2 Monat Gefängniß; Völlmer, Gerichtsbericht⸗ erſtatter, 300 Mark Geldſtrafe, Leckert sen., Kaufmann, Freiſprechung. 5 Berlin, 8. Dez. Das Urtheil in dem Prozeß Leckert⸗ v. Lützow lautet: Leckert wird wegen verleumderiſcher Beleidigung zu 18 Monaten Gefängniß, wobei der Gerichtshof annimmt, daß er keinen Gewährsmann gehabt habe; v. Lützow wegen einfacher Beleidigung zu 18 Monaten Gefängniß; Dr. Plötz wegen einfacher Beleidigung zu 500 M. Geldſtrafe, Berger wegen Beleidigung des Ausw. Amtes zu einem Monat Gefäng niß, Foellmer wegen Beleidigung des Staatsſekretärs v. Marſchall zu 100 M. Geldſtrafe verurtheilt. Leckert sen. wird freigeſprochen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 7. Dezbr. (Expreßgut⸗ Beförderung). Bei dem bevorſtehenden Weihnachts⸗ Verſandt verfehlen wir nicht unſere geehrten Leſer auf die im inneren Verkehr der Main⸗Neckar⸗ Eiſenbahn (einſchließlich der in Betracht kommen⸗ den Stationen der Großherzoglich Heſſiſchen Nebenbahnen) ſowie im directen Verkehr mit Stationen der Badiſchen⸗, der Württembergiſchen⸗ und der Bayeriſchen Staatseiſenbahnen, der Plälziſchen Eiſenbahnen, der Reichseiſenbahnen in Elſaß Lothringen, der Königlichen Eiſenbahn Direction Frankfurt a/ M., der Cronberger Eiſen⸗ bahn, der Heſſiſchen Ludwigs⸗Eiſenbahn, der Bregthalbahn, der Zell⸗Todtnauer Bahn, der Nebenbahnen Mannheim⸗Weinheim⸗ Heidelberg⸗ Mannheim, Worms ⸗Offſtein, Oſthofen⸗Weſthofen, Sprendlingen⸗Wöllſtein und Reinheim⸗Reichelsheim beſtehende Einrichtung der Expreßgutbeförderung aufmerkſam zu machen. Einfaches Annahme⸗ und Abfertigungsver⸗ fahren, ſofortige Beförderung mit dem naͤchſten der Perſonenbeförderung dienenden Zuge bei mäßiger Tarberechnung, ſowie raſche Zuſtellung am Beſtimmungsorte bilden die Hauptvorzüge dieſer Einrichtung und machen dieſelbe namentlich für dringliche Sendungen empfehlenswert. Die Aufgabe des Expreßgutes hat bei den Gepäckabfertigungen ſpäteſtens 15 Minuten vor Abgang des Zuges, mit welchem die Beförderung gewünſcht wird, zu geſchehen. Die Sendungen müſſen mit deutlicher, dauerhafter Adreſſe verſehen ſein. Die Beigabe eines Frachtbriefes oder einer Begleitadreſſe (eines Begleitſcheines) iſt nicht erforderlich. — Ladenburg, 8. Dezbr. Das Erſte Süddeutſche Luſtſpiel Enſemble unter Direction [V. Osgord wird in den nächſten Tagen im Saale zum Hirſch drei Theatervorſtellungen geben. Der Geſellſchaft geht der beſte Ruf voraus und iſt nur zu wünſchen, daß der Beſuch ein recht zahl—⸗ reicher wird. — Doſſenheim, 6. Dez. Am Samstag den 5. d. Mts., verunglückte der 86 Jahre alte Taglöhner Kraft dadurch, daß in ſeinem Schlaf⸗ zimmer ein Schrank umfiel und ihn derart verletzte, daß er alsbald ſtarb. 