n 71 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, 4 Anzeiger für adenburg und 2 „** Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 5 5 Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 7 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 55 Ladenburg. Ladenburg. ükten 90 10 He. 7 eee a — ——— auge Ao. 79. Mittwoch, den 30. September 1896. ragen in dz ge — 55 Die Einweihung des Mannheimer Kriegerdenkmals. N Mannheim, 27. Septbr. Schon ſeit den frühen Morgenſtunden bringen ſämtliche aus den verſchiedenen Richtungen einlaufenden fahrplan⸗ mäßigen und eingelegten Sonderzüge tauſende von fröhlichen Feſttheilnehmern. Allein über 3000 auswärtige Krieger mit 90 Fahnen ſind zur Teil⸗ nahme an dieſer Feier hier angekommen. Schon um halb 8 Uhr zogen die militäriſchen Vereine mit ihren Fahnen nach dem Friedhof, woſelbſt an den Gräbern der im großen Kriege gefallenen Krieger eine entſprechende Gedächtnisfeier ſtattfand. Kurz nach 9 Uhr trafen die Großh. und Erbgroßh. Herrſchaften am Hauptbahnhofe ein, empfangen f und begrüßt durch Vertreter der Staats-, ſtädtiſchen 5 und militäriſchen Behörden. Unter dem brauſenden 50 Jubel einer nach vielen Tauſenden zählenden 11 f Menſchenmenge, unter Kanonendonner und dem U 5 Geläute ſämtlicher Kirchenglocken ging die Fahrt 1 durch die feſtlich geſchmückten in eine „via trium⸗ bei, phalis“ verwandelten Hauptſtraßen der Stadt — nach dem Großh. Schloſſe. Um halb 10 Uhr begaben ſich die hohen Herrſchaften zur Teilnahme 112 am Feſtgottesdienſte in die Trinitatiskirche, woſelbſt ſünn nile 7 2 imm Il bernitter 3 ed. ſeithe vun 15 bewohnte i Aitniiſn, Kirchenrat Greiner die Feſtpredigt hielt. Nach alen, Beendigung derſelben fuhren die hohen Gäſte ins Feilen Schloß zurück, um ſich von hier aus um halb 12 Uhr nach dem Feſtplatze zu begeben. Inzwiſchen hatten etwa 15 000 Schüler und Schülerinnen der hieſigen Schulanſtalten, ſowie die Krieger⸗ und Militärvereine in den zu paſſirenden Straßen Aufſtellung genommen, um das Großh. und Erb⸗ % großh. Paar bei ſeiner Fahrt zu begrüßen. Hinter dieſen Kindern ſtanden tauſende feſtlich gekleidete Menſchen, um mit einzuſtimmen in die Jubelrufe der Kleinen. Mit einem Choral, geſpielt von der hieſigen Grenadierkapelle, wurde der Feſtakt am Denkmal eröffnet. Hierauf hielt Profeſſor Mathy, Vorſitzender des Denkmals⸗Ausſchuſſes, die Feſt⸗ und Weiherede, worauf auf Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, welcher mit ſeiner Familie in einem prachtvoll errichteten Zelte Platz genommen hatte, unter Tuſch, Kanonendonner und Glocken⸗ geläute die Hülle vom Denkmal fiel. Dasſelbe erhebt ſich vor dem ehemaligen Rheinthor, durch welches ſo oft in früheren Jahrhunderten deutſche Truppen zu weniger ruhmreichen Kriegen auszogen, und die ſiegreichen Heereshaufen unſerer wälſchen Nachbarn eingezogen ſind. Das Denkmal ruht auf einem mächtigen Sockel von ſeltem ſchönen Granit aus dem nahen Odenwalde, ein Geſchenk des hieſigen Baugeſchäfts Wehrle und Hartmann. Die Eckſäulen des Sockels ſind mit Broncekapitälen und Broncevaſen geziert. Auf allen vier Seiten des Sockels ſieht man von getriebenem Laubwerk umrankte Bronceſchilde, auf welchen die Widmung der Stadt Mannheim, die der Gefallenen des 2. Badiſchen Grenadier⸗-Regiments und des 1. Badiſchen Leibdragoner⸗Regiments gilt und die Bezeichnungen der Hauptſchlachten Nuits, Belfort, Straßburg und Dijon angebracht ſind. Darunter befinden