an die Geiſtlichkeit und die Gläubigen der Erz⸗ diöceſe bemerkt, es ſei von der allergrößten Wichtigkeit, daß die Verweſung des erzbiſchöflichen Stuhles nicht lange andauere, ſondern die Erzdiöceſe bald wieder ein vom Geiſte Gottes erfülltes Ober⸗ haupt erhalte. Darum ſind beſondere Gebete angeordnet. — Eberbach, 7. Novbr. Geſtern Nach⸗ mittag ſchoß ſich ein gutgekleideter fremder junger Mann am Lattenried zwei Revolverkugeln in den Kopf und wurde ſchwer verletzt in das Spital verbracht. Den Revolver hatte er am Abend vorher in einem hieſigen Laden gekauft. Es ſoll ein am Sanatorium beſchäftigter Monteur ſein. — Hirſchhorn, 9. Nov. Ein ſchauerlicher Unglücksfall ereignete fich letzte Woche nahe der Landesgrenze in einem Steinbruche gegen Eberbach zu. Der Steinbrecher Wilhelm Lüttebühl von Rothenberg war auf einem Gerüſte an einer hohen Felswand beſchäftigt. Hierbei kam er zu Fall und ſtürzte ſo unglücklich in die Tiefe, daß er das Genick brach, was den ſofortigen Tod zur Folge hatte. — Gaggenau (A. Raſtatt), 8. Novpbr. Wie wir erfahren, wurde der Beſitzer der Berg⸗ manns Induſtriewerke in Gaggenau, Herr Theodor Bergmann, zu Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen Arnulf in Bayern nach München zur Audienz, berufen um ſeine neue „Selbſtladerpiſtole“ vor⸗ zulegen und zu erklären. Seine Königliche Hoheit haben ſich ungemein lobend über die große Leiſt⸗ ungsfähigkeit der Waffe, ſowie über die einfache Konſtruktion derſelben ausgeſprochen und beordert, daß dieſe neue Schußwaffe ſeiner Waffenſammlung einverleibt werde. Als Anerkennung und Er⸗ innerung überſandte Seine Königliche Hoheit Herrn Th. Bergmann einen prachtvollen Brillant ring. Es freut uns, daß von ſo hoher Seite wiederum dem Fortſchritt der badiſchen Induſtrie reſpective deren Träger eine ſolche Auszeichnung zu Theil wurde. 5 — Züttlingen OA. Neckarſulm, 9. Nov. Geſtern nachmittag 2 Uhr glitt der Briefträger Kullmer von hier auf dem naſſen Bahnſteig aus und fiel ſo unter den eben einfahrenden Zug Nr. 116, daß er von dieſem überfahren wurde. Der Tod trat ſofort ein. — Zell a/ S., 8. November. Der hieſige Apotheker war vor einigen Wochen mehrere Nächte hindurch durch Ruheſtörer beunruhigt worden. Seit Entlaſſung eines Dienſtmädchens aber war Ruhe. In der Nacht zum Freitag kam ein junger Knecht zum Gemeindearzt in Zell am See, um für einen Kranken eine Arznei zu holen. Mit dem Rezept ging der Knecht zur Apotheke. Es ſcheint nun, daß auf ſein Anklopfen lange nicht geöffnet wurde, ſo daß er durch das offene Garten⸗ thor in den Hofraum ging. Hier klopfte er an ein Küchenfenſter und bat um Einlaß. Die alamirte Magd verſtändigte den Apotheker Wisgrill, und dieſer öffnete die rückwärtige Hausthüre. Da der Mann auf die Frage: „Wer da?“ nicht gleich antwortete, gab der Apotheker in der Meinung, einen Einbrecher vor ſich zu haben, aus ſeinem bereitgehaltenen Gewehre Feuer und der Knecht ſtürzte, mitten durchs Herz getroffen, todt zuſammen. Das in ſeiner Hand gefundene Rezept klärte den Irrthum auf. . — Stuttgart, 8. Novbr. Das Defizit vom Deutſchen Sängerfeſt ſoll, wie man jetzt hört, 40 50 000 Mk. betragen. — Plön, 9. November. Oberhofprediger Frommel iſt heute früh 8 Uhr geſtorben. Mit Emil Frommel, deſſen Tod ſo unerwartet ein⸗ getreten, iſt ein Mann dahingeſchieden, dem es wie Wenigen vergönnt war, mit Wort und Schrift das Herz des Volkes zu rühren. Geboren am 5. Januar 1828 zu Karlsruhe als Sohn des bekannten Kupferſtechers und Malers Karl Ludwig Frommel, zog es auch ihn gar mächtig zur Malerei das war kein Wunder, denn das Haus Frommels war ein echtes Künſtlerheim und ſowohl der jünaſte Sohn des Hauſes, Otto, wie der Adoptivſohn Karl Lindemann⸗Frommel, haben ſpäter als Maler hervorragendes geleiſtet. Aber mit dem jungen Frommel kam es anders und in der wehmüthig⸗ergreifenden Schilderung von des „Heinerle von Lindenbronn“ vergeblichem Streben, ein Maler zu werden, in der ſo