1 at urge Anzeiger für Ladenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 86 U anni Preis vierteljährlich Mark 1 it illuſtri 5 n .—, mit illuſtriertem Unter⸗ Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ i ante U haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 5 2 Pia, an 20 1 bürtz Für die e verantwortlich: Karl Molito Druck und Verlag von Karl Molitor 7 L 5 5 e . adenburg Ladenburg. n Rar, No. 77. Mittwoch, den 23. Feptember 1896 Einladung. Mit dem 1. Oktober beginnt das IV. Quartal ieſes Blattes und laden zum Abonnement freund⸗ ichſt ein. Der Abonnementspreis beträgt Mk. 1. — mit „Illuſtriertem Unterhaltungsblatt“ Mk. 1.40 und werden Beſtellungen in der Expedition ſowie Auch Holkbie Mae — — bach von den Zeitungsträgern entgegengenommen. a nehmen alle Poſtanſtalten Beſtellungen an. . Gleichzeitig machen wir auf das „Iluſtrierte nterhaltungsblatt“ aufmerkſam, welches ſich durch einen reichen Inhalt der größten Beliebheit erfreut. Für die ſeitherige Unterſtützung unſeres nternehmens danken wir beſtens und bitten um erneres Wohlwollen. Ladenburg, im September 1896. Die Redaktion und Expedition. EAAAEAEEEhGWGGGGGCC˙¹r??ĩ! ̃ www, Politiſches. — Berlin, 20. Sept. Ein bedauerliches orkommnis, das ſich auf dem Bahnhof in palenitza bei Poſen zutrug, macht der Beteiligten egen Aufſehen, zeigt aber andererſeits, daß es öchſte Zeit iſt, den Polen klar zu machen, daß hre ſteten Behauptungen, ſie fühlten ſich als Preußen, beſſer und anders als bisher bewieſen werden müßten. Das Ergebnis iſt übereinſtimmen⸗ en Berichten gemäß in folgender Weiſe verlaufen: Der Erzbiſchof v. Stablewski war in Wieli⸗ chowo bei Grätz zur Firmung und kehrte über Grätz nach Opalenitza zurück, um von hier mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Poſen zu fahren. n Opalenitza exiſtiert nun ein ſogenannter „Polniſcher Induſtrieverein“, der den Entſchluß gefaßt hatte, den Erzbiſchof mit einer demonſtrativen . g und Umgegend. 12 A. 73 5 0 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 1 Begrüßung zu „überraſchen“. Die Sache wurde ſchnell in aller Stille verbreitet, die Polizeibehörde erhielt keine Mitteilung davon. Gegen halb 11 Uhr abends war mit einemmale eine ganze Straße illuminiert, in der nur Polen wohnen. Fackel⸗ träger ſtellten ſich auf, neben der Fahne des auf⸗ marſchierenden Induſtrievereins ſteht Muſik und nun kommt der Wagen vom Ende der Stadt, vier Pferde vorgeſpannt und langſamen Schrittes, darin der Erzbiſchof. Niech zyga, hoch ſoll er leben, ſo ſchreit hinterdrein die ſich drängende Menge und ſo geht es durch die Stadt; der Polizeidiener, der, nebenher bemerkt, Pole iſt, macht den Zug mit. Von der Bahnhofſtraße an begleiten die Fackelträger den Zug; mit dem Spiel des polniſchen Nationalliedes „Boze cos Polske“ wird der Erzbiſchof empfangen; er verläßt den Wagen, hält eine Anſprache an die Menge, die wiederholt ihren Beifall äußert. Während der polniſche Geſangverein ein Lied anſtimmt, tritt der Erzbiſchof in den Warteſaal. Da naht von der Stadt her ein Wagen; mehrere deutſche Herren ſitzen darin, darunter der Diſtriktskommiſſar v. Carnap, welche einen Bekannten