ſich auf jeder Seite gleichfalls in Bronce ausgeführte Gedenktafeln mit den Namen der gefallenen Krieger. Die Bronceverzierungen ſind zum Teil nach dem Motive des eiſernen Kreuzes gebildet. Auf der unteren Vorderſeite ruht ein ſterbender Löwe, ein Sinnbild des auch im Tode noch unbeſiegbaren Heldenmutes. Auf dem Sockel ruht die koloſſale, 4 ½ Meter hohe und 60 Ztr. ſchwere Broncefigur des Sieges, welche mit lorbeer⸗ umwundenem Schwert über das Schlachtfeld ge⸗ flügelt dahinſchreitet. Aus der Mitte der feindlichen Bataillone heraus hat der Genius des Sieges die deutſche Kaiſerkrone erobert, die er als herrlichen Kampfespreis heimträgt. Der Verfertiger dieſes Kunſtwerkes iſt Profeſſor Hermann Volz aus Karlsruhe während der Guß in der königlichen Kunſt⸗ und Metallgießerei von Hugo Pelargus in Stuttgart prachtvoll ausgeführt wurde. Die erforderlichen Mittel von ca. 60 000 Mk. wurden durch freiwillige Beiträge gedeckt, wovon allein 20000 Mk. von zwei hieſigen Großkaufleuten gezeichnet wurden. Nach der Enthüllung legten der Großherzog, Feſtjungfrauen und Vertreter der militäriſchen Vereine prachtvolle Kränze am Sockel nieder, worauf der Choral „Nun danket alle Gott“ mit Muſikbegleitung geſungen wurde. Mit herz lichen Dankesworten übernahm ſodann Oberbürger⸗ meiſter Beck Namens der Stadt das Denkmal in Obhut, worauf nach einem weiteren Geſang der Oberſt des hieſigen Grenadier⸗Regiments eine kernige Anſprache mit einem Hoch auf den Groß⸗ herzog hielt. Sofort erwiderte der Großherzog, indem er auf jene große Zeit hinwies, zu deren Andenken dieſes herrliche Monument erſtellt wurde. Heute gelte es, die großen Errungenſchaften aus ſchweren Zeiten als teures, unantaſtbares Gut treu zu bewahren und ein wachſames Auge auf alle Feinde, die dem Reiche drohen könnten, zu haben. Treue in der Arbeit, Treue im Einſtehen für Deutſchlands Macht und Größe, das ſei das Mahnwort, das er an alle, beſonders aber an das heranwachſende Geſchlecht richte. Mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf den oberſten Schirmherr des Reiches, den deutſchen Kaiſer, ſchloß der Landesfürſt ſeine Anſprache. Nachdem die hohen Herrſchaften das Denkmal eingehend beſichtigt hatten, fand die Vorſtellung des Erbauers desſelben, des Denkmals⸗Ausſchuſſes, der Vereinsvorſtände und vieler dekorierten Krieger ſtatt. Hierauf nahm der Großherzog die Parade der Ehren⸗Kompagnie, der Veteranen und der militäriſchen Vereine ab. Unter brauſendem Jubelruf fuhren ſodann die hohen Herrſchaften nach dem Schloſſe zurück, woſelbſt der Großherzog b * W e Seltene Geiſtesgegenwart. 1 i Das Offiziercorps des in Agra ſtationirten 19. untl Shik⸗Regiments hatte einer vom Rajah von Bukalore lun!!! pberanſtalteten Tigerjagd beigewohnt und ſich am 6. 9. S Abend des Jagdtages auf die weitere Einladung b des gaſtfreien Fürſten zu einer zwangloſen Tafel⸗ 77 unterhaltung in ſeinem Palaſte zu Bukalore ver⸗ 9 10 ſammelt. Die Jagd mit ihren mancherlei Auf⸗ — tegungen war zur vollſten Genugthuung ihrer 65 Theilnehmer verlaufen, als Beute konnte man einen etwa zweijährigen Tiger und zwei große ausgewachſene Tiger, das eine Exemplar davon ein prachtvolles Weibchen, verzeichnen, und da ſich auch kein -l bemerkenswertherer Unfall ereignet hatte, ſo herrſchte in der vom Rajah mit vielem Geſchik präſidirten Tafelrunde eine recht angenehme Stimmung. Unter den Offizieren befand ſich auch Capitain Pembroke, der erſt ganz kürzlich aus