Nr. 109, dem v. Brüſewitz angehört, ein „adeliges“ Regiment ſei. Das Regiment gehört zu den ſog. Provinzialgarderegimentern, die in Nachahmung der „wirklichen“ Garderegimenter durch den Einfluß eifriger Kommandeure, die ihr Regiment zu „heben“ ſuchten, ſeit dem großen Kriege nach und nach eine Art von Sonderſtellung errungen haben. Zu dieſen Regimentern gehören die Infanterie⸗ Regimenter Nr. 7, Nr. 11, Nr. 31, Nr. 89 und Nr. 109. Sie zeichnen ſich dadurch aus, daß, während noch 1870/1 ihre Offtzierkorps einen erheblichen Prozentſatz bürgerlicher Namen ent⸗ hielten, dieſe bürgerlichen Namen jetzt entweder ganz oder bis auf ſo wenige Reſte verſchwunden ſind, daß die letzteren nur den bekannten, ſcherzhaft als Konzeſſions⸗ Schultze bezeichneten bürgerlichen Offizieren der wirklichen Garderegimenter ent⸗ ſprechen. Dieſe bürgerlichen Offiziere pflegen auch nur durch Verſetzung oder bei der Kadetten verteilung in die betreffenden Regimenter zu gelangen, während kein junger Mann bürgerlichen Namens vom Regimentskommandeur als Offiziers-Aſpirant an⸗ genommen wird. Das Regiment Nr. 109 wies nach der Rangliſte von 1870,71 4 adelige und 8 bürgerliche Hauptleute, 3 adelige und 8 bürgerliche Premierlieutenants, 9 adelige und 16 bürgerliche Sekondelieutenants auf. Nach der Rangliſte von 1896 aber ſind die bürgerlichen Sekondelieutenants und Premierlieutenants ganz verſchwunden und unter den Hauptleuten befinden ſich nur noch 2 bürgerliche neben 15 adeligen. Es kann dem Geiſt der Armee nicht förderlich ſein, ſo ſchreibt die „Voſſ. Ztg.“, daß die Offiziersſtellen zahlreicher Linienregimenter für die Söhne erſter bürgerlicher Familien des Landes, ſelbſt vornehmſter und höchſter Staatsbeamten vollkommen unzugänglich geworden ſind. Es wäre dringend zu wünſchen, daß ein Machtwort dieſen Tendenzen ein Ende bereiten möchte. — Karlsruhe, 24. Okt. (Erkrankung des Großherzogs.) Nach dem Hofbericht der „Karlsruher Zeitung“ leidet der Großherzog an einer Erkältung und iſt deshalb der heutigen Feier des 350jährigen Jubiläums des Gymna⸗ ſiums in Heidelberg ferngeblieben; der Großherzog wird ſich aus dieſem Grunde auch an der am Montag ſtattfindenden Enthüllungsfeier des Graß⸗ hoff⸗Denkmals nicht beteiligen können. Mit der Vertretung des Großherzogs bei der Beiſetzung des Erzbiſchofs D. Roos iſt der Erbgroßherzog beauftragt worden. Le Karlsruhe, 25. Oktober. Blechner⸗ meiſter Bergmann, der Kaſſierer Hirſch-Dunker ſchen Krankenkaſſen, wurde wegen mehrfacher Urkundenfälſchung, Betrugs und Unterſchlagung verhaftet. Seine Hauptmanipulation beſtand darin, geſunde Mitglieder krank zu melden, die Belege hierüber zu fälſchen und die Mehrbeträge für ſich zu behalten. Bei einem ausgeſchloſſenen Mit⸗ gliede hat er 2 Jahre lang die Beiträge erhoben und jeweils die Quittungen gefälſcht. Auch die Unterſchrift der Reviſoren fälſchte er. — Freiburg i. B., 24. Okt. Weihbiſchof D. Knecht wurde zum Erzbistumsverweſer gewählt. — Lahr, 15. Okt. Ueber den natürlichen konzentrierten ungariſchen Rinderdünger in Pulver— form, für welchen Herr W. Schaller