8 1 . 8 Türken fort, obwohl noch nicht einmal der Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Griechen⸗ land und der Türkei, geſchweige dem eine Kriegs erklärung, erfolgt iſt. U. A. wurde das Fort Aghia von den Griechen angegriffen und jenommen, wobei 400 Muſelmänner, unter ihnen 100 Sol⸗ daten, in die Gefangenſchaft der Sieger geriethen. Auch betreibt Griechenland ſeine krieger iſchen Vor⸗ kehrungen flott weiter. Neben den R ſerven der Landarmee ſind jetzt auch zwei Jahrgänge der Marine einberufen worden, das Marin e⸗Regiment in Nauplia iſt am Mittwoch, das in Kalamanta am Donnerſtag ausgerückt; ferner iſt Admiral Stamatellos zum Oberbefehlshaber der geſammten griechiſchen Seeſtreitkräfte ernannt worden. Da wird es denn doch hohe Zeit, daß die Groß⸗ mächte ein ernſtes Wörtlein mit dem griechiſchen Gernegroß ſprechen, aber nicht mehr in diplo⸗ matiſchen Noten, ſondern in Thaten, was ſich etwa in einer Blokade der Haupthäfen Griechen⸗ lands und in einer Cernirung der griechiſchen Flotte an irgend einem Punkte zu bekunden hätte; Kriegsſchiffe zur Durchführung dieſer Zwecke haben ja die Großmächte in den kretenſiſchen Gewäſſern übergenug. Wenn übrigens der Pforte der Ge⸗ duldsfaden gegenüber den Anrempelungen des griechiſchen Nachbars allmählich reißt, ſo iſt das eigentlich ſelbſtverſtändlich. Die Pforte hat denn auch die Bildung zweier Geſchwader für Kreta, aus 9 Kriegsſchiffen und 20 Torpedoboten be⸗ ſtehend, angeordnet; das türkiſche Transportſchiff „Inahet“ landete Truppen in Sitia auf Kreta. — Konſtantinopel, 17. Februar. Das größte Aufſehen erregt es hier, daß ſeit geſtern bei Kilia, eine Stunde von der Mündung des Bosporus entfernt, drei ruſſiſche Kriegsſchiffe kreuzen. Die Oekonomie der ruſſiſchen Botſchaft hat geſtern, wie man der Frkf. Ztg. telegraphiert, mit mehreren Bäckern in Pera Kontrakte auf eine tägliche Lieferung von vorläufig fünftauſend Broten abgeſchloſſen. Der erſte Brottransport wurde heute nach Kilia befördert. — Italien. Die internationale Peſtcon⸗ ferenz iſt am Dienſtag in Venedig unter dem Vorſitz des Unterſtaatsſecretairs im italieniſchen Miniſterium des Aeußeren, Grafen Bonin, eröffnet worden. Derſelbe ſprach ſeine Genugthuung darüber aus, daß Italien die Ehre zu Theil geworden ſei, auf ſeinem Boden die Conferenz tagen zu ſehen und wünſchte der Conferenz ge⸗ 98 n 18 e deihlichen Erfolg ihrer Arbeiten. Schließlich verlas Graf Bonin ein Begrüßungstelegramm des Miniſter⸗ präſidenten Rudini. — In Mailand haben aber⸗ mals lärmende Straßenkundgebungen für Griechen⸗ land und die Aufſtändiſchen Kretas ſtattgefunden. Mehrere Trupps italieniſcher Freiwilligen ſind nach Kreta zur Unterſtützung der Inſurgenten abgereiſt. Verſchiedenes. — Mannheim, 16. Febr. Unter der Spitzmarke „Ein Kniff aus dem Hopfenhandel berichtet ein hieſiges Blatt folgende Gerichtsver⸗ handlung: Der Makler Wendelin Kreichgauer von Schwetzingen, der dem dortigen Waagmeiſter Heinrich Schweigert den Vorwurf gemacht hatte, er habe