ſeines Einfluſſes als Großmacht in die Wagſchale des Friedens gelegt. Durch den Hinweis auf eine derartig feſte Grundlage der ruſſiſch⸗deutſchen Be⸗ ziehungen habe Frhr. v. Marſchall der Sicherung und Entwickelung jener realen, auf gemeinſamen Intereſſen begründeten Freundſchaft zwiſchen Deutſchland und Rußland, für die ſchon die Reden der Vertreter der einzelnen Parteien den Beweis lieferten, einen noch größeren Dienſt geleiſtet. Faſt alle Fraktionsredner hätten auf frühere oder gegenwärtige ruſſiſch⸗deutſche Sympathieen hinge⸗ wieſen und für einen neuen Vertrag im Sinne der „Hamburger Nachrichten“ geſprochen. Sehr vertrauenerweckend ſeien auch die auf einen modus vivendi mit Frankreich bezüglichen Aeußerungen. Alles vom Redner über dieſen Punkt Geſagte ließe ſich nicht beſſer ſagen und finde die allgemeine Zuſtimmung und Billigung Rußlands. Auch in anderen Fragen ſtehe Deutſchland auf der Friedenswacht. Verſchiedenes. L Ladenburg, 24. Novbr. Der hier wohnhafte in Mannheim in Arbeit ſtehende Tüncher⸗ gehilfe Adam Knapp fiel heute Morgen von einem Gerüſte ſo unglücklich, daß deſſen Tod ſofort eintrat. Knapp war verheiratet, 43 Jahre alt und Vater von 7 Kindern. — Speyer, 20. Nov. Im Nachbardorf Neuhofen ermordete der Arbeiter Ganl den Nacht⸗ wächter Lubaſch, weil dieſer in vor Gericht zeugeneidlich belaſtet hatte. Der Mörder iſt feſt⸗ genommen. — Speyer, 19. Nov. Die Wahl Mae Kinleys zum Präſidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hat der pfälziſchen Kreishauptſtadt die Summe von 150,000 Mk. eingetragen. Und das kam, wie man der „Pfälz. Volksztg.“ ſchreibt, ſo: Vor ungefähr acht Wochen weilte dahier Henry Hilgard. Mit dem Leiter der hieſigen Diakoniſſenanſtalt, Pfarrer Scherer, verbindet in innige Freundſchaſt. Letzterer hegt nun die Abſicht in Speyer ein Aſyl für ſchwachſinnige und kranke Kinder zu errichten. Aber die bisher geſammelten Gelder wollten doch noch immer nicht ausreichen. Da kam vor einigen Wochen Hilgard hierher. Pfarrer Scheerer wandte ſich auch an ihn mit der Bitte um einen Zuſchuß für den geplanten Bau. Und Hilgard, der für die alte Heimath, ſpeciell auch für Speyer, ſchon ſo viel gethan hat, verſagte auch diesmal nicht. Ja er ging ſo weit, daß er ſagte: „Geht Mac Kinley aus der Wahl in den Vereinigten Staaten von Amerika als Präſident hervor, ſo übernehme ich die ganze für den Bau nöthige Summe von 150,000 M.“ Kinley iſt gewählt worden. Hilgard hat Wort gehalten; die Summe von 150,000 Mk. iſt an⸗ Karl Friedrich wurden geſtern durch eine Exploſion gewieſen und ſo wird den ſchon im nächſten Frühjahr mit den Fundamentirungsarbeiten des Kinder Aſyls dahier begonnen werden. — Karlruhe, 21. Novbr. Nach einer landesherrlichen Verordnung beträgt die Ueber⸗ gangsſteuer für Bier, das aus einem anderen Zollvereinsſtaate in das Großherzogthum oder aus dem Auslande oder einer Niederlage von unverzollten Waaren eines nicht zum Zoll-⸗Verein gehörigen Gebietstheiles in das Großherzogthum eingebracht wird, 1,20 Mark für das Hektoliter. Die Steuer⸗Rückvergütung für das über die Landesgrenze ausgeführte einheimiſche Bier beträgt nach Ziffer II, Artikel 7, des Geſetzes 2,60 Mk, nach Ziffer III, 2,75 Mark, in allen anderen Fällen 2,30 Mark, für in Baden von gewerbs⸗ mäßig betriebenen Brauerei⸗Geſchäften gebrautes Bier 1 Mark, für Bier das gegen Anrechnung des Uebergangsgeſetzes eingeführt worden iſt, 2,30 Mark. Für das in Baden gebraute Bier, das in der Zeit vom Januar bis Ende März 1897 zur Ausfuhr angemeldet wird, iſt an Stelle der obengenannten Rückvergütung eine ſolche von 2,50 Mark für das Hektoliter gewährt. — Straßburg, 22. Nov. Geſtern Nach⸗ mittag ereignete ſich auf einer Treibjagd in Erſtein ein ſchwerer Unglücksfall. Ein Jagdhüter näherte ſich mit ſeinem Hunde einem an der Jagd theil⸗ nehmenden und im dichten Unterholz auf dem Anſtand liegenden Premier⸗Leutenant der hieſigen Garniſon, welcher den Hund für ein Kaninchen haltend ſich bückte, um beſſer ſehen zu können. Dabei entlud ſich das Gewehr und der Jagdhüter wurde durch einen Schuß in die Bruſt ſchwer verletzt. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des Getroffenen konſtatiren. — Straßburg i. E, 23. Novbr. Der „Straßb. Poſt“ zufolge wurde geſtern bei Maurs⸗ münſter ein franzöſiſcher Wilderer von einem deutſchen Hegenmeiſter auf der Jagd erſchoſſen. Der Erſchoſſene hatte vorher mehrere Schüſſe auf den Hegenmeiſter abgegeben und ihn verwundet. — Dresden, 23. Novbr. Geſtern Nach⸗ mittag wurde hier der Inhaber einer Mehlgroß⸗ handlung Namens Schlemann mit ſeiner Frau und ſeinen drei Kindern in ſeiner Wohnung todt aufgefunden. Der jüngſte 13jährige Sohn gab noch Lebenszeichen von ſich. Wie die „Dresd. N R.“ melden, handelt es ſich um Selbſtmord durch Kohlenoxydgaſe, — Bochum, 21. Novbr. Auf der Zeche ſchlagender Wetter fünf Bergleute verletzt darunter zwei ſchwer. — Graz, 22. Nov. In Saldenhofen in Süd⸗Steiermark wurde in der vergangenen Nacht ein heftiges, ſechs Sekunden andauerndes, von donnerähnlichem Rollen begleitetes Erdbeben wahr⸗ genommen. 5 — Wetzlar, 21. November. Auf der Schlackenſandhalde der Buderusſchen Eiſenwerke wurden vier Arbeiter durch zuſammenſtürzende Maſſen verſchüttet. Einer derſelben konnte gerettet werden die anderen kamen um's Leben. — Waldenburg, 21. Nov. Nach dem Genuſſe von Kirmeßkuchen, erkrankten in Adelsbach ſämmtliche Mitglieder der Familie des Guts⸗ beſitzers Berger. Der Kuchen, das Geſchenk einer verheiratheten Tochter war mit Arſenik beſtreut, Frau Berger iſt geſtorben, vier Perſonen ſind ſchwer leidend. — Ueber das Züchtigungsrecht der Lehrer hat das Ober-Verw altungsgericht die wichtige Entſcheidung gefällt, deren Bekanntgabe manche falſche Meinung allzu empfindlicher Eltern berichtigen kann. In der Urtheilsbegründung heißt es wörtlich: „Der Lehrer iſt zur Vornahme „empfindlicher körperlicher Züchtungen“, und zwar ſowohl bei Schülern einer andern, wie auch bei ſolchen ſeiner eigenen Klaſſe abſolut berechtigt. Da deks Verhalten der Schüler auch außerhalb der Schule der Schulzucht unterliegt, ſo darf die Züchtigung ſeitens des Lehrers auch außerhalb der Schul⸗Lokalitäten ſtattfinden. Dasſelbe Recht hat auch der Geiſtliche in ſeiner Eigenſchaft als Religionslehrer. Die Schulzucht kann nur dann Gegenſtand eines gerichtlichen Verfahrens werden, wenn eine merkliche oder weſentliche Verletzung des Schülers ſtattgefunden hat. Als merklich oder weſentliche Verletzung gilt aber nur eine ſolche, welche Geſundheit und Leben des Schüler „nachweislich“ gefährdet. Blutunterlaufungen, blaue Flecken und Striemen gehören nicht hierzu, denn jede empfindliche Strafe läßt ſolche Erſchein ungen zurück.“ in die Erbärmlichkeit einer neidiſchen, mißgünſtigen Welt kleiner Seelen. War er wirklich ſchon ſoweit herunter der Mann, den ſie einſt ſo hoch geſtellt, daß er jetzt ihr ihren Erfolg nicht gönne? So fragte ſich Fräulein Klein und ſah ihn ſein nervös erregtes Geſicht und bemerkte, wie unruhig ſeine Augen, die faſt fieberiſch glänzten, hin und her flogen. Es kam ihm wohl in dieſem Moment etwas Selbſterkenntniß, er fühlte daß ſein Leben trotz allem äußern Glanzes leer, ohne Inhalt und ohne rechten Zweck war, und daß ſie die Malerin, auf die er ſo oft ſpöttiſch herab⸗ geſehen, ihn überflügelt hatte auf dem Gebiete der ſchönen Künſte. „Ich verſtehe vielleicht zu wenig von der Malerei, um ſolch ein Bild richtig beurtheilen zu können,“ ſagte er dann dreiſt und ſpöttiſch, als er ihrem prüfenden Blick begegnete. In dem Moment trat ein Herr mit einer Dame am Arm zu ihnen heran. Es war Lichtenow, der junge Gutsbeſitzer aus Thüringen. Mit einem Stolz, einer Wonne ſondergleichen ſtellte