trennen. für die Einladung und hob hervor, daß auch die evang. Kirche angefeindet ſei und drückte den Wunſch aus, daß der Altkatholizismus weiter blühen und gedeihen möge. Es folgten hierauf noch kürzere Anſprachen von Seiten des Herrn Biſchofs als auch von einem jungen Mannheimer Herrn der über den guten Eindruck berichtete, den die Mannheimer Altkatholiken bei der Wahl des Herrn Dr. Weber als Biſchof empfanden. — Heidelberg, 8. Okt. (Vom hieſigen Bataillon.) Geſtern morgen fand im Kaſernenhofe die Uebergabe des Bataillons an den neuen Ba⸗ taillonscommandeur, Herrn Major von Petersdorf ſtatt. — Raſtatt, 7. Oktober. Gewerbelehrer Eduard Kühn iſt am letzten Sonntag als kom⸗ miſſariſch techniſcher Lehrer nach Oſtafrika abgereiſt, um in Dar⸗es⸗Salaam die Eingeborenen haupt⸗ ſächlich in die verſchiedenen Handwerke einzuführen. Herr Kühn iſt der erſte badiſche Lehrer im deutſchen Kolonialdienſt. — Stuttgart, 7. Oktober. In Lauffen wurde in letzter Nacht Zugmeiſter Schick beim Ueberſchreiten der Geleiſe von einem Zug erfaßt und getödtet. — Schaffhauſen, 5 Okt. Heute Vor⸗ mittag ereignete ſich im hieſigen Petroleumlager⸗ keller ein Unglücksfall, der allerorts zur Warnung dienen kann. Ein 17jähriger Lehrling der Firma Rummer und Cie. ſtieg in ein 10,000 Liter halt⸗ endes und noch zu einem Drittel mit Petroleum gefülltes Reſervoir, um den ſogen. Schwimmer, der ſich von der Verbindungsſchnur gelöſt, zu faſſen. Die im Reſervoir angeſammelten Gaſe betäubten den jungen Mann doch derart, daß er von der Leiter aus in das Petroleum fiel und erſt nach vollſtändigem Ablaſſen desſelben als Leiche wieder zu Tage gefördert werden konnte. Ein dem Verunglückten zu Hilfe geeilter anderer Lehrling mußte, da er nach kurzem Aufenthalt ebenfalls halb bewußtlos wurde, von ſeinem Rettungswerke abſtehen. — Poſen, 5. Okt. Die ſeparierte Frau des Bäckergeſellen Gorski ſchnitt heute abend ihren drei Kindern im Alter von 4—6 Jahren die Hälſe durch, ſodann ſchnitt ſich die Frau die Pulsadern durch, nachdem ſie ihren Hausrat in Brand geſteckt hatte. Durch den Brandgeruch wurden die Haus⸗ bewohner aufmerkſam, ſie brachen die Thür zur Wohnung auf und löſchten das Feuer. Zwei Herr Stadtpfarrer Stevert dankte 5 die Mutter wurden ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Beweggrund der That iſt der „Poſ. Ztg.“ zufolge noch nicht feſtgeſtellt. — Lima, 7. Okt. Die telegraphiſche Ver⸗ bindung mit Guyaquil iſt in Folge einer furcht⸗ baren Feuersbrunſt unterbrochen. Die halbe Stadt ſoll zerſtört ſein. Nach weiteren Berichten dauert der Brand in Guyaquil fort. Unter den durch das Feuer zerſtörten Gebäuden befinden ſich 4 Bankhäufer, alle Konſulate, alle Hotels bis auf eins, alle größeren Ge ſchäftshäuſer, die Kaſernen und das Arſenal. f — Lyon, 5. Okt. Die Ermordung eines friedlichen Landmannes durch einen Soldaten macht hier viel von ſich reden. Vorgeſtern kam eine Abtheilung des 157. Linienregiments auf dem Rückweg von einer Uebung durch die nahe Gemeinde Caluire. Einer