fünfzig Waagſcheine gefälſcht, war vom Schöffengericht wegen Beamtenbeleidigung zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Kreichgauer legte Berufung ein und trat heute den Wahrheits⸗ beweis an. Die Beweisaufnahme ergab folgendes; Der Sohn Kreichgauers hatte für den Hopfen⸗ händler Kropf in München eine Partie Hopfen gekauft, verwiegen laſſen und abgeſchickt. Bald darauf ſchrieb nun Kropf, er brauche Waagſcheine mit höherem Gewicht, er habe die Säcke nach⸗ gewogen, der Waagmeiſter könne ſich auf die beibemerkten höheren Gewichte verlaſſen. Ohne daß irgend eine neue Verwiegung ſtattfand, ſtellte alsdann Schweickert neue Waagſcheine mit bedeutend höheren Gewichten aus, indem er ſein Manual nicht einmal zu Rathe zog, ſondern ſich einfach an die Gewichtsangaben Kropfs hielt, der nach Ausſage des Sohnes Kreichgauers dem Waag⸗ meiſter als Vergütung 50 M. zahlte. Wie der Angeklagte Kreichgauer ſen. behauptet, hat Kropf die alten Waagſcheine behalten und die neuen mit höherem Gewicht ſich verſchafft, um Hopfen anderer Provenienz als Schwetzinger leichter abſetzen zu können, da der Schwetzinger ſich beſſerer Nachfrage und höheren Preiſes erfreue. Das Gericht erkannte an, daß der Waagmeiſter ſich nicht nur Unregel⸗ mäßigkeiten habe zu ſchulden kommen laſſen, ſondern geradezu falſche Beurkundungen vollzogen habe. Ob er Geld dafür erhalten, was Schweickert beſtritt, könne dahingeſtellt bleiben. Der Beruf⸗ ungskläger ſei demnach freizuſprechen. — Mannheim, 17. Febr. Verfloſſene Nacht wurde auf der Station Rheinau der ledige Bahnarbeiter Johann Böhm aus Oftersheim von 5 einem Güterzuge überfahren und getbdtet. Ein hieſiger Arbeiter kaufte einem vierfährige Knaben auf deſſen Bitten ein Schächtelchen Zur. plättchen. Das Bübchen ſtopfte etwa zwanzig der Plättchen mit einem Bleiſtift in einen Bleiſtiſt⸗ halter von Meſſing, nahm dieſen in den Mund und biß darauf. Dadurch erplodirten die Plättchen, zerriſſen, wie ein hieſiges Blatt ſchreibt, dem Rinde von innen heraus die ganze rechte Backe und verbrannten ihm außerdem die Zunge derart, daß es wohl Wochen bedarf, bis das Kind wieder völlig hergeſtellt iſt. — Bretten, 17. Febr. Der Großhersog von Baden richtete an den Vorſtand des hieſtgeg Melanchthon⸗Vereins anläßlich der Feier dez 400jährigen Geburtstags Melanchthons Telegramm, worin es heißt, daß die Gründung des Gedächtnißhauſes dazu beitragen möge, die günſtige Arbeit in unſerer evangeliſchen Kirche auf der feſten Grundlage eines unerſchütterlichen Glaubens immer mehr zu fördern, und dadurch die Ziele unſerer Reformatoren zu erreichen, — Aus dem Weſchnitzthal, 17, gehe, Letzte Woche wurden aus dem Bergwerke der Station Fürth nicht weniger als 350 Waggons Eiſenerz verfrachtet, um per Bahn nach den Hoch⸗ öfen verbracht zu werden. Selbſtredent habeg alſo zur Zeit viele Arbeiter unſerer Gegend in genanntem Bergwerke lohnenden Verdienst, wgz ſie der neuen Bahn zu verdanken haben. — Mainz, 17. Febr. Ein gräßliche Verbrechen wurde