Ueberzeugung, daß die Zinsherabſetzung eine Not⸗ wendigkeit ſei, die man bedauern kann, der man aber nicht auszuweichen vermochte. Regierung und Landtag waren darin völlig einig, daß die Konverſion nicht nur viele Private, ſondern auch gemeinnützige Stiftungen und Kaſſen fühlbar benachtheiligen werde; andererſeits wäre es aber auch nicht zu rechtfertigen geweſen, wenn man zu Gunſten des Kapitalbeſitzes die Geſammtheit der Steuerzahler höher als nothwendig, zu der Ver⸗ zinſung der Staatsſchuld heranziehen wollte. Die badiſche Regierung hat nicht die Initiative zu einer Umwandlung der vierprozentigen Staats⸗ papiere ergriffen, ſie iſt vielmehr dem Beiſpiele anderer Regierungen gefolgt; ſie hat unter dem Zwange allgemeiner Verhältniſſe, die ohne ihr Mitthun entſtanden ſind, gehandelt. Dieſe Sachlage wurde vom Landtage vollkommen gewürdigt, und man konnte ſich deshalb raſch über die Konver⸗ tirungsmaßregel verſtändigen. Die Erſte Kammer hielt zwei, die Zweite Kammer drei Sitzungen ab, der Schluß des Landtags erfolgte am ſechsten Tage nach der Eröffnung der Seſſion. Der Dank des Großherzogs begleitete die Abgeordneten bei der Rückkehr in ihre Heimath und aus dieſen Dankesworten des Großherzogs an den Landtag wird man im badiſchen Volke die Zuverſicht ent⸗ nehmen, daß auch die jetzt abgeſchloſſene Geſetzes⸗ arbeit trotz mancher nicht willkommenen Neben⸗ wirkung dem hohen Ziele dient, welchem Regierung und Volsvertretung zuſtreben: dem Wohle unſeres theuren Heimathlandes! — Aus Baden, 20. Jan. Die land⸗ wirthſchaftlichen Kreiswinterſchulen in Baden werden im laufenden Winter insgeſammt von 385 Schülern beſucht. Die einzelnen Anſtalten weiſen folgende Schülerzahl auf: Auguſtenberg 23 Schüler, Bühl 42, Eppingen 40, Freiburg 42, Ladenburg 44, Meßkirch 16, Müllheim 36, Offenburg 34, Tauberbiſchofsheim 20, Villingen 19, Waldshut 25, Radolfszell 44 Schüler. — Kaiſerslautern, 21. Jan. Ein ſcheußlicher Mord wurde geſtern Abend in dem Hauſe Mozartſtraße Nr. 30 verübt. Dort wohnte die 25 Jahre alte geſchiedene Ehefrau Karl Wagner aus Moorlautern, mit dem gleichfalls 25 Jahre alten früheren Bäcker, zuletzt in der Schneider ſchen Schuhfabrik beſchäftigt geweſenen Georg Joſt von Pirmaſens zuſammen. Da die Frau Wagner, Gunſt zuwandte, machte ihr Joſt oft Eiferſichts⸗ ſzenen und kam es deshalb häufig zu Streit und Thätlichkeiten. Auch geſtern Abend war dies wieder der Fall und hat bei dielem Anlaß Joſt die Wagner mit den Händen erdroſſelt. f — Eſſen, 18. Jan. Geſtern ereignete ſich auf der Zeche Dahlbuſch ein Unglücksfall. Beim Schichtwechſel wollten drei junge Leute ohne Er⸗ laubniß und Berechtigung auf dem alten nicht mehr benützten Schacht einfahren. Kurz, nachdem ſie den Förderkorb beſtiegen hatten, riß das morſch⸗ gewordene Seil, der Förderkorb ſtürzte in die Tiefe, wo die drei Leute todt aufgefunden wurden. — Berlin, 20. Jan. Die Jahrhundert⸗ feier des Geburtstages des verewigten Kaiſers Wilhelm ſoll in Preußen einheitlich