8 — Karlsruhe, 5. Dezbr. Es ſcheint beſchloſſene Sache zu ſein, daß erſt dem nächſten badiſchen Landtag die Umwandlung der Aprozent⸗ igen badiſchen Staatsſchuldver ſchreibungen in 31 sprocentige vorgelegt wird, wie ja in der That Baden hinter den Nachbarſtaaten nicht zurückbleiben kann; thatſächlich liegt die Einwillig⸗ ung der früheren Kammermehrheit ſchon jetzt vor, aber man wiad doch die Geſetzesform vorziehen Der augenblickliche Stand des Zinsfußes an der Börſe, der ſchon ſeit Wochen anhält, würde an und für ſich eine Umwandlung und Zinsherab⸗ ſetzung auszuſchließen geeignet ſein, wenn man ihn nicht für nur vorübergehend hielte; dieſer hohe Zinsfuß von 4 Procent hängt zum Theil mit dem wachſenden Geldbedürfniß der Induſtrie zuſammen. Daß man keinen grundſätzlichen Werth darauf legt, beweiſt u. a. der ſoeben in der Schweiz geſtellte Antrag, die 3 ½ procentigen Bundesſchuldverſchreibungen in Zprocentige umzu⸗ wandeln. — Landgerichtspräſident Baumſtark in Waldshut hat bereits ſeinen Dienſt wieder an⸗ getreten; die über ſeinen Krankheitszuſtand ver⸗ breiteten Nachrichten ſcheinen ſehr übertrie ben geweſen zu ſein. — Karlsruhe, 5. Dez. Wie aus ver⸗ ſchiedenen Zeitungsnachrichten bekannt iſt, wurde die Zwangserziehungsanſtalt Flehingen im Laufe dieſes Jahres wiederholt durch Feuersbrunſt heimgeſucht. Es waren meiſt große Brände, von denen die Anſtalt betroffen wurde, und jedesmal zeigte es ſich, daß das Feuer von böswilliger Hand gelegt worden war. Die Brandſtifter wurden in den meiſten Fällen in Zöglingen der Anſtalt ermittelt, die, wie die früheren Gerichts⸗ verhandlungen ergeben haben, zum Verbrechen ſchritten, um ihre Freiheit wieder zu erlangen. Die heutige Strafkammer befaßte ſich wiederum mit einem der Brandſtiftung angeklagten Zögling, dem 16 Jahre alten Auguſt Wilhelm Streſcher ! aus Freiburg. Am 29. Auguſt d. J. war auf dem Dachraum des Anſtaltsgebäudes Flehingen ein Brand ausgebrochen, welcher ſchnell um ſich griff und einen Theil des Dachſtuhls zerſtörte, Auch bei dieſem Brande ſprachen alle Umſftände dafür, daß man es mit einer Brandſtiftung zu thun hatte. Der Verdacht der Thäterſchaft richtete ſich gegen Streicher, der aber auf das Entſchiedenſte leugnete. Zweimal wurde gegen denſelben die Unterſuchnng eingeleitet, zweimal mußte ſie wegen mangelnder Beweiſe eingeſtellt werden. Da ve rrieth ſich, und zwar in der Nacht vom 9. auf 10, November Streicher ſelbſt. Dieſer gehört zu den Menſchen, die in ihren nächtlichen Träumen laut ſprechen und dadurch, was ihr Gewiſſen peinigt, ihr Gemüth bewegt, verrathen. In jener Nacht rief er wiederholt laut: „Herr Verwalter ich will es geſtehn, ich habe den Brand gelegt!“ Zwei im gleichen Schlafſaale befindliche Zöglinge, die zufällig wach waren, hörten dies und machten davon am anderen Morgen dem Verwalter der Anſtalt Mittheilung. Die Strafkammer erkannte gegen den jugendlichen Brandſtifter, der ein um⸗ faſſendes Geſtändniß ablegte, auf 1 Jahr 9 Monate Gefängniß. — Oppenau, 7. Dezbr. Das Straßb. Tagebl. meldet, Aſſiſtenzarzt im Infanterieregiment Nr. 143 Dr. Salmenbach in Straßburg iſt geſtern auf einem Ausfluge, den er mit einem Freunde in den Schwarzwald machte, abgeſtürzt