2 0 Verſchiedenes. — Ladenburg, 12. März. Der Frauen⸗ verein Ladenburg hat bei ſeiner Abrechnung für das Jahr 1896 wieder ein ganz günſtiges Reſultat aufzuweiſen. Die Einnahmen beliefen ſich auf 638,82 Mk., die Ausgaben auf 440,10 Mk. Von den erſteren entfielen auf Mitgliederbeiträge 388,15 Mk., auf die Sammlung für die Chriſt⸗ beſcheerung der Kinderſchule 124,35 Mk., auf Saldo der Kaſſe 59,99 Mk., auf Kapitalzius 66,33 Mk. Die letzteren vertheilten ſich wie folgt: Krankenunterſtützung 191,39 Mk., Kinder⸗ ſchule 179,87 Mk., Induſtrieſchule 11,28 Mk., Unkoſten 57,56 Mk. Das Vermögen des Vereins hat alſo wieder etwas zugenommen und zwar um 138,73 Mk. Dasſelbe beträgt nun 2338,9 Mk. Unterſtützt wurden 41 Perſonen d. i. 32 Kranke und 9 Wöchnerinnen. Die erſteren erhielten zuſammen 86 Pfd. Fleiſch, 36 Flaſchen Wein, 232 Lit. Milch, 16 Fläſchchen Tokayer und Malaga und 23. Port. Eſſen. An die Wöchnerinnen wurden 30 Stück Kindszeug und auf Privatkoſten der Vorſtandsdamen 63 Port. Eſſen abgegeben. Wir hoffen, daß der Verein auch im laufenden Jahre rüſtig weiter arbeiten kann und daß die Betheiligung eine ſolche ſei, wie das für einen Verein, der ideale Zwecke verfolgt wünſchenswerth wäre. Die mit uns in Verbindung ſtehenden Ge⸗ ſchäftsleute erſuchen wir freundlich ihre Forder⸗ ungen jeweils im dritten Monate des Vierteljahres einzureichen, damit die Auszahlung pünktlich erfolgen kann, was immer zu Ende des Quartals geſchehen ſoll. Später eingereichte Rechnungen müſſen zurückgeſtellt werden. Dies gilt beſonders für den Monat Dezember, wo der pünktliche Bücherabſchluß durchaus erforderlich iſt. — Ladenburg, 19. März. Von Großh. Oberamt der Israeliten wurde angeordnet, daß am Samstag, den 20. d. M. zur Feier des 100. Geburtstagsfeſtes des hochſeligen Kaiſers Wilhelm J., feieriicher Gottesdienſt in allen Synagogen des Landes abgehalten werden ſoll. Der Gottesdienſt findet hier in Verbindung mit dem Hauptgottes⸗ dienſt 9 ¼ Uhr ſtatt. — Doſſenheim, 16. März. Der ver⸗ heirathete Küfer Bernhard Ridinger war im Hof der Brauerei Merkel mit dem Pichen von großen Bierfäſſern beſchäftigt, als plötzlich eines derſelben e 5 8 unter furchtbarem Knall zerſprang und dem Be⸗ dauernswerthen ſchwere Verletzungen am Kopf zufügte und einen Arm und ein Bein entzwei 1 Verlin, 17. März. Wie der „Reichs⸗ anzeiger“ meldet, findet das Gerücht, nach welchem der Kaiſer die Abſicht habe, zum Andenken an den hundertjährigen Geburtstag Kaiſer Wilhelms I. eine Erinnerungs⸗Medaille für die Armee und Feſttheilnehmer zu ſtiften, ſeine Beſtätigung. Hierbei ſei die Frage erörtert worden, ob nicht die alten Krieger, welche unter Wilhelm I. die Kriege mitgemacht haben, in erſter Linie dieſer Auszeichnung würdig ſeien. Es ſei der dringende Wunſch des Kaiſers geweſen, dieſen Veteranen das Erinnerungszeichen in möglichſt weitem Umfange zu gewähren. Dieſe Abſicht hätte aber wegen Mangel an verfügbaren Mitteln