cuetp 6 bewohnt Ladenburg. —— No. 84. 7 ———ͤ— Politiſches. Berlin, 14. Okt. Der Kaiſer empfing heute Mittag in beſonderer Audienz in Gegen⸗ wart des hieſigen türkiſchen Botſchafters und des Staatsſekretärs des Auswärtigen, Freiherrn von Marſchall, den in beſonderer Miſſion des Sultans hier eingetroffenen General Grumbkow Paſcha, welcher ein Schreiben des Sultans überreichte. Prinz Heinrich von Preußen traf, von Kiel kom⸗ mend, gegen 2 Uhr auf der Wildparkſtation ein und meldete ſich bei dem Kaiſer im Neuen Palais Moien t A J keicher Meal i biligten ß fertigt furl Molln Buabtrinm 10 K ee mann? aht Co., Huch U e bee le Hautun 1 läge, 1 1 u * Jig. be Shift wwiſchen Deutſchland und Rußland N enn jenſeits der Vogeſen auch zu dieſer N ſtörte aber K um 2 Uhr. Berlin, 14. Okt. Der Kaiſer empfing am Dienſtag den auf der Durchreiſe von Paris nach Petersburg befindlichen Verweſer des ruſ⸗ ſiſchen Miniſteriums des Aeußeren, Geh. Rath Schiſchkin, und den ihn begleitenden ruſſiſchen Staatsſecretair Grafen Pahlen, im Neuen Palais bei Potsdam, wo beide Herren an der Frühſtücks⸗ tafel theilnahmen. Nach ſeiner Rückkehr aus Potsdam nach Berlin ſtattete Herr Schiſchkin dem Reichskanzler einen Beſuch ab und hatte hierauf eine Unterredung im Auswärtigen Amte mit dem Staats ſecretair Freiherrn v. Marſchall. Dieſe Vorgänge, welche ſich dem Czarenbeſuche in Paris und den hierbei ſtattgefundenen Unterred⸗ ungen Schiſchkins mit den dortigen maßgebenden Staatsmännern faſt unmittelbar anſchließen, be⸗ kunden genugſam, daß all' die franzöſiſch⸗ruſſiſchen Verbrüderungsdemonſtrationen beim Aufenthalte des Czaren in Frankreich auf das gute Verhältniß ohne jeden Ob freilich die ſtörenden Einfluß geblieben ſind. Erkenntniß gelangen werden. Verſchiedenes. Karlsruhe, 15. Oktober. Brüſewitz). (Zum Falle Nachdem geſtern Mittag die mili⸗ 5 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 5 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaction verantwortlich: Kar! Molitor, —— 2 — 25 Raum Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Verlag von Karl Molitor, Samstag, den 17. Oktober täriſchen Erhebungen über die blutige That des Lieutenants von Brüſewitz zu Ende geführt worden ſind, läßt ſich erſt auf Grund der uns nunmehr darauf hin gewordenen Mittheilungen ein in Wirklichkeit genaues Bild des unſeligen Vorganges von Sonntag Nacht gewinnen. Dadurch wird nicht nur die Größe der Schuld des Thäters in in ihrem vollen Umfange beſtätigt, nein, es wird noch feſtgeſtellt, daß Siepmann nicht die geringſte Veranlaſſung zu der Erregung des Lieutenants v. Brüſewitz gegeben hat. Bei der Zeugenver⸗ nehmung hat, wie uns mitgetheilt wird, der Be⸗ gleiter des Lieutenants Brüſewitz, welcher an dem betr. Abende mit ihm zuſammen im „Tannhäuſer“ ſaß, Herr v. Jung⸗Stilling, ausgeſagt, daß er nichts davon bemerkt habe, daß der in das Lokal tretende Mechaniker Siepmann mit ſeinem Stuhl die Stuhllehne des Lieutenants berührt habe und nach ſeiner Anſicht kein Grund vorhanden geweſen ſei, daß v. Brüſewitz den Siepmann zu einer Entſchuldigung auffordern konnte. Trotzdem aber wandte ſich, wie von Zeugen bekundet wurde, Lieutenant v. Brüſewitz an den Tannhäuſer⸗Wirth Kritſch mit den laut geſprochenen Worten: „Sorgen Sie doch, daß Ihre Gäſte beſſere Manieren haben und wenn ſich der Herr nicht entſchuldigt, ſo weiſen Sie ihn hinaus.