1 15 under des Herrn Ludwig Cromer, das frühere irthshaus zur Mainluſt, iſt geſtern Abend halb 6 Uhr durch eine Exploſion größtentheils zerſtört worden. Der Knall war ſo heftig, daß die Fenſter ſelbſt in ganz entfernten Stadttheilen erzitterten, während in der nahegelegenen Farbfabrik von Dr. Groß ſämmtliche Gasflammen erloſchen und verſchiedene Fenſter zertrümmert wurden. Der hart an der Straße liegende Mittelbau der Fabrik bildet einen Trümmerhaufen aus zerbrochenen Balken, zerbrochenen Eiſenſcheiben, Mauerwerk und Schutt. Leider ſind viele Menſchenleben zu beklagen. In dem Füllraum, in dem die Exploſion entſtand, waren 14 Mädchen mit dem Füllen von Patronen, deren Hauptbeſtand das Knallqueckſilber iſt, beſchäftigt. Sie alle wurden unter den Trümmern begraben. Die Arbeiter der benach⸗ barten Fabriken, ſpeziell die der Werkzeugfabrik von Sauter und Meßner, von wo auch die erſte telephoniſche Meldung nach der hieſigen Polizei gelangte, waren alsbald zur Stelle. Ebenſo Herr Baumeiſter Scheuermann mit ſeinem Bruder und Arbeitern ſowie Herr Bürgermeiſter Medikus, der telephoniſch die umfaſſenden Anordnungen traf. Alsbald erſchien die Polizei, Feuerwehr und Militär. Durch die Dunkelheit wurde Anfangs in Folge mangels genügender Beleuchtung die Arbeit ſehr erſchwert. Alle Anſtrengungen waren darauf gerichtet, zu den unter den Trümmern Begrabenen zu gelangen. Das war auch von Erfolg begleitet, aber ſchrecklich ſahen die armen Opfer aus, ſchwarz verbrannt, die Kleider in Fetzen, mit gräßlichen Wunden, namentlich am Kopf und an den Händen wurden ſie ihrem Grabe entriſſen, und in die nahegelegene Farbfabrik und Wirhſchaft zur Mainluſt verbracht. Aerztliche Hilfe war unterdeſſen reichlich vorhanden, auch die Stadt⸗ geiſtlichkeit hatte ſich eingefunden. Es waren er⸗ greifende Szenen, die ſich hier abſpielten. Den angeſtrengten Arbeiten gelang es, bis 8 Uhr alle Verſchütteten zu bergen. Sechs Mädchen, meiſt in der Blüthe der Jahre und Stützen ihrer Eltern, lagen todt auf dem Stroh und wurden in das Leichenhaus verbracht; acht zumeiſt ſchwer Ver⸗ letzte wurden auf Tragbahren in das Spital ge⸗ tragen. Sie haben alle mehr oder minder ſchwere Verletzungen an den Armen, Händen und im Geſicht. Ihren Verletzungen iſt im Spital heute Nacht noch eine der Unglücklichen erlegen. Ein der Unglücksſtätte waren auch der erſte und zweite Staatsanwalt des Landgerichts erſchienen. Im Augenblick der Kataſtrophe befand ſich vor der Fabrik das Fuhrwerk der Eiſenhandlung S. Jakob, deren Knecht mit Abladen von Waaren für die Fabrik beſchäftigt war. Die Pferde mit dem Wagen gingen durch und entgingen ſo dem Ver⸗ derben, während der Knecht unter die nieder⸗ Schädelbruch erlitt; er befindet ſich ebenfalls im Spital. Die ganze Stadt ſteht unter dem Ein⸗ druck des ſchrecklichen Ereigniſſes. Ueberall macht ſich die lebhafte Theilnahme für die bedauerns⸗ werthen Opfer bemerkbar. In der Stadt ſind bereits