aufgegeben werden müſſen. Es ſoll dies für den Kaiſer ſchmerzlich genug geweſen ſein, doch erfordere die Rückſicht auf die vorhandenen Fonds dieſe Be⸗ ſchränkung. Nur wenn aus eigener Initiative von der Landesvertretung eine Bewilligung ent⸗ ſprechender Geldmittel in die Wege geleitet würde. könnte dieſem Gedanken näher getreten werden. — Wien, 1. März. Geſtern Nacht wurde in der Mariahilferſtraße, der belebteſten Straße Wiens, ein kühner Einbruch verübt. Die un⸗ bekannten Thäter drangen durch das Plafond des erſten Stockwerks in den Juwelierladen von Ludwig Platzer und ſtahlen daſelbſt für 50,000 Gulden Juwelen. Als Einbrecher wurde Nachmittags der Spenglergehilfe Jerzabek verhaftet. — Paris, 18. März. Der New⸗Jork Herold meldet, der franzöſiſche Poſtdampfer Ville St. Nazaire ſcheiterte am 8. März am Kap Hatteras. Von 80 Perſonen an Bord, Mann⸗ ſchaften und Reiſendeu find nur 4 gerettet. 4 Boote zerſchellten ſogleich beim Ausſetzen. 3 Boote mit Schiffbrüchigen gingen verloren und 8 Boote mit 35 Perſonen ſind 7 Tage ohne Nahrung umhergetrieben. 31 Perſonen davon ſind geſtorben oder wahnſinnig geworden. Die Dampferkompagnie in Havre beſtätigt die Meldung, ohne Zahlen anzugeben. — Bozen, 17. März. Heute ſtürzte der Lehramtskandidat Korak aus Merau beim Blumen⸗ pflücken von der Felswand des Kalvarienberges ab und blieb zerſchmettert unten liegen. — Petersburg, 17. März. Ueber ein Exploſtonsunglück auf dem ruſſiſchen Krlegsſchiſz 10 gemeldet: Beim Uebungsſchießen aus 1 12zölligen Turmgeſchütz wurden wohl infolge des ſchlecht zugedrehten Geſchützverſchluſſes durch die herausgetretenen Pulvergaſe das Dach des Hinter⸗ deckturmes und der Turm ſelbſt beſchädigt. Der Gehilfe des erſten Ingenieur⸗Mechanikers und 14 Matroſen wurden ſchwer, 3 leicht verletzt, Der ſchwer verwundete Offizier und 2 Matroſen ind geſtorben. — New⸗York, 17. März. Wie die „New⸗York World“ aus Havannah meldet, ſol ein Eiſenbahnzug, welcher einen ſpaniſchen Truppentransport mit ſich führte, beim Paſſtren einer tiefen Schlucht ſüdlich von Patelnarig in der Provinz Pinar del Rio durch Dynamit in die Luft geſprengt worden ſein. Etwa 250 Perſonen ſollen getödtet ſein. Kunſt und Wiſſenſchaft. Künſtlerpoſtkarten 1. Serie: 25 Poſtkaxten m Schwarzwald und vom Oberrhein. Preis in elegantem Umſchlag Mk. 2.50, einzelne 8 10 Pfg. Unter dieſem Titel bringt die Hofkun handlung J. Velten in Karlsruhe eine Serie auſſerordentlich fchöne farbige Anſichtspoſtkarten in den Handel, die ſich von allen bisher in den Handel gebrachten Karten weſentlich unterſchelden werden. Mit Unterſtützung des Großh. Min ſteriums der Juſtiz, des Kultus und des Unter richts erließ genannte Firma ein Preisausſchreibeg zur Erlangung von künſtleriſch ausgeführte Originalen. Aus den eingelaufenen 150 Arbeitet wählte eine Jury, welcher die Herren Profeſſoyt Grethe, Graf v. Kalkreuth, Keller, Krabheg Poetzelberger, Maler Hein und Kley angehörteg