Lad Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Forpuszeile oder deren kaum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen g und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 5 72 b 1 5 eee , 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 1100 a n verantwortlich: Kar 5 Druck und Verlag von Karl Molitor, 500 Ladenburg. Ladenburg. Nn „ 7 „„ 1'. Mittwoch, den 20. Januar 1897. 150000 Politiſches angenommen. Die erſte Kammer wird morgen] nur auf Muthmaßungen und Combinationen. N 1 über das Geſetz beraten; die einſtimmige Annahme In Wahrheit ſteht die Sache ſo, daß der neue ff Karlsruhe, 15. Jan. Die zweite Kammer ſteht auch da ſicher zu erwarten. Am Montag ruſſiſche Miniſter des Auswärtigen, ſelbſt wenn l * rhandelte heute über den Geſetzentwurf betreffend wird der Landtag geſchloſſen. er gewiſſe Antipathien gegen Deutſchland hegen 15 f e een der Sie Bude e Karlsruhe, 16. Jan. Die I. Kammer Au doch 1 ſein wird, 8 den en, in 3 ½ prozentige. Die Bu ge ommiſſion ſtellte nahm einſtimmig den Geſetzentwurf betr. die nordnungen des Czaren zu fügen, ganz a geſehen edel den Antrag, das Geſetz unverändert anzunehmen. Umwandlung der 4prozentigen Staatsanleihe in von der nun einmal beſtehenden Nothwendigkeit, dr Nach der Vollzugsverordnung hat die Anmeldung Ae der Kündigung ſeitens der Inhaber der Schuld⸗ 4 titel auf Rückzahlung bis zum 18. Februar zu erfolgen. Vom Landtag wurde dieſe Beſtimmung geneymigt. In der Generaldiskuſſion ſprachen ſich ſämtliche Redner im Weſentlichen zuſtimmend zu dem Geſetz aus. Der Finanzminiſter begrüßte mit Genugthuung die allgemeine Zuſtimmung, die im Weſentlichen demGeſetzentwurf zu Teil geworden 3% prozentige an; Prinz Karl enthielt ſich der Abſtimmung. — Die aprozentige Verzinſung ſämtlicher Obligationen dauert bis 1. Oktober; alle Zinsabſchnitte werden auf 1. April und 1. Oktober geſtellt. Berlin, 18. Jan. Am Berliner Hofe fand am Sonntag unter Entfaltung des herkömmlichen glanzvollen Ceremoniells das alljährige Krönungs⸗ und Ordensfeſt ſtatt. Demſelben wohnten von auswärts u. A. der Fürſt von Schwarzburg⸗ Rudolfſtadt und der öſterreichiſch- ungariſche Miniſter des Auswärtigen Graf Goluchowski als Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens bei. Letzterer war vor ſeiner Abreiſe von Wien nach Berlin vom Kaiſer Franz Joſeph in beſonderer Audienz empfangen worden. Wohl anläßlich des Ordens⸗ feſtes ſind von Kaiſer Wilhelm die höchſten Beamten der Republick Mexiko durch Verleihung preuſiſcher Orden ausgezeichnet worden. Der Präſident Porfirio Diaz erhielt das Großkreuz des Rothen Adler⸗Ordens, der Miniſter des Aeußeren Ignacio Mariscal und der Finanz⸗ miniſter Joſe Linantour erhielten den Kronen⸗ orden I. Cl. (Rußland). Die Ernennung des Grafen Murawiew zum neuen Leiter der auswärtigen Politik Rußlands wird in einem Theile der europäiſchen Preſſe noch fortgeſetzt erörtert. Die von einigen Blättern hierbei vertretene Meinung, Graf Murawiew ſei ein ausgeſprochener Franzoſen⸗ freund und demnach Deutſchenfeind, beruht offenbar die gegebenen politiſchen Verhältniſſe zu nehmen wie ſie ſind. Jedenfalls klingt die Petersburger Meldung ganz