inſicht und nſten Charakters Ew. bevoll⸗ mächtigten Geſandten, des Majors Nerazzini, dieſen denkwürdigen Tag zu einem Freudentag für die Väter und Mütter der italieniſchen Gefangenen machen können. Gott erhalte Ew. Majeſtät ein langes Leben. Verſchiedenes. L Ladenburg, 16. Novbr. Der hieſige Geſangverein veranſtaltete geſtern für ſeine Mit⸗ glieder ein Concert, das einen ſehr ſchönen Verlauf nahm. Der Chor ſang unter der bewährten Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Reallehrer Schmitthelm, einige neu eingeübte Chöre, darunter Eckerts Schifferlied, mit welchem ſich der Verein im Juli d. J. beim Heidelberger Sängerfeſt einen erſten Preis errungen hatte. Der Vortrag der Lieder zeigte gründliches Studium und war auch bezüglich des Ausdrucks ſorgfältig durchgearbeitet. Das Concert wurde aber ganz beſonders ver⸗ ſchönert durch hervorragende ſoliſtiſche Kräfte. Fräulein Mathilde Freitag aus Heilbronn erfreute die Zuhörer durch den Vortrag einer Reihe von Liedern. Ihre Stimme, ein heller Sopran von bedeutendem Umfange, hat in ihrem ungezwungenen Klanggepräge einen ganz beſtrickenden Reiz, während zugleich der tadelloſe Tonanſatz und die deutliche Ausſprache von dem ſorgfältigen Studium der Künſtlerin Zeugnis geben. Gleiches Lob ver⸗ dienen Phraſierung und Ausdruck. Frl. Freitag ſingt mit voller innerer Anteilnahme; ſie ver⸗ wendet die reichen Mittel ihrer Stimme nicht zu effektvollen Kunſtſtücken ſondern zur innigen Wieder⸗ gabe deſſen, was der Komponiſt gewollt hat. So vereinigt ſich bei Frl. Freitag eine hervorragend ſchöne Stimme mit künſtleriſcher Auffaſſung zu einem ergreifenden Geſamteindruck. Lebhafter Beifall folgte nach jeder Nummer. Möge Frl. Freitag uns recht bald wieder das Vergnügen bereiten, ihren herrlichen Vorträgen zu lauſchen! Herr Lehrer Schlez ſpielte ein Violinkonzert. von Beriot und zwei Variationen von Weiß und zeigte aufs neue, mit welcher Meiſterſchaft er ſein Inſtrument beherrſcht. In der That ſcheint es techniſche Schwierigkeiten für Herrn Schlez nicht mehr zu geben. Paſſagen, Doppelgriffe und andere Klippen, an denen manch ein Soliſt ſtrauchelt, überwindet Herr Schlez mit erſtaunlicher Leich⸗ tigkeit, weiß aber auch zugleich, ſeinem Inſtrument des Programms, dem die vollen Klänge des getragenen Liedes zu entlocken. Fräulein Dihl hatte die Freundlichkeit, die zahl⸗ reichen Solovorträge zu begleiten und führte ihre Aufgabe glänzend durch. Das reiche Figurenwerk im Beriot'ſchen Konzert und in einigen Liedern trat klar hervor und auch an den ſchwierigſten Stellen folgte Fräulein Dihl mit feinem Ver⸗ ſtändnis den Abſichten der Soliſten. Dankbarſt rechnen die Zuhörer dieſes Konzert zum Schönſten, was der Verein ſeit Jahren zu bieten vermochte, Möge ſich das verehrte Künſtler⸗Trio recht bald wieder zu einer ähnlichen That zuſammen⸗ finden! Die wohlgelungene Aufführung des Luſt⸗ ſpiels „Des Uhrmachers Hut“ bildete den Schluß ſich noch eine kleine Tanz⸗ unterhaltung anſchloß. — Heddesheim, 16. Nov. In der Nacht vom Samſtag auf Sonntag brach in dem Anweſen des Landwirths Peter Moos