gebildet. „Gaulois“ erfährt, Nikolaus beabſichtige, den Witwen des Marſchalls Mac Mahon und des Präſidenten Carnot einen Beſuch abzuſtatten. Paris, 23. Sept. Bei der Ankunft des Zaren in Frankreich wird die ganze Eiſenbahnlinie zwiſchen Cherburg und Paris mit Truppen beſetzt. Verſchiedenes. — Mannheim, 22. Sept. Zur Enthüll⸗ ungsfeier des Kriegerdenkmals trifft unſere Stadt großartige Vorbereitungen, welche hauptſächlich zu Ehren der Anweſenheit des großherzoglichen und erbgroßherzoglichen Paares geplant ſind. Dieſe Vorbereitungen betreffen hauptſächlich die Ausſchmückung und Illumination der Stadt. In dieſer Hinſicht werden die vornehmlich in Betracht kommenden Straßenzüge, die Rheinſtraße und die Heidelbergerſtraße, in eine „via triumphalis“ verwandelt werden. Zur Aufſtellung gelangen hier große, farbig drapirte Obelisken, denen oben Dreifüße mit offenen Flambeaux aufgeſetzt ſind. Zwiſchen den Obelisken werden ſich Blumenſchalen tragende Kandelaber erheben. Von Obelisk zu Obelisk, ſowie von Kandelaber zu Kandelaber ſchwingen ſich möchtige Guirlanden. Die engen Theile dieſer beiden Straßen werden durch ſich quer über die Straße ziehenden Guirlanden in Laubgänge verwandelt. Fahnen, Flaggen und Wimpeln aller Art werden das feſtliche Gewand vervollſtändigen. An den Planken kommen mit Wimpeln verſehene Maſten zur Aufſtellung. Außer⸗ dem wird von Baum zu Baum eine Kette mit farbigen Lampions gezogen. Der Waſſerthurm wird feenhaft beleuchtet werden. Ferner dürfen die Häuſer in der Heidelberger und Rheinſtraße von den Anwohnern in ganz beſonders ſchöner Weiſe geſchmückt werden. Entlang dem Kaiſer Wilhelmring, vom Waſſerthurm bis zum Bahnhof, werden Trophäenmaſten aufgeſtellt. Auch die gärtneriſchen Anlagen des Paradeplatzes werden in einer prachtvollen Beleuchtung ſich repräfentiren. Der Paradeplatzbrunnen wird ebenfalls in magiſchem Lichterglanze erſcheinen. Der Platz des Kriegerdenkmals wird in entſprechender Weiſe geſchmückt. Die Ausſchmückung des Fürſten⸗ pavillons wurde von der Hofmöbelfabrik L. 3. Peter in uneigennützigſter Weiſe für eigene Rechnung übernommen. Großartig dürfte bei der Illumination ſich wohl der hieſige Hauptbahn⸗ hof ausnehmen, der durch die Eiſenbahnverwaltung Kaiſer mit umfangreichen elektriſchen Lichteffekten verſe werden wird. Nahezu 70 Bogenlampen werden das Portal des Bahnhofes magiſch beleuchten. — Mannheim, 23. Sept. Das Krieger⸗ denkmal deſſen Enthüllung den Mittelpunkt der am Sonntag bevorſtehenden Feſtlichkeiten bilden wird, zeigt die koloſſale Geſtalt des Sieges, welcher mit lorbeerumwundenem Schwert über das Schlacht⸗ feld geflügelt dahinſchreitet: aus der Mitte der feindlichen Bataillone heraus hat er die deutſche Kaiſerkrone erobert, die er als herrlichen Kampf⸗ preis heimträgt. Auf den Stufen des Uuterbaues ruht ein ſterbender Löwe, ein Sinnbild des auch im Tode noch unbeſiegten Heldenmuthes. Das Poſtament iſt mit vier Schilden geſchmückt, welche die Widmung und Beſtimmung des Denkmals und die Namen enthalten, mit welchen