— Karlsruhe, 8. Febr. Ueber die Er⸗ richtung einer Lungenheilanſtalt in Baden wird der in dieſem Monat hier zuſammentretende Aus⸗ ſchuß der Verſicherungsanſtalt Baden Beſchluß faſſen. Die Anſtalt ſoll im Schwarzwald bei Marzell im Amtsbezirk Müllheim mit einem Auf⸗ wand von 750,000 Mk. errichtet werden. Der Staat trägt hieran 50,000 Mk. 100 Kranke ſollen in der Anſtalt Aufnahme finden können. Es iſt die Thatſache konſtatirt, daß das Groß⸗ herzogthum Baden, insbeſondere die ganze Rhein⸗ ebene, ſehr ſtark von der Schwindſucht heimgeſucht wird. — Müllheim, 7. Febr. Mord in Auggen. Unter ſchwerwiegenden Verdachtsgründen iſt lt. „Obrh. Anz.“ der Stiefſohn des im Kaufmann Tanner'ſchen Hauſe bedienſteten Dieners Pendt, der 24jährige Sattler Emil Scholer, geſtern von der Gendarmerie verhaftet und in das hieſige Amtsgefängniß eingeliefert worden. Es ſcheint ſich jetzt in ſchlagender Weiſe zu bewahrheiten, wie richtig die Annahme war, der Mörder müſſe in allernächſter Nähe zu finden ſein und die Frau Schilling müſſe ihn gut gekannt haben. Scholer ſt verlobt, wollte bald heirathen und hat die Hoffnung das Tanner'ſche Geſchäft übernehmen u können, ſobald die Frau Schilling todt war; r hatte ſomit ein Intereſſe am Tode der Letzteren. Erweiſt ſich der Verdacht auf Scholer als richtig, o zerfällt die Annahme eines Raubmordes und es bleibt nur ein wohlüberlegter Mord übrig. Der Thäter würde in dieſem Falle nur die Laden⸗ kaſſe geleert haben, um den Verdacht auf irgend einen auswärtigen Stromer zu lenken. Als er aber merkte, daß die Polizei ihr Hauptaugenmerk auf Augen ſelbſt richtete, da war er ſo ungeſchickt und hat eine kleine Sammlung von Münzen, welche ſich in der ausgeleerten Ladenkaſſe befunden hatte, in den Brunnentrog vor der Bierbrauerei Roth geworfen, wo man ſie geſtern gefunden hat. Scholer war in der Mordnacht ſofort bei der Hand und hat ſich der Gendarmerie in jeder Hinſicht ſehr gefällig erwieſen. Der Münzenfund hat es geradezu zur Gewißheit gemacht, daß der Thäter nur in Auggen ſelbſt gefunden werden kann. Die gerichtsärztliche Leichenſchau hat ergeben, daß vor der Ermordung der Frau Schilling ein Kampf ſtattgefunden hat; das Hinterhaupt der Ermordeten war vollſtändig zertrümmert, zwei weitere Streiche waren nach dem Vorderhaupt geführt. Es lt ersanmlich daß die ſo fürchterlich zugerichtete alte Frau noch vier Tage leben konnte. — Ham burg, 7. Febr. Geſtern abend kamen am Hafen, in St. Pauli und in Altona Ausſchreitungen vor. Ueber die ergebnisloſe Be⸗ endigung des Ausſtandes gereizte Arbeiter über⸗ fielen von der Arbeit kommende Erſatzarbeiter und mißhandelten ſie in roher Weiſe; ferner riſſen ſie Arbeiter, die in den Straßenbahn⸗Wagen flüchteten, heraus und mißhandelten dieſelben. An mehreren Stellen hieben die Schutzleute mit blanker Waffe ein. Drei Verletzte wurden ins Krankenhaus ge⸗ ſchafft. Nachdem die Polizei Verſtärkungen erhalten und auch reitende Schutzleute eingegriffen hatten, wurden die Straßen bald geſäubert. Starke Patrouillen durchzogen Nachts die Straßen. Gegen 11 Uhr abends war alles ruhig. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. — Ein weiteres Telegramm meldet: Den Hauptanlaß zu dem Straßenkampf gab ein Revolverſchuß, den ein Kohlenarbeiter in die Luft abfeuerte, nachdem er und zwei ſeiner Arbeiter von einer Anzahl Aus⸗ ſtändiger überfallen worden war. Darauf ent⸗ wickelte ſich ein förmlicher Kampf. Der Chef der Schutzmannſchaft ließ die geſammte Reſervemann⸗ ſchaft der Schutzleute ausrücken und den Platz räumen. Der Kampf wurde in der Straße „der große Bäckergang fortgeſetzt. Aus den Fenſtern wurden Steine, Flaſchen, und Aſcheneimer auf die Schutzleute geſchleudert. Drei Schutzleute wurden ſchwer verletzt. Einer derſelben erhielt einen Steinwurf an den Kopf, der das Geſicht unkenntlich machte. Wie viele Perſonen unter dem auf der Straße verſammelten Publikum Verletzungen er⸗ litten, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, da dieſelben flüchteten. Viele Seeleute beteiligten ſich an den Ausſchreitungen. Es wurde mit Meſſern blindlings darauf losgeſtochen. Dabei kam es auch vor, daß verſchiedene Ausſtändige von ihren Kameraden ſelbſt verwundet wurden. Schimpf⸗ worte, ſowie Johlen, Schreien und Pfeifen erhöhten den Tummult. Die ſchmale Straße, „der große Bäckergang“ wurde an beiden Enden abgeſperrt. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Allein von der Wache am Venusberg wurden 56 Perſonen verhaftet. Heute früh 2 Uhr hatten die Straßen wieder ihr gewöhntes Ausſehen. Militär brauchte nicht requiriert zu werden. Heute Vor⸗ mittag ſtanden in der Gegend vom Hafen zahlreiche Gruppen von Arbeitern, die die geſtrigen Vor⸗ 10% kommniſſe beſprachen, ſich aber ruhig verhlelten, Schutzleute ſieht man hier nur wenig. — Davos⸗Platz, 8. Febr. Eine damip, welche am Samstag am Flüela⸗Paß niederging, begrub fünf Mann und 7 Fuhrwerke. Die Law ging nachmittags halb 4 Uhr unterhalb dez Hoſpizes an der öſtlichen Seite nieder. Ein ſechster Fuhrmann, welcher nicht verſchüttet wurde, kan mit ſeinen 2 Fuhrwerken nach dem Hoſpiz und brachte die Nachricht von dem Unglück. Der Wi und zwei Mann begaben ſich ſofort nach der Unfallſtelle und es gelang ihnen, drei Leichen z bergen. Von Sues und Davos brachen ſofon mehr als ſechzig Mann zur Hilfeleiſtung auf und arbeiteten während der Nacht bei Fackelbeleuchtung konnten aber die zwei andern Verſchütteten nicht auffinden. Geſtern früh mußte die Arbeit wege eines ſchrecklichen Schneeſturmes eingeſtellt werden, Der Poſtverkehr über den Flüela⸗Paß iſt eingeſtell, 1 Eingeſandt. — A. 8. Wenn nach dem wohlbegründeten Wunſche des hochſeligen Kaiſers Wilhelm 1 dem Volke die Religion erhalten bleiben ſoll“, ſo jede Erſcheinung willkommen, welche dazu eien wirkſamen Beitrag zu liefern verſpricht. So mir heute ein herzerquickendes Büchlein zur Hal gekommen, betitelt: Pilgerſtab für daz irdiſche Erden wallen, ein Gebet⸗ und A dachtsbüchlein für die liebe Jugend, von Ele Trippmacher. Weinheim, Ackermann 1897 Der erſte Teil enthält warm empfundene, kindlich gehaltene Gebete. Den zweiten Teil bildet eie ſorgfältig getroffene Auswahl religiöſer, für die Jugend paſſender Dichtungen, während ſich in dritten Teil allerlei Belehrendes, Mahnendes, Tröſtendes beiſammenfindet. Die Verfaſſerin — ſelbſt ſeit den Kinderjahren mit ſchwerer Krank heitslaſt heimgeſucht und unter jahrelangen Leiden in Ergebung und Gottvertrauen herangereift — iſt zur Herſtellung eines derartigen Büchlein beſonders vereigenſchaftet. Aus dieſem Grunde kann ich das genannte Werk, deſſen Gebrauch unzweifelhaft von Segen begleitet ſein wird, allen frommen Eltern, Pathen u. dgl. namentlich z Geſchenkzwecken beſtens empfehlen, um ſo mehr als es auch hinſichtlich des Druckes ſchön und würdig ausgeſtattet iſt. Ein Kinderfreund, wirrt, halb verlegen glitt ſie mit der Hand über die Stirn, als ſie den Gaſt bitten ließ, näher zu treten. „Ich bin überraſcht, Sie hier zu ſehen,“ begrüßte ſie Karſten, indem ſie ihm ruhig die Hand reichte, „ich glaubte Sie in der Reſidenz.“ „Ich bin auch erſt vor wenigen Stunden hier eingetroffen.“ „Es thut mir leid, daß mein Mann noch nicht hier iſt, aber ich erwarte ihn jeden Augenblick. — Sie haben doch wohl ſeit Ihrem Beſuch auf Schloß Dorneck nichts von ihm gehört?“ „O doch; ich erhielt geſtern ein Telegramm von ihm.“ „Ein Telegramm von wiederholte Roſa erſchrocken. verſtehen?“ „Er telegraphirte mir, falls ich bis heute Abend nichts von ihm hörte, bäte er mich, baldigſt herzukommen. Doch wartete ich nicht ſo lange, ſondern benutzte den erſten Zug und traf vor zwei Stunden hier ein.“ „Was wollte mein Roſa angſtpoll hervor. „Mich bitten, wenn es nöthig ſei, etwas aufzuklären, nicht dazu kommen, Er ſtockte, meinem Mann?“ „Wie ſoll ich das Mann von Ihnen?