Adenburger? Anzeiger für gadenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. e Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 5 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, g und Umgegend. . n Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszele oder Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 0 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 1 Druck und Verlag von Karl Molitor f Mittwoch, den 17. Februar Politiſches. — Karlsruhe, 13. Febr. Die Heilung iſt ſoweit vorgeſchritten, daß die Großherzogin vorausſichtlich in den nächſten Tagen für einige Stunden das Bett verlaſſen kann. — Berlin, 13. Febr. Erzherzog Otto von Oeſterreich hat Berlin nach dreitägigem Aufenthalte wieder verlaſſen und ſich zunächſt nach Stuttgart zu einem Beſuch ſeiner dort lebenden fürſtlichen Verwandten begeben. Dem jugendlichen Erzherzoge iſt am Hofe des deutſchen Kaiſers ein ebenſo herzlicher wie auszeichnender Empfang zu Theil geworden, der allerdings mit den innigen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich⸗ Ungarn und den beiderſeitigen Kaiſerhöfen ganz in Einklang ſteht. Kaiſer Wilhelm hat denn auch Anlaß genommen, dieſes Verhältniß bei Gelegen⸗ heit des Beſuchs des Erzherzogs Otto eigers zu bekräftigen, durch den Trinkſpruch beim Galamahle zu Ehren des hohen Gaſtes auf den öſterreichiſch⸗ ungariſchen Herrſcher, den der erlauchte Gaſtgeber als ſeinen „theuren Freund und Bundesgenoſſen“ bezeichnete, ſicherlich ein neues markantes Zeugniß für den unerſchütterlichen Fortbeſtand des deutſch⸗ öſterreichiſchen Bündniſſes. — Die Stichwahl im badiſchen Reichtags⸗ wahlkreiſe Donaueſchingen, deſſen Mandat be⸗ kanntlich durch den Tod des Abgeordneten Fürſten zu Fürſtenberg zur Erledigung gelangte, hat den Sieg des nationalliberalen Candidaten Dr. Merz ergeben. Derſelbe wurde mit 10262 Stimmen zum Abgeordneten gewählt, auf ſeinen Gegner, den Centrumscandidaten Schüler, fielen 10250 Stimmen. er. — Berlin, 13. Febr. Der Landwirth⸗ ſchaftsrath verhandelte noch die Reform der Arbeiter- verſicherungsgeſetze und die Margarinefrage, über zur Nr, welch letztere er eine Verſtändigung erhofft. Vom Kaiſer ging ein Telegramm ein, worin er ſeinen duet Urner wärmſten Dank für die Verſicherung unverbrüchlicher Anhänglichkeit ausſpricht und wünſcht, daß die in den vergangenen 25 Jahren treu bewährten Arbeiten des Landwirthſchaftsraths auch ferner einen reichen Erfolg gewähren mögen zum Heile der deutſchen Landwirthſchaft und zum Segen des geſammten Vaterlandes. Die Verſammlung wurde mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiſer, die deutſchen Bundes fürſten und die freien Städte geſchloſſen — Konſtantinopel, 15. Februar. Nach Konſularmeldungen hat geſtern Nachmittag 4 Uhr der Angriff der chriſtlichen Aufſtändiſchen gegen Halepa, das von Truppen und Baſchibozuks ver⸗ theidigt wird, begonnen. Die Konſulate ſind mit ihren Familien abgereiſt; nur der öſterreichiſch⸗ ungariſche iſt zurückgeblieben. Die griechiſchen Torpedos kreuzen längs der Küſte, um Truppen⸗ transporte zu verhindern. Die Nachricht, daß die Botſchafter der Pforte von Truppenſendungen abgerathen hätten iſt nicht zutreffend. Derartige Rathſchläge erfolgten vor der Abſendung der griechiſchen Kriegsflotte mit der Abſicht, die An⸗ fachung des Aufſtandes zu verhindern. Seitdem läßt man der Pforte freie Hand. Hieſige politiſche Kreiſe hoffen auf das Zuſtandekommen einer Ver⸗ einbarung der Großmächte, durch ihre Geſchwader eine griechiſche Aktion zu verhindern. — Konſtantinopel, 15. Februar. Der „Frnkf. Ztg.