ſtattfinden und drei Tage währen. Am Sonntag, 21. März, ſollen in den Kirchen Feſtgottesdienſte abgehalten werden. Für den eigentlichen Feſttag, Montag, den 22. März, werden öffentliche Feſtakte, Paraden, Schulfeiern und abends Illuminationen ſtattfinden an dieſem Tage ſollen auch die öffentlichen Gebäude beflaggt werden. Am Dienſtag den 23. März, endlich ſollen volkstümliche Veranſtaltungen, Kommerſe u. ſ. w. veranſtaltet werden. Von dieſem Programm ſind auch die übrigen Bundes⸗ ſtaaten in Kenntniß geſetzt worden. Der Reichs⸗ tag wird den Geburtstag durch ein Feſtmahl feiern, woran das Präſidium mit allen Fraktionen außer den Sozialdemokraten Teil nimmt. — London, 20. Jan. Der Vertreter des „Standard“ in Konſtantinopel beſtatigt, daß die als ſtreng bewahrtes Geheimniß behandelnden Berathungen der Botſchafter thatſächlich auf eine europäiſche Conferenz hiuauslaufen. Der Sultan ſoll fabelhafte Summen als Belohnung für eine zuverläſſige Auskunft darüber geboten haben. Das Ergebniß der Berathung werde in vierzehn Tagen erwartet. Die Ablehnung der Vorſchläge Seitens des Sultans gelte als ſicher. Die Mächte würden dann eine Einigung über Zwangsmaßregeln an⸗ ſtreben. Dabei ſei eine gefährliche Wendung zu fürchten, nämlich daß Rußland alsdann erkläre, nachdem ſeine urſprünglichen Vorſchläge keine Zustimmung gefunden hätten, ſei es nunmehr mit oder ohne Auftrag entſchloſſen, einem Zuſtand ein Ende zu machen, den alle Großmächte als un⸗ möglich bezeichneten. — Budapeſt, 20. Jan. Die Bergarbeiter deren Leumund in ſittlicher Beziehung ein ſehr getrübter iſt, auch noch anderen Männern ihre in den den öſterreichiſchen Staatseiſenbahnen ge⸗ hörigen Gruben in Anina, mehrere Hundert an der Zahl, ſtreiken ſeit Sonntag wegen Umzufrleheg heit mit den neuen Statuten der Bruderlahe Heute Vormittag ſtürmten mehrere hundert Arbeiter die Amtslokalitäten, wobei es zu argen Exzeſſen kam. Arbeiter unter Führung von Weibern bewarfen die Gensdarmerie mit Steinen, woh⸗ ein Lieutenant der Gendarmerie am Kopf ſchwez verletzt wurde. Hierauf gab die Gensdarmerie eine Salve durch die 8 Arbeiter und 2 Fraue getödtet und mehrere verwundet wurden. die Uebrigen ergriffen die Flucht. — Jekaterinoslaw, 19. Januar. Ein ſenſationeller Prozeß beſchäftigte das hiefige Be zirksgericht. Angeklagt waren drei Schweſter Terentiew, welche im Laufe von fünf Jahr 150 ihnen zur Pflege übergebene kleine Kinder haben Hungers ſterben laſſen. Denjenigen Kinder, welche wahrſcheinlich ein zäheres Leben hatten, wurde der Schädel eingeſchlagen. Die Angeklagſeg wurden zu vier und ſechs Jahren Zwangsgrbeſt und demnächſtiger Anſiedelung in Sibirien per, urtheilt. f — Schlimme Nachrichten ſind aus dem Congoſtaate in Brüſſel eingetroffen. Ihnen zufolge ſoll Baron d' Hanis, der Führer der gegen die Derwiſche operirenden Congoſtaat⸗Truppen, von den Feinden in einen Hinterhalt gel okert und daſelbſt mit 21 anderen Weißen niedergemetzelt worden ſeien. In amtlichen Brüſſeler