rührenden Be⸗ ſcheidung des Heinerle, da hat wohl Frommel eine Reihe Striche aus dem eigenen Innenleben von dazumal eingefügt. Nachdem Frommel zunächſt in Halle, Erlangen und Heidelberg Theologie ſtudirt, war es Altlußheim und dann Karlsruhe ſelbſt, wo wir ihn in eifriger ſeelſorgeriſcher Thätigkeit antreffen, bis er zunächſt als Paſtor der Heckinghauſer Gemeinde nach Barmen und dann 1869 als Garniſonsprediger nach Berlin berufen wurde. Und als es dann im folgenden Jahre nach Frankreich hinein ging, da war er wieder ſeinen badiſchen Landsleuten nah und unter General v. Werder wohnte er u. a. mit ihnen Herz erhebend. auch der Belagerung von Straßburg bel, in feurt Worten die Vaterlandsliebe entflammend frommen Troſtpredigten den Verwundeten d — Belfort, 9. Novbr. Ein Jäger f 25 Meter von der deutſchen Grenze den Leichn eines 16—17jährigen Burſchen. Der Körper Getöteten war furchtbar zugerichtet. Im Leibe hatte er 16 Stiche, die Kehle war durchgeſchnitlen und der Kopf faſt vom Rumpfe getrennt. den Kleidern wurde nichts vorgefunden, worg auf die Identität des Ermordeten geſchloſſen wer könnte. Das Gericht nimmt an, daß der M im Elſaß begangen wurde und die Leiche über die Grenze geſchafft worden ſei, um Spuren zu verwiſchen. — Im Kuhſtall eingeſperrt. Eiſenberg berichtet die „Saale⸗Ztg.“: In nahen, auf der ſogenannten Haide gelegenen gro Dorfe Königshofen iſt die jetzt etwa 19h Martha des Gutsbeſitzers Ferdin Friedrich Lorbeer ſeit Jahren im Kuhſtalle geſperrt gehalten und am 29. Oktober von zwei Fleiſchern, die wegen eines abzuſchließenden Kuh⸗ handels den Stall betraten, in grauenerregendem Zuſtande aufgefunden worden. Durch ein Hüſteln das aus einer Ecke des Stalles kam, aufmerkſam gemacht, zogen ſie die Frau des Lorbeer, die ſich in jener Ecke aufgeſtellt hatte, bei Seite und erblickten nun ein völlig nacktes, zuſammengekauertes menſchliches Weſen, das nur einen alten Sack als Decke hatte. Nach erfolgter Anzeige begab ſich ein hieſiger Gendarm nach dem betreffenden Gute, ließ ſich den Kuhſtall öffnen und fand die Unglückliche noch in demſelben Zuſtande, nackt, zuſammengekauert und über und über mit Schmutz bedeckt. In dem ſofort angeſtellten Verhör erklärten die Eltern, daß ihre Tochter menſchen⸗ ſcheu ſei, daß ſie Betten und Kleider beſchmutzt habe, überhaupt keine Kleider auf dem Leibe leiden wolle. Der Gendarm ordnete die Entfernung des unglücklichen Geſchöpfes aus dem Stalle, ſowie die Reinigung und Bekleidung an. Merkwürdig iſt, daß keinem der übrigen Bewohner des Dorfes das vor Jahren erfolgte Verſchwinden der Martha Lorbeer aufgefallen iſt. Die Nachbarn ſagen aus, daß das Mädchen allerdings ſchon früher menſchen⸗ ſcheu erſchienen, dabei aber ein gut beanlagtes und fleißiges Kind geweſen ſei. genuß iſt doch vielleicht das Höchſte und Reinſte, was die Erde bietet,“ ſagte Koſer; „in ihm finden wir auch die rechte geiſtige Sammlung.“ Er hatte den Hut abgenommen, der Abendwind ſpielte mit ſeinem lockigen Haar. Ellinor ſah zu ihm auf, wie ſchön er ausſah in dieſem Moment, war es nicht, als leuchteten hinter ſeiner weißen Stirn hohe, dichteriſche Gedanken! Alle Zweifel an ſeiner Begabung, die hin und wieder in ihr aufgetaucht, ſchwanden dahin, er war doch ein Dichter, ein Aus⸗ erwählter, einer, der über der Menge ſtand, und ſie durfte ſich ſelig preiſen, ſein Weib zu ſein. Glückliche Tage für ſie folgten dieſem Abend. Zum erſten Mal ſeit ihrer Verheirathung ſchien ihr Mann mit allem Ernſt an die Arbeit zu gehen, wenn ſie mit ihrer Zeichenmappe des Morgens fortwanderte, denn auch ſie wollte nicht unthätig ſein in dieſer glücklichen Zeit, und die Erinnerung daran durch etwas Bleibendes feſthalten, dann ſaß er in der Regel ſchon mit heißen Wangen, die Feder in der Hand an dem maſſiven Tiſch in der Laube des Gartens und nickte ihr oft nur ſehr zerſtreut zu, wenn ſie ihm ein „adieu Schatz!