die ruhm⸗ reichen Thaten der badiſchen Diviſion und der beiden Regimenter verknüpft ſind: „Straßburg“, „Djon“, „Nuits“, „Belfort“. Am Sockel ließt man auf drei Erztafeln die Namen der im heiligen Kampf Gebliebenen, mit Angabe der Truppentheile, des Todestages und der Heimathsorte; die geborenen Mannheimer ſind mit Sternen hervorgehoben. — Mannheim, 23. Septbr. In ßer Tabaken iſt das Geſchäft ruhig aber feſt. Mit Bangigkeit verfolgen alle am Tabak Intereſſirten die Witterung, welche ihren regneriſchen Charakter leider beibehält. Welchen Schaden dieſelbe dem am Dache befindlichen Blatte zufügt, iſt heute unmögiich zu ſagen. Der größte Teil der Ernte iſt jetzt eingebracht und bedarf der am Nagel hängende Tabak trockener Witterung, um vor Fäulniß bewahrt zu werden. Hätten unſere Tabak⸗ pflanzer die ſo häufig und rechtzeitig erhobene Mahnung befolgt, die Rippen ihrer Tabake zu ſchlitzen, würden ſie der großen Sorge in Betreff der Trocknung dieſes Jahrgangs behoben ſein. Aus dem Bericht eines Tabakbauern vom Nieder⸗ rhein entnimmt die „S. Tztg.“, daß derſelbe durch Rippenſchlitzen nach 10 Tagen rippenreifen Tabak erlangt hat. Es iſt unbegreiflich, daß die Land⸗ wirtſchaft in Süddeutſchland ſich noch nicht zu größeren Verſuchen auf dieſem Gebiete hat auf⸗ raffen können. Die letzten Sandgrumpen wurden von den Bauern nicht mehr aufgeleſen, weil die⸗ ſelben unter der Witterung gar zu arg gelitten haben. Im Einkauf des neuen Sandblatt iſt eine Unterbrechung eingetreten, nachdem die größten Käufer ſich am Sonntag verpflichteten, nur in abgehängtem Zuſtande Tabake und Sandblätter zu kaufen. Rippen ſind feſter im Preiſe, 8 trockene Ware ſchwer zu beſchaffen iſt. Pfälze Rippen ca. 8 % bis 9 M., überſeeiſche 12 77 9 — Weinheim, 24. Sept. In verfloſſene Nacht brannten die Häuſer der Fabrikarbeiter Reinig, Brockmann und Beutel vollſländig nieder. — Aus Baden, 23. Sept. Eine blutig That wird aus dem hinterbadiſchen Orte Unie ſchefflen; gemeldet. Der 18 Jahre alte Chriſta Bauer von Sennfeld wurde von dem 24 jährige Bierbrauer Adolf Hausmann mit einer erſchlagen. Hausmann ſtand bei einem Mädch 1. Lethe und plauderte mit demſelben, als ihn mehr, 1. Pahl! vorübergehende Burſchen neckten. Wüthend hier Herrn über ergriff Hausmann eine an der Ecke de den Might Hauſes lehnende Hacke und ſchlug damit au die Koster Bauer los, ſo daß dieſer todt zu Boden ſan Der Mörder ging ſofort flüchtig. — Hamburg, 24. Sept. Durch den Weſtſturm ſind viele Unglücksfälle auf der Unter⸗ elbe und auf der Nordſee vorgekommen. Der Schooner Sandlack nach Halberſtadt unterwegz iſt unweit Anhalt untergegangen. Der Kapftäh, der Steuermann und ein deutſcher Paſſagier e auf die Wan auf 1 gchenburg Tri Namens Wilhelm Bolins ſind ertrunken. den Mit Berlin, 24. Sept. Der Kaiſer hat der finn dez 6 „Henneb. Ztg.