und ſofort todt geblieben. Die Leiche wurde na Oppenau gebracht. Salmenbach war ſeit kurze Zeit verlobt. — Erlangen, 5. Dez. Heute Morge verbrannte hier ein in einer Fabrik beſchäftigte 24jähriges Mädchen. Der Inhalt eines Gefäßes, in welchem ſie Schellack kochte, ergoß ſich über den unteren Theil ihrer Kleidung, welcher Feue fing. In ihrem Schrecken rannte ſie ſchreien durch die Fabrik und auf die Straße und wa ſchließlich eine Flammenſäule. Die erzeugte Hitz war ſo groß, daß die Ohrringe und das Geld welches das Mädchen in der Taſche hatte, ſchmolzen Noch bei Bewußtſein wurde die Unglückliche die chirurgiſche Klinik gebracht, wo ſie im Laufe EBC des Tages ſtarb. e Ni Hemdt linter Damen- fertigt geſtril — — „Konſtantin“, Schacht Nr. 2. wurde geſtern durch — Bochum, 6. Dezbr. d zu haben in der ein Sprengſchuß ein Bergmann getödtet, zwe ſchwer verwundet. Räumen waren zugezogen. Die ſchöne Villa ſollte vermiethet oder verkauft werden, ſo hieß es. Beſtimmtes wußte Niemand, die Frau Geheimräthin, die ihre Wohnung im untern Stock der Villa noch inne hatte, ſchwieg ſich ſo zu ſagen aus. Fragte man nach ihren Kindern, erwiderte ſie unbefangen, daß dieſe auf Reiſen ſeien, und ſchien die höhniſchen, zweifelnden Mienen der neugierigen Frager nicht zu bemerken. Auf Reiſen! Jetzt, wo es zum Winter ging! Und wo es doch allgemein hieß, daß die Frau Geheimrath ihr Vermögen durch den Bankrott ihres Bankiers verloren hätte. Daß Koſers auf Reiſen ſein ſollten das mochte glauben wer Luſt hatte. 5 * . 1* „Ich, vermuthe, Koſer und Gemahlin ſitzen in irgend einem weltfernen Krähwinkel, er, der große Schriftſteller, vielleicht als Redacteur des Lokalblattes dort, meinte Fräulein Klein eines Abends als einmal wieder die Frage über den Verbleib des Koſer' ſchen Ehepaares in dem Künſtler⸗ und Schrifſtellerkreiſe erörtert wurde. Eine kleine Geſellſchaft, worunter auch Berner, Profeſſor Wandere und die beiden Maler Sturm und Heinz Keller, hatte ſich in dem geſchmackvoll ausgeſtatteten Salon der Malerin heute verſammelt. Seit ihrem Erfolg in der Kunſtausſtellung und dem glänzenden Verkauf ihres Bildes an einen reichen Engländer hatte Fräulein Klein ihren Salon und ihre Empfangstage. Sie verſtand es, ihren Gäſten den Aufenthalt bei ihr ſo angenehm wie möglich zu machen, und beklagte es nur, daß Koſer nicht zu dieſen Gäſten zählte, und nicht ſchauen durfte, was ſie alles erreicht, ganz allein durch eigene Kraft. Da würde er wohl zur Einſicht kommen, wie blind er geweſen, an i zugehen und eine Ellinor Straat 5 75 1 40 . e Was konnte dieſe Frau jetzt ſein, da der Glanz des Reichthums ihr genommen, doch nur ein Laſt. „Für ſein Talent iſt es vielleicht ein Segen, daß die Verhältniſſe ſich ſo geſtaltet haben,“ nahm Berner jetzt das Wort. „Sein Talent,“ berſetzte Fräulein Klein gering⸗ ſchätzig; „glauben Sie denn noch daran?“ „Gewiß glaube ich daran, wer weiß, was die Zukunft uns bringt!