zum Zug bringen wollen. Herr v. C. war in Zivil, ohne jede Waffe; ihm wie den übrigen Herren, die in dem Wagen ſaßen, war die ganze Veranſtaltung auch eine Ueberraſchung. In der Nähe des Bahnhofs als ſie die Menſchenmenge mit Fackeln bemerken, laſſen ſie die Pferde langſamer gehen. Der Zu⸗ gang zum Bahnhof war geſperrt durch Demon⸗ ſtranten. Aus der Maſſe wird zum Wagen heraufgerufen, die Inſaſſen auffordernd, den Weg freizugeben, zumal da der Diſtriktskommiſſar von der Menge erkannt wird. „Hier wird nicht durch die Menſchen gefahren.“ Trotzdem der Wagen zur Seite biegt, rücken einige aus der Menge an die Pferde heran; es entſpinnt ſich ein Wortwechſel, dem bald von polniſcher Seite Thätlichkeiten folgen. Man drängt nach den Pferden. Der Diſtrikts kommiſſar ſpringt vom Wagen, ſtößt einen der Angreifer zurück, muß aber bald vor der auf ihn mit Knütteln und brennenden Fackeln losſchlagenden Menge nach dem Wagen hin flüchten, der ſich in dem Gedränge in Bewegung ſetzt und dem Beamten über Füße und Arme geht. Wieder aufſpringend, will er dem Wagen nach, da drängt ſich die heulende Maſſe und ſchlägt von Neuem auf ihn los, ſo daß er mit Hieb⸗ und Brandwunden an Kopf, Stirn und Schultern bedeckt wird; einige hundert Schritt vom Bahnhof macht der Wagen halt; der Diſtriktskommiſſar ſtellt ſich daneben und ſchickt ſeinen Kutſcher in die nahegelegene Wohnung mit dem Auftrag, ihm eine Waffe zu holen. Unter deſſen wogt in dem Halbdunkel der Tumult hin und her. Der zufällig im Orte anweſende Gen darmeriewachtmeiſter aus Santomiſchet wird geholt; ein Steinwurf empfängt ihn; zweimal fordert er vergeblich die Menge auf, ſich zu zerſtreuen. Dann erklärt er die Anſammlung für Aufruhr. In⸗ zwiſchen kommt mit der Schweſter des Kommiſſars, Fräulein v. C., ein Herr heran, der auf dem Wege nach dem Bahnhof ſich befand. Der Herr wird auch inſultiert, es gelingt ihm aber mit den Damen das Bahnhofsgebäude zu erreichen. Auf dem Bahnhofe kam nun auch der Diſtriktskommiſſar an, dem der Kutſcher den Degen gebracht hatte. Der Bahnhofs vorſteher will den Diſtriktskommiſſar v. C. vom Bahnſteig verweiſen, dieſer aber er⸗ widert, er habe eine Bahnſteigkarte gelöſt, ſei folglich zum Aufenthalt auf dem Perron berechtigt, im übrigen könne es nichts ſchaden, wenn der Erzbiſchof ſehe, was für eine Geſellſchaft ihm den Empfang bereitet habe. Auch Frl. v. C. ſoll vom Perron verwieſen werden, wird aber von einem der deutſchen Herren energiſch in Schutz genommen und ſchließlich unter ſicherer Begleitung nach ihrer Wohnung gebracht. Inzwiſchen erlöſchen Die Nemeſis. Novelle von Walter Hogarth. 8. (Fortſetzung.) Zögernd ſetzte Eggonsberg einen Tauſendfranes⸗ ſchein und — gewann. Er ließ den Einſatz mit dem Gewinn ſtehen und gewann wieder. Er ließ wieder die ganze Summe ſtehen und gewann aber⸗ 60 g Die Augen der Mitſpieler und diejenigen der 1 Bankhalter und ihrer Gehülfen, der Groupiers, 1 b he richteten ſich geſpannt auf den glücklichen Spieler. a Würde er verwegen genug ſein und dieſes Spiel a 100 mit den colloſſal anwachſenden Einſätzen fortſetzen. Eggonsberg blickte wie verlegen auf del Baſſo, doch dieſer flüſterte ihm ganz leiſe zu: „Riskiren Sie Alles, lieber Baron,“ das Glück iſt Ihnen treu!