“ zufolge aus ſeinem Dispofttions⸗ kabhrußhen fond für den niedergebrannten Ort Brotterode 60,000 M. bewilligt. — Brüſſel, 23. Sept. Wie die Blätter melden, drang eine bewaffnete Räuberbande G. das Frauenkloſter Wieheries im Hennegau ein, i Nunnhein vergewaltigte die Nonnen und plünderte das Kloſter. f — San Franzisko, 25. Sept. Wirbe ſtürme, Hochfluthen und Erdbeben in Japg 1 bitte die J ume richteten neuerdings große Verheerungen an, Kebe 7 50 2500 Menſchenleben ſollen zu beklagen ſein. di v8. 9 Stadt Obe iſt total niedergebrannt, wobei ebenfall 3 mehrere hundert Menſchen in den Flammen um⸗ gekommen ſind. Heiteres. Grammatik aus Kalau. Wie heißt der Komparativ und Superlativ von Nebel“ Antwort: „Nebel, Schiller, Waſſerſtiefel; Nehe iſt dicht, Schiller iſt Dichter und Waſſerſtiefe ſind am dichteſten.“ — Grundloſes Mitleid Kathrin (im Muſeum ſich die Venus von Mile anſehend, zu ihrem Manne): „Oh mei, oh mei da ſchau her, der armen Weibsperſon is ih G'wand runterg'rutſcht, und weil ſie keine Ne hat, ſie's net wieder n' aufziehen könne.“ 18 — Plötzlich faßte Eggonsberg die zarte Hand Luiſens und ſagte mit bebender Stimme: „Fräulein, es iſt eine große Kühnheit von mir, aber ich gedenke bald nach Deutſchland zurück⸗ zukehren und werde wohl ſobald nicht wieder hierher kommen. Ich wünſche mir von Herzen eine ſo liebenswürdige Braut wie Sie eine ſein könnten, wenn ich Ihre Liebe erwerben könnte. Darf ich wiederkommen, darf ich Ihnen ſchreiben?“ Das junge Mädchen ſtand ganz verwirrt, in holder Verlegenheit und mit niedergeſchlagenen Augen vor ihm und ſagte dann leiſe: „Sie dürfen wiederkommen, wenn es mein Vormund erlaubt.“ Verbindlich zog Eggonsberg die kleine Hand Luiſens an ſeine Lippen und heftete einen Kuß darauf. Dann entfloh aber das junge Mädchen wie ein neckiſcher Kobold und Eggonsberg blickte ihr klopfenden Herzens nach. Von Ferne näherte ſich ihm auf einem Kies⸗ wege jetzt del Baſſo. „Nun, Herr Baron, wie gefällt Ihnen mein Mündel, die kleine Luiſe,“ fragte er näher tretend. „Können wir die Verlobung proklamiren.“ „Von Herzen gern, Sie Zauberkünſtler!“ ſagte freudig Eggonsberg, und ſchüttelte del Baſſo die Hand. „Das freut mich um des guten Mädchens willen, daß ſie einen ſo braven Mann bekommt. Nun hängt es aber von Ihrer Großmuth ab, Herr Baron, ob Sie mir verzeihen können, und mich noch ferner als Freund anſehen wollen,“ fuhr del Baſſo in ſeltſamer Erregung fort. „Ich will offen und ehrlich ſein. Geſtern Morgen, als ich Sie traf, wollte ich mir eine Kugel durch den Kopf ſchießen, denn ich war ein ruinirter Spieler und ſogar ſo elend und erbärmlich geweſen, und hatte, als mein Vermögen ruinirt war, auch das mir anvertraute Vermögen Luiſens angegriffen. Da ſuchte ich in meiner Verzweiflung einen Menſchen der Glück hatte und fand einen ſolchen in Ihrer werthen Perſon, um mich an der verfluchten Spiel⸗ bank zu rächen und wenn möglich auch das Ver⸗ brechen gegen meinen Mündel wieder gut zu machen. Wie es geſchah wiſſen Sie oder können es ſich doch denken. Mit der Summe, die Sie mir großmüthig überließen, erſtatte ich mehr als ich genommen an Luiſens Vermögen zurück und übergab heute morgen deren Vermögensverwaltung dem geachteten Notar Nikolo. Zwanzigtauſend Francs gab ich einer armen Gemeinde der Umgebung und der Reſt iſt teſtamentariſch Ihnen vermacht. Ich poche nicht auf dieſe That, Herr Baron, ſondern frage Sie als Mann: Können Sie mir als künftiger Gatte Luiſens verzeihen, was ich fehlte?