“ wird von hier unter dem 13. ge⸗ meldet: Ein ſoeben einer hieſigen Botſchaft zuge⸗ gangenes Telegramm eines Konſuls auf Kreta meldet, daß ein türkiſches Transportſchiff geſtern früh mit 200 Gendarmen an Bord nach der im äußeren Oſten der Inſel gelegenen Stadt Sitia abgegangen iſt um 60 von den Türken einge⸗ ſchloſſene chriſtliche Familien zu befreien und mit Proviant zu verſehen. Das griechiſche Kriegsſchiff „Hydra“ begegnete 50 Seemeilen von Sitia dem Transportſchiff und begann es zu beſchießen. Das Schiff konnte ſich jedoch retten. Der türkiſch Miniſter des Auswärtigen, Tewfik Paſcha, machte heute bei den Botſchaftern Beſuche und ſeit geſtern Mittag iſt der Kriegsrath verſammelt. Canea, 14. Febr. Prinz Georg iſt geſtern vor Canea angekommen und empfing den Beſuch der fremden Schiffskommandanten. Der Prinz hat ſich mit der Torpedoflotille nach Milo begeben. — Bei Haleppa iſt es zu einem erneuten Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen Muhamedaner und Chriſten gekommen. Letztere ſollen in Beſitz eines Geſchützes geweſen ſein. Canea, 14. Febr. Die Chriſten begannen geſtern um 4 Uhr die Vorbereitungen zum Angriff auf Canea mit der Beſetzung der nahe liegenden Höhen. Beim Beginn des Geplänkels verließ Berowitſch mit 30 Montenegrinern die Inſel und begab ſich an Bord eines ruſſiſchen Kriegsſchiffes. — Athen, 15. Febr. Auf Befehl des Kriegsminiſters iſt der Kommandeuer und Flügel⸗ adjutant des Königs, Oberſt Waſſos, auf Kreta gelandet. Eine amtliche Bekanntmachung von heute beſagt, es ſei Waſſos der Befehl ertheilt worden, von der Inſel im Namen des Königs Georg Beſitz zu ergreifen, die Türken zu verjagen und die Feſtungen zu beſetzen. — Nach einer Meldung des Reuterſchen Bureau hat Oberſt Waſſos bei ſeiner Landung an die kretiſche Bevölkerung eine Proklamation erlaſſen und dieſelbe aufgefordert, Canea zu übergeben. — Auf die Nachricht von der Landung griechiſcher Truppen auf Kreta wurden zahlreiche Kundgebungen veranſtaltet. Die Bevölkerung war vor Freude außer ſich. Eine größere Menſchenmenge durchzog die Straßen unter dem Rufe: „Es lebe Kreta!“ bis zum Kgl. Schloſſe und brachte begeiſterte Huldigungen dem König dar. Die Menge wandte ſich dann nach dem Finanzminiſterium, wo Deleannys von der Teraſſe herab zur Menge ſprach und mit den Worten ſchloß: „Laſſet uns hoffen!“ Freilich dachte ſie zuweilen auch an Haup Karſten, aber das war wohl ein unvernünftiges Denken und Hoffen, denn Karſten hatte ſich ſeit Jahren in Sebendorf nicht mehr ſehen laſſen, obwohl er in deſſen Nähe ein von ſeinen Eltern verödetes Landgut beſaß, welches er aber verpachtet hatte. So kam ein neuer Sommer heran und in demſelben brach der große Krieg zwiſchen Deutſchland und Frankreich aus. Alle waffenfähigen deutſchen Männer, unter ihnen auch Hauptmann Karſten, zog in's Feld. Da gab es für Roſa eine bangevolle, ſeltſame Zeit. Sie