als ein bedeutſames politiſches Ereigniß dar. Hieran laſſen ſchon die ſo herzlichen Trinkſprüche, welche zwiſchen dem Kaiſer von Oeſterreich und dem Könige von Rumänien an feſtlicher Tafel zuerſt in Herkulesbad, dann in Bukareſt gewechſelt worden ſind, ferner die Gegenwart des öſterreichiſch⸗ ungariſchen Miniſters Grafen Goluchowski in Bukareſt und ſeine Beſprechungen mit ſeinem rumäniſchen Collegen Stourdza keinen Zweifel. Die öſterreichiſch⸗ungariſche wie die rumäniſche Preſſe feiert denn auch faſt einſtimmig den Beſuch des Kaiſers in Bukareſt als einen Vorgang von hoher politiſcher Tragweite, der erneut das Zu⸗ ſammengehen Oeſterreich⸗Ungarns und Rumäniens bekunde. Von Bukareſt aus, wo dem öſterreich⸗ iſchen Kaiſer von der Bevölkerung eine wahrhaft begeiſterte Aufnahme bereitet wurde, begab ſich der hohe Gaſt, begleitet von den rumäniſchen Majeſtäten, am Dienſtng nach Sinaja, den ſo herrlich in den Karpathen gelegenen Sommer⸗ ſchloſſe des Königs Karl, woſelbſt die allerhöchſten Herrſchaften bis zum Mittwoch weilten. Verſchiedenes. — Mannheim, 30. Sept. In ver⸗ wichener Nacht um 12 Uhr wurde der zur Be⸗ wachung von Maſchinen im Ludwigshafner Bahn⸗ hof aufgeſtellte Tenderwächter Söller, 50 Jahre alt, von dem einfahrenden Schnellzuge erfaßt und getödtet. Söller erhielt ſchwere Verletzungen am Kopfe und wurde ihm der linke Fuß oberhalb des Knöchels abgefahren. — Karlsruhe, 29. Sept. Eine für Steuerzahler intereſſante Entſcheidung hat die Strafkammer in Freiburg getroffen. Gegen einen Kaufmann war wegen Steuerhinterziehung Anklage erhoben worden. Der Kaufmann hatte keine Steuer bezahlt, weil er keinen Steuerzettel erhalten hatte. Das Schöffengericht ſprach den Angeklagten frei. Gegen das Urteil erhob ſowohl die Steuer⸗ behörde, wie die Amtsanwaltſchaft Berufung, der Kaufmann ſollte jetzt in eine Ordnungsſtrafe von ſechszig Mark genommen werden dafür, daß er der Steuerbehörde nicht die Anzeige gemacht, er habe keinen Steuerzettel erhalten. Das Gericht gelangte jedoch zu einem freifprechenden Erkenntnis, weil der Beweis nicht erbracht werden konnte, daß der Angeklagte hätte wiſſen müſſen, es ſei ſeine Pflicht, anzuzeigen, daß ihm kein Steuerzettel ingegangen ſei. Eine derartige geſetzliche Pflicht exiſtiert nicht, es iſt ſomit kein Steuerzahler ver⸗ Vereinigung angeſchloſſen. pflichtet, ſich bei der Steuerbehörde zu melden, 5 dieſe 1 5 Fehler macht, ihm keinen Steuer⸗ ettel zu ſchicken. 45 4 Nele, 30. Sept. Die Tabak- händler und Tabakfabrikanten bildeten kürzlich in einer in Mannheim ſtattgehabten Verſammlung eine Vereinigung zur Verbeſſerung des Tabak⸗ einkaufs. Dieſer Vereinigung traten ſämmtliche Tabakhändler und Fabrikanten des Unterlandes bei. In einer in Offenburg ſtattgehabten Ver⸗ ſammlung ſind jetzt auch die Intereſſenten des Oberlandes der Vereinigung beigetreten, ſo daß dieſe nun das ganze Land umſchließt. Auch Elſäßer und Pfälzer Intereſſenten haben ſich der Die ungeſunden Aus⸗ wüchſe, die