— — Zinn keilhe in hen benohrt . Lö50 190 1 0 5 Erſcheint jeden urger Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. 1 Dienstag und Freitag Abend. 5 5 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. ür die Redaction verantwortlich: Karl Molitor, 1 N D Wocheubl . 1 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 4 N Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen l 0 1 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, m 1. Oktober beginnt das IV. Quartal dieſes Blattes und laden lichſt ein. Der Abonnementspreis beträgt Mk. 1. — mit „Illuſtriertem Unterhaltungsblatt“ Mk. 140 und werden Beſtellungen in der Expedition ſowie von den Zeitungsträgern entgegengenommen. Auch nehmen alle Poſtanſtalten Beſtellungen an. Gleichzeitig machen wir auf das „Illuſtrierte Unterhaltungsblatt“ aufmerkſam, welches ſich durch einen reichen Inhalt der größten Beliebheit erfreut. Für die ſeitherige Unterſtützung unſeres Unternehmens danken wir beſtens und bitten m ferneres Wohlwollen. . Ladenburg, im September 1896. Die Redaktion und Erpedition. — —-—- .. — Politiſches. Berlin, 24. Sept. Der Beſuch, den ſoeben Kaiſer Nicolaus II. von Rußland der Königin von England abſtattet, kann ſchwerlich als etwas anderes, als eine bloße Höflichkeitsbezeugung auf⸗ gefaßt werden, der eine beſtimmende politiſche Bedeutung und vor allem ein Einfluß auf die Entwickelung der Dinge im Orient nicht beiwohnt. Gegen die engliſche Weltpolitik, beſonders ſoweit ſie ſich auf den Orient bezieht, herrſcht bei allen zum Abonnement freund⸗ Mächten des Feſtlandes, beſonders Rußland ein tiefgewurzeltes Mißtrauen, und das wird auch der Beſuch des ruſſiſchen Kaiſers und ein Meinungs⸗ austauſch mit ſeiner „königlichen Schweſter von England“ nicht zu beſeitigen vermögen. Gerade dieſer geſpannten Lage gegenüber, die auch in den neueſten Flottenbewegungen im Schwarzen Meere des Auswärtigen ein ebenſo energiſcher Staats⸗ mann ernannt wurde, wie Lobanow es war, der die engliſche Politik genau kannte. Nachdem Herr v. Staal die Annahme des Portefeuilles abgelehnt hat, ſteht Herr von Nelidow im Vordergrund, trotz aller Bedenken, dieſen gewiegten Diplomaten gerade jetzt von ſeinem Konſtantinopeler Poſten wegzunehmen. Außer ihm wird noch immer Graf Kapniſt genannt, neuerdings aber auch der ver⸗ hältnißmäßig noch jugendliche Graf Chreptowitſch⸗ Butenjew (Geſandter in München). Vorausſichtlich wird der Kaiſer erſt nach ſeiner Rückkehr, alſo Ende Oktober, ſeine Entſcheidung treffen, und Herr von Schiſchkin bis dahin Verweſer der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten bleiben. Nicht uner⸗ wähnt möge bleiben, daß, wie ein Petersburger Brief der „Kölniſchen Zeitung“ mitteilt, Herr v. Schiſchkin ſich noch immer ganz begeiſtert über den ebenſo großartigen wie herzlichen Empfang ausſpricht, der dem ruſſiſchen Kaiſerpaar in Deutſchland bereitet wurde. Desgleichen betont er ausdrücklich die ungemein gnädige Art Kaiſer Wilhelms, in welcher dieſer ihm gegenübertrat, und nicht minder das liebenswürdige Entgegen⸗ kommen, das er bei dem Reichskanzler Fürſten Hohenlohe und dem Staatsſekretär