ſorgte und betete viel für Karſtens Errettung aus den ſchweren Kriegsgefahren, obwohl ſie ſich oft ſagen mußte, daß Karſten wahrſcheinlich gar nicht mehr an ſie denken würde. Eifrig ver⸗ folgte Roſa auch die Zeitungsberichte über den für Deutſchland ſo glücklich verlaufenen Krieg und emſig durchflog ſie immer die Liſte der gefallenen deutſchen Krieger, ſie fand darin aber zu ihrem Glück Karſtens Namen nicht. Dann kam der Friedenſchluß herbei, das deutſche Heer kehrte heim, aber Hauptmann Karſten lies ſich weder in Sebendorf, noch auf ſeinem kleinen Landgute ſehen. So verging abermals ein Jahr und ein neuer Fhuleſtel lh * zenz zog ins Land. 7 . Au einem ſonnigen Nachmittage trat Roſa aus dem Häuschen und begab ſich langſamen Schrittes nach dem rauſchenden Bach. Unten auf der grauen Steinbank, an der in üppiger Menge große Sternen⸗ blumen blühten, ließ ſie ſich nieder und zog wieder den Brief ihres Jugendgefährten hervor. „Auf ewig der Ihre,“ hauchten ihre Lippen, „und ob er mich wohl jetzt noch liebt?“ erklang es zaghaft in ihrem Innern. Da nahten Schritte, ſie blickte auf und ein unterorückter Freudenſchrei entrang ſich ihrer Bruſt, denn Karſten ſtand vor ihr. In der nächſten Sekunde lagen ihre beiden Hände in den ſeinen, während ſeine treuen Augen ernſt herab in ihr Antlitz ſchauten. Mit einem tiefen Athemzug ließ er ihre Hände wieder frei und ſetzte ſich neben ſie auf die Bank. „Freuen Sie ſich, mich wiederzuſehen, Roſa?“ frug er dann forſchend. „Faſt fürchtete ich, Sie würden mich nicht wiedererkennen.“ Mit thränenfeuchten Augen ſchaute ſie zu ihm auf. Ja, der Krieg, Kummer, Krankheit und Ent⸗ behrung hatten dem einſt ſo ſtattlichen Karſten ihren Stempel aufgeprägt; ſein Haar war von einzelnen Silberfäden untermiſcht, quer über die Stirn war eine tiefe, kaum vernerbte Wunde ſichtbar, und um ſeinen Mund lag ein ſtrenger leidender Zug; doch bisweilen glitt, gleich einem hellen Sounenſtrahl auf ſturmbewegter See, das frühere, frohe Lächeln wieder über ſein Geſicht. 8 8 wüßten „Sechs Monate krank in franzöſiſcher Ge⸗ fangenſchaft haben mich nicht jünger gemacht,“ fuhr er lächelnd fort. „Wiſſen Sie, was der Arzt ſagte, als er mir die Wunde auf der Stirn verband 2“ „Bitte, erzählen Sie!“ „Armer Menſch,“ meinte er, glaubend, ich ſei beſinnungslos, „ſeine Freunde werden ihn ſchwerlich wiedererkennen.“ „Hatte er Recht?“ frug Roſa erregt. 8 „O nein, Gott ſei Dank!“ verſetzte Karſten, und einen Moment begegnen ſich ihre Blicke. „Was führte Sie hierher?“ fragte er dann nach kurzem Schweigen. g „Fragen Sie lieber, weßhalb ich einſt von hier fortgegangen bin!“ erwiderte Roſa. „Doch, Robert, Sie können mir darum nicht mehr Vorwürfe machen, als ich ſelbſt mir gemacht habe. Aber wenn ich Ihnen ſagen könnte, wenn Sie eins Von bangem Zweifeln ergriffen, ſtockte ſie plötzlich. Wie, wenn ſeine Gefühle andere geworden wären! Wenn er ſie nicht mehr liebte! Wenn ihm nichts mehr daran gelegen wäre zu erfahren, wie ſie über ihn dächte! 8 Eine Minute lang beſtanden ihre wider⸗ ſtreitenden Gefühle einen kurzen Kampf, dann fuhr ſie mit abgewandtem Geſicht und kaum vernehmbarer Stimme fort: „An jenem Abend, bevor Sie Sebendorf verließen, ſandten Sie mir einen Brief mit Ihrem