“ Siepmann fuhr darauf hin in die Höhe und bemerkte: „Ich erbitte mir das, ich habe ſie in keiner Weiſe beleidigt und habe darum auch keinen Grund, mich zu ent⸗ ſchuldigen.“ Jetzt ſprang v. Brüſewitz auf und zog den Säbel, doch hinderte ihn der Wirth und ein Kellner, die ihm in den Arm fielen, an dem Gebrauch. v. Brüſewitz ſetzte ſich nun wieder an ſeinen Tiſch. Wohl 20 Minuten hätten ſowohl der Lieutenant als der Mechaniker Siepmann wieder bei ihrer Geſellſchaft geſeſſen, als der Offizier wieder anfing, drohende Worte zu äußern, indem er ſagte: „Ich kann mir ſo etwas nicht — 1896. — — gefallen laſſen, meine Karriere iſt zu nichte“ u. dgl. m. Nun hielt der Wirth es für gerathen, dem Siepmann vorzuſchlagen, er möchte ſich doch mit ſeiner Geſellſchaft in das Zimmer nach vorn ſetzen, damit es nicht noch zu weiteren Auftritten im Lokale komme. Siepmann aber meinte: „Am beſten iſt es, ich gehe weg.“ Er ſtand deshalb auf. Als er darauf auf den Hof hinaus ging, ſtand auch v. Brüſewitz auf, um ihm nachzugehen. Hieran aber verhinderte ihn der Wirth auf das Entſchiedenſte. Darauf ſagte v. Brüſewitz zum Kellner: „Geben Sie mir Mantel und Mütze, ich verlaſſe das Lokal“ und begab ſich durch die Thüre nach der Karlſtraße zu hinaus. Mittler⸗ weile aber redete im Hofe der Wirth dem Siep⸗ mann, der ſich von ſeinem Freunde ſeinen Hut ꝛc. nachbringen ließ, zu: „Der Lieutenant hat nun einmal die feſte Anſicht, von Ihnen geſtoßen zu ſein, ſo thun Sie es mir zu Liebe und entſchuldigen Sie ſich. Es iſt auch wegen meines Geſchäfts.“ „Nun, meinte Siepmann, „wenn ich Ihnen eine Gefälligkeit damit erweiſen kann, wo ich ſo oft in Ihrem Lokale verkehre, ſo will ich mich bei dem Herrn entſchuldigen.“ So ließ denn der Wirth den Siepmann durch den kleinen Glasabſchluß welcher den Gang nach der Kaiſerſtraße ſchließt, damit er auf dieſer Seite auf die Straße komme. Inzwiſchen aber nahmen die Dinge eine neue Wendung. Als v. Brüſewitz das Lokal verlaſſen, war er in der Karlſtraße auf zwei Feldwebel geſtoßen, denen er Befehl gab, ihm zu folgen, zweil er gefährdet ſei“. Der eine Feldwebel mußte ſich nunmehr am Eingang nach der Karlſtraße aufſtellen, mit dem andern ging er zum Haupt⸗ eingang an der Kaiſerſtraße. In dem Augenblick, da der Lieutenant hier durch die Thüre ging, wollte der Wirth gerade den Siepmann durch den kleinen Glasabſchluß und dieſelbe Thüre hinaus laſſen. Kaum erblickte von Brüſewitz den Geſuchten, * * 4 Stationen der Seligkeit. Novelle von F. Stöckert. Fortſetzung. Mit etwas nüchternen Augen ſah Koſer aller⸗ dings am nächſten Morgen die Sache an, aber trotzdem rüstete er ſich doch ganz wohlgemuth zu ſeinem Freiersgang und fand ſich dann auch ziemlich ſchnell in die Bräutigamsrolle. Von Tag zu Tag wurde ihm dieſelbe leichter, wenn er auch Ellinors leidenſchaftliche Liebe nicht erwiederte, verliebt war er wenigſtens in ſie. Wie ſo viele und gerade oft geiſtvolle Männer mit den Frauen ihrer Wahl größtentheils nur tändeln und ſcherzen, ſo verfiel auch er auf dieſe ſo bequeme Art ſolchen Verkehrs. Das Zwangloſe Badeleben, die ſchöne heitere Natur begünſtigte dieſes Liebesſpiel ſehr, und Frau Straten, die ſich dieſen Brautſtand wohl etwas anders vor⸗ geſtellt, ſuchte auch dieſen Umſtänden eine Ent⸗ ſchuldigung