ung imm, ud Sg e, ped. d. 1 bermien. kohlen, f n, j . deholln, Sr häſe heute freilich unter den Handwerkern eifrig agitiren, iſt nur ſoviel ſicher, daß die leiſtungsfähigſten 1 Fortſetzung. daß eine andere Sache in beſchäftigt, es ſind eben 5 gefeſſelt haben, und ich, der ich ja Dank der all⸗ bwerde hier mit vielem Intereſſe beobachten können. 1 8 5 Erscheint jed Ladenburg. — .. zen Dienßtag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Un er⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, ————— No. 86. Die Schulze-Belitz'ſchen Kreditgenoſſenſchaften und die Handwerker. Die wirthſchaftliche und ſoziale Bedeutung der Schulze⸗Delitz'ſchen Kreditgenoſſenſchaften iſt nicht zum wenigſten darauf zurückzuführen, daß dieſelben alle Berufsſtände in ſich vereinigen. Heute nun macht ſich freilich eine Bewegung be⸗ merkbar, innerhalb der Berufsſtände Kreditinſtitute zu bilden. Wer mit dem Bankweſen auch nur einigermaßen vertraut iſt, weiß aber, daß ein Kreditinſtitut, das nur in einem Berufsſtand ſeine Kundſchaft hat, mit ganz beſonderen Schwierig ⸗ keiten zu kämpfen hat, und nur unter beſtimmten Voxausſetzungen am Platz iſt, man greift dazu, wenn die Verhältniſſe es unbedingt gebieten. Häufiger ſind die Umſtände, welche die Kredit⸗ organiſation innerhalb eines Berufsſtandes als verfehlt erſcheinen laſſen, weil ſie die Erfüllung der Aufgaben übermäßig erſchweren, vielleicht ſogar unmöglich machen. So verhält es ſich z. B. mit Kreditgenoſſenſchaften die ausſchließlich aus Hand⸗ werkern beſtehen. Das Solidaritätsgefühl der Handwerker geht ganz gewiß nicht ſoweit, daß der Großmeiſter ſein Geld zur Innungskaſſe bringen wird, damit der Kleinmeiſter Geld aus derſel ben erhält und ſeine Leiſtungsfähigkeit vergrößert. Die Behörden — hauptſächlich in Preußen — laſſen um dieſelben zur Gründung von ſog. Innungsbanken zu beſtimmen, und es mögen auch an 20 ſolcher Vorſchußkaſſen bereits entſtanden ſein — was ſie leiſten können, wird die Zukunft zeigen, bis jetzt Handwerker nicht einem ſolchen Unternehmen zuliebe aus den Schulze⸗Delitz'ſchen Kreditgenoſſenſchaften austreten, die Innungsbanken werden auf eine kleine Anzahl Meiſter beſchränkt bleiben, wenn ſie nicht alle die aufnehmen wollen, die nach ihrer — — — — Anzeigen: Die einſpaltige TCorpuszeile oder dere Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 5 ruck und Verlag von Karl Molitor Laden burg. 3 a i den 24. Oktober rn amaner Samstag — 1896. geſchäftlichen Lage bei keiner Genoſſenſchaft mehr Kredit finden. Iſt denn aber ein Bedürfniß für ſolche Ge⸗ noſſenſchaften? Laſſen wir einige Zahlen ſprechen. Kürzlich iſt der Jahresbericht des Allgemeinen Verbandes deutſcher Erwerbs⸗ und Wirthſchafts⸗ genoſſenſchaften erſchienen, in dem die Geſchäfts⸗ Statiſtik von 1068 Kreditgenoſſenſchaften enthalten iſt, außerdem haben 1021 Kreditgenoſſenſchaften über die Mitgliederzuſammenſetzung nach Berufs⸗ arten berichtet, dieſen gehörten 496 367 Mitglieder an, darunter befanden ſich 128 527 Handwerker. Es beſtehen in Deutſchland etwa 2800 Schulze⸗ Delitz'ſche Kreditgenoſſenſchaften, denen alſo ganz gering gerechnet 250 000 Handwerker angehören. Jene 1068 Kreditgenoſſenſchaften haben im Jahre 1895 1 659 305 785 Mk. ausgeliehen, davon werden etwa 450 000 000 