N . elburger Wochenbla 8 Anzeiger für Ladenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 g und Umgegend 1 2 . 25 5 5 . 2 5 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unte 30 5 4 ö 10 ont haltungsblatt Mark 1.40, frei ins 9001 5 Naum 10 1 A ee e en Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, Dr h 0 1 B en Ladenburg. 5 9 Ne 5 Ladenburg. 4 a Be. 93. Mittwoch, den 18. November 1896. Politiſches. Karlsruhe, 16. Novbr. Die Geneſung des Großherzogs iſt jetzt in ein Stadium getreten, in welchem zu regelmäßigen Mittheilungen über dieselbe kein Anlaß gegeben iſt. Die Wundheilung Mimmt, wie das Bd. Tgbl. mittheilt, einen durch⸗ gus befriedigenden Verlauf und in der Hebung der Kräfte, die durch den wiedergekehrten Appetit gefördert wird, ſind erfreuliche Fortſchritte zu bezeichnen. Demgemäß iſt auch die Schwäche, die eine Folge des operativen Eingriffes war, im Weichen und das Allgemeinbefinden des hohen Patienten ein gutes. Mit geringen Schwankungen iſt die Beſſerung eine konſtante geblieben und der normale Verlauf des Geneſungsprozeſſes darf als geſichert betrachtet werden. Immerhin wird noch ur einige Zeit Schonung geboten ſein, nicht nur körperlicher Beziehung, ſondern auch durch uthaltung von geiſtigen Anſtrengungen. Berlin, 14. November. Im Reichstage battirte man auch am Freitag noch immer über Abänderung des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes, die übrigen Theile der Juſtiznovelle hatte das Haus noch gar nicht herantreten können. In der Freſtagsſitzung gelangte zunächſt die Tags zuvor . gonnene Erörterung von § 73 (Zuſtändigkeit e Strafkammern) zum Abſchluß. In der voran⸗ igen m 7 gangenen Sitzung waren die Beſtimmungen der Vorlage, betr. den Widerſtand gegen die Staats⸗ gewalt und betr. die Meineids verbrechen, dem Commiſſionsantrage gemäß ausgeſchieden worden, dieſe Verbrechen künftig den Schwurgerichten * Aburtheilung überwieſen werden ſollen. In r am Freitag fortgeſetzten Verhandlung kamen ch die Beſtimmungen der Vorlage, welche von n Verbrechen der Unzucht, der Urkundenfälſchung, ner von den Amtsverbrechen und von Vergehen gen die Urkundenfälſchung handeln, zur Berath⸗ e ung. Die Commiſſion hatte hierzu beantragt, bei Unzucht nur einen im Strafgeſetzbuch ganz ſpeziell bezeichneten Fall den Strafkammern zu überweiſen, im Uebrigen aber alles beim Alten zu laſſen; nach ziemlich unerheblicher Debatte fanden dieſe Commiſſionsbeſchlüſſe unter Ablehnung eines vom Abgeordneten Munckel geſtellten Abänderungs⸗ antrages Annahme. Dann folgte die Berathung von § 80, welcher die Zuſtändigkeit der Schwur⸗ gerichte feſtſetzt. Hierbei entſpann ſich über den freifinnigerſeits geſtellten Antrag, auch die Preß⸗ vergehen den Schwurgerichten zu überweiſen, eine ziemlich lebhafte Discuſſion. In derſelben befür⸗ worteten die Freiſinnigen Beckh und Träger, der Demokrat Conrad und der Sozialiſt Frohme eifrig den freiſinnigen Vorſchlag, der regierungsſeitig vom Geh.⸗Rath Lenthe bekämpft wurde; nebenher lief eine zwiſchen den Abgeordneten Stadthagen (ſoz.), Günther (nat.