jung hier den Alleinverkauf übernommen hat, wird uns unter Vorlage von Zeugniſſen vieler tüchtigen Landwirte, Gärtner und kleineren Grundbeſitzer, welche dieſen Dünger zum Düngen der Weinberge, Wieſen, Tabakfelder, Kartoffeln, Hopfen, Spargeln, und allerlei Feld⸗ und Gartengewächſe, Blumen und Bäume verwendet haben, folgendes mitgeteilt: „In Ungarn hat der Dung wegen der vortrefflichen Bodenbeſchaffenheit und weil allgemein Halmfrüchte gebaut werden, keinen Werth; deshalb haben die Grundbeſitzer, welche außerordentlich ſtarke Maſt⸗ viehbeſtände haben, Fabriken gebaut, um denſelben ohne Stroh zu trocknen, zu mahlen und in Säcke verpackt zu verwerten. Dieſer Dünger hat auch in Deutſchland ſo raſch Verwendung gefunden, weil er den teuern friſchen Stalldünger vollſtändig erſetzt und, da der friſche Dünger ca. 75% Waſſer und 10% Stroh enthält, den 15fachen Wert desſelben hat. 100 Kilo davon haben den Wert eines Wagens friſchen Stalldüngers von 30 Ztr. Er kann an trockenen Orten lange Zeit aufbe⸗ wahrt werden, und der Bauer hat daher nicht nötig, Zeit zu verziehen um Dung zu ſuchen; er hat auch auf die gleiche Zeit Wirkung wie der friſche Stalldünger. Der friſche Stalldünger wie der getrocknete kann auf ſeinen Wert deshalb nicht genau unterſucht werden, weil er außer den chemiſchen Beſtandtteilen auch die größte Menge Humus bildender Subſtanzen enthält und deshalb bei den Pflanzen nicht allein chemiſche, ſondern auch phyſikaliſche Wirkung hat, was nach den neueſten praktiſchen Erfahrungen beſonders bei Handelsgewächſen als unbedingte Notwendigkeit betrachtet wird, und deshalb kann auch der ungariſche Rinderdünger zum Bilden von Kompoſterde, ohne ihn mit der Erde längere Zeit lagern zu laſen verwendet werden. Aus allen dieſen Gründen kann der Wert des ungariſchen Rinderdüngerz durch praktiſche Verſuche und durch Vergleichung des Kaufpreiſes von friſchem Stalldünger unter Zugrundlegung des billigeren Transportes auf die Felder feſtgeſtellt werden. Jedenfalls iſt dieser Dünger nicht allein dem großen Grundbeſtter ſondern auch dem kleinen Bauern, Gärtner und Gartenbeſitzer beſtens zu empfehlen, weil diejenigen, welche Verſuche gemacht haben, denſelben regel⸗ mäßig verwenden, beſonders wegen ſeiner leichten Aufbewahrung, ſeiner billigen Transportfähigkeit, und ſeiner Zeit erſparenden Behandlung gegenüber dem friſchen Stalldünger. Ebenſo hat er auch den Vorzug gegenüber dem Kunſtdünger, weil er bei Eintritt äußerſt trockenen Wetters den Pflanzen, wenn auch noch ſo ſtark gedüngt wurde, niemals ſchadet.“ Den Nutzwert dieſes Düngers werden praktiſche Verſuche, die unter Leitung wiſſenſchaftlich gebildeter Landwirte vorgenommen werden, hoffent⸗ lich bald genau feſtſtellen. — Ulm, 26. Oktober. In letzter Nacht wurde hier bei Premierlieutenant v. G in der Olgaſtraße ein ſchwerer Einbruchsdiebsſtahl ver⸗ übt. Der Dieb ſtieg, nachdem der Premierlieute⸗ nant, welcher Junggeſelle iſt, ſich zur Ruhe be⸗ geben hatte, durch das offengebliebene Fenſter des Eßzimmers in die hochparterre gelegene Wohnung und ſchloß die