Verſchiedenes. 5 — Heidelberg, 14. März. Der in voriger Woche von Handſchuhsheim nach Lentz⸗ kirch verſetzte Aceiſor Vogt wurde wegen Unter⸗ ſchlagung im Amte in das Amtsgericht nach Mannheim eingeliefert. Die Höhe des unter⸗ chlagenen Betrags wird die Unterſuchung ergeben. — Schwetzingen, 15. März. Die Na⸗ tionalliberale Partei hielt geſtern eine Verſammlung ab, in der der Reichstagsabgeordnete Herr Ernſt Baſſermann auch auf die jetzt im Vordergrunde des politiſcher Intereſſes ſtehende Frage der Flotten⸗ Vermehrung zu ſprechen kam. Bei aller Schonung er Steuerzahler müſſe für eine ſtarke Flotte eſorgt werden im Intereſſe unſeres Handels und nſerer Induſtrie und damit im Intereſſe der Arbeiterſchaft deren Wohl enge verbunden iſt mit em Blühen unſerer Induſtrie. Es ſei ein großer Fehler, wenn man für die Flottenvermehrung nicht ie nöthigen Mittel bewilligen würde, weil dieſe Zins und Zinſeszins tragen werden. Großmanns⸗ ſucht liege uns fern, aber wir dürfen mit unſerer Flotte nicht allzn ſehr ins Hintertreffeu kommen gegenüber den anderen Ländern. — Eppingen, 14. März. Die Blätter berichteten unlängſt von einem Veteranen aus Weißenburg, dem durch eine Beweisführung mittels Röntgenſtrahlen zu einem Invalidenfold verholfen wurde. Ein ähnlicher Fall erfährt der „Epping. Volksb.“ aus Landshauſen. Ein dortiger Bürger bemühte ſich ſeit Jahren um eine In⸗ validenpenſion, weil ihm vom letzten Feldzug her eine Gewehrkugel im Oberſchenkel ſtecke. Die Aerzte konnten trotz mehrfacher Unterſuchung nichts von einer Kugel entdecken, und ſo blieben die Jeſuche des Mannes erfolglos. Dieſer Tage nun wurde er nach Heidelberg ins Krankenhaus beſchieden, wo bei einer Photographie mittelſt Röntgenſtrahlen die Kugel deutlich ſichtbar wurde. Jetzt wird man ihm wohl die ausſtehenden Penſionsbeträge nachzahlen müſſen. — Emmendingen, 14. März. Geſtern Nacht iſt der 26jährige Sohn des Nikolaus Egle von Reuthe, im Walde von einem ſeiner Kollegen Matthias Simon von Reuthe, wegen eines kleinen Streites (es handelt ſich um 35 Pfennig) auf dem Heimwege im Emmendinger Walde erſtochen worden. Die Gendarmerie hat den die Unterſuchungshaft nach Emmendingen gebracht. — Belgrad, 15. März. In Altſerbien plünderten Arnautenb anden fünf Dörfer und ein Kloſter und äſcherten zwei Dörfer ein. ö — Schutzverein gegen wucheriſche Ausbeutung des Volkes. Schon nach kurzem Beſtande mußte die auf Gegenſeitigkeit gegründete deutſche Viehverſicherungsgeſellſchaft „Pan“ in Berlin im Jahre 1871 in Liquidation treten, nachdem durch Jahrzehnte langes Ausbleiben der Nachricht über den Gang des Abwickelungs⸗ geſchäftes die Verſicherten zu der Anſchauung gelangt waren, daß ihre Verſicherungsverträge hinfällig geworden ſeien, wurden ſie im Jahre 1894 unliebſam durch die Anforderung anſehnlicher Nachſchußprämien überrafcht und dadurch in große Beunruhigung verſetzt. Von den etwa 700 im Großherzogthum Verſicherten wendete ſich eine große Zahl an den Schutzverein gegen wucheriſche Ausbeutung um Hilfe, welche auch bereitwilligſt gewährt wurde. Soweit ſolches durch Uebernahme von meiſt in Berlin zuführenden Rechsſtreiten zu geſchehen hatte, war dieſe Wahnehmung der Intereſſen mit vielen Umſtändlichkeiten und da auch nur wechſelnde Erfolge erſtritten wurden, mit beträchtlichem Aufwande verbunden, und ſchließlich war auch ein Ende der Rechtsſtreite nicht abzuſehen, weshalb der Verein nach dem Vorgange in Nachbarländern ſich entſchloß, die ganze Angelegenheit auch bezüglich der ſeine Hilfe nicht beanſpruchenden Verſicherten durch einen Vergleich zu einem Abſchluſſe zu bringen. Nach arbeitsreichen Vorverhandlungen führten dieſe auch Ende 1896 zum Abſchluſſe eines Abfindungs⸗ vertrags mit dem „Pan“, ſo daß nun jeglicher Auſpruch des „Pan“ an badiſche Verſicherte, deren Erben oder ſonſtige Rechtsnachfolger erloſchen iſt; ſollte gleichwohl irgend welche Anforderung noch erhoben werden, ſo wäre unverweilt