worden ſind, von dem Fabrikarbeiter Johann Gerber von Oberdielbach im Beiertheimer Wäld⸗ chen zunächſt der Südendſtraße mit einem Taſchen⸗ meſſer ſo in den Unterleib geſtochen, daß er an den erhaltenen Verletzungen geſtorben iſt, ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war. Der Thäter wurde verhaftet, hat aber auch derartige Verletzungen, wahrſcheinlich mit einem Stock, erhalten, daß er vor ſeiner Einlieferung ins neue Amtsgefängniß im ſtädtiſchen Krankenhaus verbunden werden mußte. — Mannheim, 20. Okt. Die Stadt⸗ verordnetenwahlen wurden geſtern beendigt. In der 3. Wählerklaſſe ſiegten die Socialdemokraten, in der 2. und 1. Klaſſe die demokratiſch⸗freiſinnig⸗ ultramantan⸗ſocialdemokratiſche Vereinigung. — Frankfurt, 19. Okt. Die reiche Wittwe Maria Salvage wurde geſtern auf dem Bodenraum ihrer Villa durch zwei Revolverſchüſſe getödtet aufgefunden. Ihr Schwiegerſohn, der mit ihr materieller Intereſſen wegen in Streit lebte, ferner ihre Magd, mit der der Schwieger⸗ ſohn ein Liebesverhältniß unterhielt, ſowie zwei Söhne desſelben, im Alter von 14 und 13 Jahren wurden verhaſtet. Der letztere geſtand, lt. Ff. Ztg., die Schüſſe auf ſeine Großmutter abgefeuert zu haben, jedoch ſei es nur im Scherz geſchehen. — Berlin, 12. Okt. Heute Morgen gegen 6 Uhr wurde in dem Hauſe Mohrenſtraße 53 der Rechtsanwalt und Juſtizrath Maier Levy von mehreren in den 20er Jahren ſtehenden Männern ermordet. Der Körper des Ermordeten iſt mit vielen Wunden bedeckt. Es wurden vier Männer bemerkt, welche um dieſe Zeit das Haus verließen und auch verfolgt wurden. Als ſie verfolgt wurden, riefen ſie, um die Aufmerkſamkeit von ſich abzulenken: „Haltet ihn, haltet ihn.“ Es iſt bisher noch nicht bekannt, ob einer der Thäter verhaftet wurde. . Ueber die Aufſehen erregende Mordthat, welche heute in der Morgenſtunde an dem Juſtiz⸗ rath Maier Levy verübt wurde, wird noch folgendes bekannt: Die Mörder kamen gleichzeitig mit dem Bäckerburſchen zwiſchen halb 6 und 6 Uhr in das Haus. Während nun zwei derſelben Wache hielten, gingen die beiden andern die Treppe hinauf und gelangten vom Flur aus auf den im Hofe belegenen Balkon und von dieſem in das Eßzimmer. Vom Eßzimmer wandten ſie ſich links in das Schlafzimmer, in welchem ſich Juſtizrath Levy mit ſeiner Gattin befand. Das Ehepaar ſah die Leute kommen und ſetzte ſich zur Wehr. Der Juſtizrath Levy erhielt vier Dolchſtiche, einen in den Rücken, einen in die linke Schulter und zwei zwiſchen die rechten Rippen. Seine Gattin erhielt ebenfalls einen Stich in den Arm. Der in demſelben Hauſe 3 Treppen hoch wohnende Tapezier Vogt hatte Hilferufe gehört und auch zwei Mann vom Balkon über den Flur wieder hinabklettern ſehen, doch wagte er ſich nicht auf den Flur hinaus. Aus den Umſtänden läßt ſich ſchließen, daß es ſich nur um einen Racheakt handelt und nicht um einen Raubmord, denn es wurde nichts geraubt. Die neben dem Bett befindliche goldene Uhr des Juſtizraths wurde ebenfalls nicht fortgenommen. Die ganze Mord— ſzene