“ „Von Herzen, mein lieber del Baſſo,“ erwiderte Eggonsberg gerührt, „wir ſollen ja als Chriſten ſelbſt unſeren Feinden verzeihen, und Sie waren ja mein Freund, mein Retter, mein Glücksſtifter! Und ich kann ja auch kein ſtrenger Richter über Sie ſein, da ich ſelbſt ſehr leichſinnig war und mir geſtern früh ſelbſt beinahe eine Kugel vor den Kopf geſchoſſen hätte, wenn mich nicht ein guter Engel behütet hätte. Ueberdies haben Sie Ihren Fehler ja längſt wieder gut gemacht.“ „Ich danke für dieſe Großmuth, lieber Baron! Gott und Sie ſind die Zeugen, vor denen ich dieſe Beichte ablegte. Danken wir Gott, daß er uns kein Opfer des Spiels werden ließ! Ich habe gelobt, nie wieder Harzard zu ſpielen und werde ſobald als möglich Monaco und ſeine Umgebung verlaſſen.“ „Aber was ſoll aus dem ſchönen Landhauſe werden?“ frug Eggonsberg. „Das gehört Luiſen und kann jeder Zeit bequem verkauft werden. Aber jetzt wollen wir uns in das Haus begeben. Die Damen erwarten uns und die Verlobung kann proklamirt werden,“ „So geſchehe es in Gottes Namen! Mein alter Bater wird, wenn er ſieht, welches Glück ſein einziger Sohn gemacht hat, wohl ſeinen Segen dazu gehen.“ „Noch eins, lieber Baron!“ ſagte noch del Baſſo. „Nicht wahr, Sie ſpielen trotz aller Ver⸗ lockungen doch auch nie wieder Hazard 2 Verzeihen Sie, daß ich dieſe Frage an Sie richte,“ fuhr del Baſſo, als er Eggonsbergs erſtauntes Geſicht ſah, erregt fort, „verzeihen Sie gütigſt dieſe überflüſſige Frage, „aber wie ich vorhin erfuhr, hat ſich wieder ein ruinirter Spieler im Park von Monaco heute Nachmittag erſchoſſen, mein Diener meldete es mir. „Entſetzlich rief Baron Eggonsberg und hielt die Hand vor die Stirn. „Auf welchen Abgründen haben wir uns bewegt!“ wie leicht konnte auch einer von uns beiden an der Stelle dieſes Unglücklichen ſein und als Selbſtmörder enden! Großer Gott, du warſt uns gnädig!“ „Wiſſen Sie wie der Unglückliche, der ſich heute Nachmittag erſchoß, heißt?“ ſagte dann del Baſſo, „Wer iſt es?“ frug Eggonsberg betroffen und eine bange Ahnung ſtieg in ſeiner Seele auf, 5 „Der Rittmeiſter von Raben iſt es, der ſich heute Nachmittag erſchoß,“ berichtete del Baſſo, „Offenbar hat er die Summe, die Sie ihm groß; müthig geſtern gegeben, abermals verſpielt.“ Erſchüttert ſtand Baron Eggonsberg da und es koſtete längere Zeit, ehe er ſeine Selbſtheherrſchung wieder fand. 5 „Es iſt die Nemeſis“ ſagte er dann leiſel „Raben ließ nicht warnen. Ich werde ihn anſtändig beerdigen laſſen, denn von ſeinen wenigen Angehörigen * hehe in Deutſchland wird ſich wohl ſchwerlich jemand um l mmi ſeine Leiche kümmern, denn Raben war ſchon ſeit Jahren etwas anrüchtig.“ „Gott ſei ihm gnädig, ſagte del Baſſo, und ſeinem jungen Freunde den Arm bietend, traten ſie tief ergriffen in das Haus. En de 2 1 f 0