Thüren von innen gb. Er machte ſich ſodann daran den Schreibtiſch zu erbrechen. Dies bewirkte er mit ſolcher Stille, daß der Offizier nicht erwachte. Dem Einbrecher fielen eine goldene Uhr mit goldener Kette, eine Armſpange, mehrere koſtbare Ringe und 84 Mk. baares Geld in die Hände. Von dem Thäter hat man keine Spur. — Iſerlohn, 24. Okt. Der 39 Jahre alte Kaufmann B. machte auf ſeinen Bruder einen Mordverſuch, indem er drei Revolverſchüſſe auf ihn abgab. Ein Schuß durchbohrte dem Bedrohten die Hand, die zweite Kugel prallte an einem Rockknopfe ab und verletzte ſeinen Leib, die dritte Kugel ging fehl. Die Schwägerin des Mörders entwandte ihm die Waffe und ver⸗ anlaßte ſeine Verhaftung. Erbſtreitigkeiten ſollen die Urſache ſein. — Paris, 24. Okt. Wie aus Romagng gemeldet wird, wurde dort der Gymnaſialprofeſſor Eymery von ſeiner Frau angeblich aus Eiferſucht mit einer Hacke erſchlagen. der Kunſt etwas zu erreichen, womöglich Unſterb⸗ liches zu ſchaffen.“ i „Nun, ſo hoch geht mein Streben wohl noch nicht,“ verſetzte Ellinor, „aber große Freude habe ich jetzt am Malen, wie überhaupt am ganzen Leben, ach, es iſt doch zu ſchön auf der Welt!“ Gerührt blickte ihr Mann ihr uach, als ſie hinter dem Thürvorhange verſchwand. „Glücklich habe ich ſie wenigſtens gemacht,“ ſagte er ſich, „und das iſt ja ſchließlich auch etwas werth. Freilich, ich wäre ein Schuft, wenn ich es nicht thäte, danke ich ihr doch Alles, dieſes herrliche, ſorgloſe Leben, wie ich es bisher nie gekannt.“ Befriedigt ſchweifte ſein Blick über die elegante Einrichtung des Eßzimmers, und dann erhob er ſich, um ſein Zimmer aufzuſuchen; auch hier war Alles aufs luxuriöſeſte ausgeſtattet. Oelgemälde berühmter Künſtler zierten die Wände, auf welchen, wenn er ermüdet von ſeiner Geiſtesarbeit, das Auge konnte ruhen laſſen. Freilich bis jetzt war eine ſolche Ermüdung kaum eingetreten, da er ſeit ſeiner Ver⸗ heirathung noch nicht anhaltend gearbeitet. Auch heute fühlte er ſich nicht aufgelegt dazu, draußen lockte die helle Februarſonne, ein Spazierritt würde ihm gut thun nach der durchſchwärmten Nacht. Man fand ſicher ſchon Bekannte draußen im Thiergarten, heitere Unterhaltung, wenn auch nicht gerade allzu geiſtreiche, die war in der Millionen⸗ ſtadt immerhin ſelten und wenigſtens nicht auf der große Heerſtraße zu finden. Schöngeiſtige und geiſtreich ſein ſollende Reden, o ja, die vernahm man wohl, ſchön klingende Worte, ohne Tiefe und Inhalt, aber nie jenes Ueberſchäumen von Geiſt Witz, wie er es in ſeiner elenden Junggeſellen⸗ wohnung vier Treppen hoch ſo manchmal erlebt, wenn da einzelne ſeiner Freude ſich um den wack⸗ ligen Tiſch der verblichenen grünen Ripsdecke beim Bier oder Punſch verſammelt. Es waren doch oft! köſtliche Stunden geweſen, dieſe Stunden geiſtigen Gedankenaustauſches und oft ziemlich wilden Humors, freilich die bittern Zeiten der Sorgen, der Ent⸗ täuſchungen, die ſo ein Schrifſtellerleben mit ſich bringt, hatten ſie nicht aufgewogen, und darum war es denn doch tauſendmal beſſer wie jetzt nur der glücklichen, ſorgloſen Gegenwart zu