⸗lib.) und Bebel (ſoz.) ſpielende Polemik über das Thema der Unabhängigkeit der Richter. Schließlich wurde § 80 unter Ablehnung des freiſinnigen Antrages genehmigt. Zuletzt wurden noch die 88 123 (Zuſtändigkeit der Ober⸗ landesgerichte) und 124 (Zuſammenſetzung der Strafſenate der Oberlandesgerichte), ſowie über⸗ haupt faſt alle weiteren Beſtimmungen der Vorlage mit Ausnahme des zurückgeſtellten § 27, erledigt und in der Commiſſionsfaſſung genehmigt. Der neue Reichshaushaltsetat für 1897/98 iſt dem Reichstage nunmehr auch zugegangen. Er weiſt in Einnahmen und Ausgaben die ſtattliche Geſammtſumme von 1 828 301824 Mk. auf. Es iſt ſelbſtverſtändlich unmöglich, das reiche Ziffern⸗ material der Etatsvorlage an dieſer Stelle wieder⸗ zugeben, nur die Zahlen, welche das Reichsherr und die Marine betragen, ſeien nochmals hervor⸗ gehoben. Die fortdauernden Ausgaben des Etats der Marineverwaltung betragen 58 925 277 Mk., ie einmaligen Ausgaben des Marine⸗Ordinariums 7 D/ ß. . beziffern ſich auf 31750927 Mk, in welcher Summe die Forderungen für den Bau der neuen Kriegsſchiffe enthalten ſind, die einmaligen Aus⸗ gaben des Marine⸗Extra⸗Ordinariums ſind mit 38 683 341 Mk. eingeſtellt, demnach betragen die einmaligen Marine⸗ Ausgaben zuſammen rund 70¼ Mill. Mk. Im Etat der Verwaltung des Reichsheeres figuriren als fortdauernde Ausgaben 486 460645 Mk., auf die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Militairetats entfallen 46046 965 Mk., auf diejenigen des außerordentlichen Militair⸗ etats 14 270 406 Mk.; demnach beträgt die Geſammtſumme der einmaligen Forderungen für Heereszwecke 60 Mill. Mk. Rom, 16. Novbr. Die Regierung erhielt die amtliche Nachricht, der Friede mit Abeſſinien ſei am 28. Oktober geſchloſſen worden. Menelik telegraphirte am 26. Oktober die Nachricht an König Humbert. Einer Depeſche des Major Nerazzini zufolge ſind die Friedensbedingungen folgende: Abſchaffung des Vertrages von Uccialls, Anerkennung der Unabhängigkeit Aethiopiens, Ernennung einer Grenzkommiſſion, Grenzlinie iſt vorläufig Mareb⸗Belera⸗Naena. Die Ratifikation erfolgt binnen Monatsfriſt. Die Freilaſſung der Gefangenen und deren Rückſendung erfolgt über Harrar und Zeilah. Die Entſchädigung für den Unterhalt der Gefangenen iſt dem beliebigen Er⸗ meſſen der italieniſchen Regierung übeslaſſen. Rom, 16. Nopbr. Die „Agence Stefani“ gibt bekannt: Das Telegramm des Königs Menelik an König Humbert iſt aus Addis Abeba vom 26. Okt. dadirt und lautet: Ich bin glücklich, zur Kenntniß Ew. Majeſtät zu bringen, daß der Friedensvertrag heute unterzeichnet wurde. Gott erhalte uns immer als Freunde. Da ich weiß, daß am 20. November ein hoher Feſttag Ew. erhabenen Familie iſt, freue ich mich, daß wir mit dem kgl. Willen Ew. Majeſtät und Dank der Stationen der Seligkeit. Novelle von F. Stöckert. . Fortſetzung. Ach, ſie hatte allerdings derartige Studien nie übt, die Männer waren ihr gleichgiltig geblieben, 5 die Liebe über ſie gekommen war gleich einem ewitterſturm nach ſtillen Sommertagen und die ebe war es allein, die ſie zu Allem getrieben, b heiße Wünſchen in ihr lebendig erhielt, daß geliebte Mann ſich dereinſt den Beſten und 5 „ Größten der Erde zugeſellen durfte. Wieder blickte 3 mit weltfremden Augen, als gehörte ſie nicht iltnein in dieſen frohen Kreis. Da wenig Tänzer 75 10 khanden und ſie ſo wenig Tanzluſt verrathen, lte keiner ſie aufgefordert, es vermißte ſie auch cn. MN ahl Niemand, als ſie jetzt auf den Balkon heraus⸗ ö treten. Leiſer ſchlugen hier die Walzermelodien 22 ihr Ohr, drüben auf dem See glitt langſam 115 Nachen, ein paar Damen ſaßen darin, und jetzt b kumte eine von