die 24 beſten Entwürfe aus, die nunmehr techniſch vollendeter Reproduction als „Künſtlez poſtkarten“ erſcheinen ſollen. Die erſte Ser enthält Anſichtskarten aus folgenden Orten Breiſach, Feldbergerhof, Feldſee, Griesbach Hohenkrähen, Höllſteig, Klöſterle (Rippoldsauh Konſtanz, Meersburg, St. Peter, Poſthalde Ravennaviadukt, Reichenau, Schönau, Stein a/ R Titiſee, Ueberlingen, Wernnag und Schloß Brunnen. Da die Auflage der Karten nur ein kleine iſt und ein Neudruck nicht ſtattfindet, be empfehlen wir Intereſſenten, Aufträge ſchon eh einzuſenden. Namentlich machen wir Sammle von Poſtkarten auf das Unternehmen aufmer kan in ſeine Arme, dann ſtürmte er die Treppe hinunter. Das verrätheriſche Naß, welches da in ſeinen Augen aufſteigen wollte, war doch eines Kriegsmannes zu unwürdig. Auch die Waldfelder Kutſche kam jetzt an⸗ geraſſelt. Mit ſchwerem Herzen nahm die Generalin Abſchied von Georg und Luiſe. Der General trat noch einmal an die Wiege ſeines Enkels heran, und als Luiſe, nachdem es ſtill geworden, in ihrer kleinen Wohnung ſich zu dem ſchlafenden Kinde herabbeugte, da fand ſie zehn harte Thaler auf dem Bettchen liegen. Sie brachte Georg das Geld. „Von Deinem Vater iſt es,“ ſagte ſie. Georg warf einen ſehr geringſchätzigen Blick darauf. „Mama wird recht haben,“ ſagte er voll Bitterkeit, „es iſt der Geiz, der ihn beherrſcht. Dieſes Almoſen iſt mir dafür ein ſchlagender Beweis. Zehn Thaler aus einer Hand, die über viele Tauſende zu verfügen hat! Und dabei hat er kein Wort fallen laſſen, daß er uns eine Unter⸗ ſtützung wollte zukommen laſſen, die wir doch ſo ſehr nöthig brauchen könnten. Und ich war wirklich ſo thöricht geweſen, an unſer Tauffeſt einige Hoffnungen zu knüpfen!“ „Es war doch aber ein wunderhübſches Feſt, Georg,“ tröſtete Luiſe, „und die zehn Thaler decken wenigſtens die Koſten. Sind wir bis jetzt durch⸗ gekommen ohne Unterſtützung, wird es ja auch noch weiter gehen. Ich bin ja nun wieder geſund und kann wieder tüchtig mit zugreifen.“ „O Du herziges Frauchen,“ ſagte Georg, „Du hätteſt ein beſſeres Loos verdient, als ich armer Mann Dir bieten kann.“ „Ein beſſeres Loos? Iſt mein Loos nicht das herrlichſte, das ſchönſte, was einer Frau nur werden kann, denn ich liebe Dich! ich liebe Dich! Feſt ſchlang ſie die Arme um den geliebten Mann. Eins „Uns nicht zu trennen,“ wiederholte Georg, über ſein hübſches Geſicht flog ein leiſer Schatten. „Was ſollte uns trenuen, als der Tod.“ „Nun der finſtere Geſell wird uns hoffentlich noch lange fern bleiben,“ rief Luiſe forglos. „Was ſollte wohl aus unſerm ſüßen Schelm hier werden, wenn wir ihn allein ließen, er braucht Vater und Mutter noch ſehr nöthig.