hier Feuer aus. 4 Scheunen brannten vollſtändig nieder und mehrere Wohnhäuſer wurden ſtark beſchädigt, ebenſo ſind 7 Stück Rindvieh und 12 Schweine in den Flammen umgekommen. Entſtehungsurſache iſt noch unbekannt. — Baden, 15. Novbr. Eine Erfindung, welche geeignet ſein dürfte, eine große Umwälzung auf dem Gebiete des Beleuchtungsweſens hervor⸗ zubringen, wurde von dem Sohne unſeres Mit⸗ bürgers Herrn Hofbüchſenmachers Nagel, Herrn Auguſt Nagel, Mitglied der däniſchen Gasglühlicht⸗ Compagnie in Kopenhagen, gemacht. Das Prinzip dieſer Erfindung beruht auf der Zuführung von komprimirter Luft in die unter einem Strumpfe brennende Gasflamme, wodurch dieſelbe bei ver⸗ mindertem Gasverbrauche die zehnfache Lichtſtärke des Auerlichtes erzielt; die Hauptvortheile ſind lt. „Bd. Tagbl.“ kurz folgende: Wunderbar ſchönes Licht und dabei billiger wie alle bis jetzt beſtehenden Beleuchtungs⸗Syſteme. Die Erſind⸗ ung iſt in den Betracht kommenden Kulturſtaaten patentirt und in diverſen Staaten ſind die Ver⸗ handlungen, den Verkauf der Patente betreffend, bereits im Gange. Der Erfinder, Herr Auguſt Nagel welcher vor einigen Tagen hier anweſend war, hatte die Freundlichkeit, vor einem kleinen Kreiſe von Intereſſenten ſeine Erfindung zu demonſtriren. Man war allgemein der Anſicht, daß dieſelbe als eine der bedeutendſten, welche bisher auf dem Gebite des Beleuchtungsweſens gemacht wurden, zu bezeichnen ſein dürfte. — Bühl, 15. Novbr. In einem Wagen des Frankfurt⸗Basler Schnellzuges — Karlsruhe ab 552 Uhr Nachmittags — bemerkte ein Reiſender aus Baſel durch Zufall, wie aus den Ach ſeines Wagens leichte Flammen ſchlugen. Uebereinſtimmung mit den Mitreiſenden wurd das Nothſignal gezogen, in wenigen Augenblicke hielt der Zug. Das Perſonal eilte gleich herb und es ergab ſich, daß die Achſen warm gelguf und dadurch das Holz in Brand gerathen wa Der Wagen mußte auf Station Bühl ausgeſte werden. Jedenfalls iſt dadurch ein größere Unglück verhütet worden. Der Zug kam m e ſtündiger Verſpätung in Baſel an. — Wien, 14. Nov. (Ueberſchwemmungen In Serbien, Bosnien, Bulgarien und der Türk entſtanden durch Hochwaſſer rieſige Schäden. Rudo am Lim ſind 110 Häuſer zerſtört, an d Drina wurden blühendſte Kolonien zerſtört. Ei Gendarmerieführer und 12 Mann ertranken b den Rettungsarbeiten. Die hier fälligen Pot aus der Türkei, Serbien, Bulgarien und Mage donien ſind ausgeblieben, ebenſo blieben in d Türkei die europäiſchen Poſten aus. — Madrid, 14. Nov. Die Gendarme entdeckte in San Felice bei Barcelona 400 Kilo Dynamit, 100 Patronen, 200 Kilogr. Geſchü pulver und 3000 Zündhütchen. — Das älteſte Ehepaar im deutſch Reiche dürften die Eltern des Rektors Tank Neumünſter ſein. Der Mann iſt 96, die Frau 92 Jahre alt. Sie ſind 68 Jahre verheirathet auen kerdel. i grktenenthum eing 1 aumhftlde und n Bale mf und haben bereits ihre goldene, diamantene u 1d, e eiſerne Hochzeit gefeiert, und wenn, was bei ih n un Mui kräftigen Konſtitution zu hoffen ſteht, ſie noch zwe und b bat Jahre am Leben bleiben, ſo würden ſie ein det n dn mn Eng degehen können, für