ſpielte ſich in einem Zeitraum von fünf Minuten ab. Der Ermordete war Vorſtands⸗ mitglied der Anwaltkammer und iſt ſehr bekannt durch ſeine Kommentare zur Zivilprozeßordnung, welche er in Gemeinſchaft mit dem Geheimrath von Wilmowski verfaßt hat. Er ſtand im 63. Lebensjahre. Der Mord erregt ungeheures Auf⸗ ſehen. Bis jetzt ſoll eine Perſon verhaftet ſein; ob es eine der Thäter iſt, erſcheint zweifelhaft. — Droebach (Norwegen), 19. Okt. In der benachbarten Dynamitfabrik fand geſtern Vor⸗ mittag eine Exploſion ſtatt, wodurch zwei Gebäude in die Luft geſprengt wurden und ein anderes niederbrannte. Zahlreiche Perſonen wurden verletzt. — Paris, 19. Okt. Bei Tenay an der Bahnlinie Guloz⸗Genf verſchüttete ein Felsſturz das Geleiſe auf einer Strecke von 400 m nebſt einem Bahnwärterhauſe. Dem „Matin“ zu Folge ſind dabei zehn Perſonen verunglückt. Als Urſache des Felsſturzes werden die andauernden Regen⸗ güſſe bezeichnet. Zur Abwehr. Das ultramontane „Mannheimer Volksblatt“, welches auch hier in der Stadt geleſen wird, enthält über unſere Verſammlung vom Abend des 6. Oktober ſo viele Unrichtigkeiten, daß Unter⸗ zeichneter unmöglich dazu ſchweigen kann. Was die rege Beteiligung von Seiten der proteſtant. Gemeinde angeht, ſo erkläre ich, daß perſönliche Einladungen nicht ergangen waren. Durch das hieſige Wochenblatt waren alle Er⸗ wachſene, ohne Unterſchied der Confeſſion eingeladen; Herr Stadtpfarrer Haas ebenſowohl als Herr Stadtpfarrer Sievert. Wir haben das nicht gethan, um ein volles Haus zu haben — ich hakte dem Herrn Bischof bereits geſagt, daß an einem Werktage in ſo arbeitsvoller Zeit auf eine rege Teilnahme kaum zu hoffen ſei — ſondern weil wir wollen, daß jeder in die Lage verſetzt werde, unſere Bewegung zu prüfen, und weil 48 nicht unſere Art iſt, im Trüben zu fiſchen. Den Spott über die kleine Zahl unſerer Anhänger, in dem das genannte Blatt ſich au gefällt, ſind wir ſchon ſeit Jahren gewohnt. Wir bedauern es ſelbſt am lebhafteſten, daß ſo Wenige den Mut finden, ſich of fen zu uns zu bekennen. n Es ſchmeichelt eben der menſchlichen Eitelkeit zu ſehr und es iſt auch bequemer, ſich beim großen Haufen zu befinden. Aber nicht immer iſt dort die Wahrheit. Iſt doch das Chriſtenthum ſelbſt aus einer verſchwindenden Minorität hervor⸗ gegangen und jeder Theologe weiß, daß um die Mitte des 4. Jahrhunderts faſt der ganze Erd⸗ kreis arianiſch geworden und vom alten Glauben der Väter abgewichen war, — aber trotzdem hat die altchriſtliche Wahrheit den Sieg davon getragen. Das wird auch fernerhin ſo bleiben, hoffen wir, wenn wir perſönlich auch die Erfüllung dieſer Hoffnung nicht mehr erleben ſollten. Die kommenden Geſchlechter werden uns und Unſere Bewegung verſtehen und gerechter beurteilen, Auch die Bemerkungen des genannten Blattes über die bei der Verſammlung anweſenden Sozial⸗ demokraten ſind durchaus nicht zutreffend. Ich wenigſtens habe nicht die geringſte Störung von ihrer Seite wahrgenommen, obwohl alles Geſagte wohl nicht mit ihren Anſichten