glaubwürdig, welche zu verſichern weiß, Graf Murawiew werde mit Zuſtimmung des Czaren die friedliche Politik des Fürſten Lobanow ſtreng fortſetzen. (Oeſterreich⸗Ungarn). Die Berliner Reiſe des Grafen Goluchowski gewinnt dadurch eine bemerkenswerthe politiſche Beleuchtung, daß kurz vorher die dreibundfeinlichen Strömungen gewiſſer öſterreichiſcher Kreiſe in einem Artikel der Wiener „Reichswehr“ ſcharf zum Ausdruck gebracht worden waren Wohl ſtand dieſe Reiſe ſchon vor der Veröffentlichung des erwähnten Artikels feſt, aber vielleicht hat derſelbe nur dazu beigetragen, den Entſchluß zur Ausführung des geplanten Beſuches des Miniſters Grafen Golu⸗ chowski in Berlin zu einem unabänderlichen zu machen. Man darf als gewiß annehmen, daß der Graf dieſe Gelegenheit benützen wird, der deutſchen Regierung nochmals zu verfichern, wie fern die öſterreichiſch⸗ungariſche Regierung ſolchen Beſtrebungen und Geſinnungen ſteht, wie ſie in dem Artikel der „Reichswehr“ wiederum zum Ausdruck gelangt ſind. Uebrigens hatte Graf Goluchowski in voriger Woche eine längere Con⸗ ferenz mit dem öſterreichiſchen Miniſterpräſidenten Grafen Badeni und dem ungariſchen Miniſter⸗ präſidenten Baron Banffy, an der außerdem noch einige andere Miniſter teilnahmen. 3511 und gab der Erwartung Auzdruck, daß der — Geſetzentwurf einſtimmige Annahme ſinde. Er na lege gerade auf die einſtimmige Annahme großen 8 b Wert, weil die Convertierung bei der Bevölkerung ſchre mit gemiſchten Gefühlen aufgenommen werde. Durch einſtimmige Annahme werde am ſicherſten 3. 6 der Bevölkerung die zwingende Notwendigkeit der — Converſion dokumentiert. Ueber die Verwendung der Erſparniſſe, die durch die Convertierung rock erzielt werden, ſeien endgiltige Beſtimmungen noch 5 1. nicht getroffen. Sollte das nächſte Budget mit ihnliche einem Defizit abſchließen, ſo würden in erſter 12 05 Linie die Erſparniſſe zur Deckung dieſes Fehl⸗ N 5 betrages verwendet werden. Sonſt ſeien die fer. f Erſparniſſe zur Deckung der Eiſenbahnſchulden one beſtimmt. In der Spezialberatung ſtellten die 1 Abg. Frank und Genoſſen den Antrag, die Friſt —— für eine weitere Herabſetzung des Zinsfußes, . ſowie außerordentliche Tilgung der umgewandelten III Staatsanlehen ſtatt auf zehn, wie die Vorlage 5 vorſieht auf acht Jahre feſtzuſetzen. Dieſer Antrag 1 wurde mit allen gegen 17 Stimmen abgelehnt. 11 Das Geſetz wurde hierauf unverändert einſtimmig fifa bn Durch Aampf zum Glück. . Roman von J. Pia. . 0 1 . Hing ſie doch noch ſo mit ganzem Herzen an 1 dem Geſpielen ihrer Jugend, daß ſie bitteres Weh empfand, als ſie ſah, wie er die Geſellſchaft der ee Franzöſin ſuchte, mit welchem Lächeln er 4. f dem Funkeln ihrer feuerigen Augen begegnete, wie lebhaft er mit ihr plauderte, wie froh er mit ihr lachte! O, ein ſeltſames Spiel ſich verkennender Herzen entſtand, um ihre wahren Empfindungen zu betäuben, und daraus enſtand eine Kette von Leiden und Verwirrungen. — — — Eines Morgens kehrten die jungen Damen aus der Kirche heim; Roſa war die einzige, die anſtatt zu fahren, vorzog den Weg zu Fuß zurück⸗ ulegen. Sie war noch nicht weit gekommen, als ie ſchnelle Schritte hinter ſich vernahm — bald var Karſten an ihrer Seite. „Ganz allein?