1 Erſcheint 8 2 5 Ladenburg. Anzeiger für Ladenbur jeden Dienstag und Freitag Abend N Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter: haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. * Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 2 N g und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. f . Ladenburg. — As. 17. Samstag, den 27. Februar 1897. 1 Zum griechiſch-türkiſchen Itreit der griechiſchen Truppen von der nunmehr der Geldschrank des Gouverneurs herab und wurde Die jüngſten Miniſterreden in Berlin, London und Paris haben, wie offiziös aus Berlin mit⸗ eteilt wird, erkennbar die Einigung der Groß⸗ mächten in der kretiſchen Frage weſentlich gefördert; ſo ſehr jene Miniſteriellen Auslaſſungen im inzelnen den örtlichen Anſchauungen angepaßt waren, ſo ſtimmen ſie doch im ganzen nicht nur n der Verwerfung der Einverleibung Kretas urch Griechenland, ſondern auch darin überein aß der unhaltbar gewordene Zuſtand auf der nſel Kreta durch eine Art Autonomie unter Erhaltung der Oberhoheit des Sultans zu erſetzen, zunächſt aber dem den europäiſchen Frieden edrohenden völkerrechtswidrigen Vorgehen Griechen⸗ ands ein Ende zu machen ſei. Daß die gleiche uffaſſung in Petersburg und Wien beſteht, war chon vorher bekannt, auch darüber ſcheint keine Meinungsverſchiedenheit unter den Mächten mehr zu beſtehen, daß wenn Griechenland dem Drängen der Mächte weiteren Wiederſtand leiſten ſollte, die on Deutſchland vorgeſchlagene Blockade der riechiſchen Häfen das wirkſamſte Mittel bildet, m dieſen Wiederſtand zu brechen. Dem Sinne nach ähnliche offiziöſe Mitteil⸗ M. ungen liegen aus Wien und London vor. In 1 5 dem Wiener Telegramm heißt es, daß bei den 1 Mächten die Annahme der öſterreichiſchen Vorſchläge 1 als ſehr ausſichtsvoll gilt. Das Weſentlichſte darin iſt, daß die Mächte ſich grundſätzlich gleich⸗ zeitig für den Fortbeſtand der Souveränetät des Sultans und für die Durchführung der Selbſt⸗ verwaltung Kretas ausſprechen. Auf Grund der ihm gewährten Bürgſchaft hätte ſodann der Sultan Kreta zunächſt den Mächten zu übertragen, wozu er angeblich bereit iſt. Alsdann hätten die Mächte zu dem beſonderen Zweck die Selbſtver⸗ waltung in Kreta einzurichten. Die Entfernung europäiſchen Inſel iſt nötigenfalls mit Gewalt durchzuführen. Aus London wird gemeldet, daß die Hoffnung auf Durchführung der öſterr. Vor⸗ ſchläge, nach welchen der Sultan den Mächten für die Inſel ein Mandat erteilen, und ſich nur die Suzeränetät über die Inſel vorbehalten würde, Boden gewinne. Der Abzug der türkiſchen wie der griechiſchen Truppen wäre die Folge, und falls den Griechen wirklich an einer Verſöhnung mit den Mächten liege, bliebe dieſen die Not⸗ wendigkeit des Zwanges gegen das bankbrüchige Königreich, der bis geſtern noch keine allgemeine Zuſtimmäng fand, erſpart. Leider aber ſcheint die Vorausſetzung des guten Willens in Griechen⸗ land ſehr fraglich und nur weiterer Zeitverluſt iſt ſicher. Griechen haben vorgeſtern bei Cher⸗ ſonneſos in der Provinz Candia weitere 600 Mann griechiſche Truppen ſowie 3 Kanonen und Munition gleichzeitig mit einem von