übereinſtimmte. Ein Blatt, das für Wahrheit, Freiheit und 18 12 flbſänd 0 oll 5 ä A rfehle mein gt 4 wöhulit Koch 1 darmſtäd ll, Jriſch zie Oefen u. a fihend und Recht zu kämpfen vorgiebt, ſollte, ſo meine ich, i fehle mei derartige, der Wahrheit geradezu in's Geſicht 1d ſchlagende Artikel ohne vorangegangene, genaue uchhe 6 Prüfung des Sachverhaltes nicht in ſeine Spalten und a aufnehmen. Für die Wahrheit der obigen Auseinander⸗ ſetzungen berufe ich mich auf das Urteil aller derjenigen, die am 6. Oktober in unſerer Ver⸗ ſammlung anweſend waren und dabei ehrliche und ſtochg l wahrheitsliebende Leute ſind. eee In weiteren ſachlichen Discuſſionen nber unſere altkatholiſche Bewegung und ihre Berechtig⸗ ung wird man mich jederzeit bereit finden; auß banale Schimpfereien werde ich aber nicht mehr e ee 86 reagieren. die blaſſe Todesfurcht, und ſie haben nur noch den einen Gedanken, ihr koſtbares Leben zu ſchützen, in ſolchen Zeiten zeigen ſich die meiſten Menſchen erſt in ihrer wahren Natur, das Gute und Edle tritt mehr zu Tage, ebenſo aber die Erbärmlichkeit, Rohheit und Feigheit.“ „Na mag uns der Himmel vor ſolche Schreckens⸗ zeiten bewahren!“ rief lachend die Frau Profeſſor Wanderer, eine noch junge lebensluſtige Frau, „ich habe durchaus nichts von einer Heldin an mir, und eine heilige Scheu vor allen anſteckenden Krankheiten. „Trotzdem haſt Du Deine Schweſter, als ſie am Typhus krank lag, doch mit aller Aufopferung gepflegt,“ wandte ihr Mann ein, „und ſolcher Auf⸗ opferung ſind Frauen überhaupt vielmehr fähig wie wir Männer.“ „Weil wir ſie von Jugend auf mehr üben müſſen,“ ſagte Fräulein Klein. „Jetzt freilich, wo die Erziehung der weiblichen Jugend in jeder Weiſe reformirt wird, da mag das anders werden.“ „Und das Ideal einer deutſchen Frau wird immer ſchwerer zu finden ſein,“ ſeufzte ein junger Privatdozent, „außer Lehrerinnen, Künſtlerinnen, woran man nun ſchon gewöhnt, werden weibliche Studenten, Aerzte Juriſteu, vielleicht auch Geiſtliche unſere Wege kreuzen.“ „Uns Männern zu gefallen aber werden ſie doch uoch Alle, Alle ſuchen!“ rief Koſer mit über⸗ müthigen Blick auf die Malerin; „das liegt nun einmal in der weiblichen Natur.“ „Und wo eine reich iſt, wird dieſe Liebesmüh auch kaum je vergeblich ſein,“ verſetzte Fräulein Klein ziemlich ſcharf. Koſer hatte nur ein überlegenes Lächeln für dieſe Antwort. Das war einmal wieder der kleinliche Sinn der meiſten Frauen, der hier zu Tage trat, der Groll um die verlorene Liebesmüh ihrerſeits, hatte Fräulein Klein wohl zu dieſer Aeußerung getrieben. Jetzt ſchien ſie ſich ſelbſt darüber zu ärgern und gab dem Geſpräch ſchnell eine andere Wendung. Vor Koſers Seele aber trat Ellinors Bild ſo lieblich wie faſt noch nie; es war doch noch etwas anderes als das Geld, was ihrem Weſen in ſeinen Augen Reiz verlieh, er wußte es nur nicht recht zu definieren, war es, daß er nie jenen kleinlichen frauenhaften Zug an ihr bemerkt, ſondern bisweilen ein Zug innerer Größe bei ihr hervortrat, der ver⸗ rieht, daß