hier entdeckt. Ein Dienſtmädcheg hängte ihr neugeborenes Kind in dem Schornſteng auf, wo es vollſtändig verkohlt aufgefunden wurde — London, 17. Februar. Nach einer he Lloyds eingegangenen Depeſche aus St. Pine (Kapverdiſche Inſeln) iſt das deutſche Sch „Baltimore“, von London nach Newyork e Ballaſt beladen, unterwegs leck geſprungen ii am 24. v. M. untergegangen. Alle an Pot befindlichen Perſonen ſind vermutlich verloren ausgenommen der Seemann Guſtav Chriſtianſeg den der portugieſiſche Schoner „Aliee“ am 28 v. Mts. aufnahm. N 5 — Heiteres. Ein preiswürdiger Fisch Gaſt: He, Kellner, der Fiſch, den Sie mir gebracht haben, ſtinkt ja! Kellner: Bitte, mein Herr, diese Hecht hat vor 14 Tagen in der Fiſcherreiausſtellung den erſten Preis bekommen! unter lauter Masken befand und eigentlich zu anderem Zwecke gekommen war, als mich über Italien zu unterhalten. So ſtreifte ich allein weiter, ging hier auf einen Scherz ein ſchüttelte dort energiſch mit dem Kopfe, als eine alte weiß⸗ gepuderte Dame mir ohne Zögern ein R. in die Hand ſchrieb; aber ſie ſchien mir nicht zu glauben, denn mich ſcharf mit ihrer Lorgnette prüfend, meinte ſie: „Non pas mon neveu Richard 2“ Ich verneinte und wollte lachend weitergehen, als mich eine kleine weißbehandſchuhte Hand gefangen hielt. Ich wende mich um und ſehe vor mir eine reizende kleine Polin in hellblauem Atlaskoſtüm, auf dem leicht gelockten Haar ſitzt ſchief kokett das eckige Polenmützchen und unter der ſchwarzen Larve ſchauen mich ein Paar blitzende Augen an. Ohne Zögern ſchrieb ſie mir meinen vollen Namen in die Hand: „Dr. Oswald Sendig.“ Ich ſtutzte — woher wußte ſie meinen Namen ſo genau? Schnell gehe ich im Geiſte all die Familien durch, bei denen ich Hausarzt bin, aber ich entſinne mich nicht, unter dieſen allen eine junge Dame von ſo graziöſer Geſtalt zu kennen, wie ſie in dieſem Augenblicke vor mir ſtaad. Fräulein Thekla Oldenburg wäre die einzige. Ich ſchreibe ein T. O. in die kleine Hand, aber „o nein, Du irrſt, mein edler Ritter,“ antworte meine blaue Maske mit offener verſtellter Stimme und dabei funkeln mich ihre dunklen Augen ordentlich ſpöttiſch an. Ungenirt nimmt ſie meinen dargebotenen Arm und läßt ſich von mir weiterführen; aber auf all meine Fragen und Bemerkungen weiß ſie ihre Antworten ſo einzurichten, daß ich trotz allem Bemühen, zu ergründen, wer ſie nur ſein mag, meiner Abſicht um kein Atom näher komme, während ſie mich doch ſehr genau zu kennen und eigentlich alles 2 0 1 wiſſen ſchie kaum an etwas anderes, als an meine In den nächſten zwei Stunden amüſirte ich mich köſtlich und faſt ausſchließlich mit ihr; und ſeltſam, faſt ſchien es, als wäre ſie ganz allein, ohne jegliche Begleitung, ohne irgend einen älteren Herrn oder Dame da, die es für ihre Pflicht gehalten hätten, ſich auch einmal um ihre Schutz⸗ befohlene zu kümmern. Nun, ich war nicht böſe darüber, und ſie ſchien ſich auch gern an meiner Unterhaltung genügen laſſen. Nur, wer ſie war, ſagte ſie mir nicht, ſo ſehr ich ſie auch darum bat. „Nun, bald iſt es zwölf Uhr,“ tröſtete ich mich, „da wird demaskirt, dann werde ich ja auch ſehen, wer meine reizende Polin iſt.