechuug der Orientfrage die Kriegswolke am Horizont vergrößere ſich; die Mächte hofften aber doch das Unheil abwenden zu können. Die Integrität des ottomaniſchen Reiches müſſe als ein Theil des Völkerrechtes behandelt werden und die Modifikationen, die eine Ausſicht auf Erfolg haben könnten, nur von Europa gemeinſam unternommen werden. Es könne Griechenland nicht erlaubt werden, ein Stück des ottomaniſchen Gebietes ohne die Zuſtimmung der Mächte zu nehmen. Zudem bezweifle er, daß Griechenland das Geld oder die Macht habe, Kreta zu beruhigen. Eine neue Verfaſſung werde der Inſel zur rechten Zeit gegeben werden. Zunächſt müſſe aber eine neue Regierungsautorität geſchaffen und Kreta beruhigt werden. Der neue Gouverner werde ein Chriſt ſein, der von den Mächten ernannt werde. Die Zurückziehung der türkiſchen Truppen werde logiſcher Weiſe eintreten, nachdem Kreta der Autorität des Sultans entzogen ſei. Die Auf⸗ ſtändiſchen und die griechiſchen Truppen verzögerten durch ihre aggreſſive Haltung nur die Entfernung Wenn Griechenland die Türkei angriffe, könnte es kein größeres Verbrechen geben. Englands Pflicht ſei es, bei dem europäi⸗ ſchen Concert zu verbleiben, das das Kabinet der Nationen gebildet habe und der größte Fortſchritt des Völkerrechts und der Moral geweſen ſei, den dieſes Jahrhundert geſehen habe. Petersburg, 4. April. Das „Journal de St. Petersburg“ ſchreibt: Die agreſſive und provocirende Haltung, welche Griechenland mit ſo bedauernswerther Hartnäckigkeit zu beachten fortfährt, zwingt die Großmächte ſehr gegen ihren Wunſch zur Blockade des Golfes von Athen zu ſchreiten. Aber nicht zufrieden mit der unbe greifbaren Handlung einer geiſtig ſo hervorragenden Nation wie es die griechiſche iſt, gefallen ſich tertratl Um Glanz und Ruhm. gabe a Novolle von F. Sutan. eiſen 12. 9d „Du lügſt! Hier iſt der Brief!“ rief die en . utter auf einmal, und haſchte nach Hildegards IK Kleidertaſche, wo beim Abthun des Tuches ein eißer Streifen des Briefkouverts ſichtbar geworden ar. „Mama, o Mama!“ rief Hildegard in namen⸗ loſer Angſt. Gieb ihn mir wieder! Der Brief, o Gott.“ „Die Mutter aber hatte die wenigen Zeilen Luiſens ſchon geleſen. Mit einem gellenden herz⸗ fung 1 zerreißenden Schrei brach ſie zuſammen. Hildegard 5 0 ſchloß ſie ſanft in ihre Arme. N U „Es iſt nicht wahr, es kann nicht wahr ſein, hlt 1 Georg ſollte todt ſein, mein fröhlicher, lebensluſtiger e Georg. Niemals wieder ſollte ich ſeine Stimme hören, niemals wieder ſein hübſches, heiteres Geſicht men ſehen.“ — Mit leiſer ſeltſamer Stimme murmelte di Frau von Dahlberg dieſe Worte, während ſie mit ima geſchloſſenen Augen in Hildegards Armen ruhte. 1 g. Plötzlich fuhr ſie auf. — Es iſt ja ſo dunkel, 1 ſo ſchaurig dunkel um uns herum. Warum bringſt cke u kein Licht, Hildegard, ich muß ja den Brief l eſen, von dem Luiſe ſchreibt, den Vrief von ihm, einem armen heißgeliebten Georg!“ Ein namenloſer Schreck durchzuckte Hildegard ei dieſen Worten, mit einem irren Blick ſtarrte ſie in die Augen ihrer Mutter. — Gott im Himmel, war das Entſetzliche wirklich geſchehen? Hatte der Schreck, die Aufregung, der Mutter den letzten Reſt des Augenlichts geraubt. — Und wer trug die Schuld — ſie, ſie allein! Sie hatte nicht genug Vorſicht beobachtet, mit ihren verweinten Augen, ihrem verſtörten Geſicht war ſie ihr gegenüber⸗ getreten; ſtatt daß ſie erſt Ruhe und Faſſung zu erringen geſucht hätte.“ Laut aufſchluchzend warf ſie ſich auf die Kniee und barg das Antlitz in dem Schooß der Mutter. „Du kannſt noch weinen, Du haſt noch Thränen,“ ſagte dieſe und taſtete mit zitternden Händen nach ihren Augen. — „Sie ſind trocken — keine Thräne — und Alles ſo finſter — dieſe Finſterniß, was iſt es! O, Gott im Himmel — — „Jetzt weiß ich es! Ich bin blind — blind!“ rief die Generalin. „Hildegard, ſage mir, es iſt noch hell im Zimmer, es iſt ja erſt Nachmittag. Oder ſchwand alles Sonnenlicht aus der Welt, da mein Liebling heimgegangen!“ — „O meine arme, arme Mutter“, Hildegard. „Beruhige Dich, Kind, ich werde dieſes neue Unglück nur kurze Zeit tragen, dann wird auch mich der Tod erlöſen, dann wird es wieder hell, dann ſehe ich Georg wieder. Komm, ſteh auf, lies mir ſeinen Brief vor. Mit von Thränen erſtickter Stimme begann Hildegard Georgs Brief zu leſen: ſtöhnte „Meine theure Mutter! Die letzten Stunden nahen, meine Gedanken fliegen zurück in ferne, längſt vergangene Zeiten. Ich ſehe Dich ſo lieb und gut an Deinem blumengeſchmückten Fenſter ſitzen in dem kleinen, trauten Boudoir. Auf Deinem Schooße da liegt das lockige Haupt eines wilden, fröhlichen Knaben, Deine ſanfte Hand ſtreicht mir die Locken aus der heißen Stirn. Mein Georg, mein Herzens⸗ kind, höre ich Deine geliebte Stimme ſo zärtlich zu mir ſagen, wie es eben nur eine Mutter vermag! O Mutter, Mutter! wo ſind ſie geblieben, jene ſonnigen Tage. Alles, Alles iſt dahin. Dein Georg, Dein wilder Liebling — ein bleicher, ſterbens⸗ kranker Mann iſt aus ihm geworden, der Dir ſeine letzten Grüße ſendet. — Traure nicht um ihn, mein Mütterchen, ihm iſt wohl, wenn Du dieſe Zeilen lieſt. — Es war ihm noch vergönnt, einen letzten ſchönen Frühling zu verleben an der Seite ſeiner heißgeliebten Gattin. — Unſere Liebe trug uns empor, hoch über alles Erdenleid. Wir waren glücklich, nicht in dem Sinn, wie es andere Menſchen ſind. — Ein Hauch des Ueberirdiſchen lag über unſerm Glück. — Nun iſt es vorüber, nun kommen die dunklen Stunden. — Leb wohl mein Mütterchen, lebe wohl Hildegard! — Es kommt ein Tag des ziederſehens. — Lebt wohl! Lebt wohl! Meine Kraft iſt zu Ende! — Euer Georg!“ Es war todtenſtill im Zimmer, als Hildegard das Leſen des Briefes geendet hatte. Draußen hatte ſich der Himmel wieder verfinſtert, Regen⸗