der Soldaten, Namens Albière, trat aus und ſetzte ſich auf einen Stein, wo er von einem in der Nähe wohnenden Bauer Namens Maiſonneuve bemerkt wurde. Da dieſer den Nachtplänkler für krank hielt, nahm er ihn mit nach Hauſe, um ihn zu bewirthen. Dort aber benahm ſich der Soldat gegen die Tochter Maiſonneuves ſo unanſtändig, daß dieſer ihm die Thür wies. Erboſt hierüber zog der Soldat ſein Seitengewehr und verſetzte dem 64jährigen Bauer drei Stiche. Ins Herz getroffen, ſank Maiſon⸗ neuve todt nieder. Nachbarn hielten den Mörder feſt. Er iſt geſtändig und behauptet, „der Teufel habe ihn zu der That getrieben.“ — Paris, 7. Okt. Die Koſten der Stadt Paris für die Ausſchmückung der Straßen und Plätze, die Illumination und die ſonſtigen Feſtlich⸗ keiten zu Ehren des ruſſ. Kaiſerpaares belaufen ſich auf etwa 1% Million. Man hat aber bereits ausgerechnet, daß dieſe Summe durchaus nicht verloren iſt. Der maſſenhafte Fremdenzufluß hatte nämlich eine ſo außerordentliche Vermehrung der Lebensmittelzufuhren im Gefolge, daß das Mehr⸗ erträgnis der Acciſe⸗Steuer während der Feſtwoche die 1¾ Mill. hereinbringt. Einen noch größeren Nutzen zieht wohl der Pariſer Handel aus den Ruſſentagen, da man annehmen kann, daß jeder der 2 oder 3 Millionen Fremden, die zu den Feſtlichkeiten hergekommen ſind, durchſchnittlich mindeſtens 100 Fres. hier läßt. — Paris, 8. Okt. Der Präſident der Deputirtenkammer, Briſſon, außerte, dem „Figaro“ zufolge, der Empfang im Elyſee ſei ſichtlich durch Kinder waren bereits tot, das dritte Kind ſowie e Gefühle des Vertrauens und der Spmpatht des Kaiſers gegenüber dem Repräſentanten dez Volkes gekennzeichnet geweſen. In gleicher Weise hat ſich der Präſident des Senates, Loubet, aus: geſprochen. — Der Kaiſer von Rußland hat vor ſeiner Abreiſe von Paris 100,000 Franes für die Armen geſpendet. Das Kaiſerpaar traf um 2.42 Uhr in Sevres ein und wurde von der zahlreich verſammelten Menſchenmenge mit den Rufen: Es lebe Rußland! Es lebe Frankreich begrüßt. Die Stadt iſt reich geſchmückt. Daz Kaiſerpaar beſuchte darauf die Porzellan⸗Manufal. tur, in welcher der Kaiſer ſelbſt einen Ofen in Brand ſetzte. Sodann begab ſich das Kaſſerpanr ins Muſeum, wo dem Kaiſer und der Kaiſerin mehrere Gegenſtände dargeboten wurden. Nach 20 Minuten erfolgte die Rückfahrt durch den Park St. Bland. — Paris, 8. Okt. Kaiſer Nikolaus gah telegraphiſch Befehl, daß der für die Gruft Carnotz beſtimmte goldene Kranz raſcheſtens vollendet werde und die Inſchrift: „A Carnot Nicolaus II“ erhalte. — (Wie muß eine Wohnung vom guz⸗ ziehenden Miether) übergeben werden? Ueber dieſe ſehr wichtige Frage hat das Reichsgericht neuerdigs eine Entſcheidung getroffen, durch welche im Einzelnen Folgendes beſtimmt wird: Wenn ez in den Miethsverträgen heißt: „Miether hat die Wohnung zu übergeben, wie er ſie übernommen hat,“ ſo iſt dies immer mit dem Zuſatz zu ver⸗ ſtehen, „ſoweit ſie nicht durch ordnungsmäßigen Gebrauch abgenutzt oder abgewohnt iſt.