einer der b in nich ba bil Carniſonen des ſüdlichen Indiens nach Agra zum eil 19. Regiment verſetzt worden war. Capitain Pem⸗ 1 broke, ein ſtattlicher, kräftiger Mann mit einem in gewiſſen Ernſt in ſeinen Zügen, wurde von allen gui Seiten mit beſonderer Aufmerkſamkeit behandelt, a und das mit Recht, denn er konnte ſich rühmen, — ganz allein das Tigerweibchen erlegt zu haben, . durch zwei Kernſchüſſe auf die Entfernung von ungefähr zwanzig Schritt. Hierzu gehörte allerdings eine vollkommen ſichere Hand, ſowie eine außer⸗ ordentliche Kaltblüttgkeit, ſonſt wäre der Capitain von der auf ihn einſtürmenden Beſtie unfehlbar zerriſſen worden. Kein Wunder daher, daß man den tapferen und glücklichen Schützen mit bewundern⸗ den Anerkennungen überhäufte, die derſelbe indeſſen in ſich gleich bleibender Weiſe beſcheiden ablehnte. „Na“, rief jetzt der dicke Major Riviers, derjenige Offizier des Regiments, mit welchem Capitain Pembroke am meiſten befreundert worden war, mit launiger Stimme aus, „die von unſerem wackeren Pembroke entwickelte Bravour wundert mich weiter gar nicht, hat er doch früher ſchon, wie ich von ihm ſelber erfahren habe — einen noch gefähr⸗ licheren Strauß mit einem Tiger beſtanden, bei dem es unſerem guten Capitain um ein Haar ans Leben gegangen wäre, noch heute trägt er die Zeichen dieſes Kampfes auf ſeiner Bruſt!“ „Wie, Pembroke,“ ſagte erſtaunt der Regiments⸗ commandeur, Oberſtlieutenant Sir Henry Fitzroye, welcher neben dem Herrn des Hauſes ſaß, ſich dem Capitain zuwendend, „und von dieſem Tigeraben⸗ teuer haben wir mit Ausnahme Mr. Rivers, noch gar nichts gehört — da würden Sie die Tiger⸗ geſellſchaft gewiß ſehr verbinden, wenn Sie jenes Erlebniß, deſſen ehrenvolle Erinnerung Sie alſo wohl auf ihrem Leibe tragen, mittheilen wollten?“ Der angeredete verneigte ſich vor dem Regimentschef und erwiderte, ſich von ſeinem Sitze erhebend: „Mit Ihrer gütigen Erlaubniß, Herr Oberſt⸗ lieutenant, will ich gern das kleine Abenteuer Königstiger direct auf mich zuflog. erzählen, das Andenken hieran iſt mir allerdings mit unauslöſchlichen Zügen in meinen Körper ein⸗ gegraben. Sie geſtatten, Gentlemen —“ der Capitain knöpfte die Uniform auf und entblößte die Bruſt, auf welcher einige große Narben, augen⸗ ſcheinlich von furchtbaren Bißwunden herrührend, deutlich hervortraten. Dann knöpfte der Offizier die Uniform wieder zu, ſetzte ſich und begann: „Wie Sie wiſſen, diente ich, ehe ich die Ehre hatte, Ihr Kamerad zu werden, im 4. Madras⸗ Füſilier⸗Kegiment, das noch jetzt zum Theil in Salem garniſonirt. Im Norden Salem's ziehen ſich die niedrigen, meiſt mit wildem Geſtrüpp bewachſenen und daher eine vortreffliche Zufluchts⸗ ſtätte für Tiger darbietenden Vorberge des Schiwa⸗ rai⸗Gebirges hin, und hier war es, wo mir als Theilnehmer einer Tigerjagd das folgende Erlebniß zuſtieß. Wir hatten gerade eine größere Pauſe gemacht um zu frühſtücken; der betreffende Platz wurde auf der einen Seite von einem Schwarzholz⸗ Dickicht eingeſäumt, während ihn nach den anderen Seiten hin Lichtungen begrenzten. Ich ſtand von der ganzen Jagdgeſellſchaft am nächſten dem Dickicht zu hatte meine Doppelbüchſe abgelegt und wollte gerade meinen einige Schritte entfernten Dienern Befehle ertheilen, als es in dem niedrigen Gehölz rauſchte und im nächſten Moment ein coloſſaler Die furchtbare Gefahr im Nu erkennend, wollte ich mich raſch zur Seite werfen, aber ſchon war es zu ſpät, ihr noch