Griechenland gekommenen Inſurgentenführer ausgeſchifft. Weitere Telegramme beſagen: Kan ea, 24. Febr. Seit dem 22. iſt kein weiterer Angriff erfolgt. Die Lage in der Um⸗ gegend der Stadt iſt viel ruhiger geworden. Die europäiſchen Fahrzeuge haben ſich längs der Küſte verteilt. Der franzöſiſche Dampfer „Suchet“ hat in Sitia ungefähr 300 verwundete Chriſten und Muſelmanen aufgenommen. Dieſe werden an Bord behandelt. Kanea, 24. Febr. Die Muhamedaner haben das Regierungsgebäude in Kanea in Brand geſteckt, weil der Gouverneur ſich weigerte, ihnen Waffen und Munition zu geben. Kanea brennt noch an verſchiedenen anderen Orten. Die Schiffe der Mächte haben ſofort Marineabteilungen aus⸗ geſchickt um zu löſchen. Man hofft des Feuers Hrrr zu werden. Das Regierungsgebäude iſt ganz abgebrannt. Während des Brandes ſtürzte zertrümmert. Türkiſche Offiziere und Soldaten beabſichtigten, die 7000 Pfund an ſich zu nehmen, welche der Geldſchrank enthielt die europäiſchen Offtziere erhoben hiergegen Einſpruch. Von türkiſcher Seite wurden die fremden Seeleute des Diebſtahls bezichtigt. Eine Unterſuchung ergab indeſſen, daß dieſe Anſchuldigung völlig unbegründet war. Um die Muſelmanen fern zu halten, waren die fremden Seeleute gezwungen, von der Waffe Gebrauch zu machen. Der Vorfall hätte beinahe zu einem Kampf zwiſchen Türken und Europäern geführt. Während des Brandes wurde ein italieniſcher Matroſe ſchwer verletzt. — In Haleppa haben Angriffe von Soldaten und Muſelmanen auf die Chriſten ſtattgefunden. Politiſches. — Paris, 25. Februar. Der „Matin“ meldet: Zwiſchen den Großmächten iſt ein voll⸗ kommenes Einvernehmen erzielt worden. Sie werden heute Griechenland von ihrem Beſchluß in Kenntniß ſetzen, Kreta die Autonomie zu ſichern, es auch gleichzeitig auffordern, unverzüglich ſeine Truppen aus Kreta zurückzuziehen und auf die Mobilmachung zu verzichten. Auch die Pforte ſoll aufgefordert werden, ihre Rüſtung gegen Griechenland einzustellen. Man hofft, Griechenland werde ſich dem Wunſche fügen. — Demſelben Blatte zufolge ſind in Lariſſa 20,000 Mann konzentrirt. Die ganze Bevölkerung ſei kriegsluſtig. Verſchiedenes. — Mannheim, 24. Febr. Der ca. 50 Jahre alte bekannte Pferdemetzger Friedr. Stephan von hier war am Montag mit ſeinem einſpännigen Fuhrwerk in Geſchäften in Oppau. Nachts halb 12 Uhr fuhren er und ſein Knecht weg, verfehlten den Weg nach Ludwigshafen und gerieten bei der Die blaue Maske. Humoreske von J. Piorkowska. , „Die ganze Geſchichte iſt ſehr einfach,“ hub Marie zu erzählen an, indem ſie meine Haud zärtlich in die ihrige nahm. „Du wirſt Dich Deines erſten Patienten, des alten Herrn von Bolton erinnern, der kurz bevor wir uns in Charlottenbrunn kennen lernten, am Schlagfluſſe ſtarb?“ „Ganz recht; aber was hat er mit der ganzen Sache zu thun?