Kreſſeg bezeichnet man dieſe Meldung indeſſen als unwahr⸗ ſcheinlich, wenigſtens wird betont, daß der Congo⸗ Regierung bis Dienſtag noch keine Nachricht oder Beſtätigung dieſer von dem Antwerpener Blat „Meétropole“ gebrachten Meldung zugegangeg wäre. Das iſt freilich nur ein ſchwacher Tro, gerade in Afrika pflanzen ſich Gerüchte von irgendwelchen Ereigniſſen ungemein raſch fort, was namentlich auch betreffs der Schlacht dog Adua der Fall war. Jedenfalls würden die kriegeriſchen Unternehmungen des Congoſtagtes gegen die Mahdiſten von einem ſchweren Schlage betroffen worden ſein, wenn ſich das Gerücht vom Tode des bislang ſo erfolgreich geweſenen Ober befehlshabers der Congotruppen beſtätigen ſollte, — Heiteres. „Er ſchwebt!“ Immer Oe⸗ ſchäftsmann. Herr: „Ich komme, Sie um die Hand einer Ihrer drei Fräulein Töchter zu bitten.“ Cigarrenfabrikant: „Sehr wohl! — Wünſchen Sie die Abgelagerte, die Mittelſtarke oder die aus der Penſion Importierte;“ Frau mit ſchwarzem Haar, mit dunklen Augen und im Beſitze eines großen Vermögens prophezeit. Alle ſeine Unternehmungen würden ihm glücken, aber mit fünfundvierzig Jahren werde er ſterben, Hätte der Hauſirer ahnen können, wie Maltens ganzes Sehnen war, die ſchöne, aber blonde Marie von Dorneck für ſich zu gewinnen, hätte er ihm wohl anders prophezeit. Camilla und Karl hatten von der Zukunft alles zu erhoffen, wonach ihre Herzen ſich ſehnten. Nun kam die Reihe an Richard. „Hört nur!“ rief er munter und fing darauf zu leſen an: „Du haſt jung gefündigt — Du wirſt jung heirathen und jung ſterben! Du haſt betrogen und wirſt betrogen. Das Mädchen, das Du liebſt, hintergeht Dich, und die Du um ihretwillen verlaſſen haſt, wird ſich an Dir rächen. Von heute an führt Dich Dein Leben ſchnell abwärts.“ „Kurz und bündig!“ rief Dorneck mit halb⸗ erzwungenem Lachen. „Mir hättet Ihr ſchon etwas Beſſeres prophezeien können, Alter,“ fuhr er zu dieſem gewendet fort, „denn mir allein habt Ihr es zu danken, daß Ihr hier Zutritt erhieltet.“ . Der Hauſirer fing an, etwas Unverſtändliches zu murmeln, aber Dorneck fiel ihm ſchnell ins Wort: „Nun, Fräulein Roſa, jetzt laſſen Sie höreu, ob Sie bei der Schickſalsſchweſtern beſſer angeſchrieben ſtehen. Sie können wohl nicht ſehen, — ſoll ich für Sie leſen?“ 5 „O nein,“ verſetzte ſie und fing darauf, den Kopf tiefer auf den Zettel gebeugt, zu leſen an: „Du ſtrebſt nach etwas zu Hohem und wirſt dabei zum Falle kommen. Derjenige, den Du liebſt, hat Dich vergeſſen, — den Du zum Manne begehrſt, iſt ein Verräther, deſſen Namen Du niemals tragen wirſt. Du kennſt den Weg, der Dich rettet; ſchlage ihn ohne Zögern ein; die nächſten vierundzwanzig Stunden werden über Dein Schickſal entſcheiden. von Dir gefordert wird. Zögerſt Du, ſo werden Kummer und Sorgen über Dich kommen!“ „Wahrhaftig, das klingt ja ganz geheimnißvoll!“ rief Dorneck. „Wer lehrte Euch die ſchwarze Kunſt, Alter?