Herrn v. Marſchall in Breslau fand. München, 24. Sept. Nach einer amt⸗ lichen Bekanntmachung werden diejenigen 4proz. bayeriſchen Staatsobligationen, für welche die 0 Ladenburg. Ladenburg. Jams tag, den 26. Heptember N 8 — — — zum Ausdruck kommt, verſchärft ſich in Rußland ſtattfinden, daß anſtatt der eingereichten Aprozentigen 8 Eint 10 i mit jedem Tage der Wunſch, daß zum Miniſter Schuldverſchreibungen ſolche zu 3 ½% mit dem⸗ b Einladung. . Umwandlung in 3 ½ prozentige nicht vorgenommen wurde, auf 1. Nov. d. J. gekündigt. Für die⸗ jenigen Schuldverſchreibungen, für welche die Kon⸗ vertierug angenommen iſt, werden die bis zum 1. April 1897 laufenden 4% igen Eoupons noch eingelöſt und ſodann 3½ prozentige Couponsſcheine ausgegeben. Der Umtauſch wird in der Weiſe ſelben Zinstermin und denſelben Couponbeträgen verabfolgt werden. Paris, 23. Sept. Das nunmehr end⸗ gültig feſtgeſtellte amtliche Programm für den Zarenbeſuch, das auch vom Zaren gutgeheißen wurde, lautet: am 5. Oktober, mittags, Ankunft in Cherbourg; nachmittags Flottenparade; um 6 Uhr Mittagsmahl beim Präſidenten der Nepublik im Arſenal von Cherbourg. Um 9 Uhr Abfahrt nach Paris, wo die Ankunft am 6. Oktober gegen 10 Uhr früh erfolgen ſoll, dann Frühſtück auf der ruſſiſchen Botſchaft und Beſuch der Kapelle dieſer Botſchaft. Beſuch und Mahl im Elyſee. Abends wird in Paris feſtliche Beleuchtung ſtattfinden; um 10 Uhr wird eine Prunkvorſtellung in der Oper beſucht. Am 7. Oktober werden die Sehens⸗ würdigkeiten von Paris in Augenſchein genommen. Um halb 3 Uhr nachmittags wird die Grund⸗ ſteinlegung für die große Brücke, die „Brücke Alexanders III.“, ſtattfinden, die das Hauptbau⸗ werk der Ausſtellung des Jahres 1900 ſein wird. Nach der Feierlichkeit werden die Münzſtätten und die franzöſiſche Akademie, ferner das Rathaus den kaiſerlichen Beſuch empfangen. Um halb 6 Uhr iſt Mittagsmahl auf der ruſſiſchen Botſchaft. Um halb 9 Uhr Vorſtellung im Theatre Frangais. Donnerſtags 8. Oktober früh Beſuch des Louvre, dann Frühſtück in der ruſſiſchen Botſchaft; nach⸗ mittagts Fahrt nach Verſailles, unterwegs Beſuch der Porzellanmanufaktur von Seèyres, dann in Verſailles Gartenfeſt mit Spiel der großen Waſſer⸗ werke; Mittagsmahl im Schloſſe. Freitag 9. Oktober: Große Parade im Lager von Chalons, militäriſches Frühſtück und Abreiſe nach Darmſtadt. — Die Ehrenkompagnie, welche der Kaiſer von Rußland nach ſeiner Ankunft in Paris Revue paſſieren läßt, wird von der Garde Reépublicaine Die Nemeſis. Novelle von Walter Hogarth. (Schluß.) N Er bewunderte die prachtvollen Roſen ſüdländiſchen Blumen und blieb dann erſtaunt vor einer herrlichen Epheulaube ſtehen, in welcher eine junge Dame ſaß. Eggonsberg grüßte die Dame freundlich und bat um Entſchuldigung, wenn er ſtöre, er ſei von ſeinem Freunde del Baſſo eingeladen worden, ſich den Garten anzuſehen. Die junge Dame antwortete ihm unbefangen und natürlich wie ein Kind und zu Eggonsbergs Erſtaunen ſtatt in franzöſiſcher Sprache, wie er nach der Landesſitte erwartet hatte, in wohlklingender deutſcher Sprache. f 5 „Ah, ich habe wohl die Ehre eine Lands⸗ männin bier zu ſehen,“ rief Eggonsberg freudig und ſtellte ſich der jungen Dame vor. „Ich bin nicht aus Deutſchland, ſondern aus Oeſterreich und zwar aus Trieſt,“ erwiderte die junge Dame leicht erröthend, „aber in unſerem Hauſe wurde viel Deutſch geſprochen, obwohl man ſich in Trieſt mit Vorliebe der italieniſchen Sprache bedient.