vom Gerichtsvollzieher vorgenommenen Verſteiger⸗ ung eine Lebensverſicherungspolice über 10000 Mk. Da die Verſicherung noch nicht drei Jahre beſtand und ſomit einen Rückkaufswerth nicht hatte und im Uebrigen auch keine Perſon, und nicht einmal Angehörige des Verſicherten ein Gebot abgaben, ſo erhielt Herr Eiſenhut die Police für die Angehörigen deſſelben ein, um Anſprüche auf die Lebensverſicherungs⸗Summe geltend zu machen. Da die Auszahlung aber noch nicht erfolgt war, ſo konnte Herr Eiſenhut auch noch keine Geſchenke machen. Darauf erhob die Wittwe des Verſtorbenen Klage auf Auszahlung der Ver⸗ ſicherungsſumme, abzüglich der Prämien. Ganz unerwartet entſchied ſodann das Karlsruher Land⸗ gericht zu Gunſten der Wittwe und ſprach Herrn Eiſenhut nicht einmal Zinſen für die bezahlten Prämien zu. Gegen dieſes Urtheil wird Berufung eingelegt werden. 8 — Hamburg, 21. Dez. Die Geretteten es „Iltis“ treffen heute Nachmittag hier ein. Seitens der Offiziere und der Regimentsmuſik es 76. Infanterie⸗Regiments und des Marine⸗ Vereins findet Empfang ſtatt. Die Rhederei der „Hertha“ gibt ein Abſchiedseſſen. Am Dienſtag rfolgt die Abfahrt nach Wilhelmshaven. — Eſſen, 19. Dez. (Lebendig verbrannt.) on einem ſchrecklichen Unglück wurde die Familie ines hieſigen Arztes betroffen. Während der bweſenheit der Eltern war deren dreijähriges s mit dem Licht in Berührung gekommen ſein, enn als man das Zimmer betrat, fand man das ind ſchwer verbrannt als Leiche vor. — Würzburg, 21. Dezb. Bei einem Zimmerbrande, der bald gelöſcht wurde, ſind 2 ohne Aufſicht gelaſſene Kinder im Alter von 2 7 Jahren erſtickt. — Konſtanz, 20. Dez. (Eine Unterſchlagung bei der Reichsbank.) Der Direktor der hieſigen Filiale der Reichsbank, Ludwig Hegele, iſt ſeit Freitag verſchwunden. Die angeordnete Unter⸗ ſuchung hat ergeben, daß er den Betrag von 360,000 Mk., welchen er nach Berlin ſenden ſollte, nicht aufgegeben hat. Außerdem ergab ſich ein bedeutender Fehlbetrag in der Kaſſe. Die Unter⸗ ſchlagungen ſollen insgeſamt eine halbe Million betragen und man vermuthet, das Hegele das Geld bei ſich trägt und geflohen iſt. — Wie uns ſoeben noch weiter gemeldet wird, beträgt die unterſchlagene Summe im Ganzen 600,000 Mark. Für dieſe Summe können nach den uns gewordenen Mittheilungen die Aufſicht führenden Direktoren nur hinſichtlich desjenigen Betrages verantwortlich gemacht werden, welcher von Hegele infolge falſcher Buchungen ꝛc. veruntreut wurde, nicht aber wegen der zuletzt noch unterſchlagenen Summe von 360,000 Mk. — Konſtanz, 20. Dezb Der flüchtige Bankdirektor Hegele von der hieſigen Reichsbank⸗ nebenſtelle veruntreute im Ganzen 610,000 Mark Bankgelder, davon ſeit letztem Mittwoch 360,000 Mk., die er mitnahm. 350,000 Mk. unterſchlug Hegele zur Deckung privater Börſenverluſte ſchon von Juli 1894 an und verhüllte durch Wechſel⸗ reiterei den Fehlbetrag. Dieſer wurde bei der Reviſion der hieſigen Nebenſtelle durch die Karls⸗ ruher Reichsbankſtelle vor einem Monat nicht entdeckt, dagegen letzte Woche von der Berliner Reichsbank. Auf eine Anfrage aus Berlin über den Verbleib von 350,000 Mk. antwortete nämlich Hegele, das Geld ſei unterwegs, was ſich nicht beſtätigte. Samstag Vormittag wurde die hieſige Staatsanwaltſchaft unterrichtet. Hegele, dem die Reichsbank bereits auf 1. Februar gekündigt hatte, flüchtete Freitag Vormittag über die Schweiz; er ſtieg auf der benachbarten ſchweizeriſchen Station Ermatingen in den Zug ein, wo er zwei hieſige Bekannte traf, denen er, als er in Etzwylen den Zug wieder verließ, ſagte daß er eine kurze Fuß⸗ tour mache. Seitdem fehlt jede Spur. Hegele, der in den beſten Kreiſen verkehrte, iſt ohne Vermögen. Laut „B dz.