“ „Jedenfalls große unſterbliche Werke aus ſeiner Feder! „Ja, wenn er wieder frei wäre, dann vielleicht, aber eine Frau zur Seite wie Frau Ellinor, ein verwöhntes Kind des Reichthums, ſie wird ihm ſtets ein Hemmniß ſein.“ „Meinen Sie,“ ſagte Berner mit einem feinen Lächeln. „Haben Sie denn nie den Zug wahrer Frauengröße bei ihr bemerkt, der über all dem Kleinlichen ſteht, was ſo vielen Ihres Geſchlechts anhaftet.“ „Davon bemerkt ich allerdings noch nie etwas, und ſtehn Sie auch wohl einzig da mit dieſer Entdeckung!“ „Möglich,“ erwiderte Berner kurz und brach dann die Unterhaltung ab. Fräulein Klein eines Beſſern zu überzeugen wäre doch verlorene Liebes⸗ müh geweſen. Seine Gedanken ſchweiften, während die Unterhaltung ſich auf anderen Gebieten jetzt bewegte, weit hinweg aus dem eleganten Salon, hinaus über die Grenzen der Metropole nach einem fernen Walddorfe, wo Frau Ellinor in einem beſcheidenem Häuschen als Hausfrau waltete. Hätte Fräulein Klein dahin einen Blick jetzt thun dürfen, wäre ihr wohl ein Verſtändniß aufgegangen über das, was er unter wahrer Frauengröße gemeint. Vor einigen Tagen erſt war er dort in dem neuen Heim von Koſers geweſen und gemeint, noch ſo wunderbar reine Lebensluſt 15 JJV Gr haben, wie in dieſen beſcheidenen näumen. Drauße — hatte der Herbſtſturm durch die Wälder gebrauſt und der See, welchen man vom Fenſter aus ſehe 2 8 konnte, einer der ſchönſten Havelſeen, war in hohe Au Wogen gegangen, drinnen aber am gemüthliche Theetiſch hatte man in heiterer, geiſtig belebte Teenie Unterhaltung beiſammen geſeſſen, und keiner vo den drei Menſchen hatte etwas vermißt von all den Glanz und Luxus, mit welchem die moderne, ber Oecher wöhnte Menſchheit ſich jetzt zu umgeben pflegt, und N an welchen Ellinor von Jugend an gewöhnt war Herren. Wo ein großer Gedanke, ein hohes Strebe Herren den Menſchen ganz erfüllt, da verlieren alle ſolche 5 5 kleinen Aeußerlichkeiten, die doch nur das Alltags Damer daſein verſchönern ſollen, ihren Reiz; Koſer aber i ſowohl wie Ellinor waren jetzt von ſolchem Streben 9 ganz erfüllt; ein eigener Glanz lag auf ihren Var Zügen, und ließ dort die Schatten gemeiner Sorge nicht aufkommen. i Während Ellinor den Theetiſch gedeckt hatte dur ganz neu war Berner ſeinem Freunde Koſer nach deſſen Studierzimmer gefolgt. Es war ein einfaches Cb Gemach, deſſen einziges Fenſter eine Ausſicht nach dem See bot. Dort ſtand auch der Schreibtisch, der jetzt allerdings nicht mehr das Bild peinlicher Taill Ordnung aufwies, wie in den letzt vergangenen em Zeiten, ſondern von fleißiger Arbeit zeugte. 1 „O, Berner, was habe ich für eine Frau!“ unt rief Koſer, als ſie allein waren, „wenn ich wirklich ur Ji noch etwas erreiche, dann danke ich ihr es allein!“ du Berner nickte beiſtimmend. Das war ein fg a N wahres Wort, was Koſer da geſprochen, ohne die fung 5 len 1 Größe des Opfers zu ahnen, das Ellinor ihm geben gebracht hatte. H. Fortſetzung folgt. athmet zu 4980 N 85 *