tet 155 Anzeiger für Ladenburg und U d v. Juz Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. 5 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 29 4 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 1 1 Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 1 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 9 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Druck und Verlag von Karl Molitor, 1 Ladenburg. Ladenburg. 5 Viſc Anlage 22 ——— — — ear ener, .—— mm No. 11. Samstag, den 6. Februar 1897. 0 8 5 olitiſa 28 1 Fall muß er eine Firma haben, Bücher führen,] keit. Dies bezeugen in der That die langen dier q 5 As eine jährliche Bilanz ziehen und ſich ins Handels⸗Conferenzen Murawiew's mit den leitenden Berliner — — Karlsruhe, 4. Februar. Das neue regiſter eintragen laſſen. Unter die erſtere Kate⸗ politiſchen Perſönlichkeiten bereits hinlänglich, es J Handelsgeſetzbuch, deſſen Entwurf ſoeben im Reichs⸗ gorie werden auch die meiſten Gaſtwirthe fallen; wird jetzt allgemein angenommen, daß es ſich 1 15 tag eingebracht iſt, enthält eine Reihe von Be⸗ nur ſolche, die kein Hülfsperſonal beſchäftigen und hierbei um die Einleitung einer Verſtändigung t ſtimmungen, die nicht nur für die Kaufleute, ſondern deren Betrieb ganz unbedeutend iſt, dürften als Rußlands mit Deutſchland und demnach mit den 10 für Gewerbetreibende aller Art ſehr wichtig ſind. Nichtkaufleute paſſiren. Wichtig iſt endlich auch, Dreibundsmächten überhaupt wegen der Orient⸗ f Kaufmann iſt zunächſt nach dem neuen Geſetz daß Geſchäfte, die zwiſchen Kaufleuten und Nicht⸗ frage gehandelt habe, worüber ebenfalls Aeußer⸗ alle f überhaupt Jeder, der die Anſchaffung und Weiter⸗ kaufleuten abgeſchloſſen werden, nach dem neuen ungen des ruſſiſchen Miniſters vorliegen. Im zoldatttit veräußerung von Waaren betreibt, gleichviel ob Handelsgeſetzbuch als kaufmänniſche zu betrachten Uebrigen ſtellt der geſammte äußerliche Verlauf latz. dieſelben unverändert oder erſt nach einer Bear⸗ ſind und der handelsrechtlichen Entſcheidung unter des Beſuches des Grafen Murawiew in Berlin beitung verkauft werden, ſowie Jeder, der Waaren zur Ver⸗ und Bearbeitung für Andere übernimmt, falls der Betrieb den Umfang des Handwerks überſteigt. Ferner wird noch vielen gewerblichen Betrieben kaufmänniſcher Charakter beigelegt, ſo z. B. auch allen größeren Druckereien. Neben dieſen eigentlichen Kaufleuten wird es, wie ſchon bisher, eine Art von Kaufleuten zweiter Klaſſe geben, die ſogenannten „Minderkaufleute“, welche nicht mit den Pflichten der erſteren belaſtet und dafür auch nicht mit ihren Rechten ausgeſtattet „Tae find. Die Grenzlinie zwiſchen beiden Arten von eempfen Geſchäftsbetrieben zu ziehen, iſt den einzelnen Landes ⸗Regierungen überlaſſen; ſie können den Gewerbeſteuerſatz oder andere Umſtände als Unter⸗ ſcheidungsmerkmale beſtimmen. Was kaufmänniſcher Betrieb iſt, wird von dem neuen Geſetzbuch nicht feſtgeſtellt, ſondern ſoll nach den bisherigen Er⸗ fahrungen unter Berückſichtigung der Art und des Merfil Umfangs des Unternehmens und der dadurch be⸗ ö K dingten Betriebsweiſe in jedem einzelnen Falle Ke entſchieden werden. Maßgebeud ſoll dabei z. B. ſein, ob das Geſchäft eine kaufmänniſche Buch⸗ tenz. und Kaſſenführung erfordert; von