“ „Nun, ich riskire nur die Tauſendfrancsnote, die ich urſprünglich geſetzt habe,“ gab dieſer lächelnd zurück. „Verliere ich, ſo höce ich eben auf, un⸗ widerruflich auf. Alſo weiter, meine Herren, um meinen Einſatz und den ganzen Gewinn!“ Wieder drehte ſich das Roulette, eine unheimliche Stille trat ein und Eggonsberg hatte wieder gewonnen. Ein allgemeines Staunen ging durch den Saal und eine Menge Spieler aus den Nachbar⸗ ſälen drängten ſich heran, denn Blitzſchnell hatte ſich das Gerücht verbreitet, die Bank ſei von einem 25 * jungen deutſchen Baron geſprengt worden. Aber es war noch nicht ſo weit, die Bankhalter hatten noch genug Geld und die Groupiers ſchoben dem Baron ganze Haufen Geldrollen und ganze Hände voll Tauſendfrancsbillets hin. Eggonsberg wurde es ganz unheimlich vor dem vielen Gelde und er rückte unruhig auf ſeinem Stuhle hin und her. „Wagen Sie es noch einmal, lieber Baron, nur noch ein einziges Mal und wir ſind gerächt,“ flüſterte' del Baſſo. Eggonsberg erhob ſich ruhig und ſagte mit lauter Stimme: „Va banque!“ Dabei ſchob er das ganze Geld den Bankhaltern zu. Eine unbeſchreibliche Aufregung ging jetzt durch den Spielſaal, Kopf an Kopf drängte man ſich nach dem Spieltiſche, um das ſo ſeltene Wagniß zu ſehen, und die Bankhalter und Groupiers zitterten förmlich als ſich das Roulette in Bewegung ſetzte. Nur Eggonsberg war ſo ruhig, als wenn er um Nüſſe mit einem Kinde ſpiele, denn er ſpielte ja gar nicht aus Geldgier und Spielſucht, ſoudern auf Geheiß des ſeltſamen Mannes, der wie ein Geſpenſt neben ihm ſaß. Das Roulette drehte ſich ſeltſam langſam und als es ſtehen blieb hatte Eggonsberg gewonnen. Wie ein Tumult ging es durch den Saal und man ſchrie wild durcheinander: „Die Bank iſt geſprengt! Die Bank iſt geſprengt!“ Leichenblaß und leicht Hüte lüftend hatten ſich die Bankhalter enfernt, und die Groupiers ſchoben dem glücklichen Spieler alles Geld zu, über welches die Bank noch verfügte. Eggonsberg hatte weit über eine Million Francs gewonnen und war der unfreiwillige Held des Tages geworden. Während Eggonsberg und del Baſſo, deſſen bleiches Antlitz jetzt vor Freude glänzte, bemüht waren, die gewaltigen Geldſummen zu bergen und dieſerhalb auch nach einem Banquier ſchickten, trat zitternd und gebeugt der Rittmeiſter von Raben heran. „Ich ſpiele nicht wieder, ich bin ruinirt!“ ſtöhnte er. „Warum folgten Sie meinem Rathe nicht,“ erwiderte del Baſſo ruhig. „Ich kann Sie nicht bedauern. Sie ſahen doch Ihr Unglück vor Augen und hörten nicht auf den Rath eines alten Spielers, der ſich aus denſelben Gründen ruinirte wie Sie!“ Raben ſtarrte den Sprecher ungläubig an und ſagte dann: „Nun, Sie haben doch jetzt die Bank ſprengen helfen, Baron Eggonsberg ſchwimmt in Folge Ihrer Rathſchläge im Gold und wird Ihnen dankbar ſein.“ „Baron Eggonsberg iſt mir nichts ſchuldig,“ erwiderte del Baſſo. „Außerdem brauche ich nichts, denn ich gedenke bald zu ſterben.“ „Was ſind dies für Worte, mein Freund?“ rief jetzt Eggonsberg. „Wir theilen den Gewinn lieber del Baſſo, denn Ihnen verdanke ich ja Alles