“ Sie drückte einen Kuß auf die Stirn des ſchlafenden Kindes, und wandte ſich dann der Thür zu. „Ich muß die Reſte unſeres Kindtaufmahles zuſammenräumen als gute Haus⸗ frau,“ ſagte ſie, Georg noch einmal freundlich zunickend. Dieſer trat aa das Fenſter, und blickte ſinneud hinauf zum ſterubeſäten Himmelsdom. Seine Hände legten ſich wie zum Gebet zuſammen. „O Gott, erhalte ihr das beſcheidene Glück, trenne uns nicht,“ murmelte er, „gieb mir Kraft und Ausdauer, daß ich nicht zu Grunde gehe, an dieſem mühſeligen Kampf ums Daſein, dem ich, ich fürchte es, nicht gewachſen bin- e Zwei Jahre ſind vergangen ſeit anffeſt, was noch einmal die Familie des Generals vereint hatte. Das Kriegselend iſt in dieſer Zeit in ſeiner ganzen Schwere über das preußiſche Land herein⸗ gebrochen; nichts wie Niederlagen hat das preuſiſche Heer, das ſo ſiegesmuthig einſt ausgezogen, erlitten, und die Franzoſen hauſten im Lande mit dem ganzen Uehermuth des Sieges. Waldfelde, das ſo ziemlich ablegen von der großen Heerſtraße lag, war von dem größten Kriegselend verſchont geblieben, Eingartierung und Plünderung hatten die Bewohner des öden Dorfes noch nicht erlebt. Trotzdem hatte der General v. Dahlberg Gold⸗ und Silberzeug, was nur irgend werthvoll war, in einem Gewölbe nur erflehe ich vom lieben Gott, uns nicht zu trennen.“ Grenzen mehr, da er natürlich von den Kriegs laſten nicht verſchont blieb. Die Generalin un Hildegard mußten ſich auf das Aeußerſte einſchränken, ſie ertrugen alle Entbehrungen mit ſtummer Neſig⸗ nation, gab es doch Elend ügerall im Lande, warum ſollten ſie davon verſchont bleiben. Nur daß Georg, ihrem Liebling jeglicher Zuſchuß von ſeiten ihres Gemahls verweigert wurde, erbitterte die Generglin immer wieder aufs neue, und jenes kurze Aufflackern des alten Zutrauen und Neigung, damals an dem Sommernachmittag, als die Einladung zu der Taufe gekommen, war längſt wieder der größten Kälte und Entfremdung gewichen. 4 Es iſt Herbſt, um das Herrenhaus bon Wald⸗ felde brauſen wilde Stürme, ſie rütteln an di alten Bänme im Park, bis die letzten welken Blältez zur Erde fallen, allüberall erklingt es das kobes, traurige Lied des Herbſtes, vom Sterben i Vergehen, vom Ende aller Dinge. Für den, deſſeg Hoffnungen und Wünſche längſt wie welke Blätter im Winde verflattert ſind, haben dieſe Herbſtſturm⸗ lieder einen wunderbar harmoniſchen Klang, ihn ſind es die Schlummerlieder dieſer begrabenen Hoffnungen und Träume. So lauſcht auch die Generalin mit einem ſchaurigen Entzücken dem Sturme draußen. Auch ihre Seele hat das Hoffen und Wünſcheu verlernt, und blickt ſehnend nach jenen nubekannten Fernen, wo ewige Ruhe, ewiger Frieden winkt. In Hildegards Herzen hingegen lebt noch daß ganze glückliche Hoffen und Sehnen der Jugend, und die trüben Lieder des Herbſtes finden dort keinen Widerhall, ſie hat ſich vor denſelben an das Klable geflüchtet, das einzige Stück Möbel welches ihnen von der Wohnung in Berlin hierher gefolgt, und an frühere glücklichere Zeiten erinnert, und ſpielt eine heller ſeines Kellers vergraben, und ſein Geiz kannte keine Salzermelodie, nach welcher ſie früher oft in Bennos Armen im T i b Fort lg. 2 2 25 2 2 — — — — — — — — 7