1 q aun 14 ent, Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. a . oder deren Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor 7 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile b Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, daß in der Preſſe männern“ des und fürchtet davon neue Beunruhigung. Ladenburg. . — o ee , 1 0 S 2 1 No. 101. Politiſches. Berlin, 13. Dez. Da wiſſentlicher Meineid zur Zuſtändigkeit der Geſchworenen ge⸗ hört, ſo wird der Kommiſſär v. Tauſch, und zwar, wie angekündigt wird, Anfang Januar vor dem Schwurgericht erſcheinen Im Hinblick nun darauf geht in der Preſſe die Erörterung darüber weiter, ob er Hintermänner gehabt und wer ſie eweſen ſind. Die erbittertſten Gegner des Fürſten Bismarck weiſen in mehr oder weniger beſtimmten Andeutungen auf die „Bismark⸗Clique“, wie die Köln. Volksztg. ſich ausdrückt, hin, wobei der Umſtand benützt wird, daß v. Tauſch geäußert hat, die amtliche Stellung des Herrn v. Marſchall gebühre dem Grafen Herbert Bismarck. Im Hinblick auf ſolche Erörterungen ſprechen die Hamb. Nachr. wiederholt den Wunſch aus, daß die Hintermänner ermittelt werden möchten; das Blatt ſagt u. A.: „Die Kreuzzeitung beklagt es, noch weiter nach „Hinter⸗ Herrn v. Tauſch geſucht werde, Das thun wir auch, glauben aber, daß das beſte Gegenmittel darin beſteht, daß von keiner Seite verſucht wird, dem Forſchertriebe, der ſich der öffentlichen Meinung hinſichtlich der eigentlichen Urheber der ermittelten Intriguen bemächtigt hat, Gewalt anzuthun. Es beſteht nun einmal, gleich⸗ viel mit welchem Rechte, in weiteren Kreiſen der Eindruck, daß der Prozeß namentlich in ſeinem letzten Stadium nicht auf alle Fragen, die auf⸗ geworfen waren, genügend Antwort gegeben habe, und man fragt ſich, wie dies gekommen ſei. Es iſt ja möglich, daß man dabei von falſchen An⸗ nahmen und Vorausſetzungen ausgeht; aber dann heſteht um ſo weniger Grund, von einer weiteren Beſchäftigung mit der Frage der Hintermänner Nachtheil zu erwarten. Auch wird es ſich ja in 1 5 8 ittwach, den 16. Dezember Ladenburg. dem bevorſtehenden Prozeß Tauſch zeigen, ob der Berliner Polizeikommiſſarius bei Anſtiftung der Preßintriguen lediglich ſeinem eigenen Antrieb gefolgt iſt, oder ob er irgendwelche Hintermänner gehabt hat. Es iſt anzunehmen, daß der Herr v. Tauſch, wenn ihm Verurtheilung zu Zuchthaus wegen Meineids droht, den er im Zuſammenhang mit den Recherchen über die fraglichen Intriguen geſchworen hat, zögern wird, die eigentlichen An⸗ ſtifter derſelben zu nennen. Es hat alſo keinen Zweck, die Erörterung der Hintermänner⸗Frage in der Preſſe abzuſchneiden. Man erweckt damit nur den Anſchein, daß wirklich etwas vorliege, was nicht in die Oeffentlichkeit kommen dürfe, und ſchadet dadurch der Sache, der man nützen möchte. Außerdem halten wir es für ein Gebot der Gerechtigkeit, daß kein Mittel, auch kein außergerichtliches, unangewendet bleibt, um feſt⸗ zustellen, ob Herr v. Tauſch Hintermänner gehabt hat oder nicht, und wenn ja, wer dieſelben ſind. Denn in einem Theil der Preſſe iſt bereits ganz beſtimmt Verdacht nach verſchiedenen Seiten hin geäußert worden. So ſchreibt die „Köln. Ztg.