“ Nur allen durch „unpflegliche“ Benutzung veranlaßten Schaden hat er zu erſetzen. Er hat abgeriſſene, mit Schmutzflecken beſudelte Tapeten reparieren, 70 uh die ge n. haben. bunten an kahn, de falle 5 den 7 — zerbrochene Fenſterſcheiben wiederherſtellen zu laſen—— und verlorene Schlüſſel zu erſetzen. Für ab⸗ gelaufene Dielen, zerſprungene Ofenkacheln, ſchad⸗ ela hafte Schlöſſer, Thürklingen ꝛc. gilt dies indeſſen nicht. Nur wenn ſie durch gewaltſames oder b. rn u fahrläſſiges Behandeln ruinirt oder beſchädigt e worden ſind, muß ſie der Miether inſtand ſetzen, 10 a fanden Derſelbe hat die Miethslokalitäten vollſtändig zu räumen und die Schlüſſel zu übergeben; ſo lange letzteres nicht geſchehen iſt, ſetzt er den Mithsver⸗ trag fort und muß den Miethzins weiter zahlen, Auch hat der Miether beim Ausziehen die Wohn⸗ ung reinigen zu laſſen, d. h. er muß dem Ver⸗ miether die Wohnung „beſenrein“ übergeben. den doch wohl noch echte Frauennaturen, denen die idealloſe, materielle Zeit nichts anhaben konnte, die noch einer wahren großen Liebe fähig, die über Welt und Zeit ſteht. So wollte er ſich denn lieben laſſen von dieſer kleinen Schwärmerin, mehr war vorläufig nicht von ihm zu verlangen, vielleicht, daß er an ihrer Seite das Weſen ſolcher Liebe begreifen und mit der Zeit auch erwidern lernte, das war ja nicht ausgeſchloſſen. „Ich darf alſo mit Ihrer Frau Mutter ſprechen?“ fragte er, ſich zu ihr niederbeugend, während ſie den Felſen herunterſtiegen und dem Platz am Waldesrande zugingen, wo die andere Geſellſchaft ſich ſchon gelagert hatte. „Gewiß, Mama muß es gleich erfahren, wie glücklich ich bin,“ verſetzte Ellinor, immer noch etwas ſcheu und unſicher zu ihm aufſchauend. Die übrige Geſellſchaft hatte ſich maleriſch auf einen Abhang am Waldesrand gruppirt. Geſchäftige Hände ordneten auf Servietten die mitgebrachten kalten Speiſen, Weinflaſchen wurden entkorkt, Alle ſchienen in der heiterſten Stimmung, und nur von dem einen Gedanken erfüllt, ſich zu amüſiren, ſich aller Sorgen zu entſchlageu und dieſer ſchönen Zeit, wo man vor dem ermüdenden Gleichlauf des All⸗ 5 55 8 hierher geflüchtet war in den Thüringer ald. Ellinor ſchaute auf das bunte, fröhliche Bild, als käme ſie aus einer andern Welt, der eigene Ausdruck ihres Geſichts und der faſt fiebernde Glanz ihrer grauen Augen mußte Allen auffallen, beſonders aber ihrer Mutter, die ihr Kind zu genau kannte und ſofort durchſchaute, daß die wenigen Minuten des Alleinſeins der Beiden ſchickſalsentſcheident für ſie geweſen. Koſers Geſicht verrieth allerdings weniger Erregung, und Frau Geheimrath Straten fragte ſich ihr Vermögen ihn zu ſolchem Schritt beſtimmt, dennoch wer widerſtand noch in dieſer materiellen Zeit zum Zauber des Geldes, auch Künſtler, Schrift⸗ ſteller, denen man ſonſt wohl idealere Geſinnungen zugeſchrieben, fielen ihm jetzt anheim. Die übrige Geſellſchaft machte ſich theilweiſe auch Gedanken über das junge Paar, beſonders Fräulein Klein, die Malerin, ſie hatte ſo ſchöne Träume gehegt von einer idealen Künſtlerehe, wo aus