“ Denn daß ſie eben ſo hübſch ſein mußte, wie ſie munter und liebens⸗ würdig war, daran zweifelte ich keinen Augenblick. Bald ſollte ich aber erfahren, daß ſie neben all ihren Tugenden auch recht boshaft ſein konnte; denn plötzlich, kurz vor dem Demaskiren, war ſie von meiner Seite verſchwunden, ſpurlos verſchwunden, ohne daß es mir gelungen wäre, ſie wieder zu entdecken, obwohl ich bis gegen drei Uhr blieb. Die ſchöne Polin hatte es mir wirklich angethan, ſie allein war ſchuld daran, daß ich ſchließlich, als ich mich endlich zur Ruhe legte, doch von dem Maskenball nicht ſo befriedigt war, wie ich eigentlich erwartet hatte. Die blaue Maske wollte mir nicht aus dem Sinn; ich wollte, ich mußte erfahren, wer ſie war! Dieſe kleine zierliche Geſtalt und die feurigen ſchwarzen Augen würde ich überall wiedererkennen dachte ich. So ſchloß ich endlich die Augen mit dem feſten Vorſatz, mich von nun an in die Loßendorfer Geſellſchaft zu ſtürzen und nicht eher zu ruhen und zu raſten, bis ich ſie wiedergefunden hätte. Aber es kam anders. Während der nächſten ah i Tage ließen mich ernſte Beſorgniſſe um einen meinen meiner Patienten Pflichten Liebenswürdigkeit vorſchwebte. denken, und bald danach mußte ich ſelbſt das Bei hüten. Ich lag lange Zeit an einem gaſtriſchen Fiebe ſchwer krank darnieder; daſſelbe hatte mich ſo heruntergebracht und enkräftet, daß ich auf ſtrengen Befehl eines meiner Collegen, ſobald die Jahreszeit es erlaubte, nach Bad Charlottenbrunn reite, i mindeſtens zwei Monate dort zu bleiben. Ich zählte zu den erſten Badegäſten. . Anfangs war es ſo leer und ſtill da, daß ih Zeit und Muße hatte, viel, ſehr viel an mei blaue Maske zu denken — ja, wohl mehr, i meiner Gemüthsruhe zuträglich war. Meine do der eben überſtandenen Krankheit noch elwas angegriffene Geſundheit mochte wohl mit ſchuld zen, daß mein Auge ſie ſich — je länger ich aß fe dachte — immer reizender, im ner leſtrickender ho ſtellte, bis ſie mir ſchließlich als Ideal weibliche Wenigſtens wenn ich jetzt als würdiger geſetzter Ehemann und Vater von zwei munteren, aufgeweckten Knaben und einen kleinen ſüßen Töchterchen, dem ganzen Ebenbilde meiner lieben ſüßen Marie, — wenn ich fett mein geradezu wahnſinniges Verhalten zurückdenke, kann ich es mir nur damit erklären und — eie maßen entſchuldigen. Doch ich will nicht vorgreifen. Da ich aber bereits verrathen habe, daß auch ich zu den Millionen und Milliarden gehöre, die in die Netze ginge, welche zarte weibliche Hände für ſie ausgebreitet hatten, will ich auch weiter verrathen, das diese Schickſal mich im Bade ereilte. In Charlottenbeunz lernte ich Marie, meine jetzige Gattin, kent Sie war mit ihrer Mutter, der Fran Commerzienz räthin Donat aus D. . „ da. f Forſetzung folgt. 10 0 unt — 1 wu 90 Fnibnldeh unt dan ume, lfm, 0 ahmt, Se i int: 2 N. Jade an bel ver