der Schutz des oben genannten Vereins anzurufen. Dem letzteren wurde die Leiſtung der Abfindung durch einen namhaften Zuſchuß des Miniſteriums des Innern erleichtert, welches auch in dieſem Falle wieder ſeine Fürſorge für die Landwirthe wirkſam bethätigte. Die Stenograſie iſt Jedem, der viel zu ſchreiben hat, die nützlichſte Dienerin, ſie bietet das Mittel, das Schreibgeſchäft zu erleichtern. Der mäßig Geübte ſchreibt 5—6 mal ſo ſchnell der mit der Kurrentſchrift, und wenn a0 vorläufig die Stenografie noch nicht allgemein zum gegenſeitigen Briefwechſef verwendet werden kann, da nicht Jedermann ſtenograſieren kann, ſo läßt ſich mit derſelben doch außerordentlich viel gelt ſparen. Insbeſondere größere Geſchäfte haben dies ſchon ſeit längerer Zeit eingeſehen, und 0 finden wir gegenwärtig bei einer großen Anzahl von Stellenausſchreibungen die Bedingung, oder den Wunſch geäußert, daß die Bewerber der Stenografie mächtig ſein müſſen. Da die Steno, grafie nicht überall an den Schulen gelehrt wird, ſo haben es ſich die Stenografen⸗ Vereine zu Aufgabe gemacht, für die Ausbreitung ihrer Kung beabſichtigt nun der Süddeutſche Gabelsberger Stenografen⸗Verband, deſſen Vorort zur Zeit der Verein Mannheim iſt, auch an unſerm Plat einen Curſus abzuhalten, wie aus dem Annoneen⸗ theil erſichtlich iſt. — Wir können nur wünschen, daß ſich hierzu recht viele Theilnehmer von hier melden, und haben dem Verband unſere Unter, ſtützung gerne zugeſagt, indem wir uns bereſt erklärten, Anmeldungen entgegenzunehmen, Daz Honorar von Mk. 10—12, je nach der Theil nahmszahl, für den bei wöchentlich 2 Unterrichts, abenden etwa drei Monate dauernden Kurſus f gewiß ſehr mäßig bemeſſen und das von dem Verband vertretene Syſtem Gabelsberger iſt das Beſte und Verbreiteſte, und überall da, wo Steno⸗ grafie an den Schulen eingeführt iſt, pon der Schulbehörde angenommen worden. Landwirtſchaftliſches. Jetzt iſt die Zeit, wo Obſtbäume gepflanzt werden! Da ſollte jeder darauf achten, daß er neben kräftigen, gut bewurzelten Stämmen auch richtige Sorten wählt! Es wird darauf noch viel zu wenig Werth in Deutſchland gelegt, daher daz viele minderwertige Obſt. Gerade zur richtige Zeit bringt die neueſte Nummer der rührigen Wochenſchrift „der praktiſche Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau“ ein vortreffliches farbiges Agugrel von empfehlenswerthen Kirſchenſorten. Wie ot findet man auf den Märkten harte, kleine, wäſſerige Kirſchen. Es ſei wiederholt auf den praktiſche Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau als vorzüglichen Berather in allen Fragen des Obſtbaues hin⸗ gewieſen. Probenummer verſendet umſonſt und poſtfrei die Königliche Hofbuchdruckerei Trowitſch u. Sohn in Frankfurt a. Oder. Haus bleiben! Ich, der Sohn eines kriegeriſchen Geſchlechts, das ertrage ich nicht!“ Er ſtöhnte tief auf, eine leuchtende Röthe war in ſeine Wangen geſtiegen. „Gebe Gott, daß mein Vater andern Sinnes wird,“ fuhr er etwas ruhiger fort. „Vielleicht wenn er das Kind ſieht. Man könnte faſt neidiſch ſein auf den kleinen Weltbürger, der einſt all das zuſammengeſparte Geld und Gut erben ſoll, was uns entzogen wird, wenn er nur nicht ein gar zu prächtiger Bube wäre. Ein Glück iſt es übrigens, daß er jetzt ſchläft, ſonſt wüßten wir beide ihn warten, denn Luiſe und unſere gewandte Zofe haben jetzt keinen Augenblick Zeit.“ „Das möchte ich Euren ungeſchickten Händen doch nicht überlaſſen,“ ertönte da Luiſens helle Stimme, welche ſoeben, eine Torte in den Händen, zur Thür herein trat. „Sieh nur, Schatz, die Sandtorte, ſieht ſie nicht lecker aus?“ wandte ſie ſich mit ſtrahlendem Geſicht an ihren Gemahl. „Aber das Tiſchdecken verſteht Ihr doch nicht ſo recht, da muß ich erſt Ordnung hineinbringen.