“ „Als alter Jugendfreund meines Papas war er oft bei uns, ſo auch voriges Jahr; und als die Zeit ſeiner Abreiſe nahte, ruhte er nicht, bis meine Eltern nachgaben und mich auf einige Tage mit hierher nach Loßendorf reiſen ließen. Während dieſer Zeit war das Maskenfeſt. Auf meine Bitten ließ Onkel Karl — wie ich ihn von Jugend auf zu nennen pflegte — ſich zureden, mit mir den Ball zu beſuchen, aber nur unter der Bedingung, daß ich dort auf dem Ball keine Anſprüche auf ſeine Geſellſchaft machte und um halb zwölf Uhr mit ihmheim kehrte, da er ſich nicht gern aus ſeiner Gewohnheit bringen ließ und meinte, es mache ihn krank, wenn er ſich ſpäter als um Mitternacht ſchlafen legte. Sobald ich ſein Jawort hatte, eilte ich, mir einen Anzug zu beſtellen. Wie ich in das Geſchäft komme, ſehe ich dieſen Deinen Ritteranzug nicht recht begreifend. beſtimmt ſei. Man nennt mir Deinen Namen, der mir durch Onkel Karl's Erzählen kaum mehr fremd war.“ „Nun?“ fragte ich, als meine kleine Marie ſchwieg. „Das Uebrige weißt Du ja; wie wir uns auf dem Ball trafen, wo ich Dich natürlich kannte, Du aber nicht wußteſt, wer ich war.“ Aber weshalb haſt Du mir nie geſagt, daß Du auf jenem Balle warſt?“ fragte ich, noch immer „Eigentlich ſollte ich Dich gar nicht ſo eitel machen, Du böſer Mann,“ erwiderte ſie darauf und ſah mich mit ihren ſanften Augen, die ohne Larve weder ſo dunkel noch ſo feurig waren — ſchelmiſch an; „aber Du hatteſt es mir auf jenem Balle wirklich ſchon ein bißchen angethan, daß es in meinem Herzen laut aufjubelte, als ich Dich in Charlottenbrunn wiederſah, und wohl ein wenig mit nachhalf, daß wir bald Bekanntſchaft mit einander machten. Anfangs nur genirte ich mich Dir zu geſtehen, daß ich die blaue Maske geweſen; und kleines Geheimnis für mich zu behalten, bis mir, einmal Gelegenheit würde, Dich für Deine Un⸗ wahrheit gründlich zu ſtrafen. Dieſe Strafe ſcheint mir heute auch ganz leidlich gelungen zu ſein,“ liegen, und zufällig frage ich, für wen derſelbe let. als Du ſpäter einmal von dem Feſte ſprachſt und. auf meine Frage, ob Du dort geweſen ſeiſt, ganz gelaſſen, „nein“ antworteteſt, da beſchloß ich mein Vegetartaner?“ Geſicht, mein lieber Oswald, daß ich Dich beinahe bemitleiden könnte, wenn ich nicht fürchten müßte, es gelte der „ſchönen Polin“, von welcher Du nun auf ewig Abſchied genommen haſt.“ 8 Nein, das war nun doch zu arg, mich von meiner kleinen Marie, die ich bisher für die Unſchul ſelbſt gehalten hatte, ſo überliſtet zu ſehen! Abe wie hätte ich ihr auch nur für eine Sekunde bös kein können, wenn ich ihr in das liebe, jetzt ſo übermüthig lächelnde Geſicht ſah! Da die beiden Masken ſich inzwiſchen wieder entfernt hatten, ſchlang ich meinen Arm um ſie und küßte „meine ſchöne Polin“ nun auf die friſchen . Lippen nach Herzensluſt und weit inniger, als ich vor einer halben Stunde nur ihre Fingerſpitzen zu berühren gewagt hätte. Die eine Lehre habe ich aber aus dem Aben euer gezogen: mich niemals wieder mit einer mir unbekannten Maske einzulaſſen. Es hätte mir auch ſchwer werden ſollen, denn ſo gut meine kleine Marie noch heute iſt, zu einem Maskenfeſt hat ſie mich doch nie allein gehen laſſen! — En de. Heiteres. Boshaft. A.: „Sie ſind wohl — B,: „Woran wollen Sie das merken?“ — A.: „An ihrer Cigarre.“ — B.: „An meiner Cigarre, .. wieſo ?“ — A.: j ſetzte ſie boshaft hinzu. Du machſt ein ſo tragiſches riecht ſo nach Kraut und Rüben.“