ſich beim Tabakeinkauf geltend machten, ſollen in erſter Lienie beſeitigt werden. — Niederweiler (A. Müllheim), 29. Sept. Geſtern feierten die Eheleute Höcklein ihre diamantene Hochzeit. S. K. H. der Großherzog hatte zu dieſem Anlaſſe ein Geſchenk von 60 M., der Erbgroßherzog ein ſolches von 40 M. geſtiftet. Ein in Badenweiler abgehaltenes Konzert hatte ſchon zuvor die Summe von 280 M. ergeben. Der Hochzeitszug verfügte ſich mit den Schul⸗ kindern an der Spitze in die Kirche, woſelbſt die Einſegnung ſtattfand, bei welcher dasſelbe ſog. „Gſpiel“ (Brautführer und Brautjungfer) wie bei der erſten Trauung zugegen war. Der Ehe⸗ mann iſt 86, die Frau 82 Jahre alt. — Würzburg, 30. Sept. Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich im Gerolzhofer Waldſtein⸗ bruch. Durch Abſturz eines großen Felsſtücks wurden vier Arbeiter getödtet, zwei ſchwer ver⸗ letzt. — In Rothenbürg ſtieg eine Frau, nachdem der Zug ſchon wieder in Bewegung war, aus. Ein Herr wollte deren Kind aus dem Waggon heben, ließ es aber fallen. Das Kind wurde vom Zuge überfahren und getödtet. — Wolnzach (Oberbayern), 28. Sept. (Der geprellte Hopfenbauer). Ein Bräuer, außer⸗ halb der Hollertau, baute ſelber Hopfen. Er war mit ſeinem Produkte nicht zufrieden, verkaufte dasſelbe an einen Händler und kaufte nach einiger Zeit „echte“ Hollertauer Ware. Wie war aber der Mann erſtaunt als er den Sack öffnete und in demſelben ſein Meſſer fand, welches er ſeit einigen Wochen verloren und vermißt hatte. Bei näherem Zuſehen erkannte er, daß er wieder ſeinen eigenen Hopfen bekommen hatte, ſelbſtverſtändlich viel teuerer, als er denſelben abgegeben. Es iſt Dollars. dies unter hundert Beiſpielen nur ein einziges für die Thatſache, daß auf dem Gebiete des Hopfen⸗ handels viel Schwindel getrieben wird. — Kaſſel, 30. Sept. In Ehrſten wurde der Gutsbeſitzer Range von einem italieniſchen Arbeiter überfallen und ermordet. Es handelt ſich wahrſcheinlich um eine Perſonen Verwechslung. — Aberdeen, 1. Okt. Im Konzertſaal brach geſtern Abend während der Auſſührung Fener aus, worauf eine Panik entſtand. Mehrere Perſonen erlitten leichte Brandwunden. Men befürchtet, daß mehrere Perſonen in dem Gedränge umgekommen ſind. Das Gebäude brannte in einer halben Stunde nieder. Nach ſpziteren Meldungen ſind 3 Perſonen umgekommen, ela 40 verletzt, darunter 13 ſchwer. Man befürchtet, daß ſich noch weitere Leichen unter den Trümmern befinden. — Berlin, 30. Sept. Der wegen Unter ſchlagung geſtern verhaftete Bankier Schneider hat ſich Nachmittags auf der Polizeiwache mit einem Revolver erſchoſſen. Wie der „Lokal⸗An⸗ zeiger“ erfährt, iſt nunmehr auch ein Buchhalter des Schneider'ſchen Geſchäfts verhaftet worden. — Dünkirchen, 30. Sept. Der fran⸗ zöſiſche Dampfer „Marie“ brachte die gesammte Mannſchaft des deutſchen Dampfers „Sayn“ an Land. Dieſelbe mußte ihr Schiff, das ein Lech erhalten hatte, in der Nähe von Queſſant verlaſſen, — Wien, 30. Sept. Die beiden Söhne des