ſolchen und — ähnlichen Umſtänden wird es alſo abhängen, ob im Jemand verpflichtet iſt, ſich als Kaufmann zu betrachten und als ſolchen behandeln zu laſſen, ffen ww, oder ob er „Minderkaufmann“ iſt. Im erſteren liegen, alſo zur Competenz der Handelsgerichte gehören. — Berlin, 3. Febr. Der Kaiſer empfing heute Mittag den Erbgroßherzog von Baden und General Vogel von Falckenſtein zur Meldung an⸗ läßlich ihrer Beförderung bezw. Commandirung. — Berlin, 4. Febr. Graf Murawiew, der neue Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands, hat Berlin am Montag Abend wieder verlaſſen und ſich nach Petersburg wieder zurück⸗ begeben. Die politiſche Bedeutung ſeines Aufent⸗ haltes in der deutſchen Reichshauptſtadt wird genugſam durch die Thatſache beleuchtet, daß Graf Murawiew mit dem Reichskanzler Fürſten Hohenlohe und mit dem Staatsſecretair des Aus⸗ wärtigen Freiherrn v. Marſchall ſehr eingehende Unterredungen gepflogen hat; ſeine alsdann nach⸗ gefolgte Audienz beim Kaiſer in Kiel kann dieſe Bedeutung ſelbſtverſtändlich nur verſtärken. Wenn man ſich franzöſiſcherſeits bemüht, den Beſuch des ruſſiſchen Staatsmannes in Berlin als einen Vorgang von lediglich ceremonieller Bedeutung hinzuſtellen und darzuthun, daß Graf Murawiew auf ſeiner Rückreiſe nach Rußland Berlin eben nicht gut vermeiden konnte, ſo ſteht einer ſolchen Auslegung ſchon der Umſtand entgegen, daß Graf Murawiew ſelber erklärt hat, ſeine Berliner Reiſe ſei keineswegs nur ein Aet internationaler Höflich⸗ und Kiel ein vollgültiges neues Zeugniß für die ungeſchmälerte Fortdauer der wiederhergeſtellten guten Beziehung Deutſchlands und Rußlands dar, welches erfreuliche Verhältniß auf die Weiterent⸗ wickelung der allgemeinen Lage gewiß nur von günſtigem Einfluſſe ſein wird. — Berlin, 4. Febr. Nach den neueſten telegraphiſchen Berichten aus Kreta herrſcht im Kreiſe Canea vollſtändige Anarchie. Zahlreiche Zuſammenſtöße zwiſchen Chriſten und Türken werden gemeldet. Bewaffnete Chriſten ſind von Apokorana gegen Canea im Anzug. In den Kreiſen Candia und Rethymno herrſchen ähnliche Zuſtände. Der Wiederbeginn des Aufſtandes wird befürchtet. Eine Verſtärkung der verminderten Beſatzung der Inſel iſt im Gange. Am Sonntag wurden in Canea außer dem Richter Markulali noch zwei Perſonen, darunter ein türkiſcher Sergeant, erſchlagen. Trotz der Herausforderungen der Bevölkerung bewahrten die Truppen der Be⸗ ſatzung eine vortreffliche Haltung. Zweihundert Montenegriner, die nachmittags eintraffen, erhielten Waffen und wurden ſofort in die Gendarmerie eingeſtellt. Die Unruhen ſcheinen veranſtaltet zu ſein, um die Anwendung der Reformen zu hindern. Die Konſuln haben ſich an ihre Botſchafter gewendet und ſuchen gleichzeitig auf die eingeborene Be⸗ völkerung einzuwirken. glas Durch Aampf zum Glück. Roman von J. Pia. nen u. Aber wozu? In welcher Abſicht? mußte ſie ſich immer und immer wieder fragen. Sie fand keine Antwort darauf und konnte keine finden — ſie ahnte ja nicht, was er wohl wußte: daß ihr alte grämliche Tante nicht die arme Frau war, 0 wofür man ſie hielt — daß ihr ſowie ihrer Couſine 5 Röschen nach dem Tode jener je ein bedeutendes „ Kapital zufloß. N 1 0 Mit der Entdeckung, mit dem was es in Wahrheit in der Perſon des vermeintlichen Baron Hoßfeld