“ fragte Horſt von Malten. „Das iſt ſchlimmer, als Ihr Wittwer, Marie,“ wandte Roſa ſich mit mattem Lächeln zu Jener, indem ſie ihren Zettel in Stücke riß und ſie in die Flamme warf. „Unſer ehelicher Himmel ſieht in der That trübe aus.“ „Ich fange an, abergläubiſch zu werden!“ rief Sophie von Malten. „Was mag wohl mir beſchieden ſein? Du wirſt Dich glücklich verheirathen,“ las ſie darauf, „lange leben, und geſchätzt und geachtet ein hohes Alter erreicheu. Wenig intereſſant!“ ſetzte ſie ſich achſelzuckend hinzu. Stephanie ward ein ſchöner Mann, viel Geld und eine große Familie prophezeit. „Nun leſen Sie, Hauptmann Karſten,“ wandte ſie darauf mit funkelnden Augen zu dieſem. „Das iſt ja eine lange Epiſtel,“ bemerkte dieſer, während ſein Auge über den eng beſchriebenen Zettel glitt. „Iſt das alles für mich? Ja? Nun, ſo hören Sie!“ 5 „Du biſt von Feinden umgeben und thäteſt, gut, ſie zu verlaſſen. Was Du auch von der Liebe erhoffen magſt, ſie wird Dir kein Glück bringen. Du biſt einſt wankelmüthig geweſen und mußt jetzt die Folgen davon tragen. Doch in allem Anderen wirſt Du Glück haben. Du wirſt einſt ein großer bedeutender Mann werden, wenn Du den Augenblick benutzt und Dich fernhälſt von den Frauen, Laß Dir rathen und verliere keinen Tag!“ i „Ihr ſeid ſehr gütig,“ ſagte Karſten kopfnickend, indem er dem Alten den Zettel zurückgab; „aber Wappne Dich mit Muth gegen eine Antwort, die 5 ich habe keine Eile hier fortzukommen.“ Deutſch keine Zuflucht und ſtotterte ein paar unber⸗ ſtändliche Worte, dann wandte er ſich zum Gehen, Richard von Dorneck begleitete ihn bis zur Th, bemüht, etwas mehr aus dem Munde herauszubringen, aber umſonſt; ſelbſt durch Geldſpenden ließ derſelbe ſich nicht zu freierer Rede herbei. „Der Menſch flößt wenig Vertrauen ei, Richard,“ meinte Karſten, als Jener in das Zimmer zurückkehrte, „Sie thäten gut, ihn nicht wieder ins Haus zu laſſen.“ „Ich wünſchte, ich hätte ihn überhaupt nicht hereingelaſſen,“ entgegnete Dorneck verſtimmt. Am folgenden Tage wehte ein heftiger Nord⸗ wind und dichte Schneeflocken trieben durch die Luft; ſo waren die jungen Leute in Dorne darauf angewieſen, ihre Unterhaltung im Hauſe zu ſuchen. Roſa hatte ſich in ihr Zimmer zurückgezogen, Die finſter gerunzelte Stirn in der aufgeſtilen Hand ruhend, grübelte ſie vergebens darüber nach, was der geheimnißvolle Beſuch des anſcheinenden Hauſtirers wohl zu bedeuten habe. Trotz ſeiner Vergleidung hatte ſie nämlich in ihn ſofort als den verhaßten unbekannten Späher erkannt, der wü ſchon ſeit Monaten ihre Ruhe ſtörte. „Was wollte er von ihr? Was hatte ſie von ihm zu fürchten? Er hatte ihr Rache geſchworen, wenn ſie ſich nochwals weigerte, ihm Gehör z ſchenken. Was hatte er vor? Würde er ſeine Drohung ausführen, ihren Ruf untergraben und ſie um ihre jetzige Exiſtenz als Erzieherin im Dorneck ſchen Hauſe bringen? g Der Hauſirer nahm hinter ſeinem ſchlechten Forſetzung folgt. a du htl. hi Tg n dienkag 3 * E u n mer Corps 185 dee lin ng in li Whg, 22. 17 1 U fahl A pc m, dteg den u Süen ur A5 Ic Kiter fte 5 ale tuch lt