ihnen mit wunderbar ſympathiſcher 2 1100 kimme die Mondnacht von Schumann an. Ellinor . chte tief ergriffen, die ganze Schönheit des ä londſcheinabends ging ihr auf bei dieſem Geſang. er See, die Bergrieſen, die wunderbare Beleuchtung, le zauberhaft ſchön war das Alles; ſie vergaß rüber alle trüben Gedanken. Solche Schönheit * Erde voll empfinden, war es nicht auch ein bensgenuß ? Nur anderer, höherer Art, wie der, m man drinnen im Saale huldigte. Warum u old ſtand ihr Mann, ſtatt da in dem heißen Saal zu tanzen, nicht neben ihr und lauſchte der hehren Sprache einer ſolchen zauberiſchen Nacht, da würden und mußten ihm ſo hohe Gedanken kommen, es licht werden in ſeinem Hirn wie an jenem Abend nach dem Gewitter, als ſie noch in der einſamen Mühle hauſten. Sie ſpähte hinein in den Saal durch die Glasthür. Tanzte er noch? Nein, nur ein einziges Paar drehte ſich noch nach den Walzerklängen, Koſer ſtand mitten in einer Gruppe von Herren und Damen, in welcher es ſehr lebhaft zuzugehen. ſchien, auch Frau Melitta war darunter, ſie lehnte am Arm eines langen, hageren Herrn. War das ihr Mann? Doch wohl, er mußte unerwartet ſoeben angelangt ſein, und da ſtand ja auch der Doktor Berner, ihr wurde ganz warm ums Herz, als die kleine verwachſene Geſtalt da vor ihren Blicken auf⸗ tauchte, als wäre es ein alter Freund von ihr, und doch kannte ſie ihn erſt kurze Zeit, in den verſchiedenen Geſellſchaften im vergangenen Winter waren ſie ſich jedoch näher getreten, wie es ſonſt wohl in derartigen Kreiſen der Fall war. Ihr Mann hatte ſie oft geneckt mit ihrer Vorliebe für den kleinen Gelehrten, auf den er allerdings mit dem beſten Willen nicht eiferſüchtig ſein konnte. Sie beobachtete jetzt, wie die Augen Berners ſuchend den Saal durchflogen, nun wandte er ſich an eine Dame, die nach dem Balkon wies, er ſuchte mich wohl, dachte Ellinor, ja, da kam er quer durch den Saal und r zu ihr „Verzeihen Sie, wenn ich Ihre ſchöne Ein⸗ ſamkeit hier ſtöre, aber es drängte mich doch ſehr, Sie nach ſo langer Zeit zu begrüßen,“ ſagte er und blickte mit ſeinen klugen ſcharfen Augen prüfend in ihr Geſicht, was er da in ihren Zügen las gefiel ihm nicht recht, es lag wie eine ſeeliſche Ermüdung darin — ſollte Koſer? Da ſtand er im Saal in eifriger Unterhaltung mit Frau Melitta — ſollte er ſo das hohe Glück, was ihm in ſeiner Frau zu theil geworden, mißachten? War es einmal wieder die alte Geſchichte, in Scene geſetzt von einer jener koketten ſchönen Frauen, denen in ihrer Sucht nach Unterhaltung, pikanten Zerſtreuungen nichts auf der Welt heilig iſt, und Frau von Frege war nicht einmal eine von den ſchlechteſten dieſer modernen Herodias, er kannte ſie als alter Freund ihres Mannes ganz genau, hatte ſie es doch zu Zeiten nicht verſchmäht auch mit ihm zu kokettiren, natürlich nur aus Mangel an anderer Unterhaltung. Das war ja nun freilich das Unſchuldigſte, was ſie thun konnte, ſollte ſie jedoch Koſer zu umgarnen ſuchen, und die reine Seele der jungen Frau hier neben ihm mit Mißtrauen und Zweifel erfüllt haben, ſo war das ſchlecht mindeſtens ein unverantwortlicher Leichtſinn. Solche Gedanken zogen durch ſein Hirn, während Ellinor von ihrer Reiſe erzählte, etwas zerſtreut hörte er zu, als ſie jetzt den Aufenthalt auf der ſtillen Mühle ſchilderte, wie glücklich ſie da geweſen ſei, in dieſer himmliſchen Ruhe, wie auch