Mk. auf die Handwerker entfallen, ſo daß die geſammten Schulze⸗Delitz'ſchen Kreditgenoſſenſchaften im Jahre 1895 gewiß / Milliarden Mk. an Handwerker ausgeliehen haben. Dieſe Zahlen ſprechen für ſich ſelbſt, ſie beweiſen, daß es keiner neuen Experimente zur Befriedigung des Kreditbedürfniſſes der Handwerker bedarf, ſolange ſich die Anſprüche im Bereich der Möglichkeit halten. Dies iſt aber heute nicht überall der Fall und das Bedauerliche dabei iſt, daß dies auf die eigene Thatkraft lähmend wirkt. Anſtatt ſich den bewährten Kreditinſtituten anzu⸗ ſchließen und in denſelben zu mäßigem Zins den Kredit zu befriedigen, warten weite Kreiſe der Handwerker auf die Hilfe des Staates auch auf dieſem Gebiet und gehen inzwiſchen in ihrer Leiſtungsfähigkeit immer weiter zurück. Vergeblich wird die Frage geſtellt, woher denn der Staat die gewünſchten Mittel nehmen ſoll — der Glaube an die Allmacht des Staates macht eine logiſche Antwort entbehrlich. Der Staat ſoll heute Allen und überall helfen; das klingt ſozial, iſt aber im Allgemeinen nur der Ausdruck des kraſſeſten Egoismus, der weitgehendſten Intereſſenherrſchaft. Kein anderer wie Schulze⸗Delitzſch hat auf dieſe Entwickelung bereits hingewieſen, als ſich der Staatsſozialismus zuerſt bemerkbar machte. Verſchiedenes. — Ladenburg, 20. Okt. Die hieſige Landw. Winterſchule wird Mittwoch, den 4. November, vormittags 10 Uhr eröffnet. Am Unterricht können junge Leute von 14 bis 20 Jahren und darüber teilnehmen. Die Landw. Schule iſt nicht nur für Landwirte; ſonderu auch für Gewerbtreibende zu empfehlen. Der Unterricht befaßt ſich in erſter Reihe damit, die in der Volksſchule erworbenen Kenntniſſe zu erweitern. Den Schülern wird neben dem land⸗ und haus⸗ wirthſchaftlichen Unterricht Anleitung im Geſchäfts⸗ aufſatz, im praktiſchen Rechnen und in der Buch⸗ führung gegeben. Würdigen, weniger bemittel ten Schülern ſtehen Stipendien aus Kreismitteln in Ausſicht. Wünſchen wir, daß die Schule auch in dieſem Winter wieder, wie dies ſeit Jahren der Fall iſt, ſich einer recht zahlreichen Schüler⸗ zahl zu erfreuen hat. — Ladenburg, 22. Okt. Eine Anzahl hieſiger Einwohner richtete vor 8 Tagen an die Direction der Main⸗Neckar⸗Bahn in Darmſtadt das Anſuchen, die Station Ladenburg zur Schalter⸗ Behandlung der badiſchen Kilometer hefte ermäch tigen zu wollen. Wie man uns nun mittheilt, hat die Main⸗Neckar⸗Bahn⸗Verwaltung dieſem Geſuche entſprochen und können ſomit vom 1. November d. J ab badiſche Kilometerhefte, ſtatt wie bisher erſt bei Stationen der badiſchen Staats⸗Bahn, auch am hieſigen Schalter abge ſtempelt werden. Leider iſt damit die Benützung der badiſchen Kilometerhefte auf der Main⸗Neckar⸗ Bahn noch nicht geſtattet nud wäre es ſehr Stationen der Seligkeit. Novelle von F. Stöckert. „Daraus müßte man doch wieder ſchließen, die Arbeiten eines Liebenden, dieſen Eindruck, als ob ein tieferes Empfinden ihn beherrſchte, hat er mir vorhin gemacht. Ich bin überzeugt, die junge Dame beſitzt doch Eigenſchaften, die ſein Dichterherz gütigen Mutter Natur in vieler Hinſicht, auch was die Ehe betrifft, zum Zuſchauer verdammt bin, Liebt er ſie nicht, ſpielt ſich vielleicht ein Ehedrama ab, wie ſie jetzt an der Tagesordnung und ſchließlich iſt es für ſolch armen Krüppel, wie ich es bin, noch das Beſte was man thun kann, von ſeiner einſamen Lage der großen Weltbühne gegenüber ſich gelaſſen derartiges mit anzuſehen.