“ „Ja, Benno verſteht nichts davon,“ ſcherzte Georg. Bei dem Anblick ſeiner Frau war der ihm ſonſt eigene Ausdruck heiterer Sorgloſigkeit in ſeinem Antlitz zurückgekehrt. „Ich habe mir alle erdenkliche Mühe gegeben, ihn etwas einzuweihen in die häuslichen Kunſtfertigkeiten eines braven Ehemannes, aber er iſt durchaus nicht ſo gelehrig, wie ich es war. Komm Benno, wir wollen die Bowle brauen, das iſt eine Sache, die mein weiſes Frauchen uns Männern ohne Wiederſpruch überläßt.“ Beide Herren ſchickten ſich an eine Anzahl Weinflaſchen zu entkorken, während Luiſe die Tafel noch einmal ordnete, die unter ihren Händen bald ein zierliches Ausſehen gewann. „Gott, wie hübſch Georg, wie feſtlich nun „Viel zu großartig, zu nobel!“ erwiderte Georg lächelnd. i „Der Papa wird denken, wir haben über Tauſende zu verfügen. Wie Du es möglich gemacht haſt, mit unſern geringen Mitteln ſolchen Glanz hervorzurufen, iſt mir überhaupt räthſelhaft, dafür muß ich Dir ſchon einen herzhaften Kuß geben. Jetzt aber ſchreit der Herr Sohn und wir müſſen uns beeilen Kind, die Waldfelder Kutſche kann jeden Angenblick kommen. Luiſe eilte in das Schlafzimmer und erſchien bald darauf in ihrem beſcheidenen Kindtaufsſtaat, ein ſchwarzſeidenes Kleid, was ihr Georg einſt geſchenkt. Den kleinen Täufling, im zierlich geſtickten Kleide, mit roſa Schleifen garnirt, in den Armen haltend. Jetzt raſſelte es auch auf dem holprigen Stein⸗ pflaſter draußen. „Das ſind ſie!“ rief Georg erregt. Ueber Louiſens Antlitz flog eine leichte Bläſſe, ihr bangte doch ein wenig vor dieſer erſten Begrüßung mit dem Vater Georgs, der ſo ent⸗ ſchieden gegen ihre Verbindung geweſen. Das kleine hifloſe Weſen, das ſie auf den Armen hielt, ſollte ihr den Weg bahnen zu dem Herzenden des Schwiegervaters. Georg eilte jetzt die Treppe hinunter, die ankommenden zu empfangen, Benno verzog ſich in den Hintergrund des Zimmers um bei der erſten Begrüßung durch ſeine Gegenwart nicht zu ſtören. Niemand von den Eintretenden bemerkte ihn, ſeine Blicke ruhten heiß und innig auf Hildegard. Ach der roſige Schimmer erſter Jugend, er war aus dem geliebten Antlitz geſchwunden, die Wangen waren ſchmäler und bläſſer geworden, ihre Augen blickteu um vieles ernſter, aber jetzt leuchtete es doch ſelig auf in denſelben; ſie erblickte Benno und mit einem Ausdruck des Entzückens Alles ausſieht!“ rief ſie in kindlicher Freude. eilte ſie auf ihn zu. Sie vergaß in dieſem Moment, daß 5 Vater zugegen, der einſt das grauſame Wort geſprochen: Sie ſoll ihrer Liebe entſageg, Im warmen Glücksgefühl lehnte ſie am Herzen des Geliebten und lauſchte den zärtlichen Worten, die nur die Sprache der Liebe zu erfinden vermag, Der General bemerkte nichts von dieſer Stene ſeligen Wiederſehens, er war, nachdem ſeine Galt Luiſen aufs zärtlichſte umarmt hatte, auch zu dee ihm unwillkommenen Schwiegertochter herausgetreken, Faſt ſchüchtern hatte er ſie begrüßt, und dau hatte er fich zu dem Enkelkind herabgebeugt, mit einen Blick von Stolz und Glück hatte er es angeſcha Hier das Kind, es würde ſeine ſtolzen Träume nicht verwirklichen, die goldenen Schätze haben, di er, zum Theil getragen vondgroßen Gedanken, zum größten Theil aber von Habſucht und Geiz getrieben, zuſammenſcharrte und immer mehr und mehr zuſammenſcharrte. e Die Taufhandlung in der kleinen Kirche az vorüber, die Gäſte hatten ſich um die feſiich Tafel gereiht, und ließen Luiſens Kochkünſten ale Gerechtigkeit widerfahren. Die Unterhaltung war heiter belebt, war doch in faſt Aller Herzen frohes Hoffen eingezogen. Benno und Hildegard glaubte ſich ihrer Bereinigung näher gerückt; der Genet hatte einige freundliche Begrüßungsworte für Bel gehabt, und ſchien nichts dagegen zu haben, daß ſie ſich beide als Brautpaar gerirten. Et unterhlech ſich auf's angelegentlichſte mit Luiſe, ſeiner Tisch nachbarin, die ſein Herz im Sturm erobert haben ſchien. 5 Am glücklichſten aber war Georg, ſein ſorglohz heiterer Sinn kam einmal vollſtändig wieder zun Durchbruch. 3555 Fortſetzung folgt. a durch Ertheilung von Unterricht zu wirken, und 1 ——— —— — r ——ä —— — 4— „ 5 — 1 —1 —— — — — ——