das die deutſche Sprache bis 4 fe 8 jetzt noch keine Bezeichnung aufzuweiſen hat. Ez 3 4 1 wäre intereſſant, zu erfahren, ob es irgendwo ein noch älteres Ehepaar giebt. — Gewarnt wird vor einer Schwindlerin, welche ſich „Frau Stein“ nennt und gegenwärtig Deutſchland bereiſt. Dieſelbe giebt an, aus 1. bh Mtfn deſelben uu Aang uus dem Slall⸗ hend hn Dauer det . in kl ketelt worden, Ak dthenchenden Sab N i der ſpäter e Koſer dort zu arbeiten begonnen, und dann plötzlich Frau von Frege aufgetaucht ſei. — „Ah, Frau Melitta, und der ſchönen Ver⸗ führerin folgte man dann natürlich,“ fiel Berner ein. „Ja, Herbert war auf einmal wie umge⸗ wandelt, und ſeit wir wieder hier ſind, ſcheint er nur den einen Gedanken zu haben, ſich zu amüſiren, als wäre das ſeine einzige Lebensaufgabe; Frau von Frege iſt eine treue Genoſſin und unerſchöpflich im Arangiren von Paxthien aller Arten.“ „Frau Melitta iſt allerdings ein Genie in lchen Dingen,“ ſagte Berner lächelnd, „und beſitzt azu uoch ein gewiſſes Herrſchertalent, mit welchem ſich überall Unterthanen für ihren Hofſtaat ewinnt. Sie freilich ſcheinen ſich ihrem Scepter nicht zu beugen.“ „O, bisweilen habe ich es doch ſchon gethan, e hat etwas Unwiderſtehliches wenn ſie bittet, böſe ann man ihr eigentlich kaum jemals ſein.“ Berner athmete förmlich erleichtert auf, die inge Frau ſchien wenigſtens keine eiferſüchtigen ſtegungen zu haben, was ſie bedrückte war wohl nur Kummer über die geiſtige Unthätigkeit ihres 5 ſtannes, vielleicht Zweifel an ſeinem Talent, nun, darum war ſie noch keine unglückliche Frau zu ennen, und jetzt war er da wirkliches Unglück zu erhüten, denn drohende Wolken hingen über dem Shehimmel ſeiner jungen Freundin, aus welchem ohl zündende, zerſtörende Blitze herabfahren konnten. „Da findet man ja die Seelenfrunde ſchon eiſammen, ſchwärmend im Mondenſchein, während wir profanen Menſchenkinder uns nach dem Fleder⸗ mauswalzer im Tanze drehen!“ mit dieſen Worten trat Koſer jetzt heraus auf den Balkon, ſein Geſicht glühte, und helle Lebensluſt leuchtete in ſeinen Augen. Frau von Frege, die mit ihrem Mann jetzt auch heraustrat, ſah ebenfalls ſehr erhitzt aus, ein ſpöttiſches Lächeln ſpielte um ihre Lippen, während ſie ihren Mann Ellinor vorſtellte. „Er brennt ja darauf, die Frau ſeines einſtigen journaliſtiſchen Kollegen kennen zu lernen,“ ſagte ſie. „Vorhin hat es ſich nämlich herausgeſtellt, daß die beide Mitarbeiter von ein und demſelben Journal lange Zeit geweſen, mein Gatte, der große Weltenbummler, hat natürlich ſtets nur Reiſeberichte geliefert, während Ihr geiſtreicher Herr Gemahl ſeinen Stoff, wie es der große Dichterfürſt befiehlt, dem vollen Menſchenleben entnahm.“ „Und jetzt 2“ fragte Berner, ſeinen Blick forſchend auf Koſer richtend; „was dürfen wir jetzt von Ihnen erwarten, wo ſich hier vor Ihren Dichteraugen alles vereint, Natur und volles Menſchenleben.“ „Vorläufig garnichts,“ verſetzte Koſer, „denn jetzt drängt Alles in mir nur zum Genuß und nicht zum ſchaffen.