“ hub er an, „warum benutzten Sie nicht den Wagen? Das wäre ihnen wohl beſſer eweſen — Sie ſehen blaß und angegriffen aus.“ „Ich fühle mich aber ganz wohl und gehe lieber zu Fuß,“ entgegnete ſie. i Karſten hub von gleichgiltigen Dingen an zu reden, da er aber nur ſehr einſilbige Antworten erhielt, ſtockte die Unterhaltung allmälig, bis ſie endlich ſchweigend nebeneinander hergingen. N „Ich möchte Ihnen etwas ſagen,“ hub er na 785 1 einer kleinen Weile plötzlich wieder an, „jetzt iſt wohl der geeignetſte Moment hierfür. Ich weiß nicht, wie Sie meine Worte aufnehmen werden, doch ich hoffe, ohne Groll, wenn ich Sie verſichere, daß mich nur Ihr Wohl ohne jedwedes eigene Intereſſe dazu veranlaßt.“ Er ſchwieg, als er aber vergebens eine Antwort erwartete, fuhr er fort: „Haben Sie ſich auch ſeit meiner Ankunft hier im Dorneckſchen Hauſe auf durchaus fremden Fuß mit mir geſtellt, ſo hoffe ich doch, daß Sie mir das Recht eines alten Bekannten noch einräumen und von einem ſolchen auch eher einen Rath anhören, als von einem Fremden.“ — Roſa ſah mit fragendem Blicke zu ihm auf. „Sie befinden ſich hier in einer gefährlichen Lage,“ fuhr er ſeltſam erregt fort. „In einer gefährlichen Lage?“ wiederholte ſie, während ihr das Blut heiß in die Stirn ſtieg. „Ja, Fräulein, Roſa — es kann Ihnen ſelbſt kaum mehr unbekannt ſein, daß die beharrlichen Anfmerkſamkeiten Richard von Dornecks bei Ihrer Stellung hier im Hauſe Sie ein falſches Licht ſtellen, Ihren guten Ruf allmälig untergraben muß.“ Roſa hatte eine heftige Erwiderung auf den Lippen, er aber fuhr mit einer abwehrenden Be⸗ wegung unbeirrt fort: „Und wenn ich durch meine Worte den letzten Reſt Ihrer mir freundſchaftlichen Geſinnung verſcherze — es ſoll, es muß heraus! So ſchmerzlich es mir iſt, Sie vor meinem eigenen Freunde warnen zu müſſen, halte ich es doch für meine Pflicht, Sie auf Dornecks Leichtſinn auf⸗ merkſam zu machen. — Es wird auch Ihnen kaum mehr unbekannt ſein, daß Fräulein von Malten allgemein für ſeine Braut gilt. — Kein Wunder daß die Leute über ſeinen vertrauten Verkehr mit Ihnen nur ſpöttiſch die Achſeln zucken und böſe Nachrede führen. — Um Ihrer Stellung, um Ihrer ſelbſtwillen dürfen Sie dieſes Spiel nicht länger dulden, es ſei denn, daß Dornecks Beziehungen zu Fräulein von Malten nur auf leerem Gerede beruhen, und er — Ihnen gegenüber ernſte Abſichteu hegt,“ ſetzte er zögernd hinzu. Roſa war bei dieſen letzten Worten Karſtens ſehr bleich und ernſt geworden, dann belebte aber plötzlich eine jähe Röthe ihre Wangen und ſie entgegnete haſtig: „Sagen Sie dies auch Herrn von Dorneck. „Warum warnen Sie nicht ihn vor ſeinem Leichtſinn und ſeiner Thorheit, da er Ihnen doch näher ſteht als ich. Vielleicht ſchenkt er ſeinem Freund Gehör, vielleicht läßt er ſich abbringen von dieſer Thorheit, von dieſer unglaublichen, dieſer ganz unbegreiflichen Thorheit! Sie können ihn doch ſicher davon curiren.“ Dunkle Röthe ſtieg Karſten bei dieſen in ſpöttiſchem Tone geſprochenen Worten Roſas in die Stirn. „Sie haben Recht, mich daran zu erinnern, daß ich mich um Dinge kümmere, die mich eigentlich nichts angehen,“ erwiderte er bitter. 9 8