“ ſollen auch Private durch dieſes bedauerliche Ereigniß in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen worden ſein. So ſoll ein in Kreuzlingen wohnhafter Privatier mit 100,000 Mark in Frage ſtehen. — Zürich, 22. Dez. Die Züricher Zeitung meldet, der flüchtige Bankagent Hegele kam am letzten Freitag in einen Gaſthof zu Lichtenſteig, Kanton St. Gallen und ſagte dem ihm bekannten Beſitzer, er ſei nervenkrank und wollte ſich er⸗ holen. Er blieb dann faſt immer auf un l Zimmer. Geſtern Vormittag wurde er, deſſn langes Ausbleibens auffiel, in bedenklichem Zu⸗ ſtande im Bett aufgefunden. Die herbeigerufenen Aerzte ſtellten Morphiumvergiftung feſt. Der 58 71 zuhtlich 1 * Kranke wurde dann in das Hospital zu Wattwyl gate d gebracht. in 10 . Wien, 20. Dez, Nach Privatmeldungen , fl ſind bei der Explosion ſchlagender Wetter im gun Szechenyi⸗Schachte 42 Perſonen getödtet und 19 ſchwer verwundet; 26 Arbeiter werden vermißt. Eine amtliche Mittheilung beziffert die Zahl der J Getöteten auf 36, diejenige der Schwerverwundeten auf 18 27 Arbeiter werden vermißt. ö Lebt — Refikza (Ungarn), 20. Dez. Das 1 Kohlenbergwerk der öſterr.⸗ungariſchen Stagts⸗ eiſenbahndomänen wurde von einer furchtbaren Kataſtrophe heimgeſucht. Geſtern Abend entſtand im Szechenyiſchacht infolge ſchlagender Wetter e verel ein Grubenbrand. Im Schacht waren 268 Arbeiter. n Der größte Theil wurde gerettet, 11 getödtet, ltd, dn 12 ſchwer verletzt, 57 fehlen. Der Schacht Wei brennt zur Stunde noch. Es wurden die um⸗ a faſſendſten Rettungsverſuche ausgeführt. 59 Arbeiter rufflgende ſcheinen leider verloren. iſt ein koloſſaler. — Reſchitza, 21. Dez. Aus dem unauf⸗ hörlich brennenden Schacht wurden heute wieder mehrere verkohlte Leichen gebracht. Die Rettungs⸗ aktion iſt hoffnungslos, da außer dem erſticken⸗ den Rauch vordringendes Grundwaſſer die Rettnunz verhindert. 47 in den Schacht eingeſchloſſene Arbeiter ſind verloren. Geſtern Mittag wurden noch Hilferufe gehört, heute herrſcht Todtenſtille. 21 Leichen wurden geſtern unter Theilnahme der ganzen Ortſchaft beerdigt. Nach dem Ausſpruch von Fachleuten dürfte der Schacht noch mehrere Tage brennen. Die Staatsbahn hat einen Schaden von 300,000 Gulden. — Budapeſt, 21. Dez. Der Szechenyi⸗ ſchacht wurde hermetiſch verſchloſſen, um durch Entziehung der Luft den Brand zu erſticken. Die Arbeiter retteten ſich durch einen unterirdiſchen Gang, der in den Almaſſyſchacht führt. Eine geſtern beer digte Leiche wurde heute auf behörd⸗ liche Anordnung erhumirt, weil der Todtengräber Klopfen im Sarge gehört haben wollte. Bis heute Abend fehlen noch 45 Bergleute. DDer hohen Feiertage wegen fällt die nächſte Nummer aus. Der materielle Schaden 0 Diel meiſten derg Taufgäſte hatten erſt vor wenigen Stunden die Reſidenz mit ihrem unauf⸗ hörlichem Lärm und Treiben verlaſſen und kamen ſich nun wie verzaubert vor in dieſer von längſt vergangenen Zeiten redenden Umgebung. Ein ganz eigener Zauber lag über der Tauf⸗ handlung, es war wie ein Stück Frieden in all dem Wirrwarr des Weltgetriebes draußen. Die Maien⸗ ſonne fluthete durch die kleinen Fenſter und jetzt umwob ſie mit goldenem Schimmer die junge Mutter, die da im weißen Kleide auf den Stufen des Altars kniete und den Segen über ſich ſprechen ließ, ein glückſeliges Menſchenkind. Aller Blicke waren auf Ellinor gerichtet in den Augen ihres Mannes aber ſchlimmerten Thränen, faſt noch nie war er ſich ſo ſeiner tiefen Liebe zu Ellinor bewußt geweſen, wie in dieſem weihevollen Augenblick. — Mein Weib, mein Kind, dieſe Worte umfaſſen alle Seligkeiten des Daſeins heute für ihn. — Für ſie will er ſchaffen, will er arbeiten und allein nur leben. Und nun öffnen ſich die Thüren des Gottes⸗ hauſes und die Geſellſchaft ſtrömt hinaus nach dem See hinunter, wo einige bekränzte Boote zur Ueber⸗ fahrt bereit lagen. Es iſt ein buntes lebensfrohes Bild, als man ſich gruppirt und die Boote nun auf dem blauen See ſich ſchaukeln. Wir fanden lauter Bekannte unter den Taufgäſten wieder. Alle, die einſt in dem gefälligen Hauſe Koſers verkehrt, haben Einladungen, die ſie mehr dder weniger über⸗ raſchten, zu dem Tauffeſt erhalten. Da ſah'n wir Fräulein Klein, Frau v. Frege, beide Damen in etwas beobachtender, ſpähender Stimmung; Profeſſor Wandrers, Leutenant Seiten und Berner, der längſt ſein ſchönes Gleichgewicht wiedergefunden, und heute ſich des Glückes ſeines Freundes von ganzem Herzeuzfreut. 