Sammlungen eingeleitet. Ueber die Ur⸗ ſachen der Exploſion herrſcht noch vollſtändiges Dunkel, auch über die Frage, ob die beſtehenden Vorſichtsmaßregeln, die zur Verhütung derartiger Kataſtrophen angeordnet waren, eingehalten worden ſind. Wie es heißt, hatte ſich der Werkführer mit ſeiner Frau vorher in die Stadt begeben, während Herr Kromer mit ſeiner Frau in Frank⸗ furt war. Die Annahme, daß die Exploſion durch die Abendbeleuchtung entſtanden iſt, erſcheint nach „Frkf. Ztg.“ wenig glaubhaft, da die Lichter ſchon vorher angezündet worden waren. — Aſchaffenburg, 17. Dez. Von den bei der Exploſion verwundeten Mädchen iſt im Laufe des Tages noch eine geſtorben. Die Aerzte hoffen, die Uebrigen am Leben zu erhalten. Die ſeit geſtern Vormittag vernehmungsfähigen Mädchen wiſſen keine Angaben über die Urſachen der Ex⸗ ploſion zu machen. — Augsburg, 15. Dez. Ein gräßliches Unglück ereignete ſich auf dem Bierkeller des Brauereibeſitzers Sekzle in Göggingen. Drei Brau⸗ burſchen waren mit Bieraufziehen beſchäftigt, als plötzlich der Aufzug brach und ſeine Laſt auf die in der Tiefe Stehenden ſtürzte. Ein Brauburſche wurde förmlich zu Brei zermalmt und war ſofort tot. Der Tod eines zweiten Burſchen wird ſtünd⸗ lich erwartet. — St. Ingbert, 11. Dez. Ein in Völk⸗ lingen wohnender Bergmann hat in ſeiner Familie einen außerordentlich reichen Kinderſegen zu ver⸗ zeichnen. Der Mann iſt 10 Jahr verheirathet und erhielt deſſen Frau während dieſer Zeit nicht weniger als 14 Kinder. In den erſten fünf Arbeiter wurde leicht verletzt in ſeine Wohnung gebracht. Unverletzt blieb ein Mädchen, das ſich Jahren kamen je eins, in den nächſten drei Jahren je zwei, und jetzt iſt der Storch ſogar mit Drillingen ſtürzenden Trümmer zu liegen kam und einen iſt 9 Jahre alt Der Mann iſt o gewiß nicht zu beneiden, denn bei dem Ver dienſte desſelben wird wohl Schmalhans 9 Küchenmeiſter ſein. — Gmünd, 16. Dez. Der 21 alte Sohn des Bäckers Sonnenta g ſtern abend halb 8 Uhr mit eine Revolver. i Nähe beſchäftigte Waſchfrau ſo unglückli Kopf, daß ſie ſofort tot zuſammenbrach. — Paris, 15. Dez. Das der „Revue des deux Mondes“ hri geringe Der theuerſte Seidenſtoff, von dem der Verfaſſe ſeit dem Mittelalter bis in unſere Tage Kunde erhalten hat, iſt ein Goldtuch, welches Louis NIV im Jahre 1670 für einen Schlafrock kaufen ließ und das 414 Franken jetziger Währung koſtete Vergangenen Sommer wurde aber in Lyon ein Lampas mit weißem Grund, von dem ſich Blumen Vögel und Blätterwerk reliefartig abhoben, fü die deutſche Kaiſerin verfertigt. Urſprünglich war dieſer Prachtſtoff für ein Kleid beſtimmt, aber wurde dann zu Gardinen verwendet. koſtete 600 Franken und davon erhielt der Weber über 100 Franken. — Welchen Erſatz die Poſt für beſchädigte oder abhanden gekommene Packete leiſtet, dürfte jetzt beim Herannahen des Weihnachtsverkehrs für alle Abſender von Poſtpacketen von beſonderer Wichtigkeit ſein. Die