er das reizende, junge Geſchöpf an ſeiner Seite Koſer und Fräulein Klein als ſeine Frau vor. Den Eindruck einer Gutsbeſitzersfrau eines einſamen Landgutes machte der junge Dame freilich durchaus nicht, aber ſie ſah eben ſo ſtrahlend glücklich aus wie ihr Gemahl. „Ich habe nun doch die Frau gefunden, die mir die Poeſie in mein ödes proſaiſches Heim getragen,“ ſagte Lichtenow zu Ellinor, als man weiter gegangen und nachdem auch Lichtenow und ſeine Frau das Bild von Fräulein Klein aufrichtig bewundert hatten. „O das freut mich von Herzen,“ verſetzte dieſe, „und wie glücklich Sie ſind. Das ſieht man Ihnen beiden ſchon von weitem an!“ Es zuckte dabei faſt ſchmerzlich um die Lippen war es ihm nicht gegeben, der jungen Frau. kein Glück an. Ihr Gatte befand ſich in einer ſo gereizten, unſeligen Stimmung, wie faſt noch nie, und er ſchien heute jeden Erfolg eines Anderen als perſönliche Beleidigung aufzufaſſen, vielleicht auch das Glück des jungen Ehepaares hier. Finſter genug ſah Koſer wenigſtens aus, trotzdem die reizende Frau Lichtenow an ſeiner Seite ging, während Fräulein Klein mit einem ihr bekannten Maler im Gewühl der Menge verſchwunden war. Die junge Frau plauderte unbefangen auf Koſer los, und erzählte ihm von ihrem Mann, wie er ſo tüchtig wäre in ſeinem Fach, und ſeinen landwirthſchaftlichen Beruf faſt ideal auffaſſe. „Freilich behauptet er, ich hätte ihm das erſt gelehrt,“ meinte ſie mit einem lieblichen echt mädchenhaften Erröthen; „aber ich behaupte, er hat es nur bisher nicht gewußt, wie ideal ſeine Natur angelegt iſt. Wer den Blick für das Schöne nicht hat, der läßt ſich denſelben auch ſo leicht nicht aufreden. Mein Mann aber hat ihn!“ „Gewiß, das beweiſt ſchon die Wahl ſeiner Gattin,“ verſetzte Koſer galant und amüſirte ſich, wie die kleine Frau wieder über und über roth wurde. Mit einem warmem Blick ſtreifte ſie jetzt ihren Mann, und dieſer, wie magnetiſch angezogen davon, wandte ſich nach ihr um und nickte ihr lächelnd zu. Wie waren ſie glücklich die Beiden! Freilich iſt es nur ein Durchſchnittsglück, dachte der an⸗ maßende, hämiſche Koſer, was ihm nie genügen würde. Trotzdem ſtieg wieder ein Geſicht von Neid und Mißgunſt in ihm auf, wie vorhin, als ſie vor dem Bilde Fräulein Kleins ſtanden. Es war erbärmlich kleinlich, aber Koſer ver⸗ mochte nicht des Neides Herr zu werden. glücklich und Ach, ihr und Koſer ſah man; zu ſein auf dieſem Erdbau, der doch genug des Schönen bot. Andere waren doch auch glücklich. Ihn, Koſer, hatte das Schickſal doch wahrlich nicht ſtiefmütterlich behandelt, hatte ihm viel Gaben und viel Glück gegeben. 8 Doch wem da viel geben, von dem wird auch viel gefordert, er aber war dieſen Forderungen nicht nachgekommen, ſein Pfund lag vergraben, und es bedurfte wohl eines gewaltigen Anſtoßes, irgend eines erſchütternden Ereigniſſes in ihm aufzurütteln zu energiſcher Geiſtesthat. Fräulein Klein hatte ſich jetzt ihnen wieder zugeſellt. Die beiden Maler, in deren Begleitung zurückgekommen war, gehörten auch zu den glücklichen Ausſtellern. Ihre Bilder hatten viel Anerkennung auch in der Preſſe gefunden, die Medaille war ihnen ziemlich ſicher. Koſer, der ſie oberflächlich kannte, mußte ſich ſchon zu einigen Höflichkeitsphraſen zwing Seine Stimmung aber wurde durch dieſen Zuwachs der kleinen Geſellſchaft auch nicht gerade roſiger. War er denn heute dazu verdammt, nur mit glücklichen, vom Erfolge berauſchten Menſchen zu⸗ ſammen zu ſein! 5 War das nun der blutige Hohn des Schickſals ihm gegenüber, der ſonſt auch auf den Höhen zu wandeln geglaubt, herabgeſehen hatte auf die, die er heute beneidete. Mit irrenden, faſt fiebernden Blicken ſtarr er auf die Bilder rings herum, alles mehr oder weniger Erzeugniſſe ernſter, ausdauernder Arbe welche auch das größte Genie nichts erreich Warum zufrieden he u in wil, u kinräu in alle WI