0 Die andächtige Stimmung, welche die Tauf⸗ derſelben. geſellſchaft in der kleinen Kirche erfaßt hatte, iſt längſt verflogen hier draußen inkder Frühlingsſchöne, wo das volle Leben der Gegenwart ſie wieder umfängt. Heitere Scherzworte fliegen hin und her, Frau v. Frege verſucht Koſer gegenüber den alten Ton wieder anzuſchlagen, es gelingt ihr aber nicht, er iſt doch ein anderer geworden ſeit jenen fröhlichen Reiſetagen im vergangenen Sommer, und ſcheint es ganz verlernt zu haben, ſich auf der leichten Ober⸗ fläche des Daſeins zu bewegen. Er iſt in die Tiefen gedrungen und hat ſeine Lebensaufgabe jetzt mit heiligem Ernſt erfaßt, und das Alles ſollte das Werk ſeiner Frau ſein? Berner wenigſtens hatte das neulich behauptet, und ſo eigen gelächelt, als ſie ihm entgegnet, daß die großen Geldverluſte ihn doch wohl hauptſächlich an den Schreibtiſch getrieben. Der gute Berner war eben blind, ein⸗ genommen für Frau Koſer, er kannte die Frau zu wenig, ſonſt hätte er ſolche Behauptung ſchwerlich aufgeſtellt. Die kleine einfache Frau ſollte ſoviel Einfluß auf ihren Mann haben! Das mochte glauben wer wollte, ſie, Melitta Frege, würde ſich nie davon überzeugen laſſen! Ellinor betheiligte ſich wenig an der animirten . Unterhaltung rings um ſie herum, ihr ganzes Sein war von einem Gedanken, einer Frage erfüllt — „Was wird Herbert ſagen?“ ſo fragt ſie ſich immer wieder. Ihr Traum, den ſie damals an jenem Herbſt⸗ abend hier auf dem See geträumt, er ſollte ſich ja in wenigen Minuten erfüllen, dort ſah ſie ſchon durch das zarte Frühlingsgrün die weißen Säulen jener damals im Bau begriffenen Villa ſchimmern, eine Fahne wehte luſtig von dem kleinen Thürmchen Jetzt machen die Boote wieder den Bogen der in die kleine Bucht hinein führt, und vor den erſtaunten Blicken all der Taufgäſte liegt wie ein wunderſchönes Bild nun die Villenkolonie. Ellinors Blicke ruhen nur auf der einen Villa, ſie iſt feſtlich bekränzt, eine Ehrenpforte iſt am Eingang des Vorgartens errichtet, „Station der Seligkeit“ leuchtet ihnen da in weißer Blumenſchrift entgegen. Ihre zitternde Hand legt ſich auf den Arm ihres Mannes, was wird er ſagen? Wie wird er es aufnehmen? So fragt ſie ſich jetzt faſt zagend und ängſtlich. — Wie auf ſtillſchweigende Verabredung ordnet ſich nachdem Alle die Boote verlaſſen, der Taufzug a höflic jetzt wieder. Voran ſchreitet die Wärterin mit dem kleinen Herbert, welchen Namen die junge Mutter doch ſchließlich beſtimmt hat, warum ſollten die beiden ihr theuerſten Menſchen nicht einen Namen führen. Die Frau Geheimrath und Profeſſor Werner folgten als die beiden würdigſten Path der Wärterin, ſie wiſſen beide ganz genau, de dort in der feſtlich geſchmückten Villa ein ſolenn Feſtmahl ihrer harrt, und auf ihren Geſichter zeige ſich nichts von Ueberraſchung, von Staunen wie auf all den andern Phyſiognomien. „Wer öffnet uns denn hier ſo gaſtlich ſeine Villa?“ fragte Koſer. „O Herbert — ich — es war ja Alles nicht wahr die Geſchichte mit dem Bankier — ſei mi nicht böſe,“ ſtammelt die junge Frau verwirrt un findet die rechten Worte nicht in dieſem Momer höchſter Erregung. Wie im Traum ſchreitet ſie jetzt an ſeine durch die Ehrenpforte mit den weißen Blumen worten, iſt es nicht zu ſchön für die Wirklichkeit wird es nicht verwehren wie ein ſchöner Traum? „Und da ſteht ja auch Friedrich!“ ruft Koſe verwundert auf den einſtigen Dienerl blickend, hinter welchem jetzt lächelnd das Geſicht von Ellinors 2 früherer Zofe auftaucht. e Schluß folgt. 0 f