“ ſtieß Sie über Ich hatte gehofft, es werde aber —“ Roſa verſuchte zu ſprechen, aber das Wort erſtarb ihr auf den Lippen, und auf ein Zeichen, weiter zu reden, fuhr Karſten fort: 5 „Ich kam zu ſpät. Ich — Roſa, können Sie ſchlimme Nachrichten hören?“ ſetzte er hinzu, nicht mehr bemüht, ſeine Aufregung zu verbergen; „es kann Ihnen doch nicht verborgen bleiben. Richard wird nicht heimkommen, er hatte um 12 Uhr mit Horſt von Malten, welcher der Familie der Dornecks Eine Minute lang herrſchte banges Schweigen. Krampfhaft bewegten ſich Roſas Lippen, aber kein Laut kam aus ihrem Munde hervor, ein heftiger Schauder ergriff ihre Geſtalt und beſinnungslos ſank ſie zu Karſtens Füßen nieder. 18. Tagelang befand ſich die arme Roſa in Folge der ſchrecklichen Naricht über das unglückſelige Duell ihres Gatten in einem Zuſtand der Betäubung und fieberhaften Wahnſinnes. Mit offenen Augen lag ſie da, aber ſie ſah nicht, was um ſie herum vor⸗ ging, ſie konnte ſich kaum bewegen, konnte keinen Gedanken faſſen. Am ſechſten Tage ging es ihr ſo viel beſſer, daß ſie ſich von ihrem Lager aufrichten und ſich von ihrer Pflegerin erzählen laſſen konnte, was inzwiſchen vorgefallen war. Karſten hatte während ihrer Krankheit alles für ſie beſorgt und bei ſeiner geſtrigen Abreiſe einen Brief an ſie zurückgelaſſen. Er bedauerte, daß ſeine Pflichten ihn ſo bald wieder in die Reſidenz zurückriefen; doch ſo viel in ſeinen Kräften läge, wolle er ihr auch fernerhin jegliche Sorge abnehmen. Er habe mit einem tüchtigen Advokaten Rückſprache genommen, demſelben, bis Roſa ſich kräftig genug fühle, ſelbſt alles zu beſorgen, die nöthigen Papiere übergeben, um ihr mit Rath und That beizuſtehen. „Wie Sie von dem Rechtsanwalt Doktor Reinhold erfahren werden,“ hieß es in dem Briefe weiter, „hat Ihr verſtorbener Gatte Sie laut Teſtament zur Uni⸗ verſalerbin ſeines ſeiner Zeit von der Großmutter ererbten bedeutenden Vermögens gemacht. Daſſelbe überhebt Sie für alle Zeiten jeglicher Nahrungs⸗ ſorgen. Beſorgt, das unruhige Hotelleben könne Ihnen läſtig ſein, habe ich mir in ruhiger Gegend eine ſchwere Beleidigung zugefügt, ein Duell und viel tödtli N 1 die Ihnen auf ihren Wunſch ſofort zur Verfügnng in der Seeſtraße eine reizende kleine Villa angeſehen, ſteht. Ziehen Sie aber eine andere Wohnung bor, oder hegen Sie irgend noch beſondere Wünſche bitte ich nur, ſich damit an Doktor Reinhold zu wenden,“ 15 5 Aber Roſa hegte keinen andern Wunſchz fe war zufrieden damit, andere für ſich denken ii ſorgen zu laſſen. Nach wenigen Tagen bezog ſie die für e gemiethete Villa und lebte hier das ganze Frühlaht ſo ſtill und zurückgezogen, als habe die ganze Wel keinen Reiz mehr für ſie. Aber dann keglen ſic neue Gedanken und Gefühle in ihr, die ſie neuer Hoffnung, mit neuem Lebensmuth erfüllten, Wenn dieſe Hoffnung ſich verwirklichte, würde ei neues Band ſie an das Leben feſſelu, ſie wie, wenn auch nicht glücklich ſein, doch einen Schiih gegen Verzweiflung beſitzen. d Die Zeit verſtrich, der Sommer kam, der Sommer ſchwand, und als der Herbſt kam und da Laub der Bäume ſich golden färbte, da ſchloß de junge Mutter ein zartes, wachsbleiches Knäblein i ihre Arme. Aber es war nur ein kurzer Traum, nur ein Schatten der ſüßen Hoffnung, welche die junge Wittwe während der letzten traurigen Monate aufrecht erhalten hatte. Kein einziger Athemzug kam über die bleichen Lippen des neugebornen Knäbleins, das ſie jetzt ſo leidenſchaftlich küßte, kein Strahl aus den Augen, auf die fetzt Roſas heiße Thränen fielen. Das zarte Kind war igleich le ſeiner Geburt todt. Die Hände des kleinen Weſens waren kalt und ſteif, alles an ihm war todt, ohlle je Leben gehabt zu haben. Die arme unglückliche junge Wittwe hatte nur für einen Schatten, eine Traum, einen leb⸗ und ſeelenloſen Körper gelebt, gebetet, gehofft, geliebt und gelitten. Der Trau war zu Ende, die Hoffnung vorbei. Ann . dei un nam len in lünfüzung ! in B f 1 Nun 16. aht mile in dune l Fön rnb. Ve Saif. . 50 1 Aufcherde . ti 5