zu thun gehabt hatte, waren die Ueber⸗ raſchungen der Dorneck'ſchen Familie noch nicht zu Ende. Es harrten ihr noch wahre unerwartete Begebenheiien! Mit Bedauern begrüßte man den elften Januar, mit welchem die frohe vergnügte Zeit, welche bisher in dem Dorneck'ſchen Hauſe geherrſcht hatte, für diesmal wenigſtens vorüber war — der Sohn des Hauſes mußte zurückkehren zu ſeinem Regimente, und mit ihm ſchieden auch die übrigen Gäſte aus dem gaſtlichen Dorneck'ſchen Hauſe. Während des Frühſtücks, welches vor der e eee Abreiſe der Gäſte eingenommen wurde, ging es ernſter, einſilbiger zu als gewöhnlich. Schweren Herzens fragte Marie von Dorneck ſich, wann ſie Horſt von Malten wohl wieder ſehe, und ob auch ihr Bild in ſeinem Herzen fortleben werde, wie das ſeine in ihrer Bruſt. Ihr Bruder Richard ſchaute düſter drein, mit einem Gefühle der Verzweiflung, wie er eine längere Trennung von der ihm ange⸗ trauten Roſa wohl ertragen würde, Karſten war auch weniger als ſonſt aufgelegt, die Unterhaltung zu führeu Stephanie von Clerambeau und Haupt⸗ maan Bellot ließen wieder ihre Gewohnheit auf ſich warten. Da kam die Jungfer und überreichte der Frau vom Hauſe einen Brief, den ſie, wie ſie ſagte in Fräulein Clerambeaus Zimmer gefunden habe. Voll Befremden öffnete Frau von Dorneck den Brief und las mit langſam zögernder Stimme: „Kaum weiß ich, wie ich Ihnen ſagen „ſoll, was ich zu thun im Begriff ſtehe. Es „thut mir leid, Ihr gaſtfreies Haus in dieſer „Weiſe verlaſſen zu müſſen, wenn Sie aber „alles wüßten, würden Sie mir vergeben, „würden Sie verſtehen, daß ich alles Andere „der Rückkehr in das Vaterhaus vorziehe. „Verzeihen Sie mir, daß ich Ihre große Gute „ſo vergelte. Stephanie von Clerambeau.“ Während der kleine Kreis ſich noch in Ausrufen des Erſtaunens und der Entrüſtung erging, wurde ein zweiter Brief von Hauptmann Bellot gebracht, aus dem man erſah, daß dieſer es war, der die arme kleine Franzöſin zu dem unſeligen Schritte verleitet hatte, denn er hatte Stephanie von Clerambeau, die wider ihren Willen mit einem alten franzöſiſchen Baron auf Befehl ihrer Eltern ver⸗ heirathet werden ſollte, entführt, wahrſcheinlich, um ſich mit ihr heimlich in der Schweiz zu vermählen. Frau von Dorneck war außer ſich vor Zorn, Scham und Empörung, daß ſo eine Entführung in ihrem Hauſe hatte geſchehen können, und ihres Gatten Züge wurden noch um einen Schein finſterer als ſouſt. „Wenn ich ihr Vater wäre“ ſtieß er mit zornfunkelnden Augen hervor, „ich würde ſie ent⸗ erben und nicht eher ruhen, bis ich mich an dem Mann, der ſie entführte, gerächt hätte!“ „O, Herr von Clerambean iſt ein alter Tyran!“ entgegnete ſein Sohn Richard lebhaft; „Fräulein Stephanie hat ganz recht, daß ſie nichts von dem alten Baron wiſſen will, den ihr herzloſer Vater ihr ausgeſucht hat; Bellot iſt bei all ſeinen Fehlern ein ganz guter Kerl, mit dem ſie zehnmal glücklicher werden wird.“ i N „Wenn ſie meine Tochter wäre,“ miſchte Frau von Dorneck ſich in die Unterhaltung, „dürfte ſie meine Schwelle nicht wider betreten; ich könnte ihr den Mangel an Vertrauen niemals verzeihen.“ „Merkt Euch das, Schweſtern,“ meinte Richard mit unbehaglichem Lächeln. i „Ob das Sohn oder Tochter iſt, bleibt ſich gleich,“ ſprach Herr von Dorneck ſtreng, „ich machte 8