“ f Eggonsberg verneigte ſich dankend für dieſe Antwort, war aber etwas betroffen, daß die junge Dame ihren Namen nicht ſagte, obwohl er ſich ihr vorgeſtellt hatte. Aegerlich hätte er ſich ſicherlich von ihr abgewandt, wenn ſie in ihrer lieblichen Erſcheinung, mit ihrem ſanften Antlitz, ihren dunklen Augen und braunem Haar nicht ſo gut gefallen hätte und er doch auch gern wiſſen wollte, ob die junge Dame die geheimnißvolle „Luiſe“ war, die del Baſſo an ihn verſpielt hatte und die er heirathen ſollte, wenn ſie ihm gefiele. „Wohnen Sie ſchon lange hier in dieſer ſchönen Villa, gnädiges Fräulein,“ frug Eggonsberg dann. „Drei Jahre ſind es nun, daß ich mit meinem kranken Vater hier eintraf. Mein Vater ſtarb vor zwei Jahren und vertraute mich dann ſeinem Freunde Herr del Baſſo an, der mein Vormund iſt.“ Ein heißer Blutſtrom ſchoß jetzt dem jungen Baron nach dem Kopfe. Das Räthſel war gelöſt, die junge Dame war unſtreitig die geheimnißvolle „Luiſe“ und del Baſſo hatte für ſie, als ihr Vor⸗ mund, auf originelle Weiſe einen Gatten. „Leben Sie allein mit ihrem Herrn Vormund in der Villa?“ frug Eggonsberg. „Meine Gouvernante Fräulein Gutta und meine Erzieherin Madame Berg wohnen noch hier. Ich mußte bis vor Kurzem noch viel lernen, ſie waren alle ſehr ſtreng gegen mich. Doch vor einigen Monaten wurde ich ſiebzehn Jahre, und da hat das ewige Studiren endlich aufgehört.“ „Sie beſuchen und geben nun viele Geſell⸗ ſchaften, Bälle und Concerte?“ frug Eggonsberg weiter. „O, nein,“ erwiderte lachend die junge Dame. „Außerhalb der Tanzſtunde habe ich noch nie einen Ball beſucht, Herr del Baſſo meinte, das hätte Zeit. Ich liebe auch die Natur und das reizende Land⸗ leben ſo ſehr, daß ich Bälle und Geſellſchaften nicht gerade vermiſſe.“ „So ein einfach und natürlich empfindendes Mädchen wäre mir als Frau ſchon recht,“ dachte der Landedelmann Baron Eggonsberg, „denn eine verwöhnte Weltdame wäre nicht nach meinem Geſchmack.“ f „Darf ich Ihnen den Garten zeigen,“ jetzt die junge Dame und trat anmuthig neben den jungen Baron. „Wenn Sie die Güte haben wollen, gnädiges Fräulein,“ erwiderte Eggonsberg, „aber darf ich nun auch um Ihren werthen Namen bitten.“ „O, verzeihen Sie, ich vergaß vorhin, Ihnen meinen Namen zu ſagen, ich heiße Luiſe von Vechta,“ erwiderte die junge Dame und wurde hochroth im Geſicht vor Verlegenheit, denn Eggonsbergs große, treuherzige Augen ſchienen die zarte Mädchengeſtalt allmählich verſchlingen zu wollen. „Ich danke Ihnen,“ ſagte er freudig, und wie eine Elfe eilte ſie vor ihm hin und zeigte ihm die Schönheiten des Gartens. Eggonsberg war ganz entzückt von der natür⸗ lichen Anmuth und Liebenswürdigkeit der jungen Dame und er dachte, er müßte ſie für ſich gewinnen, auch wenn er Sie nach del Baſſos Worten nicht ſchon gewonnen hätte.