“ unter der Ueberſchrift: „Gemeingefährliche In⸗ triguanten“, „Herr v. Tauſch ſtehe unter dem Verdacht, ſeit dem Amtsantritt Caprivis die In⸗ triguen gegen den Kaiſer, Caprivi, Marſchall, Bötticher geleitet zu haben; er dürfte dabei das Werkzeug in der Hand eines gewichtigen Hinter⸗ mannes ſein; die Vermuthung läge nahe, daß derſelbe in einer der frondierenden Gruppen zu ſuchen fei; es würde zur Aufdeckung des gemein⸗ gefährlichen Intriguennetzes beitragen, wenn man nun öffentlich feſtſtellen könnte, zu welcher der frondierenden Gruppen dieſer Herr gehöre.“ Wir theilen auch letztere Auffaſſung des Kölniſchen Blattes vollkommen und haben den dringenden Wunſch, daß nichts verabſäumt wird, um den Schuldigen, wenn ein ſolcher wirklich vorhanden — iſt, zu ermitteln und zur Verantwortung zu ziehen, grundlos oder böswillig Verdächtigte entlaſten. Verſchiedenes. Mannheim, 11. Dez. Heute Nachmittag erhängte ſich der Prokuriſt der Getreidehandlung Jak. Hirſch Söhne (Samenabtheilung) Joſef Weismüller. Ueber das Motiv iſt nichts bekannt. — Karlsruhe, 11. Dez. Fürſt Max Egon zu Fürſtenberg hat dem Großherzog geſtern den Orden ſeines verſtorbenen Vetters, des Fürſten Karl Egon, zurückgereicht. Der Großberzog hat bei dieſem Anlaß dem Fürſten den Hausorden der Treue verliehen. — Karlsruhe, 11. Dez. Eine intereſſante Entſcheidung fällte dieſer Tage das Landgericht in Civilſachen. Bei einem Konkursverfahren war eine Lebensverſicherungspolice über 10 000 Mk. um 5 Mk. erworben und, da der Verſicherte bald ſtarb, die Summe auch eingezogen worden. Da die in bitterſter Noth lebenden Hinterbliebenen von dem Policeninhaber nichts erhalten konnten, ſo ſtreugten ſie einen Prozeß an. Das Urtheil lautete, der Inhaber der Police habe keinen Rechtsanſpruch an die Verſicherungsſumme, ſondern habe ſie nach Abzug ſeiner thatſächlichen Aus⸗ lagen zurückzuerſtatten. — Landau, 12. Dez. Der Gemeine der 8. Kompagnie des 18. Inf.⸗Reg. Henn von Kaiſers⸗ lautern und der Kanonier Kaiſer des 5. Feld⸗ Art.⸗Regts. entſprangen geſtern Abend aus dem Militärgefängniß. Um ein Bedürfniß zu befriedigen, läutete einer der Beiden dem aufſichtführenden Gefreiten, dieſer öffnete auf Verlangen die Zelle, in welcher der Andere eingeſponnen war und die Beiden fieleu nun über den Gefreiten her und warfen ihn in eine der Zellen, deren Thür ſie abſchloſſen, und hierauf das Weite ſuchten. 8 Stationen der Seligkeit. Novelle von F. Stöckert. 1 Fortſetzung. 3 Ellinor war es, als hätte ſie das Alles ſchon einmal erlebt, als wäre ſie ſchon vor langen Jahren ſo mit ihrem Mann über den See gefahren, im herglühenden Abendroth, und über dem Portal jener Villa da drüben da hatte mit leuchtenden Lettern geſtanden: Station der Seiigkeit. — Das Boot hatte angelegt und ſie waren eingetreten durch dieſes Portal, Koſer, ſie und das kleine zarte Ge⸗ ſchbyf auf ihren Armen, das mit den Dichteraugen ihres Mannes zu ihr aufblickt — aber das iſt ja keine Vergangenheit, das iſt ſo ein leuchtender ſeliger Zukunftstraum, Ellinor! Sie hat ihn ſo oft träumt, daß er ihr heute wie etwas wirklich Erlebtes erſcheint. Jetzt beſinnt ſie ſich, ein Er⸗ köthen fliegt über ihr Geſicht, und ſie wirft einen ſcheuen Blick auf ihren Mann, als ob ſie befürchtete, daß er ihre Gedanken errathen habe. ö Dieſer aber nickte ihr freundlich zu. a „Es war doch eine ſchöne Feier des heutigen Tages, dieſe ſtille Fahrt über den See“, ſagte er dann, „mir iſt ſo mancher gute Gedanke gekommen, ich werde wohl heute noch bis in die ſpäte Nacht Aebeiten, ſo aufgelegt fühle ich mich dazu. Du beſorgſt mir wohl eine Taſſe ſtarken Thee.