ſie groß zu denken und auch wohl groß zu handeln vermochte. Freilich der Verdacht, daß er ihres Geldes wegen um ſie geworben, würde ſicher 55 ihm haften bleiben, dafür ſorgte die Malerin on. Sinnend ſah er vor ſich hin, ohne weiter auf das Geſpräch zu achten, nur noch einige Tage, dann kehrte Ellinor mit ihrer Mutter zurück, die Vorbereitungen zur Hochzeit ſollten dann ſofort in Angriff genommen werden, und die große Wandlung ſeiner beſcheidenen Verhältniſſe in Glanz und Reich⸗ thum vor ſich gehn. „Ihre Gedanken weilen wohl ganz wo anders, Herr Koſer, neckte die Frau Profeſſorin. „Na natürlich, wo das Herz iſt, ſind die Ge⸗ danken, wie kann denn auch das anders ſein,“ fiel ihr Mann lachend ein. „„Gott ſo ſchweig doch mit ſolchen alten Geſängen aus Deiner Jugendzeit, Alterchen, die ſind nicht mehr zeitgemäß!“ „Warum nicht, wo man liebt, da paſſen ſie noch wunderſchön.“ „Gewiß, Herr Profeſſor,“ ſagte Koſer, „wahre Liebe redet immer noch dieſelbe Sprache wie vor Jahrhunderten, und meine Gedanken waren aller⸗ dings in dieſem Augenblick da wo mein Herz iſt.“ Fräulein Klein blickte verwundert auf, welch ein ſehnſuchtsvoller Ton lag in dem klangz ſeiner Stimme, als ob ſein ganzes Herz von Liebe und Sehnen erfüllt. Auch Doktor Berner richtete ſeine geiſtvollen Augen forſchend auf ihn. Sollte er ſich getäuſcht haben? War er wirklich nicht der Glücks⸗ jäger, der da aus ſeinem Talent uicht das erwünſchte Capital geſchlagen, nun den einfacheren, müheloſeren Weg zum Reichthum erwählt. „Sie kennen Fräulein Straten ?“ fragte er die Malerin, als die kleine Geſellſchaft nun aus⸗ einander gegangen und ſie beide unten auf der Straße ſich zuſammen gefunden. „Ja, ich habe in S. viel mit ihr und Frau Geheimrath Straten verkehrt., „Die junge Dame fängt an mich zu intereſſiren, denn es ſcheint mir, als wäre Koſer nicht allein durch ihren Reichthum, ſondern auch wohl durch ihre Perſönlichkeit gefeſſellt. Iſt ſie hübſch, intereſſant““ ſir die fü ſurh freundlie 8. „Keins von beiden, eine Durchſchnittserſcheinung 5 1 lg in jeder Beziehung. Mit etwas Verliebtheit und F. Zwirn U dichteriſcher Phantaſie ſtattet Straten ſie jetzt, 0 ſie getrennt ſind, ſicher mit Eigenſchaften aus, d ſie durchaus nicht beſitzt, in der Proſa des Eh ſtandes gehen ihm dann vielleicht die Augen auf. Vorläufig zwar wird der Zauber des Reichthums 5 in wohl gauz gefangen nehmen, und er wird nichts vermiſſen, nur mit vollen Zügen genießen, was ihm das Schickſal ſo lange verſagt, bis er dann aus dieſem Taumel erwacht und inne wird, daß er ſein 9 beſtes, ſeine Schaffenskraft dabei verloren.“ hemden „Sie ſehen doch wohl ein wenig zu ſchwarz, Hoſen verehrtes Fräulein,“ wandte Berner ein; „warum Leibb ö ſollte nicht die geſicherte ſorgloſe Exiſtenz ſeiner N in! Schaffenskraft förderlich ſein? 1 8 „Nein, nein, das hoffen ſie nicht von ihm, ſchon letzt fehlt ſeinen Feuilletonartikeln jeglicher Schwung, jede Begeiſterung, man merkt, er iſt nicht bei der Sache. 7 e 1 Krpddtton di Cortſetzung folgt.) 0