leben, denn was hilft ſchließlich aller Geiſt, Witz und Humor, wenn man doch damit die Sorgen nur auf Stunden zu bannen vermag. So ritt er denn hinaus in den friſchen Morgen, ſich ſeines Daſeins freuend. Be⸗ kannte begrüßten ihn, einige Reiter ſchloſſen ſich ihm an, und bald war eine lebhafte Unterhaltung über Pferde, Wetten, Theater und leichtern Tages⸗ klatſch im Gange. Manch düſterer Blick ſorgen⸗ belaſteter Menſchen ſtreifte die heitere Cavalcade; ein wüſt ausſehender Menſch ballte die Fauſt, als ſie an ihm vorüberritten und fluchte über die Un⸗ gerechtigkeit der Weltordnung, die ihn dazu ver⸗ dammt hatte, den Staub zu ſchlucken, den dieſe vom Schickſal Begünſtigten aufwirbelten. Die kleine Scene wurde von einem Spaziergänger beobachtet, der langſam des Weges daher kam. „Eine Augenblicksphotographie der Zeitſtimm⸗ ung,“ murmelte er mit feinem Lächeln, und muſterte dann die Reiter. „Ah, da iſt ja auch Koſer,“ fuhr er in ſeinem Selbſtgeſpräch fort, „welch ſtattliche Figur er zu Roſſe ſpielt, als wäre er der geborene Cavalier und nicht ein Ritter des Pegaſus,“ in dem Moment kam Koſer auf ihn zu. „Sieh da, Berner!“ rief er, indem er ihm die Hand zum Gruß reichte; „auch ſchon ſo früh unterwegs!“ „Nun, früh kann ich es kaum noch finden, nachdem ich ſchon drei Stunden dieſes Tages am Schreibtiſch zugebracht.“ Ein flüchtiges Roth glitt über Koſers Geſicht. Drei Stunden hatte dieſer kleine blaſſe Mann ſchon gearbeitet, während er, eine wahre Hühnengeſtalt ihm gegenüber, bis in den hellen Tag hinein geſchlafen und nun ſpazieren ritt; er ſchämte ſich wirklich in dieſem Augenblick. Die geiſtvollen Augen des kleinen Gelehrten ruhten forſchend auf ihm, deſſen ganze vornehiſe Erſcheinung der jetzt den vollendeten Lebemann repräſentirte, dann verabſchiedete er ſich und dachte, während er weiter ging, an Fräulein Klein, die mit ihrer Prophezeihung, daß das Talent Koſers in ſolchem Wolleben zu Grunde gehen würde, doch vielleicht Recht behalten dürfte. „Was war denn das für ein kleines, ver⸗ hutzeltes Gelehrtengewächs?“ fragte lachend ein flotter Huſarenlieutnant, als Koſer wieder zu den Reitern herangeſprengt kam. f „Das war ja der Doctor Berner!“ anderer der Herren, ein junger Bankier. „Allen Reſpect vor dieſem Gelehrten, der hat ſicher mehr Geiſt wie wir alle zuſammen!“ Koſer biß ſich ärgerlich auf die Lippen, ſtellte man ihn denn ſchon in eine Kategorie mit dieſen Durchſchnittsmenſchen hier, waren ſeine Geiſteswerke ſchon gänzlich in Vergeſſenheit gerathen. N „Sie nehme ich natürlich aus, Koſerchen,“ fuhr der Bankier fort. „Von Ihnen erwarten wir noch Großes, ſo einen Weltroman, ein Spiegelbild unſerer ner⸗ vöſen, ruheloſen und doch ſo ſchönen intereſſanten Zeit, Schilderungen des ln de siéele Menſchen, wenn Sie mich gebrauchen können, natürlich nur als Nebenſigur, denn zu einem Helden beſitze ich wohl nicht hervorragende Eigenſchaften genug, ſtehe ich gern zu Dienſten.“ Koſer blickte etwas von oben herab auf den Schwätzer rief ein . A an dis vollſtä Lurch Einkän ea nine werth en see gnigten heſtr wicht Dunlitit