Univerſitätsprofeſſors Zoin in Pavia ſind im Thale Valvigazzo abgeſtürzt und auf der Stelle tot geblieben. — Tanger, 1. Okt. Das Judenpiertel in Fez iſt abgebrannt. Verſchiedene Bewohner kamen in den Flammen um, viele wurden ſchwer verletzt. Etwa 500 flüchteten, nothdürftig ge⸗ kleidet, ins freie Feld. — New⸗Pork, 1. Okt. Ein heſtiger Sturm wüthete geſtern an der Küſte des atlant⸗ iſchen Ozeans. In der Stadt Savannah, die am meiſten zu leiten hatte, kamen 7 Perſonen ums Leben. Der Schaden beträgt ungefähr 100,000 Dollars in Brunswick kamen 4 Perſonen ums Leben; der Schaden beträgt etwa 500,000 Die Brücke der Pennſylvania⸗Eiſenbahn über den Suspuehemah wurde faſt ganz zerſtört, Die telegraphiſchen Leitungen nach dem Süden ſind vielfach unterbrochen. e im Juni noch nicht ſehr beſucht, Bekanntſchaften wurden daher bei den gemeinſchaftlichen Mittag⸗ und Abendeſſen im Hotel leicht angeknüpft. Der Mittelpunkt des kleinen Kreiſes, der ſich faſt täglich zu irgend einem Ausflug zuſammenfand, war ent⸗ ſchieden Ellinor und ihre Mutter, Frau Geheimrath Straten. Beide Damen beſaßen jene vornehme geſellſchaftliche Bildung, mit welcher man ſich ſtets ſicher und ungezwungen bewegt, was jeden Verkehr ſo ungemein erleichtert, dazu waren ſie umgeben von dem Nimbus großen Reichthums der auch nicht zu unterſchätzen war, da er auf gewiſſe Menſchen⸗ klaſſen einen unſagbaren Zauber ausübt. Ellinor und ihre Mutter bewohnten faſt das halbe erſte Stock des Hotels in B., und da dieſe Hotelzimmer ihrem verwöhnten Geſchmack nicht genügten, hatten ſie noch eine ganze Wagenladung ihnen unentbehrlich ſcheinender Möbelſtücke aus ihrer Wohnung in der Reſidenz kommen laſſen; ſo daß ihnen kaum etwas fehlte von all den Luxusſachen, mit denen vornehme und reiche Damen ſich zu umgeben pflegen. Kunſtgegenſtände verſchiedenſter Art zierten die Wände, ſeltene Pflanzen bildeten, geſchmackvoll geordnet, trauliche Plaudereckchen, in denen zierliche Möbel und Nippſachen ſtanden, und über allem lag der Hauch echter Vornehmheit. Es war unverkennbar, daß die Bewohnerinnen dieſer Räume in ſolchem Luxus aufgewachſen, es war der paſſendſte Rahmen ihrer eleganten Erſcheinungen. An kühlen Abenden pflegte ſich ein kleiner Kreis der Badegeſellſchaft, unter welchem Koſer nie fehlte, hier oben in dieſen Räumen zuſammen zu finden, und bei eineu Glaſe Wein oder Bowle, die Ellinor meiſterhaft zu brauen verſtand, die Stunden in anregender Unterhaltung zu verbringen. Solche Abende hatten einen ganz eigenen Zauber für alle Betheiligten, es war hier ſo ganz anders, als wenn ſich die abgehetzte, von allen Zerſtreuungen nervöſe und weltmüde Geſellſchaft in den Sal ons der Reſidenz zuſammen fand. Der köſtliche Ozon der nahen Wälder, der durch die offenen Fenſter hereinſtrömte, ſchien von belebender Wirkung auf alle Gemüther. Das zeigte ſich in der heiteren, friſchen Unterhaltung man vergaß es, geiſtreich ſein zu wollen, gab ſich natürlicher und um vieles