gegenſeitiger Anregung unſterbliche Werke her⸗ vorgehen ſollten. Fragend, halb vorwurfsvoll ſah ſie zu Koſer hinüber, der ſich eine Caviarſemmel und ein Glas Sect ſehr gut ſchmecken ließ. Sollte er wirklich an ihr vorübergehen, die ſie doch, ſo gut wie er zu den Auserwählten gehörte, die über den Heidenmenſchen, der Fabrikwaare der Natur ſtanden, und von dieſer Waare ſollte er gewählt haben für's Leben? Denn was war Ellinor Straten weiter, wenn der Nimbus des Reichthums ihr genommen wurde, ein ganz gewöhnliches Menſchenkind, ohne Talent, nur leidlich hübſch, allerdings verliebt bis über die Ohren! Wer weiß, in welcher Weiſe ſie ihm entgegen gekommen war, reiche Mädchen dürfen ſich ja in dieſer Hinſicht viel mehr erlauben als arme. Wie ihre Augen glänzten, und dieſes verrätheriſche Roth auf ihren Wangen! Voll innerer Unruhe ſah Fräulein Klein von Ellinor auf Straten, und dann wieder auf dieſe; über des jungen Schriftſtellers Geſicht zuckte es faſt über⸗ müthig bei dieſem auffallenden Gebahren der Malerin, in Erinnerung all der zarten Huldigungen, die ihm vor ihr zu theil geworden, nun mochte ſie ihre Träume begraben im tiefſten Herzensſchrein, wo jedenfalls noch mehr derartige Träume eingeſargt waren, ihre erſte Liebe war er ſicher nicht. 5 bangen Herzens, ob, wenn er wirklich Ellinor ſi N Ob wohl Ellinor ſchon einen erſten Liebes⸗ erklärt, er ſie auch glücklich machen würde, und nicht traum hinter ſich hatte? fragte r ſich, ein ſtrahlen⸗ * 1 850 0 der Blick aus ihren grauen Augen begegnete ihm, 1% d der zu ſagen ſchien: Du biſt meine erſte, meine a Hin 1 einzige Liebe! Dieſe Augen blickten ſo rührend 118 ehrlich in die Welt, daß kaum ein Zweifel an ihrer 08 2 Sprache möglich. g i ö Es war doch eigentlich ein ganz unbändiges Uanbe Glück, was ihm die Vorſehung in gütiger Geber⸗ f laune in den Schooß geworfen, und wie er jet mit einem leuchtenden Blick auf Ellinor ſein Glas 5 bis zur Neige leerte, da überkam es ihn wie ein toller Rauſch von Lebensfreude und Lebensübermuth. Lebhaft betheiligte er ſich jetzt an der Unterhaltung, „Es giebt Stationen der Seligkeit auf unſerer Pilgerfahrt auf dieſem Planeten, wo alle Wünſche ſchweigen!“ rief er, indem er ſein Glas wieder füllte. f „Mir iſt, als wäre ich heute an einer ſolchen Station angelangt,“ ſetzte er dann mit einem warmen Blick auf Ellinor hinzu. Ein zartes Roth ſtieg in ihre Wangen. „Stationen der Seligkeit,“ ſagte ſie leiſe und ſah hinüber nach dem einſamen Felsplateau, das ihr zur ſolch ſeligen Station geworden. Fräulein Klein unterdrückte einen ſchweren dn Seufzer, dieſe Sprache, die die Beiden redeten, war hui dn leider nur zu verſtändlich für ſie. Mrdilln „Solche Stationen ſind mir gänzlich unbekannt,“ meinte ſie dann, „und übrigens heißt es jetzt guch Halteſtelle.“ „Danke für die Belehrung,“ verſetzte Koſer lächelnd, „jedenfalls haben Sie ſich noch nie die rechte Fahrkarte an rechter Stelle gelbſt, ſonſt wären Sie wohl auch ſchon auch einmal angelangt an eine derartige Halteſtelle.