für das bisweilen an's Kindiſche ſtrei⸗ fende Gefahren des jungen Paares. Der Ernſt des Lebens würde auch ihnen nicht erſpart bleiben, Mochten fie daran dieſes erſte Liebensglück in dieſer Weiſe nur genießen. Wer aber keine Entſchuldigung hatte für das Tändeln und Scherzen des Braut⸗ paares, das war die große Malerin, Fräulein Klein. Sie fand ein derartiges Benehmen von einem ſolchen hochbegabten Schrifſteller wie Koſer durchaus unwürdi 5. ihn höchlichſt, und er trieb es alsdann in der Regel nur noch ärger. Fräulein Klein zog es ſchließlich vor das Weite zu ſuchen, um nur nicht länger dieſes alberne Liebesspiel, wie ſie es in ihrer altjüngferlichen Klugheit nannte, mit anſehen zu müſſen. Skizzen entwerfend durchſtreifte ſie das Thüringer Land, in der Natur und in der Kunſt Vergeſſen dieſes vielleicht letzten Herzenstraumes ſuchend. Eine große empfindliche Lücke ließ ſie in der Geſellſchaft nicht gerade zurück, man amüſirte ſich weiter wie zuvor, bis ſo nach und nach für die anderen die Abſchiedsſtunde ſchlug und das Dampfroß ſie hinaustrug aus den ſchönen Wäldern, wieder hinein in den Staub der Städte, in das Einerlei ihrer Werktagsthätigkeit. Koſer mußte nothwendiger Geſchäfte wegen etwas früher abreiſen, als ſeine Braut und Schwieger⸗ mutter. Es hätte ſich ja wohl einrichten laſſen, daß ſie beide mit ihm reiſten, aber Frau Geheimrath wünſchte ſehr, mit Ellinor noch einige Wochen in dem ſchönen ihnen beiden lieb gewordenen Badeort allein zu verbringen; war es doch vorausſichtlich die letzte Zeit, in der ſie ihr Kind noch ganz allein beſitzen konnte, da vie Hochzeit Ellinors ſchon auf den Herbſt feſtgeſetzt war. Mit welchen kühnen Plänen und Entwürfen neuer Werke war er hier eingezogen, und heute konnte er ſich kaum noch auf dieſelben beſinenn, als wäre Alles verflogen in dieſer Zeit neckiſchen, heiteren Liebesſpieles. Am Fenſter, wo er ſich damals am Tiſchchen zum ſchreihen hingeſtellt, denn einen beſonderen Schreibtiſch hatte das beſcheidene Gemach nicht auf⸗ zuweiſen, lag ein ganzer Stoß unbeſchriebener Manuſcriptbogen, beim Anblick derſelben erfaßte in ein leißes Mißbehagen. Wie viel ſchöne koſtbare Zeit hatte er doch vergeudet, lächelnd ſuchte er ſolche Gedanken dann von ſich abzuſchütteln, es waren die Nachwehen ſeiner ſorgenvollen, dornenreichen Schrift⸗ ſtellerlaufbahn, wo er geglaubt hatte, jede Minute Zeit müſſe ausgenutzt werden. Wie oft hatte er da ſein Hirn erbarmungslos gemartert, nicht be⸗ denkend, daß alles geiſtige Schaffen die rechte Stimmung und Weihe beanſprucht und abhängig davon iſt. Freilich auch dieſe Zeit hatte trotz aller Sorgen und Entbehrungen Stunden hoher Befriedigung auf⸗ zuweiſen, in welcher er das Glück künſtleriſchen Schaffens voll und ganz empfunden, ſolche Stunden aber kehrten ihm ſicher wieder, und ihren vollen Am Abend vor ſeiner Abreiſe ſtand Herbert Koſer, der ſonſt ſo glückliche Bräntigam doch nach⸗ denklich, und wie ſich auf ſich ſelbſt beſinnend, in ſeinem beſcheidenen Zimmer, das er in den letzten Zauber würde er dann erſt ganz empfinden, wo keine Schatten materieller Sorgen je ſein Denken mehr trüben konnten, war er doch durch das goldene Thor geſchritten und hatte feſten Fuß gefaßt im lerdings nur noch zum Schlafen benutzt hatte. 1 05 0 . Märchenland des Reichthums. Heute freilich herrſchte