“ Als ſie gelandet, geht er ſofort hinauf nach ſeinem beſcheidenen Studierzimmer, Ellinor beſorgt . 22. ihm den Thee, und dann ſetzt ſie ſich unten im Wohnzimmer an das Fenſter und freut ſich des Lichtſchimmers der kleinen Studierlampe, der auf den See hinaus einen glänzenden Streifen wirft. War ſie nicht doch begnadigt vor vielen, ſeine Frau zu ſein. Welche reiche beglückende Zeit hatte ſie hier in dieſer Einſamkeit, die nur durch die Beſuche Berners und ihrer Mutter zuweilen unterbrochen wurde, an ſeiner Seite durchlebt. Sie war jetzt überzeugt, daß ihr Leben, möge es ſich geſtalten wie es wolle, nie ganz in Alltäglichkeit verlaufen würde, und das Opfer, das ſie auf Berners Rath gebracht, es dünkte ſie jetzt ſo klein im Hinblick auf das Große, was ſie damit erreicht. Immer glänzender, immer ſchöner ſtieg die Zukunft vor ihr auf, während ſie ſo im dunklen Zimmer ſaß, die Blicke auf den glänzenden Licht⸗ ſtreifen im See gerichtet, der da Kunde gab von der Thätigkeit ihres Mannes. Nach einigen Tagen erſchien Berner und Frau Geheimrath Straten, Koſer zu ſeinem Erfolg zu gratuliren. Sie waren die Einzigen, die Kunde davon erhalten, die übrige Welt ſollte nicht eher davon erfahren, als bis ſein Buch im Druck er⸗ ſchien, hatte Koſer beſtimmt. Fröhlich ſaß man beim feurigen Ungarwein beiſammen, von welchem edlen Naß die Frau Ge⸗ heimräthin Tags zuvor eine Kiſte voll geſchickt, zum großen Staunen ihres Schwiegerſohnes, dem plötzlich der Gedanke kam, daß ihre Vermögens⸗ zuſtände doch nicht ſo ganz ſchlecht ſein konnten wie? wenn? was war das nur für eine wahn⸗ ſinnige Idee, die ihm da kam, er warf einen Blick auf Ellinor; nein lächerlich, hinweg damit, eines ſolchen Opfers iſt keine Frau fähig, auch nicht die ſeine! Er blickte ſich um in dem einfach ausge⸗ ſtatteten Zimmer mit der geſchmackloſen, billigen Tapete, und dann dachte er an all den Luxus, an den Ellinor gewöhnt geweſen von Jugend auf, das ſollte ſie alles aufgegeben haben, nicht einem bittern Muß folgend, ſondern eines großen, hochherzigen Planes wegen, den er jetzt nun zu durchſchauen glaubte. „Und nun immer höher und höher hinauf auf der Ruhmesleiter!“ mit dieſen Worten riß ihn Berner aus ſeinen Gedanken. „Stoßen wir an auf neue glänzende Erfolge!“ Die Gläſer klangen wieder und wieder zu⸗ ſammen, und dann trat Ellinor mit ihrer Mutter an das Fenſter, „ſie hätten ſich ſo viel mitzutheilen, was für Männerberzen nicht tauge,“ ſagte ſie ſich entſchuldigend. Die Blicke ihres Mannes waren ihr mit einem eigenen forſchenden Ausdruck gefolgt, dann wandte er ſich wieder zu Berner. „Sie dürfen ja auch nicht ausbleiben die klingenden Erfolge,“ ſagte er leiſe, „habe ich doch in Zukunft für Weib und Kind zu ſorgen.“ Berner ſah ihn einen Moment ganz erſtaunt an und dann drückte er ihm warm die Hand.