Poſtverwaltung erſetzt bei gewöhnlichen Packeten im Fall der Beſchädigung, des Verluſtes oder eines durch verzögerte Be⸗ förderung bezw. Beſtellung entſtandenen Schadens den wirklich erlittenen, höchſtens jedoch für ein halbes Kilogramm 3 Mk, und zwar, wenn dur ch verzögerte Beförderung oder Beſtellung der Inhalt verdorben iſt, oder wer ſeinen Werth ganz oder theilweiſe verloren hat. Bei Packeten mit Werth⸗ angabe wird der wirklich erlittene Schaden bis zur Höhe des verſicherten Betrages erſetzt. Bei⸗ Einſchreibepacketen erfolgt im Falle einer Beſchädig, ung die Erſatzleiſtung wie bei gewöhnlichen Packetene im Falle des gänzlichen Verluſtes jedoch ohne Rückſicht auf den Werth der Sendung mit dem feſten Betrage von 42 Mk. „ muſern verchr —— Nel unntag, . . le der Zu 10 Chriſtbaur 2 Ferner 1 unermüdlich nach ſeinem Aufenthalt forſchte, und es wohl an der Zeitz ei, daß er der Weltß ſich wieder einmalzzeige, Fauchs ſeiner Verehrerinnen, be⸗ ſonders Fräulein Klein, die ſichz ganz begeiſtert zu ihm über ſein Buch ausgeſprochen., aeg Koſerlächelteßundpgedachte jenes Abends im Ausſtellungspark, wog dieſe Dame im ſtolzen Be⸗ wußtſein ihresz Erfolges ſo auf ihn herabgeſehen und wo er ſich ſchließlich wie ein wahnſinniger be⸗ nommen, auch Ellinor gegenüber. Die Schamröthe ſtieg ihmzins Geſicht bei dieſer Einnerung, daß es ſo weit hatte kommen, daß erſt ſolche ſchwer⸗ wiegenden Ereigniſſe eintreten mußten, ihn zur Beſinnung zu bringen. Ellinor ſchien ſeine Gedanken zu errathen, auch in ihr waren ähnliche Erinnerungen aufge⸗ ſtiegen, und ein ſtolzes Glücksgefühl erfüllte ſie, hatte ſie doch auch ihr Theil mit beigetragen zur großen Wandlung, die mit Koſer ſeitdem vor ſich gegangen. Sie reichte ihm die Hand und beide verſtanden ſich ohne Worte. Berner geſtand jetzt ein wenig verlegen, daß er Fräulein Klein auf ihr Drängen das ſtille Aſyl hier verrathen habe, und ſie erklärt hätte, ſobald die Knoſpen ſprängen, ſie aufzuſuchen. „O, unſere ſchöne Einſamkeit!“ ſeufzte Koſer, „ſte iſt auf immer dahin, wenn die Berliner erſt hierher dringen, Schönheiten bietet ja hier die Um⸗ gegend genug zu lohnenden Ausflügen, und über Allem liegt hier noch der Zauber der Unberührtheit, der heiße Athem einer blaſirten, genußſüchtigen Welt berührte dieſe Stätten hier noch nicht.“ „Na vorläufig amüſirt ſich Berlin noch auf andere Weiſe, und die Schneegefilde draußen werden für's erſte noch keine Touriſten hierher locken,“ ſagte Ellinor. „O dann wird das Publikum, das vor der großen Weltbühne ſitzt, den Schriftſteller, der es im Winter ſo gut unterhalten, mit lauter Stimme herausrufen, um ihm den vollen Dichterkranz auf die Stirn zu drücken!“ fiel Berner ein. „Für immer können Sie ſich überhaupt hier nicht be⸗ graben, ihre Mitmenſchen haben ſchon noch ein An⸗ recht auf Sie.“ „Nun, gebe ich ihnen, nämlich den Mitmenſchen denn nicht mein Beſtes in meinen Werken!