“ zurief. Beruhigt konnte ſie von dannen gehn, eine Störung war nicht zu befürchten, kein ſchwatzender Huſarenleutnant würde hier eindringen. Von all den Unbequemlichkeiten des ländiſchen Aufenthaltes, die ihm anfangs ſo fatal geweſen, ſchien er jetzt nichts mehr zu empfinden, nie klagte er mehr über das Eſſen, es war, als hätte er mit all der Proſa des Erdenlebens nichts mehr zu ſchaffen, als trüge ihn ſein Genius hoch, hoch darüber hinaus. Ellinor war ganz von Glück und Dankbarkeit durchdrungen, ſo hatte ſie ſich das Leben an ſeiner Seite geträumt, und die flille abgelegene Mühle war ihnen nun doch, trotz alles Mangels an Comfort zu einer Station der Seligkeit geworden. „O daß es ewig, ewig ſo bleibe!“ Täglich hätte ſie es in die ſchöne Gotteswelt hinausrufen mögen, auch heute, von ihrem Morgen⸗ ſpaziergang zurückkehrend, ſummte ſie die Strophe nach der Rubinſteinſchen Melodie leiſe vor ſich hin, und dann ſchrieb ſie in Gedanken einen ellenlangen Brief an ihre Mutter, die wieder in Thüringens Berge ihren Sommeranfenthalt genommen. Nach⸗ mittag wollte ſie den Brief zu Papier bringen, bis jetzt hatte ſie noch nicht Zeit und Muße gefunden, ihrer Mutter von dieſer Station der Seligkeit zu ſchreiben, aber nun war es die höchſte Zeit, daß dieſe es erfuhr, wie glücklich ihr Kind hier war. Unter ſolchen Gedanken ſchritt ſie an dem rauſchenden Mühlbach entlang, und näherte ſich jetzt dem Garten, leiſe wollte ſie ſich durch die kleine Pforte ſchleichen, und dann ihren Mann, ohne daß er von ihrer Nähe etwas ahnte, beobachten. Sie ſah ihn ſo gern, wenn er da in dem grünen Dämmerlicht der Geiſtblattlaube ſaß, den ſchönen, edlen Kopf über ſeine Papiere gebeugt, ſchreibend, denkend, dichtend. — O wie liebte ſie ihn in ſolchen Momenten, da grenzte ihre Liebe faſt an Anbetung, und nur ein Wunſch, ein Gedanke beſeelte ſie, ihn glücklich zu machen. Oft genug, und gerade auf dieſer Reiſe waren Zweifel in ihr aufgeſtiegen, ob ſie das wirklich vermöge, ob nicht ſolche etwas kokette Frau, wie ſie ſo manche unterwegs hatten kennen lernen, doch nicht beſſer für ihn gepaßt hätte; beſonders jene eine die da immer wieder aufgetaucht war mit ihrem ſüßen beſtrickenden Lachen. Doch war das? tönnten da nicht Stimmen im Garten, war das nicht jenes Lachen? Sie erſchrack bis ins innerſte Herz, war es ein Spuk, der ſie äffte grade in dem Moment, wo ſie an Melitta von Frege gedacht. Nein, es war bittere, klare Wirklichkeit. „Und vierzehn Tage hauſen Sie wirklich ſchon hier in dieſer Einſamkeit? Haben Sie ein Gelübde gethan, oder wollen Sie irgend eine Schuld fühnen, daß Sie hier wie ein frommer Büßer bei Milch und Schwarzbrod ihre Tage in Weltabgeſchiedenheſt verbringen!“ ſo tönte es lachend und ſpöttiſch an Ellinors Ohren. Das war kein Zweifel, Melitta von Frege ſtand dort in der Laube, und natürlich fehlte auch ihre geiſtreiche Begleiterin Fräulein Lindhorſt, halb Freundin, halb Geſellſchafterin der jungen Frau, nicht. „Herr Dr. Koſer will hier ungeſtört arbeiten, liebe Melitta,“ vernahm ſie jetzt deren tiefe Stine „Arbeiten!“ rief dieſe; das war ein Wort, mit dem ſie nie im Leben etwas zu ſchaffen gehabt. „Arbeiten“ wiederholte ſie noch einmal, uud dazu muß man wie ein Büßer leben, es fehlt uu noch das härene Gewand, die Heuſchrecken und der wilde Honig, und ein moderner Johannes der Talfer ſtände hier vor uns. Sind es auch Buß predigte, die Sie hier ſchreiben? Soll ich eine Herodias de Ihnen Belehrung ſuchen?“ „Und ich mir dann ſchließlich mein Haus abſchlagen laſſen — weil —“ 5 Er vollendete den Satz nicht, eine flüchtige Röthe ſtieg in ſein Geſicht. lleber Frau Melittas Züge zuckte in ſpöttiſches Lächeln, der Landaufenthalt hier, an der Seſte ſeiner tugendſamen Gemahlin ſchien Koſer in einen blöden Schäfer verwandelt zu haben, dieſes Erröthen war wirklich gottvoll. „O, eine moderne Herodias thut dergleichen nicht, iſt nicht ſo blutgierig,“ verſetzte ſie höͤchſt unbefangen. „ U Ande dnn mn 18 fl Veie — U eise fag e en