“ „Vorläufig werden ſie da nur eitel Glück und Wonne ſchauen,“ ſpottete Fräulein Klein, die auch nicht das geringſte Mitleid empfand dieſer trüben Reſignation gegenüber. Solchem Stiefkind der Natur blieben wenigſtens alle Herzenstäuſchungen, wie ſie dieſelben ſchon öfters erlebt, erſpart. „Die Zeit wird es dann ja lehren ob ich recht gehabt.“ 5 „Es wäre allerdings ein unerhörtes Glück, Berner. „Ein Talent, Reichthum, ein geliebtes Weib, was will ein ſterblicher mehr.“ „Das geliebte Weib werden Sie wohl zunächſt ſtreichen müſſen von dieſer Glücksliſte.“ „Und das Talent geht zu Grunde in der Fülle der Genüſſe, dann bleibt allerdings nur noch der Reichthum, immerhin auch eine ſchöne Sache,“ meinte Berner, und empfahl ſich, da die Malerin an ihrer Wohnung angelangt. Nachdenklich ſchritt er weiter, während das Treiben der Großſtadt an ihm vorbeirauſchte. Wie verſchieden fielen doch die Lebenslooſe, dem einen alles Glück und alle Daſeinswonnen, dem andern ein immerwährendes Verzichten, und zu dieſen letzteren zählte er, ein Krüppel von Kindheit an, hatte er keine Jugend gehabt, er mochte zurückdenken ſo weit er wollte, es war, als wäre er immer alt geweſen. Wird ſich die Ungerechtigkeit je ausgleichen, giebt es eine Ewigkeit, eine beſſere Welt? Wie fragend ſah er zum Himmel auf, wo einzelne Sterne jetzt hervortraten. Welten genug, einzelne ſicher von derſelben Beſchaffenheit wie die Erde, kämpfte und rang, lebte und liebte auf ihnen auch eine Menſchheit, deren Daſein auch dem Tode verfallen? oder waren dort oben Gefilde der Seligen. „O wer glauben könnte!“ rang es ſich wie ein Seufzer los aus ſeiner Bruſt, aber die Wiſſen⸗ ſchaft, die unermüdliche unerbittlich klare, zerreißt einen Schleier nach dem andern, hinter welchem die wenn keine Wolke den Ehehimmel trübte“ verſetzte geſchaut, und auch er war ihr Diener, und brachte ihr auch dieſen Abend noch ſeinen Tribut, indem er lange Stunden an ſeinem Schreibtiſch zubrachte, ſich vertiefend in die großen Fragen des Seins, und darüber vergaß er die Ungerechtigkeit des Schickſals, die ihn zu ſeiner traurigen Zuſchauerrolle allen Lebensfreuden gegenüber verdammt hatte. *. * * Auch in die Thüringer Berge war der Herbſt mit Sturm und Regen eingezogen und Frau Ge⸗ heimrath Straten begann ſich mit ihrer Tochter zur Abreiſe nach der Reſidenz zu rüſten. Sie that es mit ſchwerem Herzen, ging doch dieſe letzte ſchöne Zeit, in welcher Ellinor ihr noch ganz allein gehörte, nun zu Ende. Ellinor hingegen ſah mit Wonne der Abreiſe entgegen, deren Endziel ja das Wiederſehn mit dem Geliebten war. Einige Tage vor ihrer Abreiſe erſchien Lichtenow bei den beiden Damen, um ſie zu einem Abſchieds⸗ feſte, was er den letzten Sommergäſten in S. geben wollte, einzuladen. Der junge Gutsbeſitzer hatte ſich ziemlich ſchnell zu faſſen gewußt in das Unvermeidliche, und der Geſellſchaft gezeigt, daß die getäuſchte Hoffnung nicht gerade an ſeinem Lebensmark zehrte, ſo daß Ellinor jetzt vollends davon überzeugt war, daß ſeine Huldigungen nicht ihrer Perſönlichkeit, gläubige Menſchheit die Dinge der Welt ſonſt ſondern nur ihrem Vermögen gegolten.