liebenswürdiger. Koſers vornehme, für alle feineren Genüſſe des Daſeins ſehr empfängliche Natur empfand dieſen Zauber vielleicht mehr wie alle andern. Die geſchmackvolle koſtbare Einrichtung der von Blumen⸗ düften erfüllten Zimmer, die Damen in den kleid⸗ ſamen hellen Sommertoiletten, alles das um⸗ ſchmeichelte ſeine Sinne, gleich einer ſüßen berückenden Melodie, die wie ein beruhigendes Saitenſpiel hinein tönt in die ſtürmiſchen Kampfesweiſen des Lebens. Betrat Koſer dann ſein ſehr einfach ein⸗ gerichtetes Stübchen, ſo empfand er es faſt wie einen Fluch, arm zu ſein, und dabei doch die dichteriſche und künſtleriſche Neigung empfangen zu haben, die ihn wohl ewig hinderlich ſein würde, gleich anderen Menſchenkindern im ruhigen, geord⸗ neten Tagewerk Vermögen und Reichthum zu gewinnen. Trotzdem war ihm bis zu dieſer Stunde noch nicht der Gedanke gekommen, ſich um Ellinor Straten's Hand zu bewerben. Sinnend ſah er ſie jetzt an, als ſie ihn fragte: Ob er an dem heutigen Ausflug theilnehmen würde, und dann ſchelmiſch hinzuſetzte, daß Fräulein Klein, die große Malerin, auch zugeſagt habe, ſich an dem Ausfluge zu betheiligen. „Ah, das iſt allerdings ſehr verlockend,“ meinte er lächelnd, „dann wird uns ſicher erſt der wahre Naturgenuß aufgehen, wenn uns über Farben und Linien, Luft belehrt. die Malerin und Licht Bergeßen doch nur ſolche Menſchen in der Geſellſchaft ſich einmal ſelbſt und brächten nicht immer ſich und ihren Beruf zur Geltung. Es giebt doch genug allgemeine Intereſſen, die reichen Unter⸗ haltungsſtoff bieten. Ich bewundere ſtets Ihr und Ihrer Frau Mama liebenswürdiges Zuhören ſolchen Leuten gegenüber, denn Fräulein Klein iſt nicht die Einzige in dem Kreis hier, die ihr liebes Ich als Mittelpunkt deſſelben anſehen.“ „Da wir keine andern Künſte verſtehen, üben wir uns eben in geſellſchaftlichen Künſten,“ ent gegnete Ellinor lächelnd. „Und die des geduldigen Zuhörens iſt ſicher nicht die geringſte,“ verſetzte Koſer, „ich werde ſie heute wohl auch üben müſſen!“ „O, Fräulein Klein würde jedenfalls mit heiliger Andacht lauſchen, ſollten Sie ſich hergz⸗ laſſen, von der Kunſt zu ihr zu ſprechen, abe dazu ſind Sie zu ſtolz, zu vornehm“ „Die Kunſt iſt mir zu heilig, als daß ich gleichgiltigen Perſonen gegenüber von ihr keden ſollte.“ „Die Kunſt iſt Ihr Höchſtes 2“ frug Ellinor geſpannt. 5 „Gewiß und das muß ſo ſein. Haben wir einmal den Weihekuß der Kunſt empfangen, dann heißt es ihr ewig zu dienen, ſie duldet keine andern Götter neben ſich, und verlangt unſer ganzes Ich.“ Auf Ellinors Lippen ſchwebt ein Seufzer, Das klang ja, als würde er nie nach andern Küſſen begehren, die mit ſolchem Muſenkuß nichts gemein hatten. 1 „Ich will Sie nicht länger ſtören,“ ſagte ſie jetzt mit einem etwas erzwungenen Lächeln. 5 „Ihre Muſe könnte eiferſüchtig werden, daß Sie Ihre koſtbare Zeit im Geplauder mit einem ſo unbedeutenden Menſchenkind vergeunden. 8 dun geht 110 Aan node 1 lit die! bc lig — = Ii je Beson 8 Neuste in