“ „Die Menge aber will ihre Dichter ehren, will Fühlung haben mit ihrer Perſönlichkeit, und ſchließlich wird es ihre Thätigkeit ſelbſt wieder er⸗ fordern, mit der Welt und in der Welt zu leben!“ „Vorläufig ſcheint ja meine Phantaſie noch auszureichen, etwas Stoff habe ich in der thaten⸗ loſen Zeit doch wohl, vielleicht ganz unbewußt ge⸗ ſammelt und ſollte ſie dennoch erlahmen, nun, dann können wir uns ja einmal wieder hineinſtürzen in den Strudel der Geſelligkeit. Was meinſt Du, Ellinor? Hältſt Du mich jetzt für gefeſtigt genug, daß wir das wagen können, ohne daß ich wieder auf Abwege gerathe, und meiner Muſe untreu werde.“ „Ja, jetzt glaube ich an Dich!“ verſetzte Ellinor, „Du biſt ein anderer geworden, ohne Sorgen und Bangen würde ich heute ſchon mit Dir nach Berlin zurückkehren; aber die Einſamkeit gefällt uns doch ſo gut hier, und wenn es dann Frühling wird,“ — ſetzte ſie träumeriſch hinzu, und blickte wie in weite Fernen — „Was haſt Du nur mit dem fragte Koſer ſie lächelnd. „O, ich denke es mir ſo herrlich, ſeinen Ein⸗ zug hier draußen zu erleben, wenn die erſten Knospen ſpringen, wenn der Wald wieder grün Frühling?“ „Und wenn es Frühling wird — dann . Nun dann?“ wird, wenn die Veilchen blühen und die Obſtbäume 222200 Ausgerelt Alten abe Großſtadt habe ich ja noch nie ſo einen rechten Frühling erlebt.“ „Bleiben wir denn und warten auf den Frühling wie zwei Kinder auf das Weihnachtsfeſt,“ ſagte Koſer. „Das Schönſte und Beglückendſte bleibt doch, daß wir ihn zuſammen verleben dürfen.“ f Er hatte den Arm um Ellinor gelegt und ſie näher an ſich herangezogen. 5 „Was war der Frühling ohne Dich, ſo heißt es ja wohl im Liede!“ Berner fühlte ſich auf einmal ſehr überflüſſig, und griff nach ſeinem Ueberzieher, ziemlich über⸗ ſtürzt verabſchiedete er ſich, drückte die Pelzmütze tief in's Geſicht und ſtürmte hinaus in den Winter⸗ abend. Es war da etwas in ihm aufgeſtiegen, nicht Neid ſolcher kleinlichen Regungen war er nicht fähig, aber die traurige Erkenntniß, daß er ver⸗ dammt war, eneſagend vorüberzugehn an dem keich beſetzten Tiſch des Lebens. f Da galt es, ſich innerlich durchzuringen zu jener erhabenen Heiterkeit großer Seelen, die ihm vor allem noth that. ö Einſam ſchritt er über die weiten Schnee⸗ gefilde der Bahnſtation zu, und dachte und grübelte über die verſchiedenen Menſchenlooſe. Schließlich hat Alles ein Ende, der Tod gleicht Alles aus, er macht keinen Unterſchied zwiſchen Glücklichen und Unglücklichen, er ereilt jeden; aber müßte es nicht leichter ſein von dieſer Erde zu ſcheiden, wenn man ihre Schönheiten auch genoſſen hat, wenn man ſich ſagen darf, von all den Freuden, die dieſer ſchöne Planet bietet, brauchte ich mir nicht eine zu ver⸗ ſagen, ich durfte auf den Sonnenhöhen des Daſeins wandeln immer und immer bis zu meiner Stunde! mit einem Wort: ich lebte! i in bon * Cognat 2 1.— 0 * Seesen eee eee 7 — ul Unſer reichlich (Fortſetzung folgt.) hier überall in den Gärten. Als echtes Kind der —— 5