“ f „Jetzt ſingen wir mit dem Dichter: Reiches Leben hab Erbarmen Halt mich feſt mit linden Armen,“ trällerte Frau v. Frege. „Und wo ſo ſchöne Lippen vollen Lebensgenuß predigen kann man da anders als ihnen folgen!“ rief Koſer übermüthig. „Meine Frau freilich redet eine andere Sprache, die möchte mich gern am Schreibtiſch feſtſchmieden und hat noch nicht begriffen, daß kein Talent Feſſeln verträgt, wir Muſenkinder haben eben alle etwas Zigeunerblut in den Adern, einen faſt fiebernden Freiheitsdurſt, nicht Frege?“ . „Na, fragen Sie nur dieſen Wandervogel,“ ſagte Berner, „der nicht ruhen wird, bis er die Erde von einem Pol bis zum andern durchſtreift, ihm wird unſer Planet ſicher noch einmal zu klein Stettin zu kommen, und ſucht auf Grund einer n gange Fe Mitgliedskarte des Greifswalder Hausbeamtinnen- r Nen ele ben vereins Unterſtützungen zu erſchwindeln. Die e f ia Auge Gaunerin pflegt ſich zunächſt an Geiſtliche u uke wenden, um durch dieſe bei Vorſtandsdamen von 4 0 Vereinen eingeführt zu werden. Bei dieſer Ge⸗ . ginn n legenheit erzählt ſie gewöhnlich, daß ſie ſich auf en zur wahre der Reiſe befinde, um eine ihr 1 8 1 e gemeinde beful anzutreten und daß ihr das Reiſegeld aus, * gegangen ſei. e 15 E bert in Biehh Nn ſocgen gemeinde wird ihn erfaſſen und die ganze jämmerliche Ohn⸗ Ra 15 macht der Menſchennatur ihm dann inne werden.“ e Frege lachte; „für eine Weile denke ich d han und dor unſer ſchöner Planet mir noch geuügen, wenn ih ein beten ift. Ii eth aus den kön ih Ent, bie aus d un ſehnrbeim muß in auch nicht Ihre echte olympiſche Gelehrtenruhe beſize, aus der ich Sie endlich einmal herausgeriſſen habe, höhle hier in die herrliche Alpenluft zu entführen, aun degtzung de und wenn nicht gerade Ihr großes gelehrtes Werk, ih n futeft um das ſich ja die Verleger geriſſen haben, jezt bh fog zum Abſchluß gekommen, wäre es all meiner leber ⸗ az er redungskunſt doch ſchwerlich gelungen.“ g n n pt lu „Alſo Ihr großes Werk iſt vollendet ?“ fragte n dn Auefahr Koſer, ſein Geſicht, vorhin noch ſo ſtrahlend, ber finſterte ſich plötzlich, faſt beneidete er in dieſem Augenblick den kleinen von der Natur ſo vernach⸗ 10 läſſigten Mann, der die Ausdauer des Genies e beſaß und jetzt befriedigt zurückblicken konnte auf N * eine Zeit lohnender Arbeit. Freilich ihn ſtörten 8 niemals reizende, verführeriſche Frauenerſcheinungen 1 und verſcheuchten mit anmuthigen Geplauder alle 1. ernſten Gedanken. wen Amma „Ich weiß wo ihre Gedanken jetzt weilen 10 rief Frau Melitta, „auf der ſtillen Mühle nicht? Wo ich Sie bei Ihren Arbeiten ſtörte, eigentlich ein unverzeihliches Verbrechen der ganzen Welt gegenüber, denn wer weiß, was dort für unſterbliche Werke entſtanden wären, wenn ich unxuhiges Menſchenkind da nicht eingedrungen.“ „Meine Frau hat Sie in ihrer geſtört?“ fragte Frege. 5 „Ja, ich kann es nicht leugnen, gauz i meinen Arbeiten verſunken ſaß ich in tiefſter Eil⸗ ſamkeit auf harter Bank in einer Laube, hatte die Welt und ihre Luſt vergeſſen.“ „Aber die Welt nicht Sie!“ fiel Frau von Frege lachend ein. in damnaßung vo 18 mitunter do Thätigkeit dünken, verzehrende Sehnſucht nach andern Sternen (Fortſetzung folgt.